FAZonline: “ Koalitionsverhandlungen Union und SPD wollen vorerst kein Fracking in Deutschland „

Im Artikel, der wahrscheinlich auf einer dpa-Depesche fußt, liest sich das allerdings etwas anders. Hier ist bereits in der Zusammenfassung zu lesen, dass sich lediglich „Umweltpolitiker“ auf ein Moratorium verständigt haben. Das ist so auch dem ersten Satz des Artikels zu entnehmen: „Union und SPD streben ein Moratorium für die umstrittene Gasförderung aus tiefen Gesteinsschichten im Koalitionsvertrag an.“ Hier offenbart sich ein Fehler, der sich seit einiger Zeit durch die Berichterstattung zieht. Die Tiefe der Gesteinsschichten ist für die Anwendung des Fracverfahrens irrelevant. Entscheidend ist vielmehr die Durchlässigkeit des Speichergesteins, die nur bedingt etwas mit der Versenkstiee zu tun hat. Wirklich spannend ist aber der nächste Satz: „„Trinkwasser und Gesundheit haben für uns absoluten Vorrang. Wir werden deshalb für ein Moratorium sorgen, das einen Verzicht dieser Technologie bei der unkonventionellen Erdgasgewinnung vorsieht, bis ausreichende wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen und alle Risiken für Gesundheit und Umwelt bewertet und ausgeschlossen werden.““ Es wird dabei nicht ganz klar, ob damit auch Fracmaßnahmen in konventionellen Lagerstätten gemeint sind. Schließlich ist sich die Gegnerschaft und somit auch die durch sie beeinflusste Politik nicht einig, wie man „Fracking“ definieren soll. Umweltgruppen nicht nur in Deutschland wollen unter „Fracking“ den Gesamtprozess der Schiefergasgewinnung verstehen, was natürlich Unsinn ist. Schließlich ist „Fracking“ eine erst seit drei Jahren im Inland verwendete Abkürzung für „Hydraulic Fracturing“. Und andererseits will man die Fracmaßnahme an sich mit „Fracking“ definieren, was dazu führt, dass das seit über 60 Jahren angewendete und bewährte Verfahren Gegenstand der Debatte wird und sich die Bürgerinitiativen sowie die sekundierenden (unterstützenden) Medien wie der NDR, Lokalpresse sowie überregionale politisch linke/grüne Medien wie z.B. die „taz“ oder die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) in Widersprüche verstricken. FAZ-Online bezieht sich übrigens auf eine Meldung der SZ, die über den oben zitierten Passus berichtete („informierte“ schreibe ich bewusst nicht). Und dann heißt es zum Passus: „[…]der nun aber noch von der AG Energie und der großen Runde gebilligt werden muss.“ Da sagt die Überschrift des Artikels aber etwas ganz anderes aus. Sie suggeriert nämlich, dass das angedachte Moratorium beschlossene Sache sei! Bezeichnend für die Inkompetenz der (Massen-) Medien ist dann folgender Satz im letzten Abschnitt: „Beim Fracking wird unter hohem Druck ein Gemisch aus Wasser, Chemikalien und Chemie in den Boden gepresst, um Gestein aufzuspalten und das darin enthaltene Gas zu fördern.“ Mir ist es inzwischen bewusst, dass das Wort „Chemikalie“ mit Chemie, also der Lehre die sich mit dem Aufbau, den Eigenschaften und der Umwandlung von Stoffen beschäftigt, gerne von naturwissenschaftlich unbeleckten Menschen (Bürgerinitiativlern und Journalisten z.B.) gleichgesetzt wird. Aber warum dann die Doppelung? Insgesamt handelt es sich hierbei um einen Artikel, der mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Und dabei erschien mir die FAZ bisher als eines der wenigen unbefangenen Blätter, was das Thema „Fracking“ betrifft. Aber offenbar handelt es sich um eine Agenturmeldung, womit die FAZ entlastet ist. Interessant sind übrigens die Kommentare zum Artikel. Sie sind größtenteils jenseits des Anti-Frac-Geschwafels.

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