Ein kleiner Blick nach Russland

Diese Seite befasst sich im Regelfall, wie der Name schon sagt, mit dem Thema Erdöl und Erdgas in Deutschland. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel, wie es so schön heißt. Und deshalb soll, im Zusammenhang mit der hier im Inland nach wie vor äußerst kontrovers und von Seiten der Gegner und sekundierender Medien unsachlich geführten Debatte ums Thema Hydraulic Fracturing ein kurzer Blick nach Russland, unserem bedeutendsten Lieferanten von Kohlenwasserstoffen, geworfen werden.

Denn auch dort wird bereits seit Jahrzehnten dieses Verfahren zur Stimulation von Erdöl- und Erdgasbohrungen bzw. Lagerstätten angewendet. Zunächst beschränkten sich die Ingenieure dort auf die Stimulation von Wassereinpressbohrungen (Injektionsbohrungen), die für den Erhalt des Lagerstättendruckes in zahlreichen Erdöllagerstätten notwendig sind. Durch das Hydraulic Fracturing sollte deren Kapazität erhöht werden. Doch auch in einigen Erdölbohrungen wurde das Verfahren angewandt. Die erste Maßnahme auf sowjetischem Boden wurde 1952 durchgeführt. Mit der Entdeckung der hochproduktiven Erdölfelder in Westsibirien verlor das Verfahren an Bedeutung und hatte keine ökonomische Bedeutung. Mit dem Rückgang von Vorräten, der sich ab den frühen 1990ern abzeichnete, gewann Hydraulic Fracturing wieder an Bedeutung und wurde sowohl als produktionssteigernde Maßnahme eingesetzt, als auch als Methode zur Erschließung von geringpermeablen Lagerstätten (Quelle).

U.a. erfolgte mit deutscher Unterstützung (Wintershall) die Erschließung der sogenannten Achimov-Formation des Urengoj-Feldes durch den Einsatz von Hydraulic Fracturing. Bereits die 6 Pilotbohrungen des Projektes erreichten eine Jahresförderung von ca. 1 Milliarde m³. Bis 2021 soll der Ausbau des Feldes mit 113 Produktionsbohrungen abgeschlossen sein. Es wird mit einer Gesamtproduktion von 200 Mrd. m³ Erdgas sowie 40 Mio. t Kondensat (Leichtöl) gerechnet. (Quelle)

Und das Verfahren soll auch künftig eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit der Erschließung von Erdöl und Erdgas in Russland eine Rolle spielen. So berichtete das Oil&Gas Journal (OGJ) am 23. Mai 2013, dass auf der Halbinsel Jamal im geologisch komplexen Feld „Novoport“ durch ein Tochterunternehmen von „Gazprom Neft“ in 4 Bohrungen Fracmaßnahmen durchgeführt worden sind. Alle vier Bohrungen stehen inzwischen in Förderung und liefern das 2,5-fache der vorausgesagten Menge (Mehr Infos).

„Bloomberg“ berichtet zudem, dass in Russland der drittgrößte Ölförderer in der Hälfte der für 2013 geplanten niederzubringenden Bohrungen Hydraulic Fracturing in Kombination mit Horizontalbohren eingesetzt werden soll. U.a. soll in Russland laut Artikel durch Fracmaßnahmen die Menge von ausbringbarem Öl in jahrzehntealten Erdölfeldern um 15% gesteigert werden (Quelle).

In unserem wichtigsten Lieferland für Erdöl und Erdgas soll also Hydraulic Fracturing umfangreich verwendet werden, im eigenen Land aber nach Ansicht von Gegnern das Verfahren unbedingt verboten werden. Hier offenbart sich also abermals das St. Florians-Prinzip.

5 Kommentare zu Ein kleiner Blick nach Russland

  • Statt einem kleinen Blick auf Russland sollte man vielleicht einen
    grossen Blick auf das Ganze werfen.
    Statt sich in den technischen Einzelheiten des Fracking zu verlieren, sollte man sich fragen, wie lange wir noch Alles und unter allen Bedingungen aus dem Boden herausholen wollen, um unseren derzeitigen (westlichen) Lebensstandard aufrecht zu erhalten.
    Hier kommt nun regelmässig (da man die Endlichkeit der fossilen Vorräte bei akzeptablen Gewinnungskosten wohl schlecht leugnen kann) der Hinweis auf Uran, Thorium, Kernfusion etc.
    Wir verbrauchen Alles, was uns in die Finger kommt mit dem Hinweis, die technische Weiterentwicklung wird es schon richten und der Markt sowieso.
    Es ist ähnlich wie mit der vermuteten Klimaänderung.
    Was nicht passt, weil es Umdenken und anderes Handeln erfordert, wird geleugnet, lächerlich gemacht oder als ideologische Verbohrtheit abgetan.
    Der weiter oben gelinkte Begriff „grüne anti-Fracking Propaganda“ spricht Bände.
    Im Übrigen: St. Florian ist genau das Prinzip, späteren Generationen einen verbrauchten und versauten Planeten zu hinterlassen.

    Ein kleiner Seitenhieb sei erlaubt: Im Text heisst es: „Mit dem Rückgang von Vorräten, der sich ab den frühen 1990ern abzeichnete, gewann Hydraulic Fracturing weder an Bedeutung und wurde sowohl als produktionssteigernde Maßnahme eingesetzt, als auch als Methode zur Erschießung von gerinpermeablen Lagerstätten“ Siegmund Freud lässt grüssen.

    1. istvanadler sagt:

      Anstatt die Frage in den Raum zu stellen, wie lange wir noch alles aus „dem Boden herausholen“ wollen, hätte ich doch gerne einmal eine Antwort gehört. Interessant ist zudem, dass die Frage von jemanem kommt, der offensichtlich die Vorzüge unserer westlichen Zivilisation nutzt. Ansonsten hätten Sie diese kritischen Zeilen nicht verfassen können.
      Was mit der „grünen Anti-Fracking-Propaganda“ gemein ist, geht aus entsprechendem Artikel vor. Jürgen Döschner ist bekannt für seine politisch grüne Einstellung. Diese persönliche politische Haltung hat meiner Ansicht nach nichts im gebührenfinanzierten öffentlichen Rundfunk zu suchen. Ich erwarte dort Neutralität. Und wenn im Zusammenhang mit der politischen Meinung Herr Döschner auch noch die Unwahrheit verbreitet, indem er behauptet, dass beim „Fracking“ „hochgiftige“ Chemikalien verwendet werden (u.a.), dann ist es Propaganda.
      Ich verstehe auch nicht, was immer wieder der Hinweis auf die nachfolgenden Generationen bezwecken soll. Der Mensch hat schon immer die natürlichen Resourcen so „aus“genutzt, wie er konnte. Es hat ihn dabei nicht interessiert, was er zukünftigen Generationen hinterlässt. Z.B. ist die nur noch in Resten erhaltene wildromantische Typlandschaft der „Lüneburger Heide“ durch Landschaftszerstörung bzw. Raubbau entstanden. Das kuriose ist, dass man diese durch Devastierung entstandenen Reste heute unter Naturschutz stellt. Im übrigen, wo ist das Problem, kilometerweit außerhalb der Biossphäre Risse im Gestein zu erzeugen, um auf das Thema Hydraulic Fracturing zurückzukommen.
      Was Iren Seitenhieb betrifft: Ich kann nur einige Tippfehler finden, aber keinen Freud’schen Versprecher.

      Dennoch Danke für den sachlichen Kommentar.

  • Jürgen Schulz sagt:

    Lagerstättenwasser kommt doch mit dem Gas aus der Erde und wird als giftig eingestuft und wieder in die Erde bis in 1000 Meter Tiefe eingepreßt also durch alte Rohrleitungen durch die Grundwasserbereiche hindurch.
    Dazu habe ich folgende Fragen:
    1. Warum wird das Lagerstättenwasser nicht regelmäßig auf seine Giftigkeit untersucht?
    2. Warum werden nicht alle Giftstoffe aus dem Lagerstättenwasser entfernt bis zum Erreichen
    von Trinkwasserqualität , dann hätte man das Grundwassergefährdungsproblem nicht?
    3. Wie lange sind die Bohrleitungen im Grundwasserbereich dicht? Nur 3o Jahre?
    Eine ehrliche Antwort auf meine 3 Fragen hätte ich gerne.
    Wer ist dazu bereit

    1. istvanadler sagt:

      „Lagerstättenwasser kommt doch mit dem Gas aus der Erde und wird als giftig eingestuft und wieder in die Erde bis in 1000 Meter Tiefe eingepreßt also durch alte Rohrleitungen durch die Grundwasserbereiche hindurch.“

      Diese Aussagen sind recht allgemein und so nur für das Förderdistrikt „Elbe-Weser“ gültig. Im Grundwasserbereich sind Bohrungen mehrfach verrohrt. Innerhalb dieses verrohrten Bohrloches ist dann das eigentliche Transportrohr, dass durchaus ohne Weiteres ausgetauscht werden kann, eingelassen. Übrigens, giftiges Erdöl lagert in Deutschland z.T. in wenigen hundert Metern Tiefe. Das stört dann seltsamerweise niemanden, dass dieses durch Bohrlöcher an die Oberfläche gefördert wird.

      „Dazu habe ich folgende Fragen:

      1. Warum wird das Lagerstättenwasser nicht regelmäßig auf seine Giftigkeit untersucht?“

      Woher wissen Sie, dass das nicht der Fall ist? Allein schon aus Betriebsschutzgründen kann ich mir nicht vorstellen, dass die chemische Zusammensetzung des LaWa nicht regelmäßig untersucht wird.

      „2. Warum werden nicht alle Giftstoffe aus dem Lagerstättenwasser entfernt bis zum Erreichen
      von Trinkwasserqualität , dann hätte man das Grundwassergefährdungsproblem nicht?“

      Das Hauptproblem sind ja nicht die „Giftstoffe“ (welche meinen Sie), sondern der extrem hohe Salzgehalt, der eine Aufbereitung auf Trinkwasserqualität unmöglich macht. Sie müssen bedenken, dass der Salzgehalt erheblich über dem von Meerwasser liegt. Und wo gibt es denn ein konkretes Grundwasserproblem im direkten Umfeld einer Einpressonde? Also mir ist da kein einziger Fall bekannt, wo Lagerstättenwasser aus der Bohrung ins Grundwasser übertrat. Mir ist auch nicht bekannt, dass es in den Gegenden Solequellen gibt, die auf eine Kommunikation zwischen tieferen Einpresshorizonten, in denen sich sowieso schon Salzwasser befindet und flacheren, grundwasserführenden Gesteinsschichten hinweisen.

      „3. Wie lange sind die Bohrleitungen im Grundwasserbereich dicht? Nur 3o Jahre?“

      Wie kommen Sie darauf, also auf die konkrete Zahl? Es gibt in Deutschland Bohrungen, die schon seit 60 Jahren Erdgas fördern, also dicht sind. Ich kenne Lagerstättenwassereinpressonden, die auch schon seit über 30 Jahren in Betrieb sind.

      Soviel zu Ihren Fragen. Ich weise darauf hin, dass die Antworten meine eigenen Ansichten/Beobachtungen darstellen. Falls Sie damit nicht zufrieden sein sollten, müssen Sie sich an die Firmen wenden. Ich wiederhole noch einmal in aller Deutlichkeit, dass das ein unabhängiger Blog ist. Siehe dazu auch das Impressum.

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