Erdölerkundungsbohrung „Barth 11“: Stimulationsarbeiten haben begonnen

Bereits im Jahr 2011 wurde zwischen den Städten Ribnitz-Damgarten und Barth in der Nähe des Dorfes Saal die Erdölerkundungsbohrung „Barth 11“ abgeteuft. Tatsächlich konnte diese in ca. 2.700 Metern Teufe im Staßfurt-Karbonat Erdöl nachweisen. In einem ersten Kurzzeittest im Jahr 2012 konnten bereits 76 m³ des „Schwarzen Goldes“ an die Oberfläche gebracht werden.

Da die Zuflussraten des leichten Erdöles, das zudem frei von Formationswasser ist, zum Bohrloch laut LBEG-Jahresbeicht 2012 gering waren, werden nun Maßnahmen ergriffen, die die Zuflussraten verbessern sollen. Solche zuflussverbessernden Maßnahmen werden in der Fachwelt als „Stimulation“ bezeichnet. Dazu zählen verschiedene Methoden, wie z.B. auch die hydraulische Stimulation, die auch als Hydraulic Fracturing bekannt ist und teilweise als „Fracking“ bezeichnet wird.

Da aber in der deutschen Medienlandschaft „Fracking“ sehr häufig mit dem Gesamtprozess der Schiefergasgewinnung gleichgesetzt wird, grenzt sich das Unternehmen CEP Central European Petroleum GmbH (CEP) von diesem Begriff ab bzw. verwendet ihn nicht. Es wird stattdessen ganz allgemein von „Stimulierung“ gesprochen, die die Bohrung an die Lagerstätte anschließen soll. Die Notwendigkeit der Arbeiten ergibt sich daraus, dass der bohrlochnahe Bereich im Zuge der Bohrarbeiten verstopft wurde. Durch hydraulische Stimulation können die Schädigungen beseitigt werden, wie auf der Seite der Firma Fangmann zu erfahren ist, welche auch Stimulationsarbeiten durchführt, allerdings nicht in der „Barth 11“:

Durchbrechen der bohrlochnahen Schädigungszone, die durch den bohrtechnischen Aufschluss und die fördertechnische Installation entstanden ist

Insgesamt sollen in der Bohrung, die im Bereich der Lagerstätte ungefähr 1.000 Meter horizontal verläuft, 10 Stimulationen durchgeführt werden (Quelle und Hervorhebungen CEP):

Die durch Bohrarbeiten verschlossenen Poren und Fugen im Speichergestein werden einmalig geöffnet, in dem in 10 Stufen je 150 m³, d. h. insgesamt 1500 m³ einer nicht wassergefährdenden Flüssigkeit in das Bohrloch gepumpt werden.

Das verfahren der hydraulischen Stimulation ist in Deutschland bereits 100e Male durchgeführt worden. So auch z.B. in der Erdöllagerstätte „Lütow“ auf der Ostseeinsel Usedom, wo seit fast 50 Jahren kontinuierlich Erdöl gefördert wird. Eine so stimulierte Bohrung steht dort bis heute in Förderung.

Am 16.06.2014 haben nun die Stimulationsarbeiten in der Bohrung „Barth 11“ begonnen und wie aus einem Pressebericht des WSJ hervorgeht, sind bereits die ersten drei der 10 Stages durchgeführt worden. Offenbar ohne (größere) Probleme wie bei den 100en von hydraulischen Stimulationen, die zuvor in Deutschland durchgeführt wurden, auch.

Dennoch protestierten etwa 30 Menschen laut WSJ gegen die Durchführung des seit Jahrzehnten bewährten Standardverfahrens. Bei NDR-Online ist dagegen von 40 Demonstranten die Rede. Deren Beweggrund:

Sie wiesen auf Umweltrisiken in der Nähe des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft hin und forderten höhere Sozial- und Umweltstandards für die Erdöl- und Erdgasförderung.

und:

Sie befürchten, dass Schadstoffe wie Benzol und Quecksilber freigesetzt werden und bezeichnen das Verfahren als Fracking.

Die Demonstranten beziehen sich dabei offenbar auf die Benzolaustritte an Lagerstättenwasserleitungen in niedersächsischen Erdgasfeldern, deren Ursache längst erkannt und beseitigt ist sowie auf die gegenwärtige Berichterstattung zu Quecksilber-„Belastungen“ im Bereich von „Rotliegend“-Erdgaslagerstätten, wo bisher lediglich in einem einzigen bestätigten Fall ein Maßnahmewert leicht überschritten worden ist. Es bedarf allerdings einer gewissen Phantasie, zwischen den Stimulationsarbeiten in einer Erdölbohrung und den Fällen in Niedersachsen Parallelen zu ziehen.

Bürgerinitiativen scheinen dafür ein ausgeprägtes Talent entwickelt zu haben, Kausalitäten herzustellen, die in keinerlei Zusammenhang stehen. Wobei hier noch einmal in klarer Deutlichkeit gesagt werden muss, dass es zu den Benzolkontaminationen nicht hätte kommen dürfen. Dabei ist es vollkommen irrelevant, dass diese räumlich sehr eng begrenzt waren (unmittelbares Leitungsumfeld) und weder Pflanzen, Tiere oder gar Menschen geschädigt wurden.

Zurück zum Thema: Nach Abschluss der Stimulierung werden die dazu notwendigen Anlagen abgebaut und ein Fließtest durchgeführt, bei dem die Fleißdrücke sowie der Ölzufluss gemessen werden. Anschließend wird die Bohrung wieder verschlossen, um den Druckaufbau zu messen. Daraus lassen sich weitere Erkenntnisse über die Größe der Lagerstätte sowie ihr Förderverhalten gewinnen.

Sollten die Arbeiten erfolgreich verlaufen, wird die Bohrung einem mehrmonatigen Fließtest unterzogen. Dem Unterfangen wünscht „Erdöl und Erdgas in Deutschland“ viel Erfolg und Glück Auf!

Ausführliche Informationen zum Gesamt-Projekt „Barth 11“