Desinformation und Stimmungsmache zum Bohrprojekt „Daverden Z1“ im Doppelpack

Langwedel-Erdbeben

RWE-Dea plant, südwestlich der Lagerstätte „Völkersen“, eine Erkundungsbohrung durchzuführen, um festzustellen, ob sich im Untergrund eine Erdgaslagerstätte befindet. Das Bohrprojekt namens „Daverden Z1“ rief aufgrund der anhaltenden unsachlichen Berichterstattung in zahlreichen Medien Anwohner auf den Plan, die umgehend eine Bürgerinitiative (BI) gegen das Vorhaben gründete. Über den Protest berichtete vor wenigen Tagen die „Kreiszeitung“ im engen Schulterschluss mit dem NDR.

Die Kreiszeitung berichtet über Dreharbeiten des NDR in der Nähe des geplanten Bohrplatzes. Es solle ein Bericht über den Widerstand sowie die Risiken der „konventionellen“ Erdgasförderung gedreht werden, wird ein BI-Vertreter. Es ginge also nicht um das „Fracking“, sondern u.a. um angebliche Gefährdungen durch das „giftige“ Lagerstättenwasser.  Weiter wird darüber berichtet, wie die BI ein Schild mit ihrem Logo aufstellte und danach in das benachbarte Langwedel zu zihen, um dort vor einem Supermarkt einen Infotisch aufzubauen. Man wolle Mitmenschen „aufklären“. Denn offenbar ist nach ihren Ansichten die Förderung von Erdgas kreuzgefährlich. Dabei kann davon ausgegangen werden, würde man sie nach konkreten, eindeutig nachgewiesenen Schäden durch in Grundwasserleiter aufgestiegenes Lagerstättenwasser (LaWa), das zuvor in tiefliegende, hydraulisch abgeschlossene Gesteinsschichten versenkt wurde, fragen, sie zugeben müssten, dass ihnen kein derartiger Fall bekannt sei. Eventuell würden sie auf die Benzolkontaminationen am inzwischen beseitigen Leitungssystem im Feld „Völkersen“ verweisen und dabei ignorieren, dass aufgrund des erkannten Schadens dort verwendete Materialien nicht mehr verwendet werden dürfen. Ähnlich dürfte es sich mit Erdbebenschäden durch Erdgasförderung verhalten. Noch gibt es keine nachgewiesenen Schäden. Zudem sind Erdbeben im Bereich von Erdgaslagerstätten im Inland ein seltenes Phänomen, was zudem nur an größeren Lagerstätten wie „Völkersen“ zu beobachten ist und die zudem in den meisten Fällen nicht spürbar sind. Entsprechende Untersuchungen zu gemeldeten Schäden laufen derzeit noch, so dass keine Aussage getroffen werden kann, ob sie überhaupt auf das Beben vom vergangenen November zurückzuführen sind.  Und um noch einmal auf die Benzolverunreinigungen zurückzukommen: Untersuchungen von 2 (!) Laboren haben ergeben, dass das Benzol nicht Pflanzen und somit in die Nahrungskette gelangt sei. Soviel zum Artikel in der Kreiszeitung.

Interessanter und vom Stil her erschreckender ist allerdings der bei „Hallo Niedersachsen“ gezeigte Beitrag des NDR, worüber ja die Kreiszeitung berichtete. Wie bereits oben erwähnt, sowie auch im Artikel, dreht es sich nicht um das Thema „Fracking“. Das ist aber dem NDR gleichgültig. Der Beitrag ist wie folgt betitelt: „Fracking: Ein Dorf in Angst“. Wie gewohnt lässt der NDR beim Thema Erdgasförderung jegliche Sachlichkeit vermissen und dramatisiert, in diesem Fall sogar mit einer falschen Behauptung, bereits im Titel. Meiner Meinung nach unter anderem wegen dieser unsachlichen und reißerischen Berichterstattung, nicht nur, aber besonders auch beim NDR regt sich inzwischen Widerstand sogar schon bei geplanten Erkundungsbohrungen, die überhaupt erst den Nachweis erbringen können, ob sich überhaupt eine Lagerstätte im Untergrund befindet. Der NDR ist da aber schlauer: Dieser weiß zu berichten, dass RWE-Dea ein „großes Erdgasfeld“ untersuchen will. Interessant ist auch vom NDR zu erfahren, dass die Erdgas“quellen“ im benachbarten Feld „Völkersen“ zu versiegen drohen. Auch hier weiß der NDR offenbar mehr als das Unternehmen selbst. Die Förderung soll an einem Standort („Völkersen Z3/Z11“)sogar verdoppelt werden, und zwar auf beachtliche 1 Millionen Kubikmeter/Tag. Immer wieder interessant sind auch die Kenntnisse von BI-Vertretern. So würden beim Abfackeln „viele Giftstoffe“ freigesetzt. Welche, vermag der BI-Vertreter Osmers nicht zu sagen. Ganz offensichtlich hat der Herr noch nie etwas von Filteranlagen gehört, die einer Fackelanlage vorgeschaltet sind. Außerdem verwendet RWE-Dea für Testarbeiten inzwischen ein geschlossenes Fackelsystem, so dass noch nicht einmal Schadstoffe freigesetzt werden. Ein weiteres Problem wäre das LaWa, was angeblich „giftig“ sei und wo „niemand“ wisse, wohin damit. Doch tatsächlich ist das bekannt: Für die Beseitigung von LaWa gibt es Versenkbohrungen und wie bereits oben erwähnt gibt es keinen einzigen Fall in Deutschland, wo versenktes LaWa ins Grundwasser aufgestiegen ist. Dabei wird dieses Verfahren der Beseitigung seit Jahrzehnten angewendet. Salzwasser wird in salzwasserführende Gesteinsschichten versenkt. Im Raum Rotenburg-Verden ist es der kretazische Kalkarenit, der von einer mehreren hundert Meter mächtigen wasserdichten Tonschicht überdeckt wird. Weiterhin werden als angebliche Gefahren Erdbeben angesprochen. Das ist dann eine Vorlage für den Reporter, der das Thema aufgreift. Vier Mal hätte die Erde in den vergangenen Jahren (konkreter Zeitraum wurde nicht benannt) um die „Erdgasbohrstelle“  in Völkersen gebebt (um welche? Es gibt inzwischen ganze 17!). Seitdem hätten „etliche Gebäude“ Risse, behauptet der Berichterstatter. Zum Beweis wird ein kaum zu erkennender Riss im Mörtel einer Klinkerfassade gezeigt. Und: „Auf eine Entschädigung von RWE-Dea warten die Betroffenen bislang vergeblich.“ Dieser Satz suggeriert, das erwiesen ist, dass die Risse durch das Beben hervorgerufen worden sind. Dass bisher keine Entschädigung gezahlt wurde, liegt aber tatsächlich daran, dass bisher geprüft wird, ob die Schäden durch das Beben verursacht worden sind. Diese entscheidende Information wird zunächst den Zuschauern des Beitrages verschwiegen. Immerhin darf sich die RWE-Dea im Beitrag äußern. Und erst hier folgt der Hinweis, dass ein Gutachter die Risse in den Häusern prüfe. Es wäre aber von Vorteil gewesen, gleich darauf hinzuweisen und nicht erst zwei Szenen später. Und mit seinem ersten Satz spricht (hoffentlich nicht nur mir) der Pressesprecher von RWE-Dea, Herr Lagies, aus der Seele: „Was wir nicht verstehen ist, dass Sorgen geschürt werden, […]“. „Das sollte sich der NDR hinter die Ohren schreiben. „Gemeinsam einen Energiekonzern stoppen. In Intschede sind sie zuversichtlich, dass das gelingt.“ heißt es dann zum Abschluss mit zwei sich drehenden Windrädern im Hintergrund in der schönen „Natur“, die ja ein unauffälligerer Bohrturm, der zudem nur 6 Monate am Platz stehen würde, ja angeblich beeinträchtigen würde. Und die Frage stellt sich nach diesem abermals tendenziösen Bericht, wer mit „gemeinsam“ gemeint ist. Die Anwohner unter sich oder der NDR im Schulterschluss mit den BI.

So langsam sollten sich die ewigen Bedenkenträger (nicht nur auf Erdgasförderung) bezogen fragen, was sie eigentlich wollen und wie sie leben wollen/sich ihre Energieversorgung vorstellen: Kernenergie ist nicht erwünscht, Braunkohle ist nicht gewollt, Erdgasförderung im Inland wird ebenso abgelehnt, gegen Stromtrassen, die „Windstrom“ von Nord nach Süd transportieren, wird sich gewehrt… Vielleicht muss es doch erst zu einem großflächigen Stromausfall kommen oder zu Lieferengpässen beim Erdgas (die Erdgasspeicher sind nach meinem Kenntnisstand nicht komplett aufgefüllt!). Eventuell wacht dann einer der NIMBY’s oder St. Florianer dann mal auf.

Zum NDR-Beitrag: LINK

2 Kommentare zu Desinformation und Stimmungsmache zum Bohrprojekt „Daverden Z1“ im Doppelpack

  • Dirk Weißenborn sagt:

    Es ist äußerst ärgerlich, dass die vorsätzlich-einseitige Berichterstattung des NDR-Staatsfunks von den Zwangsentgelten aller Bürgerinnen und Bürger bezahlt werden muss.

    Dass Menschen sich um die Grundwasserqualität sorgen, ehrt sie zunächst einmal. Hoffentlich greifen die Maßnahmen der Erdgasindustrie zur zukünftigen Verhinderung von Leitungsleckagen bzw. Austritten von Lagerstättenwasser. Bei Verwendung von Glasfasermaterial kommt es z.B. nicht mehr zu Diffusionsverlusten.

    Die Anti-Gasbohr-Aktivisten sollten sich jedoch hinsichtlich der Grundwasserqualität in ihren Gebieten selbst einmal fragen, ob die Ölwannendichtungen ihrer eigenen Fahrzeuge zu jeder Zeit grundsätzlich dicht waren, so dass noch nicht einmal geringe Tropfverluste oder Ausschwitzungen von Motorenöl möglich gewesen wären. Betrachten sie auch die Fackeln der Biogasanlagen und deren Emissionen? Haben sie sich jemals gefragt, wieviel giftiges Formaldehyd schon im Normalbetrieb von Blockheizkraftwerken an solchen Anlagen über die Abgase freigesetzt wird? Formaldehyd gilt als krebserregend.

    In mindestens einer entsprechenden Bau- und Betriebsgenehmigung wurde als Grenzwert für Formaldehyd im Abgas immerhin 40mg/m3 durch die staatliche Gewerbeaufsicht festgesetzt.

    Über die damit zusammenhängenden Fragen sollten sich insbesondere die Landwirte in den Bürgerinitiativen, welche Biogasanlagen betreiben oder diesen die Ausgangsstoffe (pflanzlich und tierisch) zuliefern, Gedanken machen. Vielleicht können sie sich dabei Hilfe von der örtlichen CDU ihrer neuen radikalökologischen Verhinderungspartei holen.

    1. istvanadler sagt:

      Hallo Herr Weißenborn,

      wieder einmal treffend kommentiert und auch wieder eine Ergänzung eingebaut. Richtig: die Gegnerschaft verkennt, dass die Probleme erkannt sind und eben durch den Einsatz anderer Materialien ausgemerzt sind. Ebenso verkennt sie, dass auch Fracfluide einer Entwicklung unterzogen sind und die vielleicht noch vor 20 Jahren Stoffe enthielt, die heute nicht mehr eingesetzt werden. Nein, man argumentiert auf dem Stand von vor vielen Jahren. Die BI Intschede ist sich übrigens auch nicht zu schade, einen Baggerunfall im Zuge des Baus der NEL sowie den Brand einer Versorgungserdgasleitung der Erdgasförderindustrie zuzuschieben. Schicke Ihnen das Pamphlet von denen Ihnen per Mail zu. Da steht eine Antwort ja noch aus.

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