Wie Bürgerinitiativen mit unwissenschaftlichen Behauptungen versuchen die Politik zu beeinflussen – Dargestellt an einer Präsentation der BI Intschede „

Langwedel-Erdbeben

Seit nunmehr fast drei Jahren wird in Deutschland kontrovers über das nicht nur in der Erdgasförderung angewendete Hydraulic Fracturing diskutiert. Seitdem steht die inländische Erdgasförderindustrie unter „wachsamer“ Beobachtung zahlreicher Medien sowie in Bürgerinitiativen engagierter besorgter Bürger. Infolge der Beobachtung wurden vereinzelte mittlere bis größere sowie weniger als 20 weitere fast ausschließlich auf Betriebsplätze beschränkte kleine Vorfälle dem „Fracking“ zugeschrieben, obwohl sie dem Verfahren nicht zugerechnet werden können. Das führte insgesamt dazu, dass die im Vergleich zur Biogasgewinnung umweltfreundliche Erdgasförderung seitens der Medien (hierbei tat sich insbesondere der öffentlich-rechtliche NDR hervor) als unsauber und umweltgefährdend gebrandmarkt wurde und wird und selbst die für Mensch und Umwelt durch sofort eingeleitete Gegenmaßnahmen folgenlos gebliebenen Vorfälle zum „Umweltskandal“ aufgebauscht wurden. Leider mit gewissem Erfolg, wie anhand einer Präsentation der „Bürgerinitiative (BI) Intschede – Wesermarsch ohne Bohrtürme“ dargelegt wird. Diese wissenschaftlich unfundierte Präsentation1)Informationen zur geplanten Erdgas Erkundungsbohrung der RWE Dea AG in Intschede, Gemeinde Blender. wurde für ein Treffen mit der CDU-Kreistagsfraktion des Landkreises Verden zusammengestellt.

1. Wer sie sind und was sie erreichen wollen

In der Einleitung des Pamphletes ist zu lesen:

Die „Bürgerinitiative Intschede – Wesermarsch ohne Bohrtürme“ ist die Interessengemeinschaft des Widerstandes der Bevölkerung in Intschede, Reer, Ritzenbergen, Amedorf, Blender, Wulmstorf und weiterer Bürgerinnen und Bürger. Wir wehren uns gegen die geplanten Erdgas – Erkundungsbohrungen in der Gemarkung Intschede seitens des Energiekonzerns RWE Dea. Wir haben die BI gegründet, weil wir Sorge um unseren Wohnort haben. Weil unsere Recherchen ergeben haben, dass Erdgasförderung eben nicht die saubere Brückentechnologie ist, für die viele sie halten. Weil die Energiekonzerne sehr fahrlässig mit den gefährlichen Stoffen umgehen, die ganz automatisch bei jeder Erdgasbohrung zu Tage gefördert werden. Weil wir einen Gegenpunkt setzen wollen gegen die grenzenlose Profitgier einiger weniger zu Lasten von Umwelt, Natur und Mensch. Weil unser Verstand uns sagt, was unser Herz längst weiß: Wir müssen NACHHALTIG agieren, damit unsere Kinder und Kindeskinder eine gesunde Zukunft haben.

Eine Begründung für die Sorge um ihren Wohnortes wird nicht genannt und die Quellen der Recherche werden im weiteren Verlauf des Artikels noch kritisch betrachtet sowie diskutiert. Ebenso fehlt ein Nachweis für den angeblich „sehr fahrlässigen“ Umgang der Industrie mit den „gefährlichen Stoffen“.  Es werden, je nach Betrieb und anfallenden Stoffen, sämtliche Sicherheits- und Schutzvorkehrungen getroffen, die zum einen der Gesetzgeber (bspw. MAK-Wert H2S, akt. bei 5 ppm, früher 10) vorschreibt. Darüberhinaus werden insbesondere bei der RWE-Dea Schutzmaßnahmen für Mensch und Umwelt getroffen, um Störungen zu minimieren, wie bspw. die Beleuchtungskonzepte. Außerdem haben die Firmen HS(Q)E-Grundsätze, die in der Regel besagen, dass keine Arbeit so wichtig ist, das Gesundheit und Umwelt gefährdet werden. Je nach Stoff MUSS die entsprechende Persönliche Schutzausrüstung (PSA) getragen werden. Ansonsten tauchen wieder die üblichen ökologistischen Schlagworte wie „grenzenlose Profitgier“ und Floskeln wie die Sorge um die „gesunde“ Zukunft der Kinder und Kindeskinder auf. Dabei suggeriert der letzte Satz, dass wir in einer Umwelt leben, die unmittelbar vor dem Kollaps steht. Dem widerspricht die seit Jahrzehnten kontinuierlich steigende Lebenserwartung in Deutschland.2)Lebenserwartung.info  Zur „Profitgier“: Es handelt sich Wirtschaftsunternehmen, die verständlicherweise darum bemüht sind die Gewinne zu optimieren. Zu Lasten von Menschen, etc. geht das aber in der Öl- und Gasbranche am wenigsten. Sicherlich ist es im Zusammenhang mit der Erdöl- und Erdgasförderung auch schon zu räumlich begrenzten Umweltschäden gekommen. Unmittelbar nach Feststellung dieser kam es in Folge zu umfangreichen Sanierungsmaßnahmen, um dauerhafte Schäden zu vermeiden. Im Vergleich zu den Umweltschäden, die z.B. die Biogaserzeugung verursacht (z.B. massive Fischsterben infolge Oberflächenwasserkontamination), erscheinen diese sogar als noch weniger dramatisch. Dazu später mehr. Leider ist das offenbar den BI nicht präsent. Aufgrund dessen ist das erklärte Ziel der BI:

Darum fordern wir die RWE Dea AG auf von den geplanten Probebohrungen abzusehen!

Soweit hat es also die unsachliche Debatte rund um das Hydraulic Fracturing im Speziellen und die inländische Erdgasproduktion im Generellen schon gebracht: Sogar gegen Erkundungsbohrungen auf konventionelle Erdgasvorkommen wird protestiert.

Für den Fall, dass dieses Ziel nicht erreicht wird, stellt die BI acht Forderungen auf. Ich möchte hierbei nur auf fünf Forderungen eingehen:

1. Kein Baustellenverkehr durch besiedelte Gebiete

I. d. R. werden die Anfahrtwege zu Bohrlokationen so gelegt, dass eine Auswirkung auf die Nachbarn und Menschen auf ein Minimum reduziert wird. Es gibt fest definierte Anfahrts- und Rettungswege zur jeweiligen Bohrlokation. Ansonsten ist die Forderung nicht ganz nachvollziehbar. Der Baustellenverkehr erstreckt sich über wenige Wochen und es ist auch nicht mit LKW-Kolonnen zu rechnen, die durch Ortschaften rollen. Nach Angaben des Mitbewerbers ExxonMobil sind für den Bohrplatzbau max. 200 LKW-Bewegungen notwendig.3)Verkehr und Lärm RWE-Dea rechnet für das hier diskutierte Projekt von einem zeitlichen Rahmen für den Bohrplatzbau von 2-3 Monaten, was max. 66 Arbeitstagen entspräche.4)Erkundungsbohrung Daverden Z 1 Bürgerinformation Intschede Dipl.-Ing. Heiko Oppermann
28. Mai 2013

3. Kein offenes Abfackeln von Erdgas

RWE-Dea setzt seit der Bohrung „Völkersen-Nord Z6“, die 2012 fertiggestellt und getestet wurde, sogenannte „Enclosed Burner“ ein (siehe unten). Allerdings müssen auch die Sicherheitsaspekte beachtet werden. Während der Bohrphase dient eine Fackel als Sicherheitseinrichtung, die im Falle eines Blowouts das Gas abführt und sicher verbrennt. Ob hier die Installation eines Enclosed Burners sinnvoll ist, ist fraglich. Ebenso ist es fraglich, ob der Einsatz eines Enclosed Burners nach Wartungsarbeiten (Freiförderarbeiten) sinnvoll ist. Schließlich ist der Zeitraum eng begrenzt. Zum Thema „Abfackeln“ folgen unten weitere Ausführungen.

4. Kein Fracking, weder konventionell noch unkonventionell

Eine Unterscheidung zwischen „konventionellem“ und „unkonventionellem“ Hydraulic Fracturing existiert nicht. Vielmehr wird zwischen konventionellen und unkonventionellen Lagerstätten unterschieden. Hierbei ist bei einer Diefferenzierung im engeren Sinne die Permeabilität, also die Durchlässigkeit maßgeblich. Der Übergang ist dabei fließend. International gilt für die Obergrenze eine Durchlässigkeit von 0,1 Millidarcy (mD), für Deutschland gilt hingegen eine Obergrenze von 0,6 mD.5)Der Geologische Dienst NRW -Landesbetrieb- informiert: Unkonventionelle Erdgasvorkommen in Nordrhein-Westfalen Eine Unterscheidung im weiteren Sinne ist bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) nachzulesen.6)Wissenswertes über Schiefergas. Erdgas in dichten Tongesteinen Und was das Hydraulic Fracturing selbst betrifft: Hierbei ist eine Trennung in „konventionell“/“unkonventionell“ wie bereits oben erwähnt, nicht gegeben, da sich das Verfahren seit 1947 kontinuierlich entwickelte7)Hydraulic Fracturing (“Fracking”)  und sich je nach Einsatzgebiet sowie Lagerstättentyp erheblich unterscheiden kann.8)Die verschiedenen Formen des Hydraulic Fracturing

5. Kein Transport von Lagerstättenwasser, sondern dessen Aufbereitung vor Ort.

Auf die sich daraus ergebende Frage, was denn mit den bei der Aufbereitung abgeschiedenen Stoffen geschehen soll, liefert die BI keine Antwort. Schließlich müssen diese früher oder später auch abtransportiert werden. Hierbei handelt es sich dann nicht um teilweise sehr gering konzentrierte Stoffe wie höhere flüssige Kohlenwasserstoffe, darunter zyklische Aromate wie Benzol, oder Quecksilber. Diese müssten dann gemäß der Forderung der BI nicht in Verdünnung transportiert werden, sondern in Reinform, was nüchtern betrachtet riskanter wäre.

8. Keine Errichtung von Industriebauten in Form von Gasaufbereitungsanlagen

Hierbei tut sich ein eklatanter Widerspruch zu Forderung 5 auf. Einerseits wird die Aufbereitung von Lagerstättenwasser direkt am Förderplatz gefordert, da dessen Transport vermieden werden soll, andererseits sind aber die dazu erforderlichen Aufbereitungsanlagen auch wieder nicht erwünscht. Im Eifer des Gefechts ist dieser Widerspruch der BI offensichtlich entgangen. Es bestünde lediglich die Möglichkeit eines Nassgastransportes zu einer bereits vorhandenen Gastrocknungsanlage im Feld „Völkersen“. Diese müsste allerdings so ausgelegt sein, die Gasmengen bei Fündigkeit der Bohrung „Daverden Z1“ auch aufnehmen zu können.

2. Begriffserklärungen ohne Bezug zu fachlich fundierten Quellen

Im weiteren Verlauf (auf einige Ausführungen zum Bergrecht und warum deshalb Parteien „einbezogen“ werden müssen, möchte ich nicht weiter eingehen) werden einige „Fachbegriffe“ angeführt und ohne fachlich fundierte Quellen beschrieben.  Bevor darauf eingegangen wird soll kurz folgende Aussage diskutiert werden:

[…]Aber dies ist ein Ansatz der RWE Dea AG Grenzen aufzuzeigen und Auflagen einzufordern, falls nicht sogar öffentliches Interesse doch höher bewertbar sein kann als die Förderung.

Die Förderung von Erdgas als Energieträger ist  im öffentlichen Interesse. Aus diesem Grund sagt das Bergrecht z. B. auch, dass eine wirtschaftliche Förderung erfolgen muss, solange, bis eine Lagerstätte nicht mehr wirtschaftlich produziert werden kann. Unter einem konservativen Ansatz, dass bei Fündigkeit der Bohrung 10 Mio. m³/a über 20 Jahre hinweg gefördert werden könnten, könnten damit jährlich ca. 3000 Einfamilienhäuser bzw. um die 10.000 Menschen mit Erdgas versorgt werden (unter Annahme eines Brennwertes von 9 kWh/m³ bei einem Verbrauch von 30.000 kWh/a). bei dieser Beispielrechnung wird deutlich, dass die Interessen mehrerer Tausend Menschen die Partikularinteressen weniger 100 Menschen deutlich überwiegt. Hinzu kommt dann noch die Förderabgabe, die an das Land abgeführt werden muss und beim angenommenen Volumen von 10 m³/a nach derzeitigem Stand 600.000 €/a einbringt.

Die generell vermeintlichen „Fachbegriffe“ sind:

  • Lagerstättenwasser
  • Benzol
  • Fracking
  • Abfackeln
  • Konventionelle Erdgasförderung sowie
  • Unonventionelle Erdgasförderung

An dieser Stelle soll nur auf die Begriffe „Lagerstättenwasser“ (LaWa), „Fracking“ sowie „Abfackeln“ eingegangen werden. Für die Begriffe „Konventionelle Erdgasförderung “ und „Unonventionelle Erdgasförderung“ gilt im Wesentlichen das, was oben bereits zu „konventionellem“/“unkonventionellem“ „Fracking“ geschrieben wurde. Eine Unterscheidung erfolgt lediglich hinsichtlich der Ausprägung der Lagerstätten.

Zum Lagerstättenwasser wird neben einer eigenen Beschreibung die des „Umweltinstitutes München“ hinzugezogen:

Lagerstättenwasser ist die Bezeichnung für Wasservorkommen in tiefen Gesteinsschichten, die von Natur aus radioaktive oder giftige Stoffe wie Uran und Quecksilber enthalten können. Bei der Erdgasförderung tritt dieses Lagerstättenwasser aus dem Bohrloch aus, wird aufgefangen und zu so genannten Versenkbohrungen befördert und dort wieder in die Tiefe gepresst. Auch hier kann ein Kontakt mit grundwasserführenden Schichten nicht für alle Zeiten sicher ausgeschlossen werden. Es existieren bis dato keine ausreichenden Prognosemodelle, um die sehr langsam ablaufenden Fließvorgänge und die Langzeitwirkungen dieser Technik abzuschätzen.

Natürlich dürfen Schlagworte wie „radioaktiv“ und „giftig“ nicht fehlen. Dem Umweltinstitut sei an dieser Stelle gesagt, dass auch im zur Trinkwassergewinnung genutzten Grundwasser Uran und hochgiftiger Schwefelwasserstoff enthalten sein können. Letzteres aus rein natürlichen Gründen. Lagerstättenwasser tritt nicht aus dem Bohrloch aus!  Der Text suggeriert, das dies unkontrolliert geschieht und das LaWa in Sammelgruben o.ä. gesammelt wird. Das LaWa befindet sich im Gas bzw. eher umgekehrt. Das LaWa wird dann im Freiwasserabscheider bzw. im Absorber vom Gas getrennt. Im übrigen wird das Lagerstättenwasser vor der Versenkung vorgereinigt und darüberhinaus in salzwasserführende Gesteinsschichten versenkt. Diese sind von den grundwasserführenden Schichten hydraulisch entkoppelt. Schließlich hat es seit mehreren Millionen Jahren keine Vermischung dieser salinaren Tiefenwässer mit flachen süßwasserführenden Grundwasserleitern gegeben. Die Erdgeschichte hat bewiesen, dass tiefliegendes Salzwasser über Millionen Jahre hinweg vom Süßwasser in jüngeren Erdschichten sicher getrennt ist. Dafür ist eine mehrere hundert Meter mächtige Tonschicht in der Region, die als Wasserhemmer (Aquifuge) fungiert, verantwortlich. Der unbelegten Behauptung des Umweltinstitutes widersprechen plausible Darstellungen bzw. Beschreibungen der RWE-Dea zur Versenkbohrung „Völkersen H1″9)Informationsveranstaltung Walle, 15. Juni 2012 sowie von ExxonMobil zur Versenkbohrung „Sottrum Z1“.10)Projekt Bötersen Z11 – Fortsetzung der Gespräche zum Grundwassermonitoring Eine treffende Definition liefert hingegen die Fachbehörde, das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG)11)Häufig gestellte Fragen:

Was ist Lagerstättenwasser?
Lagerstättenwasser ist ein natürlicher Bestandteil in Erdgaslagerstätten. Es besteht aus Wasser, gelösten Salzen und Kohlenwasserstoffen. Bei der Erdgasgewinnung wird das Lagerstättenwasser als Flüssigkeit oder als Wasserdampf mit gefördert.

Der Begriff „Fracking“ sollte nicht verwendet werden, wenn angeblich Fachbegriffe angeführt werden. Denn schließlich lautet der fachlich korrekte Begriff „Hydraulic Fracturing“. Und genauso fachlich unkorrekt der Begriff „Fracking“ ist, genauso unkorrekt ist auch die Beschreibung.

Ein weltweit sehr umstrittenes Verfahren zur Steigerung der Erdgasförderung, welches im Erdgasfördergebiet Völkersen seit ca. 10 Jahren zum Einsatz kommt. Dieses hat aber nichts mit den hier beschriebenen Störfällen zu tun.

Dieses Verfahren ist mitnichten „weltweit sehr umstritten“. Es wird außerhalb von Deutschland lediglich im Zusammenhang mit der Schiefergasgewinnung von Seiten von Umweltaktivisten kontrovers und unsachlich diskutiert. Diese wollen unter dem Begriff „Fracking“ auch nicht immer das Hydraulic Fracturing selbst verstanden wissen, sondern den Gesamtprozess der Schiefergasgewinnung (siehe dazu auch diverse Presseartikel, in denen „Fracking“ als Synonym für Schiefergasgewinnung benutzt wird). Angefangen von der Erkundung über die Erschließung und Förderung bishin zum Transport. In Deutschland wird aber auch die längst bewährte Anwendung in konventionellen Lagerstätten in die Debatte von den BI und stets mit freundlicher Unterstützung zahlreicher Medien hineingezogen. Immerhin gibt man zu, dass die später angeführten „Störfälle“ nichts mit dem Verfahren zu tun haben. Was unter Hydraulic Fracturing zu verstehen ist, wird kurz beim LBEG dargelegt12)Häufig gestellte Fragen:

Was ist Fracing?
Hydraulic Fracturing (Fracing) ist eine Technik, mit der Gesteine behandelt werden, um künstliche Fließwege zu erzeugen. Dabei werden in den Gesteinen durch Einpressen einer Frac-Flüssigkeit Risse erzeugt. Das Gestein wird aufgebrochen (engl.: fracing = aufbrechen) und die bis zu mehrere hundert Meter langen, schmalen Risse werden mit Stützkörpern aus Spezialsanden verfüllt, damit sie sich nicht wieder schließen. Bei der Anwendung der Frac-Technik in der Erdgasförderung soll die Förderrate einer Erdgasbohrung erhöht werden.

„Abfackeln“ ist genaugenommen auch kein Fachbegriff, sondern lediglich die Bezeichnung für das Verbrennen nicht verwertbaren Erdgases.

[…]Über die Abfackelung gelangen auch giftige Stoffe wie u.a Benzol oder Quecksilber in die Luft. Aus diesem Grunde sollte es zwingend gesetzliche Vorschrift werden, das nur im sog. Enclosed Burners Verfahren abgefackelt werden darf. In diesem Verfahren werden die giftigen Stoffe herausgefiltert und die Flamme verbrennt nur in einem geschlossenen Brennraum.

Auch bei der Verwendung konventioneller Fackeln werden die genannten Schadstoffe über vorgeschaltete Freiwasserabscheider sowie Aktivkohlefilter abgeschieden.  Allerdings werden bei der Verbrennung im „Enclosed Burner“ keine Stickoxide freigesetzt.13)The Clean Enclosed Burner Bei der Diskussion sollte aber die Verhältnismäßigkeit nicht aus den Augen verloren werden. Schließlich wird Erdgas nur selten abgefackelt, womit Beeinträchtigungen der Umwelt als gering anzusehen sind. Bei Langzeitfördertests erscheint die Nutzung allerdings angemessen. Insgesamt ist die Benzolhysterie im Zusammenhang mit der Erdgasförderung sachlich nicht nachvollziehbar. Schließlich wird Benzol nach der Freisetzung in die Atmosphäre bereits nach wenigen (2-5) Tagen um die Hälfte reduziert. Zudem stellt der Straßenverkehr den mit Abstand (75%) größten Emittenten dar.14)Benzol Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass im Bereich des Erdgasfeldes „Söhlingen“ Luftmessungen im Auftrag der zuständigen Bergbehörde keine erhöhten Benzolwerte dokumentieren konnten.15)Immissionsmessungen an einer Erdgasstation im Landkreis Rotenburg (Wümme)

3. Unterscheidung von Gasvorkommen

Bei der Gasförderung werden konventionelle und unkonventionelle Vorkommen unterschieden.

Das ist so nicht richtig. Erdgasvorkommen werden in „konventionell“ und „unlonventionell“ unterteilt. Aquifergas sowie Gashydrate, die auch zu unkonventionellen Erdgasvorkommen im weiteren Sinne (s.o.)zählen, werden nicht gefördert.

Ein Hinweis für die Unterscheidung ist die Durchlässigkeit des Gesteins.

Diese Formulierung ist eigenwillig. Es müsste eigentlich heißen: Die Durchlässigkeit des Gesteines ist der entscheidende Parameter bei der Unterscheidung „konventionell“/“unkonventionell“ im engeren Sinne.

In konventionellen Gasvorkommen kann das Erdgas – hauptsächlich Methan – weitgehendselbständig aus den Gesteinsporen entweichen. Bei unkonventionellen Gasvorkommenmüssen dagegen mit Hilfe von Hydraulic “Fracking” Fracturing künstliche Risse in den Porenräumen geschaffen werden, damit das Gas für einen kurzen Zeitraum gefördert werden kann.

Es werden keine künstlichen Risse in den „Porenräumen“ (Poren sind Räume) geschaffen, sondern im Gestein. Dadurch werden Poren, die nicht miteinander verbunden sind, in Verbindung gebracht, so dass das Gas über die geschaffenen Risse entweichen kann. Die Aussage, dass dadurch das Gas über einen „kurzen Zeitraum“ gefördert werden kann, ist nicht haltbar. Es gibt Erdgasbohrungen in konventionellen Lagerstätten, die nach nur zwei Jahren ausgefördert sind (z.B. „Alvern Z1“, 1996-1998, siehe entsprechende Jahresberichte16)Jahresbericht “Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland”) und es gibt gefracte Bohrungen, die seit über 1,5 Jahrzehnten Erdgas fördern („Söhlingen Z10“, 17)Ein Weltrekord wird volljährig – Multi-Frac-Projekt Söhlingen Z 10 produziert bis heute Erdgas). Hier soll vermutlich suggeriert werden, dass das Fracverfahren ökonomisch nicht sinnvoll ist.

Es ist erstaunlich, dass die BI schon vor der Erkundungsbohrung, die ja erst die Gesteinsschichten aufschließen soll, um u.a. auch deren Eigenschaften (Korngröße, Porosität, Permeabilität, Gasführung) ermitteln soll, jetzt schon weiß, dass mit einem „Tightgas“-Vorkommen zu rechnen sei. Anders ist folgende Behauptung ohne jegliche Evidenz nicht zu erklären:

Bohrstelle Intschede „Daverden Z1“ = Tight Gas

Dass es der BI an Grundlagen bezüglich der Erdgasförderung mangelt, offenbart sich in den folgenden Zitaten:

Beides (gemeint sind Bohrschlämme und LaWa) wird durch Grundwasser führende Schichten gefördert, oberirdisch bearbeitet und teils unterirdisch transportiert und anschließend in Versenkbohrstellen/Disposalbohrungen entsorgt, wobei es wieder die Grundwasser führende Schicht passiert.

Es wird nicht durch die Schicht gefördert, sondern durch die Produktionsrohrtur (Tubing). Die Bohrung ist durch die technischen Rohrtouren (Casing) in der Regel in den Grundwasserleitern mehrfach verrohrt und zementiert, sodass zwischen Tubing und Grundwasserleiter mehrere Barrieren aus Stahl und Zement bestehen.

Hydraulic Fracturing führte in anderen Ländern nachweislich und mehrfach zur Kontaminierung von Grund und Oberflächenwasser.

Diese Aussage ist nach diversen offiziellen Quellen schlichtweg falsch. Vorsorglich werden von der BI auch keine Quellen angegeben.Im Gegensatz zu der unbelegten Behauptung heißt es in einem Interview mit Brian Horsfield vom Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ)18)Interview mit Brian Horsfield über Schiefergas und Hydraulic Fracturing:

Die Erfahrungen mit der Technologie zeigen, dass bei weltweit mehr als 100.000 Schiefergasbohrungen und mehr als zwei Millionen Hydraulic Fracturing Operationen (nicht nur bei der Schiefergasgewinnung) nur ein dokumentierter Fall von Grundwasserverschmutzung mit Fracturing Fluiden, die aus dem Untergrund in das Grundwasser gelangt sind, bekannt ist. Das ist sehr wenig.

Und auch die folgende unbelegte Behauptung ist nicht haltbar:

Gleich mehrere Studien zeigen einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Fracking und
Erdbeben.

Wie nicht anders zu erwarten wird diese Behauptung anhand wissenschaftlicher Quellen NICHT belegt. Es wird einfach behauptet, es gäbe entsprechende Studien, vermag sie aber nicht zu benennen. Doch was sagt die Wissenschaft dazu, die Studien dazu begutachtet hat? Dazu wieder Brian Horsfield vom GFZ Potsdam19)Interview mit Brian Horsfield über Schiefergas und Hydraulic Fracturing:

Das Risiko, durch Hydraulic Fracturing größere, d.h. von Menschen wahrnehmbare Erdbeben auszulösen, wird in den wissenschaftlichen Studien als gering eingestuft.

Und damit nicht genug. So ist weiterhin beim GFZ Potsdam zu lesen20)Hydraulic Fracturing ist „nicht bedeutend“ für das Erzeugen von Erdbeben:

Eine neue Untersuchung von Hunderttausenden von Hydraulic Fracturing Maßnahmen hat gezeigt, dass es dadurch nur in drei Fällen zu Kleinbeben gekommen ist, die an der Oberfläche von Menschen wahrnehmbar waren.

Und es folgt die nächste unbelegte Behauptung:

Große Teile der Frackflüssigkeit bleiben anfangs im Untergrund. Wie sie sich dort anreichern und untereinander reagieren, ist nicht erforscht. Mit dem Lagerstättenwasser gelangen sie bei der späteren Förderung weiterhin an die Oberfläche.

RWE-Dea- Bohranlage T-160 im Erdgasfeld Völkersen (Mai 2013) ©chef79

RWE-Dea- Bohranlage T-160 im Erdgasfeld Völkersen (Mai 2013) ©chef79

Die beim Fraccen eingesetzten Chemikalien haben im wesentlichen den Zweck, die Eigenschaften des Wassers als Basis des Fracfluides so zu verändern, dass es möglich ist, Sand als Stützmittel in die erzeugten Risse zu transportieren. Wie die Chemikalien untereinander reagieren, ist ganz genau erforscht. Ansonsten würde der Fracprozess nicht gelingen. Genaugenommen wird im Labor erforscht, wie die Chemikalien untereinander reagieren. Schließlich ist nur in gewissen Fällen eine Reaktion untereinander erwünscht: Z.B. sollen Gelbildner wie Guarkernmehl mit dem Wasser reagieren, um es anzudicken. Und später sollen Gelbrecher dafür sorgen, dass das angedickte Wasser wieder flüssig gemacht wird, um es aus der Formation bzw. den erzeugten Rissen zurückzufördern. Ansonsten würde das Fracfluid die Risse verstopfen und den Gasfluss behindern. Diese Erläuterung gilt für Fracarbeiten, bei denen eine gelierte Flüssigkeit zum Einsatz kommt, wie es für tiefliegende Sandsteinlagerstätten, wie es bei Daverden zu erwarten ist, typisch sind.

4. Zum „Fazit für das geplante Fördergebiet Intschede“

Zunächst wird wieder einmal Erdgasförderung hinsichtlich „konventionell“/“unkonventionell“ mit der Ausprägung der Lagerstätten vermischt.

Die Erdgasvorkommen im Landkreis Verden sind sogenannte Tight Gas Vorkommen, und somit im fließenden Übergang von konventioneller zu unkonventioneller Förderung zu sehen.

Die Erdgaslagerstätten im Landkreis Verden sind nicht generell als „Tightgas“-Vorkommen anzusprechen. Die Fundbohrung der Lagerstätte „Völkersen“, die Bohrung „Völkersen Z1“ wurde mit einer beachtlichen Rate von 40.000 m³/h getestet.21)Niedersächsisches Landesamt für Bodenforschung (1993): Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 1992 Diese Rate, die ohne Fracmaßnahmen erzielt wurde, widerspricht der Kategorisierung der Lagerstätte „Völkersen“ als „Tightgas“-Lagerstätte.
Als nächstes heißt es in Bezug auf eine Grafik, die eine horizontal abgelenkte Bohrung mit mehrfacher Fracanwendung in der Lagerstätte „Söhlingen“ darstellt:

Eine solche horizontal abknickende Bohrung ist auch von Intschede nach Daverden geplant.

Allerdings ist es einer Abbildung des Infomaterials von RWE-Dea[4], die auch von der BI verwendet wird, weder zu entnehmen, dass die Bohrung horizontal abknickt, noch gibt es irgend einen Hinweis darauf, das überhaupt Fracmaßnahmen vorgesehen sind. Offensichtlich interpretiert die BI einen horizontalen Verlauf aus der horizontalen Differenz zwischen Ansatzpunkt der Bohrung und deren Aufschlagpunkt. Dass Bohrungen gerichtet geteuft werden können, ohne die Horizontale zu erreichen, ist den BI-Vertretern offensichtlich nicht bekannt.

Zudem fragt man (sich):

[…]was bis zu 15 mm breite Risse (RWE Dea spricht sogar von 20 mm) im Umkreis von 100 m je Frackstelle im Untergrund bewirken können …

Die Risse bewirken genau dass, was sie bewirken sollen. Sie verbinden Poren, die nicht miteinander verbunden sind. Oder anders: Sie erzeugen ein künstliches Kluftsystem, durch das das Erdgas aus den Poren im Sandstein zur Bohrung gelangt. Dazu Brian Horsfield vom Geoforschungszentrum Potsdam22)Interview mit Brian Horsfield über Schiefergas und Hydraulic Fracturing, April 2013:

Es passiert genau das, was beabsichtig ist: es bildet sich durch den Druck des Wassers auf das Gestein ein Netzwerk von feinen Rissen im Gestein, welches den Zustrom des Gases oder Öls in das Bohrloch verbessert.

5. „Nur eine kleine Bohrstelle in Intschede?“ fragt die BI

Die Antwort ist zunächst ein klares und deutliches „Ja!“. Es handelt sich bei der geplanten Bohrung um eine  Explorationsbohrung, im konkreten Fall um eine sogenannte „Teilfeldsuchbohrung“. Es ist somit überhaupt noch nicht klar, ob Erdgas in wirtschaftlich förderbaren Mengen vorhanden ist. Das soll erst durch diese Bohrung festgestellt werden. Eine Teilfeldsuchbohrung ist folgendermaßen definiert23)Jahresbericht “Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland”:

A4 Teilfeldsuchbohrung (new pool test: new tectonic block, new facies area, deeper or shallower horizon, etc.) Sie sucht entweder ein von produzierenden Flächen abgetrenntes Teilfeld in demselben produktiven Horizont, wobei sie in der Regel nicht weiter als 5 km von einem bereits erschlossenen Feld entfernt steht, oder einen neuen Erdöl oder Erdgas führenden Horizont unterhalb oder oberhalb einer erschlossenen Lagerstätte. Dieser neue Horizont gehört in der Regel einer anderen stratigraphischen Stufe (z.B. Mittlerer Buntsandstein, Unterer Keuper, Rotliegend) an als die Lagerstätte.

Ob es demnach überhaupt zu einer Förderung kommen wird, kann vor Abschluss der Bohrung sowie der Auswertung von eventuell nachfolgenden Testarbeiten noch gar nicht bewertet werden. Dennoch verliert sich die BI in Spekulationen und malt ein Horrorszenario an die Wand. So wird über die Installation einer Gastrocknungsanlage spekuliert:

Daher wird in den an jeder Produktionsbohrung installierten Gastrocknungsanlagen zunächst das
Wasser abgeschieden.

Erdgasbohrung PES 152 in der Altmark (ohne GTA)

Erdgasbohrung PES 152 in der Altmark (ohne GTA)

Das ist so nicht richtig. Eine Gastrocknung kann durchaus zentral erfolgen. In der Altmark waren z.B. nie Gastrocknungsanlagen installiert (siehe Beispielfoto links). Zudem zeigt das von der BI auf Seite 15 verwendete Bild keine Gastrocknungsanlage, sondern eine Verdichterstation. Zwar lautet die Bildbeschreibung in der Broschüre24)ExxonMobil Production: Die Produktion von Erdgas, aus der es entnommen wurde „Gastrocknungsanlage (GTA)“, jedoch handelt es sich dennoch um eine Verdichterstation, wahrscheinlich im Erdgasfeld „Visbek“, eines der bedeutendsten Felder in Deutschland. Eine GTA ist in der Broschüre zwei Seiten weiter zu sehen. Es hätte im Übrigen genügt, dem Feld „Völkersen“ einen Besuch abzustatten und die BI hätte bemerkt, dass das mit dürftiger Quellenangabe benutzte Bild keine GTA zeigen kann. Und wie gesagt: Es steht überhaupt noch nicht fest, ob es jemals zu einer Förderung von Erdgas kommen wird, da nicht bekannt ist, ob der Rohstoff in abbauwürdigen Mengen überhaupt vorhanden ist. Vorangegangene Teilfeldsuchbohrungen wie die „Verden-Ost Z1“ (Wintershall) sowie die „Lindhoop Z1/Z1a“ (RWE-Dea) aus dem Jahr 2000 blieben ohne Erfolg. Die nachgewiesenen Gasmengen erwiesen sich als zu gering.25)Jahresbericht “Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2000″ Vor diesem Hintergrund erscheint eine Debatte über vermeintliche Auswirkungen nicht nur verfrüht sondern auch unseriös. Die Unseriösität wird dann durch die Aufzählung von insgesamt 26 Störfällen aus dem Zeitraum 2002 bis 2012 unterstrichen, die der Erdgasförderung zugerechnet werden.

6. Gravierende Umweltbeeinträchtigungen durch die Erdgasförderung?

Die Liste wurde von einer BI aus dem Hamburger Raum übernommen. Seitens der BI Intschede heißt es:

Hier die bekannt gewordenen Störfälle durch Gasförderung in Norddeutschland. Leider ohne Anspruch auf Vollständigkeit aufgrund der Vielzahl.

Es ist schon recht dreist, 26 Vorfälle innerhalb von 10 Jahren, also 2,6 Fälle Pro Jahr als „Vielzahl“ zu bezeichnen. Das ganze erst recht vor dem Hintergrund, dass allein acht der aufgeführten Fälle gar keine „Störfälle“ im Zusammenhang mit der Erdgasförderung darstellen:

  • Punkt 10, die Aufforderung des LBEG, alle LaWa-Leitungen aus Kunststoff zu überprüfen, kann nicht als Störfall bezeichnet werden
  • Punkt 9 und 13 sind Doppelungen eines Sachverhaltes
  • Punkt 15, die Stilllegung von LaWa-Leitungen in Folge der Untersuchungen (siehe Punkt 10) stellen keinen Störfall dar
  • Punkt 16: ein während einer Überprüfung „verursachter „Schaden“ ist kein Störfall
  • Die Punkte 17 und 20 stehen im Zusammenhang mit der Erdölförderung
  • Punkt 22: Die Genehmigung von Sonderbetriebsplänen zur Einrichtung eines seismischen Messnetzes der Erdgasförderindustrie ist ganz gewiss kein Störfall, ExxonMobil ist auch nicht Betriebsführer der deutschen Erdgasindustrie!
  • Punkt 26: Ein Schden an einer Erdgasversorgungsleitung hat nichts mit der Erdgasförderung zu tun

Somit verbleiben noch 18 Störfälle. Die unter den Punkten 5; 8; 11; 14; 18; 19 sowie 24 angeführten Fälle beschränken sich auf Betriebsgelände. Zudem ist der Vorfall unter Punkt 11 auf einen Defekt an einem LKW eines betriebsfremden Unternehmens zurückzuführen. Unter den 3 Verletzten befanden sich 2 Mitarbeiter von ExxonMobil, die dem betriebsfremden Arbeiter Erste Hilfe leisteten. Es ist eine Unverschämtheit und Geschmacklosigkeit, die Verletzung von Ersthelfern eines Förderbetriebes der Erdgasindustrie als „Störfall“ anzurechnen.

Nach Abzug dieser sieben Vorfälle, die sich auf Betriebsplätze beschränkten, verbleiben noch 11 Vorfälle. Davon sind sieben Fälle Erdbeben, die wahrscheinlich infolge der Erdgasförderung induziert worden sind. Somit verbleiben ganze vier Vorfälle innerhalb von 10 Jahren außerhalb von Betriebsplätzen. Davon verursachten drei einen Umweltschaden in Form von Boden- und/oder Grundwasserkontaminationen. Davon wurden zwei umgehend behoben. Im dritten und größten Fall (Benzolaustritte am LaWa-Leitungssystem im Feld „Völkersen“) laufen derzeit noch die Sanierungsmaßnahmen im 3. von 3 Sanierungsabschnitten. Festzuhalten bleibt, dass selbst durch die drei außerhalb von Betriebsplätzen aufgetretenen Vorfälle weder ein Mensch zu Schaden kam noch die Umwelt dank der umgehend eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen langfristig geschädigt wurde. Selbstverständlich wäre es optimaler, wenn es zu gar keinem Umweltschaden gekommen wäre. Nur deshalb die Erdgasförderung deshalb insgesamt als unsauber und umweltgefährdend darzustellen, ist meiner Ansicht nach hochgradig unseriös bzw. unverhältnismäßig.

7. Zusammenfassung

In der Nähe der seit 1992 bekannten Erdgaslagerstätte „Völkersen“ soll mit der Teilfeldsuchbohrung „Daverden Z1“ untersucht werden, ob sich im Untergrund eine bauwürdige Erdgaslagerstätte befindet. Im Rahmen der Diskussion um das Stimulationsverfahren „Hydraulic Fracturing“ ist die inländische Erdgasförderindustrie aufgrund von wenigen und im wesentlichen räumlich eng begrenzten umweltrelevanten Vorfällen, die fälschlicherweise dem Hydraulic Fracturing zugerechnet wurden, in Verruf geraten. Das führt inzwischen dazu, dass selbst gegen neue Erschließungsvorhaben protestiert wird und Teile der ortsansässigen Bevölkerung diese Projekte verhindern wollen. Diese schließen sich in BI zusammen und versuchen, wie anhand dieses Artikels dargelegt, die Lokalpolitik proaktiv zu beeinflussen. Hierbei werden im wesentlichen auf Medienberichten und selten bis überhaupt nicht auf wissenschaftlichen Arbeiten fußende Informationen zusammengetragen sowie zusammengestellt. Dass in Folge dessen die Argumente häufig der Faktenlage widersprechen, teilweise sogar frei erfunden sind oder nicht im Zusammenhang mit der Erdgasförderung stehen, wurde in diesem Beitrag anhand belastbarer Quellen nachgewiesen.

Alle Bilder ©chef79

Quellenverzeichnis

Quellenverzeichnis
1Informationen zur geplanten Erdgas Erkundungsbohrung der RWE Dea AG in Intschede, Gemeinde Blender.
2Lebenserwartung.info
3Verkehr und Lärm
4Erkundungsbohrung Daverden Z 1 Bürgerinformation Intschede Dipl.-Ing. Heiko Oppermann
28. Mai 2013
5Der Geologische Dienst NRW -Landesbetrieb- informiert: Unkonventionelle Erdgasvorkommen in Nordrhein-Westfalen
6Wissenswertes über Schiefergas. Erdgas in dichten Tongesteinen
7Hydraulic Fracturing (“Fracking”)
8Die verschiedenen Formen des Hydraulic Fracturing
9Informationsveranstaltung Walle, 15. Juni 2012
10Projekt Bötersen Z11 – Fortsetzung der Gespräche zum Grundwassermonitoring
11, 12Häufig gestellte Fragen
13The Clean Enclosed Burner
14Benzol
15Immissionsmessungen an einer Erdgasstation im Landkreis Rotenburg (Wümme)
16, 23Jahresbericht “Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland”
17Ein Weltrekord wird volljährig – Multi-Frac-Projekt Söhlingen Z 10 produziert bis heute Erdgas
18, 19Interview mit Brian Horsfield über Schiefergas und Hydraulic Fracturing
20Hydraulic Fracturing ist „nicht bedeutend“ für das Erzeugen von Erdbeben
21Niedersächsisches Landesamt für Bodenforschung (1993): Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 1992
22Interview mit Brian Horsfield über Schiefergas und Hydraulic Fracturing, April 2013
24ExxonMobil Production: Die Produktion von Erdgas
25Jahresbericht “Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2000″

5 Kommentare zu Wie Bürgerinitiativen mit unwissenschaftlichen Behauptungen versuchen die Politik zu beeinflussen – Dargestellt an einer Präsentation der BI Intschede „

  • Dirk Weißenborn sagt:

    “Nur eine kleine Bohrstelle in Intschede?” fragt die BI“

    Leider kann den Aktivisten im Raum Daverden kein „amerikanisches Szenario“ mit zahlreichen Bohranlagen versprochen werden. Die Richtbohrtechnik sowie ein völlig anderes Rechtssystem, aber auch die Geologie des nordwestdeutschen Rotliegend-Beckens verhindern das.

    Solche Fieberphantasien über „industrielle Gaslandschaften“ kommen auf, wenn man zu viele schlechte Filme wie „Gasland“ oder alte Fotos von deutschen Ölfeldern der vorigen Jahrhundertwende gesehen hat.

  • Kelly sagt:

    Die BI Intschede konnte die geheimen Inhaltsstoffe von Frackfluiden enthüllen. 3 Komponenten wurden besonders hervorgehoben: „Die Chemikalie BA-40L wird verwendet um den PH Wert zu erhöhen, sie ist z.B. gefährlich bei Haut- & Augenkontakt und verursacht Verbrennungen.“ BA-40L oder auch E 501 wird auch als Backpulver verwendet. „Oder die Chemikalie LGC-VI, diese ist leicht brennbar und wird scheinbar verwendet um die Frack-Flüssigkeit dickflüssig zu machen.“ LGC-VI könnte man mit Dieselkraftstoff vergleichen. „Es werden auch immer Biocide verwendet, hier kommt scheinbar das Biocid BE-6 zum Einsatz und im Sicherheitsdatenblatt steht: „Doses of 80 and 160 mg/kg produces gastrointestinal lesions, respiratory distress, and some deaths.“ BE-6 ist ein Biocid das „.. ursprünglich als Konservierungsmittel für Arzneimittel verwendet..“(wurde). „Aufgrund seiner geringen Warmblütertoxizität hat sich Bronopol zu einem breitverwendeten Konservierungsmittel in Haarwaschmitteln und Kosmetika entwickelt…“ (Wikipedia)

    1. istvanadler sagt:

      Haha, Kelly. Danke für diesen ironischen Beitrag. Ich hab’s verstanden. Aber Ironie sicherheitshalber immer kennzeichnen. Sonst nehmen das einige Besucher hier noch ernst. PN am WE über FB, wenn ich es nicht vergesse. Bis dahin. IA.

  • Kelly sagt:

    Zugegebenermaßen war die Einleitung Ironisch. Das sollte doch wohl jedem klar sein? Oder etwa nicht? Der Leser sollte doch in der Lage sein den Text kritisch zu bewerten. Die BI`s tun so, investigativ wie sie sind, ols ob sie bisher verschwiegene Geheimnisse aufdecken-mit der unterschwelligen Behauptung die Chemikalien seien so gefährlich, dass man ihre Verwendung (vermutlich aus Profitgier) nicht bekannt geben könnte. Welche Komponenten dem Wasser, dass zur hydraulischen Stimmulierung verwendet wird, zugeschlagen wird ist überall nachzulesen-also eben kein Geheimnis. Da werden Chemikalien genannt die inzwischen nicht mehr verwendet werden. Je nachdem wie es gerade passt. Vorsicht Ironie! „Head and Shoulders“ sollte, auf Grund der Zusammensetzung, endlich verboten werden. Die Liste ließe beliebig fortsetzen.

  • Barney Gumble sagt:

    Leute, die Spass haben, zu hassen,aus Egomanie.
    Die waren schon immer für größtes Unglück verantwortlich.

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