Wie beim „Fracking“ – Mediale Spekulationen führen zu politisch fragwürdigen Entscheidungen hinsichtlich der Braunkohlegewinnung

Seit fast drei Jahren wird in Deutschland heiß über die Erkundung und eventuelle Erschließung neuer Erdgasvorkommen debattiert. Verantwortlich dafür ist u.a. das seit über sechs Jahrzehnten bewährte Hydraulic-Fracturing-Verfahren. Dieses Verfahren ist für die Gewinnung von Erdgas, dass sich in Poren befindet, die nicht oder unzureichend miteinander verbunden sind, unabdingbar. Durch das Verfahren werden durch hydraulischen Druck feine Risse im Gestein erzeugt, so dass ein Teil der Poren miteinander verbunden wird. Das wiederum ermöglicht z.B. die Gewinnung von Erdgas aus Lagerstätten, die zuvor nicht ausbeutbar waren. Da der Flüssigkeit, die fast ausschließlich aus Wasser besteht, auch Zusätze („Chemikalien“) beigemengt werden, regt sich im Land der naturwissenschaftlich eher wenig bewanderten Deutschen (siehe Artikel zu aktueller Studie) Widerstand. Denn nach deren Ansicht sind „Chemikalien“ offenbar etwas grundsätzlich Schlechtes und Giftiges. Doch obwohl das Verfahren laut des Berufsverbandes Deutscher Geowissenschaftler (BDG) in Deutschland seit 1961 hunderte Male ohne umweltrelevante Probleme angewendet wurde (Quelle), regt sich seit der Veröffentlichung des „Dokumentarfilmes“ „Gasland“ enormer Widerstand gegen Hydraulic Fracturing im Speziellen und Erdgasförderung im Inland im Allgemeinen. Dieser Film zeigt angeblich Folgen des Hydraulic Fracturings, ist aber längst als unwahr enttarnt worden (Quelle). Abgesehen davon hat der Macher Josh Fox längst selbst zugegeben, dass er Unwahres verbreitet hat, bzw. sein Publikum bewusst getäuscht hat (Quelle). Davon ließen und lassen sich aber Mitbürger nicht irritieren und gründeten Initiativen gegen die Anwendung des Hydraulic Fracturing. leider bislang mit gewissem Erfolg, denn seit 2011 wurde keine einzige Fracmaßnahme in Erdgaslagerstätten trotz (!) unfallfreier Anwendung in Deutschland über 50 Jahre hinweg genehmigt, obwohl entsprechende Anträge laufen. Und auch die Erkundung neuer Lagerstättentypen wie Tonschiefern, die gehaltvoll an organischer Substanz sind („Schiefergas“) oder in Kohleflözen gebundenem Methan („Coal Bed Methane“ oder „Kohleflözgas“) ist infolge des Widerstandes, der im Übrigen durch zahlreiche Medien, von Lokalblättern bis hin zu öffentlich-rechtlichen Anstalten (NDR, ZDF, siehe Beiträge hier auf dem Blog) gestützt wird. Und um noch einmal einen Bezug zur Überschrift herzustellen: Obwohl KEINE Schäden bezüglich des Hydraulic Fracturings in Deutschland bekannt sind, haben entsprechende medial gestützte Spekulationen dazu geführt, einen Stillstand in der Anwendung des Hydraulic Fracturings zu bewirken und die einheimische Erdgasförderung insgesamt an den Pranger zu stellen.

Und nun ist auch noch die Gewinnung von Braunkohle in den Fokus gerückt. Seitens der politisch befangenen „Süddeutschen Zeitung“ (B’90/Grüne wohlgesonnen) wurde vor wenigen Tagen spekuliert, dass RWE den Tagebau „Garzweiler II“ bereits 2018 stillegen will, obwohl eigentlich vorgesehen ist, diesen bis 2045 zu betreiben.  Diese Meldung fand sofort Anklang beim ebenfalls rot-grün geprägten WDR. In einer Online-Meldung heißt es im Kästchen neben dem Bild des Verfassers ganz „neutral“: „schade wär’s nicht drum, wenn RWE den Tagebau vorzeitig einstellte“ (Quelle). Dieser Äußerung setzt der WDR/ARD-„Energieexperte“ Jürgen Döschner in einem Kommentar auf WDR 2 die Krone auf. Dieser gebührenfinanzierte Journalist, der einst Geschichte studierte, naturwissenschaftlich aber NICHTS vorzuweisen hat, bedient sich in einem Kommentar einer Sprache, die man eventuell von der BILD erwartet. Das spekulierte vorzeitige Ende des Tagebaus kommentiert dieser mit einem „Na endlich!“. Er palavert von einem „Boom“ des „Ökostroms“, der die Braunkohleverstromung unwirtschaftlich mache („Mega-Meiler“ in roten Zahlen). Ich lebe in einer Gegend, wo sehr viele WKA installiert sind und auch die Solarindustrie zu Hause ist. Jetzt, 18:45 schaue ich aus dem Fenster und sehe im abendlichen Restlicht säuselnde Blätter. Die Energiegewinnung aus Wind und Sonne dürfte sehr gering ausfallen. Und so ist es auch laut „EEX-Transparenzplattform“: Sonne um 19 Uhr spielt keine Rolle mehr, sie ist einfach nicht mehr da und Wind liefert keine 4 GW. Dabei sind in Deutschland 66 GW PV und WKA installiert. Es werden also aktuell gerade 6,1 Prozent der installierten Leistung abgerufen. Das ist natürlich ein beeindruckender „Boom“, Herr Döschner! Heute Mittag wurden übrigens 8,5 GW Solarstrom eingeplant. Aufgrund der Witterung konnten aber nur knapp 5,3 GW abgerufen werden. Um die Lücke, die der Leistung von 3 großen AKW-Blöcken entspricht, musste durch wen kompensiert werden, Herr „Energieexperte“ Döschner? Die unsägliche „Braunkohlefront“! Und nun möchte ich auf die Überschrift zurückkommen: Aufgrund der medialen Spekulationen entschied die Stadt Erkelenz, bereits vorgesehene Umsiedlungen zu stoppen. Und das, obwohl RWE umgehend die Spekulationen zurückgewiesen hat (Quelle).

Und hier zeigen sich die Parallelen zwischen Erdgasförderung und Braunkohlegewinnung: Aufgrund von Spekulationen werden politische Entscheidungen (Quasimoratorium beim Hydraulic Fracturing bzw. Umsiedlungsstopp bei der Braunkohlegewinnung) bar jeglichen Sachverstandes der ökonomischen Folgen. Man darf sich zudem fragen, was Journalisten dazu bewegt, auf den Rückgang inländischer Gewinnung von Energierohstoffen Jubelarien anzustimmen. Ganz offensichtlich ist ihnen nicht bewusst, was es bedeuten würde, kurzfristig die Gewinnung fossiler Energieträger im Inland einzustellen. Nur als Hinweis: Die verloren gegangenen Arbeitsplätze wären dabei das geringste Problem. Das gravierendere wäre die Kompensation der Energieträger Erdgas und Braunkohle. Die „Erneuerbaren“ können es (bislang) nicht, was bedeuten würde, dass wir Erdgas und Kohle aus Staaten beziehen müssten, die es weder mit der Umwelt noch mit Menschenrechten so genau nehmen, um es vorsichtig auszudrücken.

3 Kommentare zu Wie beim „Fracking“ – Mediale Spekulationen führen zu politisch fragwürdigen Entscheidungen hinsichtlich der Braunkohlegewinnung

  • Dirk Weißenborn sagt:

    Es ist schon erstaunlich, wie ein in technischer Hinsicht reichlich laienhaft gedrehter Film wie „Gasland“, der zudem tatsächliche Umweltschäden schon aus prinzipiellen Gründen kaum dokumentieren kann, Glaubwürdigkeit bei deutschen Bildungsbürgern findet.

    596 verschiedene „Chemikalien“ erwähnt Filmemacher Josh Fox. Das soll sich bestimmt schrecklich anhören. Darüber hinaus erweckt er den Eindruck, bei jeder Frackmaßnahme einer jeden Gesellschaft kämen diese 596 Chemikalien zum Einsatz.

    So machte er Propaganda.

    Es wird Zeit. dass Hollywood einen richtigen Actionfilm zum Thema „Fracking“ dreht. Was an Action aus Hollywood kommt, lehnen die Bildungsbürger ja ab.

    Danach kann sich der Fracking-Hype beruhigen.

    1. istvanadler sagt:

      Herr Weißenborn, in Anbetracht der Ergebnisse einer vor wenigen Tagen vorgestellten Studie, dass insbesondere in Westdeutschland erhebliche Defizite hinsichtlich des Verständnisses naturwissenschaftlicher Belange bestehen, wundert mich das nicht sonderlich, dass Bildungsbürger solche Filme wie „Gasland“ oder auch „Gasfieber“ von Lech Kowalski für bare Münze nehmen. Josh Fox ist Umweltaktivist, und somit ist eine sachlicher Film zum Thema nicht zu erwarten gewesen. Ähnlich verhält es sich mit dem Film von Kowalski. Dort wurde u.a. behauptet, dass vibroseismische Arbeiten zu Verunreinigungen von Hausbrunnen geführt haben sollen. Wobei in diesem Film das Highlight war, dass angeblich Gas gereinigt würde, indem es abgefackelt wird. Das wurde tatsächlich so gesagt! Dass beides absolut unlogisch ist, ist kaum jemandem aufgefallen. Was „Gasland“ betrifft, hat Rudolf Kipp vom „Science Skeptical Blog“ zusammenfassend die Unwahrheiten von „Gasland“ aufgeführt (http://kurzlink.de/qdDTmf9L0). Von Josh Fox wird nicht nur der Eindruck erweckt, dass 596 Zusätze verwendet werden. Er behauptet das so. Tatsächlich sind es aber bei Slickwaterfracs nach meinen Recherchen ungefähr 12 in einer Gesamtkonzentration von unter 0,2 Prozent. Aber die Fakten werden einfach von der Gegnerschaft ignoriert und Personen, die dieses Verhalten z.B. auf den Facebookportalen kritisieren oder sogar Gegenbeweise der Behauptungen liefern, werden kurzerhand gespert. Es ist mir so geschehen bei „stopp fracking“ und gestern erst einem anderen Kritiker (http://kurzlink.de/6hXjEZP2f). Nach deren Ansicht gilt es also als „frech“, kritische Fragen zu stellen und sich das kumpelhafte Duzen zu verbitten.

      Aber leider haben diese Leute einen guten Draht zu den Medien bis in den öffentlich-rechtlichen Bereich hinein. Nicht umsonst habe ich im Artikel Jürgen Döschner erwähnt. Ein linksgrüner Ideologe bis ins Mark darf der Öffentlichkeit als „Energieexperte“ seine ideologisch verblendeten Ansichten aufdrücken. Ich habe mir seine Facebookseite angesehen (https://www.facebook.com/jurgen.doschner). Diese strotzt nur so vor Unzulänglichkeiten hinsichtlich des naturwissenschaftlichen Verständnisses von Energiefragen. Nicht nur, dass er es für möglich hält, umgehend aus der Stromerzeugung mittels Braunkohle auszusteigen, ist er noch zudem der Ansicht, dass der Ausstieg aus der Kernkraft noch schneller vollzogen werden könnte als vorgesehen. Dieser Herr „Energieexperte“ sollte doch mal bitte erklären, wie die 42 %, die Braunkohle und Kernkraft 2012 am Strommix ausmachten, kompensiert werden sollen? Durch Sonne und Wind etwa, die es zusammen gerade einmal auf 11,9 % schafften? Und das trotz massiver Subvention und Landschaftsverbau wie es die Braunkohlegewinnung kaum mehr hinbekommen könnte.

      1. Dirk Weißenborn sagt:

        Hallo Herr Adler,

        in Ergänzung Ihrer an den „Energieexperten“ gerichteten Frage sei noch angemerkt, dass unklar ist, ob der für das Jahr 2050 geplante 80%ige „Okostromanteil“ für die Mehrzahl der Bürgerinnen und Bürger überhaupt noch relevant sein wird – selbst wenn die Planung umgesetzt würde. Wer kann sich den Strom dann noch leisten? Von einer zusätzlichen jährlichen Erhöhung der Massenkaufkraft im Maße der Strompreissteigerungen können wir leider nicht ausgehen.

        Zu den Märchenerzählern: „Methan-Geruch“ will einen polnische Staatsbürgerin festgestellt haben. Nachzulesen im Anti-Gasbohr-Web.

        Diese Dame sollte sich mit Ihrer phänomenalen Geruchs-Wahrnehmungsfähigkeit schnellstens bei der Staatlichen Gewerbeaufsicht oder einem Ingenieurbüro bewerben. Ihr Job wäre sicher.

        Sie könnte für die mittlerweile in gewissen zeitlichen Abständen vorgeschriebenen Dichtigkeitsprüfungen an Fermentern von Agromethananlagen eingesetzt werden.

        Vorher wäre sie jedoch zu vereidigen und sie dürfte Ihrer Arbeit nur unter Einfluß von „Wahrheitsserum“ nachgehen.

        Ja, diese „Bildungsbürger“ …

        mfG

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