Brandenburgs Grüne fordern striktes Frackingverbot

„Fracking“, eigentlich Hydraulic Fracturing ist eine seit über 65 Jahren weltweit eingesetzte und bewährte Methode, mittels hydraulisch erzeugter Risse die Produktivität von Erdöl- und Erdgaslagerstätten zu erhöhen oder gar erst zu ermöglichen. Es wird aber auch zur Nutzung von Geothermiepotenzialen eingesetzt. Durch den als unwahr entlarvten Film „Gasland“ und vielen unkritisch in den Medien gezeigter Szenen daraus geriet dieses Standardverfahren in Verruf. Angeblich soll durch die Anwendung des Fracverfahrens Trinkwasserbrunnen in den USA kontaminiert worden sein, wovon aber die Behörden nichts wissen.

In der deutschen Medienlandschaft ist von der Entlarvung sowie vom Eingeständnis Josh Fox‘ vor laufender Kamera, dass er bezüglich der entzündbaren Wasserhähne seine Zuschauer getäuscht hat (er wusste, dass natürlich ins Grundwasser migriertes Methan verantwortlich war) kaum etwas zu lesen oder zu hören gewesen. Im Gegenteil: Bis heute werden die Szenen herangezogen, wenn über die vermeintliche Gefährlichkeit des Hydraulic Fracturing berichtet wird. Diese dramatischen Bilder haben sich in viele Köpfe eingebrannt.

Dazu gehören auch die Köpfe grüner Politiker, die nach dem Verlust des Themas „Atomkraft“ nun ein neues Gebiet für sich entdeckt haben. Dass Hydraulic Fracturing kilometertief unter der Erde stattfindet, entkoppelt von der Umwelt und nutzbarem Grundwasser, ficht die Kritiker nicht an. Genausowenig wie der Fakt, dass die Konzentration der Zusatzstoffe (Chemikalien), viele davon völlig ungefährlich, äußerst gering ist und Fracfluide als „nicht umweltgefährdend“ eingestuft sind.

Dennoch wird stets behauptet, dass Hydraulic Fracturing aufgrund der eingesetzten Chemikalien umweltgefährdend sei und eine „unkalkulierbare“ Gefahr für das Grundwasser oder sogar Trinkwasser (da besteht ein Unterschied!) darstellt. Dabei ist es bei über 2 Millionen Fracmaßnahmen weltweit nur zu einer einzigen Kontaminierung gekommen. Das geht aus einem Interview mit Brian Horsfield vom GFZ Potsdam hervor. Dieses befasst sich u.a. mit der Erforschung von Schiefergaslagerstätten, für deren Erschließung Hydraulic Fracturing zwingend erforderlich ist:

Die Erfahrungen mit der Technologie zeigen, dass bei weltweit mehr als 100.000 Schiefergasbohrungen und mehr als zwei Millionen Hydraulic Fracturing Operationen (nicht nur bei der Schiefergasgewinnung) nur ein dokumentierter Fall von Grundwasserverschmutzung mit Fracturing Fluiden, die aus dem Untergrund in das Grundwasser gelangt sind, bekannt ist. Das ist sehr wenig.

Das bedeutet, dass das Risiko gegen Null tendiert und eben nicht per se grundwasser- oder umweltgefährdend ist. Die Grünen sehen das allerdings anders und ignorieren solche wissenschaftlichen Erkenntnisse. Der schleswig-holsteinische Umweltminister Dr. Robert Habeck, eigentlich ein Schriftsteller, erfand sogar den Begriff „umwelttoxisches Fracking“. Das ist insofern erstaunlich, da folgendes auf den Seiten seines Ministeriums zu lesen ist:

4. Gab es in der Vergangenheit Fracking-Maßnahmen in Schleswig-Holstein ?

Ja, es gab mehrere Bohrungen mit dem Einsatz der Fracking-Methode. Diese Bohrungen fanden zwischen 1955 und 1994 überwiegend im Kreis Plön statt. Es gibt keine Hinweise, dass die Maßnahmen in dem betroffenen Gebiet zu schädlichen Umweltauswirkungen geführt haben.

Dennoch ist Habeck ein großer Verfechter eines Verbotes von „Fracking mit umwelttoxischen Substanzen“. Tatsächlich sind in Reinform umweltgefährdende, so der richtige Begriff, Substanzen in Fracfluiden enthalten, wie in vielen anderen Stoffen auch. Nur sind diese Substanzen in Fracfluiden so gering konzentriert, dass diese Fluide nicht als umweltgefährdend gelten. Weiterhin besteht für Schleswig-Holstein nach geowissenschaftlichen Gesichtspunkten überhaupt kein Potenzial an Schiefergas, dass einen umfassenden Einsatz des Fracverfahrens erfordern würde.

Das trifft ebenso für Brandenburg zu, wo jetzt die Grünen sich ebenfalls für ein striktes Verbot des Hydraulic Fracturing einsetzen. Das berichtet die Märkische Allgemeine Zeitung in ihrer Online-Ausgabe. Dort ist zu lesen:

Brandenburgs Grüne unterstützen den Vorstoß der Bundesländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen, die mit einer Novelle des Bundesbergbaurechts das umstrittene Fracking ausschließen wollen.

Ein Vorstoß aus Niedersachsen in dieser Hinsicht ist nicht bekannt. Im Gegenteil: Zumindest in konventionellen Lagerstätten soll Hydraulic Fracturing weiter, wenn auch trotz keines einzigen Umweltschadens, unter verschärften Auflagen möglich sein, wie es aus einem Erlass-Entwurf der niedersächsischen Landeregierung hervorgeht.

Warum die Grünen in Brandenburg sich überhaupt mit dem Thema befassen, ist genauso fragwürdig wie bei den Kollegen in Schleswig-Holstein. Denn ebenso wie dort ist für Brandenburg kein Schiefergaspotenzial durch die Fachbehörde, die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), ausgewiesen. Offenbar haben die brandenburger Grünen davon keine Kenntnisse und versteigen sich, namentlich in Person der Fraktionssprecherin Sabine Niels in erschreckend dramatisierende Falschaussagen. Frau Niels spricht wörtlich von:

furchtbaren chemischen Cocktails

Diese würden angeblich das Grundwasser „verseuchen“. Nur ist ein solcher Fall in Deutschland überhaupt nicht bekannt, trotz jahrzehntelanger über 400-facher Anwendung allein im Zusammenhang mit der Erdgasförderung. Neben den Grünen sieht erwartungsgemäß auch der BUND, insbesondere in Ost- und Südbrandenburg, die „Gefahr“ des Einsatzes des Fracverfahrens. Dass obwohl die Bayerngas AG, die eine Aufsuchungserlaubnis bei Beeskow innehat und 10 Mrd. m³ Erdgas vermutet (!), eine Anwendung des Fracverfahrens ausschließt, sollte Erdgas gefunden werden.

Doch der BUND zweifelt daran und sein Geschäftsführer Axel Kruschat meint zu beobachten, „dass sich die herkömmliche und die gefährlichere Abbaumethode aufeinander zu bewegen.“ Nun ist Hydraulic Fracturing eine „herkömmliche“ Methode mit seiner Historie über sechseinhalb Jahrzehnte und hat sein geringes Gefährdungspotenzial längst unter Beweis gestellt. Wie sich Erdgasförderung ohne und unter Anwendung des Hydraulic Fracturing aufeinander zu bewegen sollen, ist absolut schleierhaft und lässt vermuten, dass Herr Kruschat nicht weiß, was unter dem Verfahren zu verstehen ist oder wie Hydraulic Fracturing überhaupt funktioniert.

Kruschat wird entsprechend von der Bayerngas AG widersprochen. Deren Sprecher Dirk Barz verweist darauf, das im Falle einer Fündigkeit das Erdgas ohne den Einsatz des Fracverfahrens fördern wird, „auch wenn sich der BUND schwer damit tut, dies zu akzeptieren“. Ebenso bestätigt der Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke), dass das Fracverfahren in Brandenburg nicht zum Einsatz kommen würde. Dem schließt sich zuguterletzt auch das Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LBGR) an und ergänzt, dass sich Brandenburg mit einem Vorstoß zurückhalten könne, da es nicht direkt betroffen ist.

Außerdem verweist das LBRG darauf, dass unter Beteiligung des Landes Brandenburg im Bund-Länder-Ausschuss  eine fachlich differenzierte Meinung zum „Fracking“ erarbeitet worden sei. So sei es oberstes Gebot im Falle eines Einsatzes des Verfahrens, Grundwasser und Oberfläche zu schützen.

Dass das möglich ist, haben 100te Fracmaßnahmen im Zusammenhang mit der Erdöl-, Erdgas- sowie Geothermiegewinnung in Deutschland bewiesen, auch wenn sich BUND, Bündnis90/Die Grünen sowie die Anti-Gasförderungs-Bürgerinitiativen damit schwer tun.