Anti-„Fracking“-Bürgerinitiativen: Lügen-Diffamieren-Ängste schüren-Tatsachen verdrehen
In den vergangenen zwei Wochen wurde in verschiedenen Medien thematisiert, dass die Firma ExxonMobil Production Germany sich eventuell Zustimmung zur in der Bohrung „Bötersen Z11“ geplanten Fracmaßnahme in der Region Rotenburg (Wümme) durch Spenden erkaufen will. Hintergrund dieser Diskussion sind entsprechende Unterstellungen der dort ansässigen Bürgerinitiative „Frackloses Gasbohren“. Dies bewog mich, über das unseriöse Verhalten der „Gegen Gasbohren“-Initiativen einen Artikel zu verfassen. Jeweils drei Beispiele nehmen Bezug auf die in der Überschrift genannten Stichpunkte.
Die Lügen
Anhand folgender Beispiele sollen exemplarisch Lügen dargestellt werden:
- „Gegen Gasbohren“ behauptete im Mai 2012 folgendes: Ist dem Vice-Chef von ExxonMobil bekannt, dass der Konzern für jede durchgeführte Erdgasbohrung in unkonventionellen Lagerstätten eine Subvention bekommt? Wahrscheinlich nicht, warum sonst so eine Aussage wie diese! Einen Beleg für die vermeintliche Subvention führt „Gegen Gasbohren“ nicht an (Quelle). Das ist auch nicht möglich, weil man etwas , was nicht existiert, nicht belegen kann. Basis dieser unhaltbaren Behauptung dürfte eine Anfrage von Stafan Wenzel (inzw. niedersächsischer Umweltminister) sowie Hans-Jürgen Klein (beide B’90/Grüne) sein: „Um bis zu 2 Millionen Euro dürfen die in Niedersachsen tätigen Gasförderunternehmen ihre Gas- und Ölförderabgabe bei jeder nicht erfolgreichen Aufschluss- oder Teilfeldsuchbohrung verringern. So sieht es § 23 der Niedersächsischen Verordnung über die Feldes- und Förderabgabe vom 10. Dezember 2010 vor. Die Vorgängerverordnung vom 14. Dezember 2005 sah eine solche Regelung nicht vor. Ebenfalls neu ist die Regelung gemäß § 14 Abs. 5 der Verordnung vom 10. Dezember 2010, die Folgendes beinhaltet: „Vom 1. Januar bis 31. Dezember 2011 wird auf Naturgas, das aus Tonsteinen gefördert wird, in denen es sich gebildet hat, keine Förderabgabe erhoben.“ Zunächst einmal ist die Behauptung, dass die Förderfirmen die Förderabgabe „bei jeder nicht erfolgreichen Aufschluss- oder Teilfeldsuchbohrung verringern [dürfen]“, falsch. Einerseits handelt es sich hierbei um eine „Kann“-Bestimmung, andererseits, und das ist bedeutsamer, würde auch nicht jede entsprechende Bohrung unter diese Regelung fallen, sondern lediglich Bohrungen tiefer 2500 m. Von einer „Subvention“ „für jede durchgeführte Erdgasbohrung in unkonventionellen Lagerstätten“, wie „Gegen Gasbohren“ daherlügt, ist schon gar keine Rede. Und was die Befreiung von Schiefergas von der Förderabgabe betrifft: Dieses wird kommerziell nicht gefördert, sondern bisher zu Testzwecken lediglich in der Bohrung „Damme 3“. Näheres hier und in der entsprechenden Verordnung.
- Ebenfalls im Mai 2012 verbreitete „Gegen Gasbohren“ eine Meldung von „Bild.de“, wo folgendes behauptet wurde: „Fracking-Schäden in Völkersen größer als erwartet“ Gemeint sind hiermit Benzolverunreinigungen im näheren Umfeld von Lagerstättenwasserleitungen. Lagerstättenwasser fällt bei nahezu jeder Erdgasförderung an, egal ob das Fracverfahren angewendet wir oder nicht.
- Eine oft zu lesende, aber ebenfalls unhaltbare, da unwahre Behauptung (vulgo „Lüge“) ist, dass die Firmen die Zusammensetzung der Fracfluide geheim halten. Sicherlich wurde diese mangels Interesse in der Vergangenhei (bis ca. 2011) nicht an die große Glocke gehängt, dennoch hält sich diese Behauptung bis heute, obwohl im Internet zahlreiche Quellen abrufbar sind, auf denen die konkreten Rezepturen oder zumindest etwaige Zusätze abrufbar sind. Siehe hierzu: Hydraulic Fracturing
Diffamieren
Im Diffamieren tun sich die Bürgerinitiativen ebenfalls hervor.
- Ein besonders krasses Beispiel ist der Vorwurf gegenüber Klaus Söntgerath (LBEG), dem Interessenvermischung zwischen seinem regulären Beruf als Bergdirektor beim LBEG und einer Prokura bei einem Unternehmen, das mit Rohstoffen handelt, vorgeworfen wird. Als Beweis wird angeführt: Angeblich soll das Unternehmen auch mit Stoffen handeln, die zum „Fracking“ eingesetzt werden. Es werden Quarzsand sowie Bentonit genannt. Während ersteres tatsächlich als Stützmittel Anwendung finden kann, wird zweiteres nicht für Hydraulic Fracturing eingesetzt. Neben einer unverschämten subjektiven Behauptung „„Machen Sie Menschen glücklich oder zufrieden?“Antwort Herr S. aus G.: “Nein, die meisten Menschen mache ich wütend, so ist es mir letztens wieder in Bad Laer ergangen. Nur wenige sind erfreut, wenn ich sie besuche. “ gesteht „Gegen Gasbohren“ am Ende dieser Pseudosatire kleinlaut ein:Übrigens hat man auf der HP bereits reagiert und alle Geschäftsbereiche aufgeführt, mit denen man zu tun hat.
Die Bergbauindustrie ist hier nicht genannt. Trotzdem finden wir das zumindest sehr seltsam!Hier die Quelle: Welches Schweinderl hätten S’ denn gern?
- Die Bürgerinitiative „Frackloses Gasbohren“ bezichtigte schon vor einigen Monaten (Oktober 2012) Kommunalpolitiker in der Region Rotenburg (Wümme) der Korruption. Aus der „Rotenburger Rundschau“ ist folgendes zu entnehmen: „Nicht akzeptieren könne er (Anmerkung Istvan Adler: gemeint ist der Hassendorfer Bürgermeister Klaus Dreyer) jedoch, wenn falsche Behauptungen gemacht würden, wie die Aussage des Hassendorfers Jochen Richert, die Volksvertreter in den Gemeinden würden beide Hände aufhalten, wenn exxon mit dem Spendenscheck wedelt und die Lebensqualität an einen Großkonzern verscherbeln“(Rotenburger Rundschau).
Völlig kritiklos, aber eigentlich auch nicht anders zu erwarten, griff der NDR jüngst (28.02.2013) die Thematik „Spenden“ auf und titelte: „Erkauft sich ExxonMobil Gunst fürs Fracken?“ So kommt bereits o.g. Jochen Richert zu Wort und ein von der BI zusammengestellter „Spendenatlas“ wird verlinkt (genaugenommen ist es ein Link zur Seite der BI, einen Link zum Spendenatlas gibt es nur indirekt und tlw. sind dort aufgeführte Spenden zwar ExxonMobil, aber nicht der Fördergesellschaft EMPG zuzuordnen). Immerhin wird erwähnt, dass es Spenden seitens EMPG schon lange gibt, dennoch wird mit folgender rhetorischer Frage suggeriert, dass die EMPG sich Sympathien erkaufen will, um die geplanten Facmaßnahmen in der „Bötersen Z11“ durchführen zu können: „Aber erkauft sich der Konzern so die Zustimmung für das umstrittene Fracking-Projekt?“ Ein klares „Ja“ oder „Nein“ wird nicht genannt, lediglich dass der Bürgermeister Markus Luckhaus (CDU) eine „angebotene Spende“ zurückweist, um nicht in den Verdacht der Bestechlichkeit zu geraten. Traurig! Denn mit einfacher Recherche (die dem NDR wohl zu kompliziert ist, stattdessen scheint man sich mit der BI zu solidarisieren) hätte herausgefunden werden können, dass a) Spenden schon seit Jahren den Gemeinden durch die EMPG zukommen und b) diese nicht angeboten, sondern angefordert/um diese gebeten werde: „Mit 3.600 Euro schlägt die neue Rutsche des Kindergartens zu Buche, ein großer Happen in Zeiten knapper Haushaltskassen. So griff Ortsbürgermeister Willi Bargfrede zum Hörer und rief einen großen Nachbarn an: die Exxon Mobil, Standort Bellen. Dort gab es das Okay für eine Spende in Höhe von 2.000 Euro die nun übergeben wurde.“ Das Unternehmen schreibt selbst dazu: „ExxonMobil fördert eine Reihe von gemeinnützig anerkannten Projekten im sozialen, karitativen und kulturellen Bereich in den rund 70 Gemeinden, in denen das Unternehmen zumeist über einen längeren Zeitpunkt, teilweise über Jahrzehnte, als Nachbar vor Ort tätig ist.„
Und weiter: „[…]sämtlichen Spenden geht eine entsprechende Spendenanfrage der Begünstigten voraus.“ Das deckt sich 1:1 mit oben erwähnter Anfrage des Ortsbürgermeisters W. Bargfrede und ist ein krasser Widerspruch zur Aussage des NDR, dass Spenden „angeboten“ würden! - Und um in der Region zu bleiben: Vor wenigen Tagen berichtete die „Rotenburger Rundschau“ (12.03.2013) vom 2. Runden Tisch bezüglich Wassermonitoring im Rahmen der geplanten Fracmaßnahmen in der Bohrung „Bötersen Z11“. Laut Presse demonstrierten „einige wenige Mitglieder der BI Frackloses Gasbohren“ dagegen. Einer der Demonstranten, in Atemschutzmaske verkleidet, wurde folgendermaßen beschrieben: „Besonders lautstark äußerte sich Peter Paulitsch, der eine Sauerstoffmaske zur Demo mitgebracht hatte, gegenüber Stadtwerkechef David. Paulitsch bezeichnete die exxon-Vertreter mehrfach als Gnome und sagte: „Das ist ekelig, wenn die sich da zusammensetzen und zwei Stunden rumblubbern.““Na das grenzt ja wohl schon knallhart an den Straftatbestand der Üblen Nachrede. Zu seinem Glück nannte Herr Paulitsch keine Namen. Eine Strafanzeige wäre ihm gewiss.
Ängste schüren
Das Schüren diffuser Ängste ist ein weiteres Talent der Bürgernitiativen. So wird regelmäßig behauptet, dass durch Fracturing das Grundwasser/Trinkwasser, was gerne fälschlicherweise gleichgesetzt wird, kontaminiert werden könnte oder sogar bereits kontaminiert wurde.
- Aktuell läuft eine Kampagne der bezüglich Umweltschutz (den ich grundsätzlich befürworte) radikal auftretenden Vereinigung „Campact“ gegen Hydraulic Fracturing, deren Aktion mit „Fracking stoppen-keine Chemie ins Grundwasser!“ betitelt ist. Allein diese Parole, die in ihrem Stil stark an andere radikale Gruppen, wie z.B. Autonome (egal ob „links“ oder „rechts“) erinnert, schürt Angst, indem sie unterstellt, das ins Grundwasser „Chemie“ (gemeint sind wahrscheinlich Chemikalien, Naturschützer sind jedoch oft in Bezug auf Naturwissenschaften wenig bewandert), die zudem auch noch grundsätzlich gefährlich ist (nach meiner Ansicht werden Chemikalien als Synonym für „Gift“ benutzt) durch Hydraulic Fracturing eingebracht wird. Tatsächlich ist seit der Erstanwendung des Verfahrens vor 65 Jahren kein einziger Fall dokumentiert, indem Hydraulic Fracturing zu einer Trinkwasserkontamination führte. Das bestätigen verschiedene Behörden in den USA, wie z.B. die Oberste Umweltshutzbehörde der USA, die Environmental Protection Agency (EPA). Die EPA-Chefin Lisa Jackson wurde bei einer offiziellen Anhörung wie folgt im Jahre 2011 zitiert, als schon Behauptungen gestreut wurden, das dass Verfahren zu Kontaminationen geführt hätte: “I am not aware of any proven case where the fracking process itself affected water.” Quelle. Diese Ausage wurde in ähnlicher Form 2012 von L. Jackson bestätigt: „In no case have we made a definitive determination that the fracking process has caused chemicals to enter groundwater.“ Quelle. Und wenn das noch nicht genug ist, es gibt zahlreiche weitere offizielle Quellen ähnlichen Inhalts.
- Oftmals wird gerne auch das Lagerstättenwasser sowie dessen Entsorgung in aufnahmefähige geologische Horizonte thematisiert, um gegen Hydraulic Fracturing zu „argumentieren“. Nur hat das Anfallen von Lagerstättenwasser mit Hydraulic Fracturing rein gar nichts gemein. Denn dieses Wasser, eigentlich ein im Regelfall hochsalinare Sole, fällt bei jeder Erdgasförderung an. Dieses Lagerstättenwasser wird entweder in ehemalige Erdöl-oder Erdgaslagerstätten verbracht oder in andere aufnahmefähige Horizonte. Befürchtet wird, dass dieses Wasser in Trinkwasserhorizonte aufsteigen könnte. Eine plausible Antwort, wie das geschehen könnte, können die Bürgerinitiativen allerdings nicht anbieten.
- Erdbeben: Es wird häufig behauptet, dass die Gefahr bestünde, dass Hydraulic Fracturing Erdbeben auslösen könnte. Als Beweis wird gerne das Beben von Blackpool 2011 in Großbritannien angeführt, welches eine Magnitude von max. 2,3 auf der Richterskala aufwies. Der „British Geological Survey“ äußert sich dazu: „The BGS are unable to conclusively say if the magnitude 2.3 ML earthquake that occurred near Blackpool on 1 April 2011 at 02:34 was related to ongoing hydraulic fracturing“ und: „We would not expect an earthquake of this size to cause any damage.“ Quelle. Trotz dieser Aussage werden gerne die im Inland im Umfeld von Erdgaslagerstätten aufgetretenen Beben dem Hydraulic Fracturing zugeschrieben, obwohl zum entsprechenden Zeitpunkt kein Hydraulic Fracturing durchgeführt wurde. Dass mit der Erdgasförderung in großen und sehr großen Lagerstätten Beben aufgrund der Druckentlastung induziert werden können, ist bekannt (Erdgasfeld Groningen, die NAM hat ein entsprechendes „Schadeformulier“ eingerichtet), hat aber mit Hydraulic Fracturing rein gar nichts zu tun.
Tatsachen verdrehen
Ja, in diesem Bereich sind die Gegner des Hydraulic Fracturings, genaugenommen der inländischen Erdgasförderung, was ja gerne gleichgesetzt wird, ganz groß.
- Seit einigen Monaten werden Aufsuchungserlaubnisse z.B. an das kanadische Unternehmen PRD Energy mit Dependance in Berlin vergeben. Diese Gebiete werden gerne zu „Fackinggebieten“ umgewidmet, obwohl sie erdölhöffige Strukturen (Doggertröge) überdecken oder aber auch direkt ehemalige Erdölfelder. Das Unternehmen PRD Energy stellt diesbezüglich ganz klar heraus, dass es in entsprechenden Gebieten Erdöllagerstätten (wieder-)erschließen will. Das hindert aber z.B. den „Arbeitskreis Fracking Braunschweiger Land“ nicht daran folgendes zu behaupten: „Das kanadische Unternehmen PRD Energy will ab 2013 vor unserer Braunschweiger Haustür Öl und Erdgas unter Einsatz von Fracking-Technologie fördern!“ Als Beleg wird die Firmenpräsentation mit den Seiten 5 und 8 angeführt. Nur geht daraus nicht hervor, das „Fracking“ angewendet werden soll. Stattdessen wird sowohl auf Seite 6 “ Broad spectrum of opportunities do not require fracturing“ sowie Seite 15 “ PRD fields examined do not require fracture stimulation to be economic“ herausgestellt, dass Hydraulic Fracturing nicht geplant ist. Völlige Tatsachenverdrehung! Quelle.
- Ein sehr extremes Beispiel der Tatsachenverdrehung fand in den letzten Monaten in Bayern statt. Dort sollten in unmittelbarer Nähe zur Lagerstätte „Breitbrunn-Eggstätt“, die mittlerweile als Erdgasspeicher genutzt wird, zwei Bohrungen zur Untersuchung des „Burdigal“ und des „Chatt“ auf eventuelle Gasführung durchgeführt werden. Letzten Endes zog sich die dort explorierende Firma, die RAG aus Österreich, vom Standort zurück. Interessant dabei ist, dass die RAG ihren ursprünglichen Standort der Bohrung aufgrund von Bürgerprotesten aufgegeben hat und einen alternativen Standort wählte. Aber auch der zweite Standort, weit außerhalb jeglicher Schutzgebiete, wurde abgelehnt. Es wurde als Begründung des Protestes u.a. Hydraulic Fracturing angeführt, obwohl dieses nicht zur Debatte stand. Weiterhin wurde behauptet, dass „im Naturschutzgebiet“ gebohrt werden soll. Tatsächlich befand sich der geplante Aufschlagpunkt der Bohrung 2 km unterhalb des Sees (NSG), der Ansatzpunkt jedoch deutlich außerhalb. Belege können anhand von Tante Gugel selbst gesucht werden (Stichworte: „Erdgasbohrung Mauerkirchen“). Es gibt genug Belege dazu.
- Man könnte es auch unter der Teilüberschrift „Lügen“ anführen, es passt aber auch gut in diese Rubrik: Eine ganze Reihe unbelegter bzw. bereits widerlegter Aussagen hat der „Arbeitskreis Fracking Braunschweiger Land“ in einem Pamphlet zusammengefasst „Fracking-Umstrittenes Verfahren zur Gewinnung von Erdgas“Allein der Titel ist schon falsch, da „Fracking“ kein Verfahren zur Gewinnung von Erdgas ist, sondern darunter lediglich das hydraulische Aufbrechen von Gestein zu verstehen ist. Insgesamt würde es den Rahmen dieses Artikels sprengen, sämtliche und oftmals ohne Beleg angeführten Behauptungen zu behandeln. Ich möchte mich daher nur auf drei Beispiele, die an Unseriösität und/oder mangelhafter Sachkenntnis kaum zu übertreffen sind, beschränken. „Bereits seit ca. 35 Jahren werden in Deutschland sogenannte Bohrlochbehandlungen mit Wasser und Chemikalien bei konventionellen Gas und Ölbohrungen durchgeführt. Diese Stimulierungen erfolgen ausschließlich an vertikalen Bohrungen,[…]“ (Abschnitt 1.1 der „infobroschüre“). Diese Behauptung ist in mehrfacher Hinsicht falsch. Zunächst einmal fanden erste Fracmaßnahmen bereits in den 1950er Jahren in Ölbohrungen statt und die eingesetzte Fracflüssigkeit war dabei mitnichten ein Gemisch aus Wasser und Chemikalien (Wasser ist übrigens auch eine Chemikalie!), sondern Öl (siehe dazu Hydraulic Fracturing). Bereits 1961, also ebenfalls weit vor 35 Jahren, wurde die erste Erdgasbohrung gefract („Rehden 15“, 26.07.1961, Quelle). Zudem entspricht es nicht den Tatsachen, dass bisher nur in vertikalen Bohrungen gefract wurde. Die erste horizontale Bohrung, in der mehrere Fracmaßnahmen durchgeführt wurden, war die „Söhlingen Z10“ aus dem Jahr 1995 (Quelle). Quellen als Beleg für die vom „AK Fracking“ getätigten Äußerungen werden nicht genannt.„Dort (Erdgasfeld Söhlingen) war Benzol über ungeeignete Leitungen in Boden und Grundwasser entwichen. Blutuntersuchungen zweier Anwohner zeigten deutlich erhöhte Quecksilber und Benzolwerte.“ heißt es in Abschnitt 2.6. Als Beleg wird ein Beitrag der Sendung „Markt“ des NDR vom 21.02.2011 angeführt. Die angeblich „deutlich“ erhöhten Werte sowie die Durchschnittswerte, die diese Behauptung untermauern werden nicht angeführt und wurden nach meiner Erinnerung auch nicht in der Sendung genannt. Tatsächlich ließen die Anwohner ihr Blut von zwei Toxikologen, u.a. der gerne vom NDR hinzugezogene Dr. Hermann Kruse (Kiel), untersuchen. Die Untersuchung ergab weder für Benzol noch für Quecksilber eine erhöhte oder gar deutlich erhöhte Konzentration im Blut der Anwohner (Quelle). Hier offenbart sich ein typisches Verhalten hinsichtlich der Debatte ökologischer Problemstellungen. Inhalte aus TV-Sendungen werden ungeprüft übernommen und als Argumentationshilfe hinzugezogen. Wissenschaftliche Auswertungen werden hingegen ignoriert.Und in Abschnitt 2.7 heißt es dann: „In vielen Fällen wurden Brunnen auch durch aufsteigende Frac-Flüssigkeiten vergiftet.“ und weiter: „Eine erdrückende Beweislast widerspricht jedoch den Behauptungen der Fracking-Unternehmen.“ Als Beweis wird eine Zusammenstellung von Abraham Lustgarten genannt (Quelle), aus der jedoch hervorgeht, dass es zwar Leckagen an Injektionsbohrungen kam, ein direkter Zusammenhang mit Fracaktivitäten oder gar eine „Vergiftung“ von Brunnen durch Fracflüssigkeiten und somit eine „erdrückende Beweislast“ ist daraus jedoch nicht ableitbar sondern eher der Phantasie des Verfassers dieser Desinformationsbroschüre des „AK Fracking“ entsprungen. Die übrigen Ausführungen dieses Pamphlets sind von ähnlicher zweifelhafter Qualität.
Zusammenfassend ist also festzustellen, dass die gegen die inländische Erdgasförderung agierenden Bürgerinitiativen sich äußerst fragwürdiger bis nicht tolerierbarer Methoden bedienen, um ihr Anliegen in die Öffentlichkeit zu bringen und dieses Anliegen durchzusetzen. Was erschreckenderweise noch dazukommt ist, dass diesem Verhalten durch öffentlich-rechtliche Sendeanstalten wie z.B. dem NDR ein Forum geboten wird.