Wiedererschließung des Feldes „Volkensen“ – Vermutungen und Unterstellungen

Ungefähr 15 Kilometer nördlich von Rotenburg/Wümme befindet sich die Erdöllagerstätte „Volkensen“. Hier wurde bereits zwischen 1960 und 1993 Erdöl gefördert. Seinerzeit war die Gewerkschaft Elwerath bzw. später das Folgeunternehmen BEB Erdgas und Erdöl GmbH Betreiber des Feldes. Insgesamt wurden aus der Lagerstätte ca. 131.000 Tonnen bis zur Auflassung gefördert (Quelle).

Nun möchte das seit 2011 in Deutschland aktive Unternehmen PRD Energy GmbH, ein Tochterunternehmen eines kanadischen Unternehmens mit Sitz in Calgary, das auch für deutsche Verhältnisse kleine Vorkommen wiedererschließen. Wie mittlerweile üblich (obwohl man sich als langjähriger Beobachter des Geschehens rund um die Erdöl- und Erdgasgewinnung nicht dran gewöhnen WILL), regt sich Unmut im unmittelbaren Umfeld des geplanten Projektes.

Über das Geschehen berichtet die einst recht neutrale „Rotenburger Rundschau“ (RR)mit z.T. falschen Darstellungen aufgrund mangelnder Sachkenntnis, wozu auch unkritische Wiedergaben von Aussagen z.B. des Naturschutzbundes Deutschlands (NABU) gehören. Es beginnt zunächst damit, dass der Verfasser des Artikels behauptet, das sich auch in den „umliegenden Landkreisen“ wie z.B. Harburg oder Lüneburg aufgegebene Erdöllagerstätten befänden, die eventuell wieder erschlossen werden sollten. Dies ist nicht der Fall, da sich in den genannten Landkreisen nie produktive Erdölvorkommen befanden. In den aufgezählten Kreisen wurden lediglich Aufsuchungserlaubnisse für Erdöl- und/oder Erdgasvorkommen erteilt.

Interessant ist, dass im anschließenden Abschnitt des Artikels behauptet wird, dass bereits im Oktober 2013 mit dem Bohrplatzbau begonnen werden soll und die Bohrarbeiten bereits im November beginnen könnten. Als Quelle wird ein Informationsflyer genannt, der allerdings nicht abgebildet wird. Diese Aussage der RR widerspricht Angaben von PRD, die im Juli 2013 mitgeteilt hat, dass das Unternehmen im 4. Quartal mit der Erlaubnis für die Durchführung von Bohrarbeiten rechnet: „The Company has applied for drilling permits over its Volkensen oil pool in Lower Saxony, Germany and expects to receive these permits during the fourth quarter of 2013 whereafter it will commence field activities in preparation for drilling.“ (Quelle) Konkrete Zeitangaben für Arbeiten welcher Art auch immer, werden nicht genannt! Insgesamt wird durch die Aussagen von Regional- und Kommunalpolitikern bestätigt, dass es noch keine konkreten Zeitpläne geben kann, da diese noch nicht von der zuständigen Bergbehörde informiert worden sind. Verwunderlich ist dabei die Verwunderung des Landrates Luttmann und der Scheeßeler Bürgermeisterin Käthe Dittmer-Scheele, die sich ob des angeblichen Zeitplanes überrumpelt fühlen. dabei müssten sie doch am besten wissen, dass ohne ihre Stellungnahmen keine Genehmigung erteilt werden kann. Völlig unverständlich ist zudem, dass Frau Dittmer-Scheele unterstellt, dass die Gemeinde für die Zuwegung aufkommen könnte. Sie wird folgendermaßen zitiert: „Es kann ja nicht sein, dass die Allgemeinheit der Firma die Wege baut“. Richtig. Das kann nicht sein und dem ist auch nicht so. Für den Wegebau sind die Firmen zuständig, ebenso für Schäden durch Transporte.

Diesen bis hier schon dargestellten Vermutungen und Unterstellungen setzt, wie nicht anders zu erwarten, ein Naturschutzverband die Krone auf. In diesem Falle handelt es sich um den NABU. Die im Artikel zitierte Tiraden zeugen ebenfalls von mangelnder Sachkenntnis. Es wird sich u.a. darüber beschwert, dass bisher keine (Naturschutz-)Verbände beteiligt worden sind. Das müssen sie auch nicht nach Gesetzeslage. Ob es nun dem NABU gefällt oder nicht. Und deshalb werden schwere Geschütze in Form von unhaltbaren Unterstellungen aufgefahren. Angeblich hätte PRD Energy etwas zu verbergen. Zudem erwecke dieses vermeintlich geheimniskrämerische Verhalten den Verdacht, dass das „höchst umstrittene“ Hydraulic „Fracking“ Fracturing zum Einsatz kommen könne. Dazu eine rhetorische Frage: Warum ist denn dieses seit 66 Jahren bewährte Verfahren seit zwei bis drei Jahren „höchst umstritten“? Richtig! Eben wegen solcher Unterstellungen und Falschbehauptungen. Und um dem Fass den Boden komplett auszuschlagen wird auch noch die Zuverlässigkeit des Unternehmens angezweifelt, da es sich ja um ein nach eigenen Angaben „kleines“ handelt. Dass dieses Unternehmen aktuell bereits mit einem „Global Player“, der Gaz de France Suez bei Werlte eine Bohrung durchführen lässt, ist Herrn Roland Meyer vom NABU offensichtlich entgangen.  Und ansonsten wartet der angebliche Naturschützer mit den üblichen Klischees auf und ist sich nicht zu schade, sogar Erdbeben einzubringen. Besonders amüsant finde ich übrigens dieses Zitat: „Dass dem zum Teil gerade renaturierten Hatzter Moor und seinen Kranichen mit Bohrturm und Gasfackel auf die Pelle gerückt werden soll, ist nicht im Sinne des Naturschutzes“. Dazu ein kleiner Schwank aus der Jugend: Als ich Ende der 1990er Jahre nordwestlich von Salzwedel in einem Bruchwaldgebiet unterwegs war, hinderte ein Kranich meine Weiterfahrt (passiv). Dieser stand mitten auf einem Betonplattenweg, der in diesem Gebiet extra für die Erschließung der dortigen Erdgaslagerstätte in den Bruchwald gelegt worden ist. In diesem Gebiet, das unmittelbar an die damalige BRD grenzte, ist die Bohrungsdichte besonders hoch, weil in den 1970er Jahren dem kapitalistischen Ausland (BRD) soviel Erdgas wie möglich aus der grenzübergreifenden Lagerstätte „abgesaugt“ werden sollte. Die Kraniche hat das offensichtlich nicht gestört. Und außerdem ist ja, um auf das Thema zurückzukommen, aus der Lagerstätte „Volkensen“ bereits 33 Jahre lang Erdöl ohne Probleme gefördert worden.

Mit Gelassenheit sieht dementsprechend der Sotheler Ortsvorsteher Günter Bassen die Pläne des Unternehmens. Er kann sich noch an die historischen Aktivitäten erinnern, die keine größeren Auswirkungen für die umliegende Bevölkerung hatten. Über den Rest des Artikels, in dessen Verlauf dann PRD Energy seine Sicht der Dinge darstellen darf, kann sich jeder anhand des unten angeführten Links seine Gedanken machen.

Unter aller Kanone ist dagegen der angehängte Kommentar des Artikelschreibers André Ricci. Dieser schlägt sich auf die Seiten der Kritiker, was an sich nicht verwerflich ist. Nur leider offenbart sich auch hier mangelnde Sachkenntnis gepaart mit Unterstellungen.  Ich möchte nur auf einen Satz eingehen: „Wer weiß denn schon, was genau sich hinter dem Begriff Horizontalbohrtechnik (statt Fracking) verbirgt[…]“. Die Antwort: Jeder, Herr Ricci, der sich nur ein wenig mit der Thematik befasst. Was sich hinter dem Begriff „Horizontalbohrtechnik“ verbirgt, geht aus diesem selbsterklärend hervor. Unterirdisch wird eine Bohrung horizontal, sprich (nahezu) waagerecht, durchgeführt. „Fracking“ ist hingegen eine bewährte Stimulationsmethode, die eigentlich „Hydraulic Fracturing“ heißt, bei der durch Druckübertragung mittels einer Flüssigkeit (Hydraulik) Risse im Gestein (Fraktures) erzeugt werden.

14 Kommentare zu Wiedererschließung des Feldes „Volkensen“ – Vermutungen und Unterstellungen

  • Dr. Zechstein-Rupelton sagt:

    Zu: „“Fracking” ist … eine bewährte Stimulationsmethode“

    Mike Hill aus England — „I’m not against fracking“ — sagte letzten Donnerstag in seinem Vortrag auf der UNFRACKED conference in Brüssel (http://www.greens-efa.eu/de/unfracked-10219.html): „Das Fracking von früher mit dem Fracking von heute zu vergleichen ist etwa so, wie einen Tante-Emma-Laden mit einem Hypermarkt zu vergleichen.“

    Was sagt Istvan Adler dazu?

    1. istvanadler sagt:

      Hallo Dr. Zechstein-Rupelton,

      Ich habe mir mal die Präsentationen der UNFRACKED-Konferenz und vor allem die von Mike Hill zu Gemüte geführt. Naja, Sachlichkeit sieht anders aus, wobei Mike Hill natürlich mit weitem Abstand noch am besten abschneidet, da er der einzige ist, der fachliche Kompetenz besitzt.
      In gewisser Weise kann ich Mr. Hill zustimmen. Sicherlich unterscheidet sich Hydraulic Fracturing heute je nach Einsatzgebiet mehr oder weniger deutlich von den ursprünglichen Anwendungen. So wurde Mineralöl als Fluidbasis durch Wasser ersetzt und die eingesetzten Fluidmengen sind natürlich z.T. deutlich größer als in der Vergangenheit. Aber einfach zu behaupten, dass das heutige Hydraulic Fracturing etwas komplett Neues ist, kann so nicht unterschrieben werden. Es handelt sich vielmehr um einen Entwicklungsprozess über mehr als 6 Jahrzehnte. Dieser Entwicklungsprozess ermöglichte in Kombination mit horizontalen Bohrungen die Erschließung von Schiefergaslagerstätten. Allein in den jeweiligen Anwendungsbereichen unterscheidet sich Hydraulic Fracturing erheblich: In tiefen Lagerstätten werden gelierte Fluide mit Stützmitteln eingesetzt, während in Schiefergaslagerstätten Slickwaterfracs mit um eine Größenordnung geringerem Chemikalieneinsatz (< 0,2 % statt ca. 2 %) Anwendung finden. In Kohleflözgaslagerstätten wird eher flüssiger Stickstoff statt Wasser verwendet und bei Hot-Dry-Rock Fracs für die Schaffung von Risssystemen benötigt man Unmengen an Wasser, dafür aber keine Additive.
      Und um bei Hills Gleichnis zu beiben: Tante Emma-Läden wurden auch nicht von heute auf Morgen durch Shopping-Malls ersetzt.
      Insgesamt ist mit Bezug auf den Entwicklungsprozess und der verschiedenen Einsatzgebiete nichts falsch an meiner Aussage, dass Hydraulic Fracturing eine bewährte Stimulationsmethode ist. Und: Bei einer kleinen Erdöllagerstätte, um die es ja im Artikel geht, würde keine High-Volume-Slickwater-Fracmaßnahme Anwendung finden, sofern Hydraulic Fracturing überhaupt Anwendung finden sollte, sondern eine kleine klassische. Was Hydraulic Fracturing generell betrifft: Auch Sie haben Ihren Nutzen davon, ob Sie es sich nun eingestehen wollen und können, oder nicht. Ohne die Anwendung diese Standardstimulationsverfahrens hätten wir ein massives Versorgungsproblem, denn nicht nur unser Hauptlieferant bezüglich Erdöl und Erdgas, nämlich Russland, fract fleißig und wird es künftig verstärkt weiter tun, sondern auch viele andere Länder.
      Zufrieden? Schönen Gruß an dieser Stelle an Prof. Dr. Posidonienschiefer dem Älteren (zu Hause im Karbon) und seinen nicht verwandten Nachfolger Dr. Posidonienschiefer, wohnhaft in Lias, Bezirk Jura. Und falls Sie die Kollegen Rotliegend, Buntsandstein oder auch den Herren Dogger treffen sollten, ebenfalls schönen Gruß.

      1. K. Z-R. sagt:

        Guten Tag, Herr Adler, und vielen Dank für die erschöpfende Antwort. Die Grüße wurden zurückgegeben. Assistent Dogger bellte übrigens, die Belemniten würden sich beschweren über zunehmende Störungen. Er bat mich auszurichten, man sei dabei, die erste subterrane Initiative gegen Disintegration und Penetration mit ortsuntypischen Substanzen zu gründen. Man denke noch darüber nach, in welcher Weise die Störungen am effizientesten unterbunden werden könnten. Gerüchteweise war von Tiefenkonferenzen mit Vulkaniern und Plutoniern zu vernehmen.

        Doch zurück zur Tante-Emma-Frage. Dabei geht es ja zunächst nicht um die Frage richtig? oder falsch?, sondern der Frage wohnt ja zuvörderst der quantitative Aspekt inne. Wenn wir die Stimulation „konventioneller“ Quellen in vertikalen Bohrungen vergleichen mit „high volume hydraulic fracturing“ „unkonventioneller“ Quellen in horizontalen Bohrungen, dann leuchtet der Hill’sche Vergleich unmittelbar ein. Der Vergleich gilt für Materialeinsatz, angewandte Drücke, Rißlängen und Ausmaß der Rißsysteme, aber auch für den oberirdischen Impact. (Die Ausbeute hier vergleichen zu wollen wäre allerdings nicht seriös, aber das ist ein anderes Thema.) Der Tante-Emma-Laden fügt sich unauffällig in seine Umgebung ein, die Mall mit ihrer notwendigen Infrastruktur verbraucht demgegenüber viele Hektar und erzeugt entsprechende Emissionen.

        Bei der hydraulischen Stimulierung in ihrer heute üblichen großkalibrigen Anwendung stellt sich zunehmend die Frage der Umwelt- und Naturverträglichkeit und für viele ganz zwingend auch die Frage der Gesundheitsverträglichkeit. Falls Sie Gelegenheit haben, hören Sie doch auch noch den Vortrag von Dr. Steingraber unter dem Link zur Unfracked-Konferenz (a.a.O.): Sie berichtet eine Reihe von interessanten Fakten aus ärztlicher Sicht, bspw. von hohen Benzol-Konzentrationen in Wohnhäusern und auch von steigenden Inzidenzen bestimmter Erkrankungen wie Krebs und Lungenkrankheiten. Was sagen Sie denn dazu, Herr Adler, insbesondere vor dem Hintergrund der spezifischen Geologie in Europa, die ja, wie wir immer wieder hören, auf die Verhältnisse auf dem nordamerikanischen Kontinent nicht 1:1 übertragbar ist?

        Mit freundlichem Gruß,
        Dr. Zechstein-Rupelton

        1. istvanadler sagt:

          Hallo Anonymus (Dr. K. Z.-R.),

          eine ausführliche Antwort wird es frühestens am kommenden Wochenende geben. Aktuell fehlt mir dazu die Zeit.

          MfG I. Adler

        2. istvanadler sagt:

          Hallo Herr Dr. Anonymus,

          um es kurz und bündig zu machen: Die Aussage von Hill ist mir insgesamt zu pauschal und das habe ich auch erläutert. Es gab von heute auf morgen keine Ablösung eines „alten“ Hydraulic Fracturing durch ein „neues“ sondern vielmehr eine Entwicklung dahin. Zudem ist die Ausgestaltung des Hydraulic Fracturing nach wie vor vielgestaltig, je nach Einsatzgebiet. Auch das habe ich klargestellt. Insesamt hat sich das Verfahren bewährt. Ob es Ihnen als offensichtlichen Vertreter einer BI (ich tippe auf Nöpke/ IG NRÜ) gefällt oder nicht.
          Zudem ging es in dem Artikel um die Wiedererschließung einer sehr kleinen Erdöllagerstätte und in meiner von Ihnen zitierten Aussage um Hydraulic Fracturing ganz allgemein. Dass ich es überhaupt in dem Artikel erwähnte, ist damit begründet, dass von Seiten der Gegner inländischer Kohlenwasserstoffgewinnung dieses Verfahren in die Diskussion um die Wiedererschließung gebracht haben. Wen wundert’s? Schließlich werden ja bereits Aufsuchungsgebiete auch durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu „Fracking“-Gebieten erklärt, obwohl Aufsuchungsgebiete keine Aussage zur Qualität der Lagerstättentypen treffen sondern lediglich zu den zu suchenden (!) Rohstoffen. Alles weitere darüber hinaus ist nichts weiter als unseriöse Spekulation.

          Zu Ihren weiteren Ausführungen, obwohl ich zugegebenermaßen keine Lust auf eine Grundsatzdiskussion habe: Sicherlich ist der Wassereinsatz je Bohrung bei Slickwaterfracs, wie sie für die Schiefergasgewinnung typisch sind, höher als bei Gelfracs in konventionellen oder Tightgaslagerstätten. Dafür ist der absolute und relative Anteil von Addidiven erheblich geringer. Das macht es möglich, das rückgeförderte Fluid nach Zugabe von Wasser zu verdünnen und wiederzuverwenden. Das wird in den USA bereits so gehandhabt. Kleiner Exkurs: Mir fällt auf, dass sich die BI auf Informationen von vor 5 Jahren oder mehr berufen, neue Entwicklungen aber geflissentlich ignorieren. Bsp.: Bei den Fracs in Damme wurde noch Tetramethylammoniumchlorid als Tonstabilisator verwendet. Diese Substanz ist (in Reinform) giftig. Sie wurde nach aktuellen Planungen für die Düste Z11 durch unschädliches Cholinchlorid ersetzt. Interessiert die BI aber nicht. Exkurs Ende.

          Zum Impact: Früher bedurfte es zig Tante-Emma-Läden, um die Bevölkerung zu versorgen, was heute eine Mall schafft. Auch die Tante-Emma-Läden hatten so ihre Emissionen, die natürlich addiert werden müssen. Ähnlich verhält es sich mit der Erdgasförderung: Während noch vor 20 Jahren eine konventionelle Bohrung so ca. einen halben Hektar an Fläche in der Produktionsphase bedurfte, stehen nach heutigen Planungen 10 Bohrungen zur Erschließung von Schiefergas auf der gleichen Fläche. Damit ist der Impact von 10 Bohrungen nicht höher als dervon einer konventionellen. Das Prinzip nennt sich Clusterplatz oder auch Multi-Well-Pad und wird z.B. in Dieksand zur landseitigen Erschließung der Offshore-Erdöllagerstätte „Mittelplate“ angewendet (Koordinaten für Google-Earth: 54°01’14“ N; 8°51’15“ E). Noch interessnter ist dabei der direkte Vergleich des Impacts von Erdgasgewinnung und Biogaserzeugung in der Nähe von Rotenburg/W. (53°06’27“ N; 9°27’26“ E). Dabei kommt noch hinzu, dass die Biogasanlage mit Geruchsbelastung aufwartet, während die Erdgasfördersonde geruchlos vor sich hin fördert.

          Abschließend etwas zu den Verhältnissen in den USA: Diese unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich der Geologie, denn diese unterscheidet sich dort auch von Gebiet zu Gebiet, sondern vor allem hinsichtlich des Betriebes an sich: Keine versiegelten Plätze, sehr wahrscheinlich geringere Anforderungen an Luftemmisionen etc. Hierzu ein Beispiel: Offen Gruben für Abwässer bekommen Sie in Dtl. nicht genehmigt. Der sogenannte Backflow muss in doppelwandige Tanks geleitet werden. Und dabei lasse ich es bewenden, denn an Grundsatzdiskussionen habe ich kein Interesse.

          MfG Istvan Adler

  • Dirk Weißenborn sagt:

    Von „Dr. Zechstein-Rupelton“ habe ich noch keine Veröffentlichung gelesen, geschweige denn irgend etwas Belastbares zum Thema gehört. Wer ist das überhaupt?

    Ein Posting unter Klarnamen wäre wünschenswert.

  • Barney Gumble sagt:

    Ich frage mich auch, was eine (Sicherheitszwecken dienende) Gasfackel Kranichen anhaben könnte. Hier liegt wohl wieder ein Missverständnis vor wenn Herr Meyer an das „Flaring“ von überschüssigem Gas denkt, das gibt es in Deutschland nicht, oder bin ich falsch informiert?
    Das ist ein allgemeines Problem mit „Frackinggegnern“(die heutzutage ja gegen jede Kohlenwasserstoffgewinnung sind): was sie von sich geben, ist so falsch, dass man es nicht einmal korrigieren kann, ohne ellenlange Prämissen, was vermutlich überhaupt gemeint ist.

  • Dirk Weißenborn sagt:

    Auch die Bohr- und Förderplattform „Mittelplate“ im schleswig-holsteinischen Wattenmeer stellt einen Clusterbohrplatz dar. 44 Löcher sind im Bohrkeller schon zu Beginn vorbereitet gewesen. Der dafür erforderliche Flächenbedarf ist nur unwesentlich größer.

    Gerade dieses Beispiel kann als Vorlage für zukünftige Vorhaben in Schiefern dienen. Wer sich dann noch aufregt, müßte konsequenterweise den „Impact“ von bundesweit mindestens 900.000 ha Fläche zum Anbau von Energiepflanzen ebenso kritisieren. Diese Fläche entspricht grob geschätzt der unrealistischen Zahl von 450.000 traditionellen Erdgas- und Erdölbohrplätzen.

    Aus Biogasanlagen kommen möglicherweise nicht nur Geruchsbelästigungen, sondern auch (multirestistente) Keime und Feinstaub, sowie auch Formaldehyd (Verbrennungsprodukt der BHKW’s).

    Wäre mal interessant, festzustellen, ob unter den „Antigasbohrern“ auch Betreiber oder Zulieferer von sogenannten Biogasanlagen zu finden sind. Vielleicht gab es dort ja schon mal eine Havarie mit auslaufenden Gärresten…

    Damit hätte sich anschließend eine andere BI (gegen Biogas) beschäftigen können.

  • Bashan sagt:

    Also, ich finde das alles hier sehr interessant. Man lernt ne Menge dazu. Der Ortsvorsteher von Sothel kann übrigens auch wenig dagegen haben, kassiert er doch, da teils seine Grundstücke. Ich denke, dass es schon etwas lästig sein wird, wenn jeden Tag 6-8 Tanklaster am Friedhof von Sothel entlangdonnern. Übrigens die Zufahrten (Hatzter Straße) zur Bohrstelle wurden im vergangenen Jahr aufwendig durch die Gemeinde saniert, d.h. es muss seitens PRD gar nicht mehr so viel für Zuwegung investiert werden. Hätte die Gemeinde man noch ein wenig gewartet. :). Der Betreiber dieser Seite hat fundiertes Wissen, meinen Glückwunsch. Frage mich was SIE beruflich machen? Ich denke jedenfalls, dass Sie wirklich nichts mit der Öl und Gasindustrie zu tun haben, eher mit Archäologie und solchen Dingen. Lieben Gruß nach Halle und dass ich hier noch viel dazu lerne.

    1. SAR sagt:

      Hallo Bashan,

      vielen Dank für den wohlwollenden Kommentar. Zunächst einmal eine Bemerkung zu den 6-8 Tankwagen: Die Lagerstätte Volkensen ist selbst für deutsche Verhältnisse eine kleine. Zu Spitzenzeiten wurden ca. 6000 Tonnen im Jahr gefördert, im Jahr der Aufgabe nur noch etwas über 2000 Tonnen. Diese Mengen entsprechen 100 bis 300 Tankwagenladungen. Selbst wenn im Falle einer Wiedererschließung die 6000 Tonnen erreicht werden sollten, ist mit 1 Tankwagenladung pro Tag zu rechnen. Ich denke, das kann Sothel verkraften.
      Sie haben gut recherchiert: Bis ins vergangene Jahr hatte war ich im Bereich Archäologie tätig. Zuletzt beim hiesigen Landesamt. Derzeit orientiere ich mich beruflich neu. Zur Zuwegeung: Ja, die Gemeinde hätte vlt. noch warten sollen 😉 Denn für eine den Bedürfnissen entsprechende Zuwegung ist das Unternehmen zuständig. Für etwaige Schäden wäre es auch zur Verantwortung zu ziehen. Normalerweise legen die Firmen an engen Kurven oder Abzweigungen Stahlplatten aus (ca. 8 mm Stärke), um Abbrüche an den Kanten zu verhindern. Ich habe es auch schon gesehen, dass befestigte Zuwegungen von den Firmen ausgebaut werden. Auf diesem Foto meines Hausfotografen gut zu erkennen: http://www.panoramio.com/photo/96222840 Schönen Gruß zurück. Ich hätte nicht gedacht, dass aus der Region ein positiver Kommentar kommt bei all der Stimmungmache gegen die Öl- und Gasindustrie in der Region, bei der inzw. die einst neutrale Rotenburger Rundschau mitmischt. Schauen Sie hier gelegentlich vorbei und nehmen Sie Lehrreiches bzw. andere Sichtweisen mit.

  • Bashan sagt:

    Vielen Dank für Ihre Ausführungen. Hat mir sehr geholfen. Viele Grüße nach Halle.

  • Bashan sagt:

    Ach ja. Wo wir nun doch beim Thema sind, habe ich noch die ein oder andere Frage:
    1. Für die sogenannte HDD Variante benötigt man doch nicht unwesentlich viel Wasser. Wo nimmt das Unternehmen dieses Wasser her? Ist es Grundwasser oder aufbereitetes Trinkwasser?
    2. Welche Spülungszusammensetzung wird bei diesem Verfahren zur Stabilisierung des Bohrkanals benötigt?
    3. Welche Inhalte hat die Spülung? Nur Bentonite oder auch andere Zusätze?
    4. Mit welchem Durchmesser (Bohrkopf) wird gebohrt und wieviel Spülung (m3/Liter) wird benötigt?
    5. Verfügt PRD über Zulassungen? Hat PRD ein QSU Managementsystem?

    Das wäre es erst einmal. Vielen Dank für Ihre Ausführungen im voraus.
    Mfg Bashan

    1. SAR sagt:

      Hallo Bashan,

      zu 1. HDD-Variante musste ich zunächst selbst recherchieren. Sagte mir im Zusammenhang mit Tiefbohrungen nichts. Zu recht. Es handelt sich um eine Technik der Flachbohrtechnik, um z.B. Rohrleitungen ohne Rohrgräben zu verlegen. Dabei wird sehr wahrscheinlich Trinkwasser aus dem bestehenden Leitungsnetz verwendet. Bei Tiefbohrungen ist es meines Wissens nicht ungewöhnlich, Brunnen einzurichten, die das örtliche grundwasser nutzen. Dazu muss der Grundwasserleiter aber geeignet sein, die erforderliche Menge herzugeben. Es kann durchaus sein, dass Grundwasser aufgrund zu geringen Zustroms nicht förderbar ist. In Festgestein wird in solchen Fällen übrigens ein Frac gesetzt. Allerdings ohne irgendwelche Zusätze.

      2. Laut Wikipedia wird Bentonit zur Stabilisierung eingesetzt.

      3. Bei HDD-Flachbohrungen ist es offenbar nur Bentonit. Bei Tiefbohrungen ist die Spülungszusammensetzung variabel. Sie muss den Anforderungen an Gesteinsart, Temperatur und Druck genügen. Bentonit ist dabei ein gängiger Zusatz. Es kann aber auch Sägemehl (kein Scherz) zugesetzt werden. Wenn Salzschichten durchteuft werden, wird eine wasserbasische aufgesalzene Spülung verwendet oder eine ölbasische. Dadurch wird die Auflösung (Aussolung) des Salzgesteins verhindert. Wikipedia liefert eine gute Einführung in das Thema: http://de.wikipedia.org/wiki/Bohrsp%C3%BClung
      4. Der Durchmesser des Bohrmeißels ändert sich im Verlauf einer Tiefbohrung. Am Ende beträgt der Durchmesser oft nur noch 7 Inches.
      5. Weiß ich nicht. Aber PRD hat sich genauso wie alle anderen Unternehmen im Land an die scharfe Rechtssprechung zu halten. Entgegen der Behauptungen der Gegnerschaft können die Unternehmen nicht machen, was sie wollen. Quasi jeder Arbeitsschritt muss behördlich genehmigt werden. Und es gilt nicht nur das Bundesberggesetz, sondern auch Wasser- und Umweltgesetze.

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