Wintershall prüft Wiederinbetriebnahme aufgelassener Erdöllagerstätten im Alpenvorland

Das Alpenvorland zählt seit den 1950er Jahren zu den Fördergebieten für Erdöl und Erdgas in Deutschland. Insbesondere östlich von München wurden zahlreicher Erdgas- und Erdöllagerstätten aufgeschlossen. Aber auch im westlichen Alpenvorland gelangen einige Erdöl- und Erdgasfunde. Unter den Lagerstätten westlich von München befindet sich die bislang bedeutendste, bereits Mitte der 1990er Jahre aufgegebene Erdöllagerstätte Arlesried, ca. 45 km südöstlich von Ulm gelegen.

Erdöl-Erdgasfelder im deutschen Alpenvorland, markiert ist die Bohrung "Bedernau 1" Quelle:      Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2013

Erdöl-Erdgasfelder im deutschen Alpenvorland, markiert ist die Bohrung „Bedernau 1“ Quelle:
Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2013

Diese Lagerstätte wurde 1964 aufgeschlossen und erbrachte bis zur Auflassung eine Menge von fast 2 Millionen Tonnen Erdöl überwiegend aus den Bausteinschichten sowie untergeordnet aus dem Malm (Boigk 1981). Neben Erdöl wurde in strukturtiefen Bereichen aus einem Dogger-beta-Sandstein sowie dem Stubensandstein des Keuper aus zwei fündigen Bohrungen bis 1978 Erdgas gefördert. Die Gesamtmenge betrug immerhin rund 270 Millionen m³ (Boigk 1981).

Nach voraussgegangenen 3-D-seismischen Arbeiten wurde bereits 2009 die Bohrung „Bedernau 1“, im Auftrag der Wintershall sowie dem Partner Rhein Petroleum, niedergebracht. Diese sollte das noch vorhandene Potenzial der aufgegebenen Lagerstätte bewerten. Schließlich wurde diese nicht allein aufgrund  von Erschöpfung, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen abgeworfen. Schließlich befand sich der Ölpreis Mitte der 1990er Jahre auf einem Tiefpunkt von ca. 10 $/Barrel.

Die Bohrung erschloss die Lagerstätte nach Angaben des niedersächsischen Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) einige Meter höher und mächtiger als erwartet und wurde bei 1525 m in den Bausteinschichten eingestellt. Allerdings wurde der Speicher entgegen den Erwartungen hoch verwässert angetroffen, so dass die Bohrung im Jahr 2013 leider als „nicht fündig“ bewertet worden ist.

Aufgrund der geologischen Ergebnisse der vorangegangenen Untersuchungen haben sich die Partner Wintershall und Rhein Petroleum dazu entschlossen, eine zweite Bohrung zur Untersuchung der Lagerstätte „Arlesried“ abzuteufen. Die Bohrung mit der Bezeichnung „Bedernau 2“ soll ebenfalls wie die vorangegangene Bohrung nachweisen, ob eine Wiederaufnahme der Erdölgewinnung lohnenswert ist. Die Bohrung soll eine Endteufe von ca. 1.500 Metern haben und ca. 4 Wochen andauern. Weitere Informationen zum Vorhaben sind HIER zu finden.

Neben der Bohrung „Bedernau 2“ ist zuvor eine weitere Bohrung unweit der aufgegebenen Lagerstätte „Arlesried“ vorgesehen, die sich aktuell bereits in Abteufung befinden dürfte. Diese dient ebenfalls der Untersuchung einer aufgelassenen Erdöllagerstätte, des Vorkommens „Lauben“ hinsichtlich einer möglichen Wiederaufnahme der Förderung.

Die Lagerstätte befindet sich im Gebiet der Erlaubnis „Mindelheim“, innerhalb derer Rhein Petroleum und Wintershall die Aufsuchung von Erdöl betreiben. Die Lagerstätte wurde mit Unterbrechung zwischen 1958 und 1986 von der Deutschen Schachtbau- und Tiefbohrgesellschaft mbH (Nachfolgegesellschaft GDF-Suez E&P GmbH) betrieben. Insgesamt konnten aus der Lagerstätte lediglich recht unbedeutende 13.400 Tonnen Erdöl gewonnen werden.

Aufgrund der im Jahr 2011 durchgeführten seismischen Untersuchungen vermuten die Partner des Unterfangens, dass sich die Struktur der Lagerstätte ca. 500 Meter weiter in Richtung Norden erstreckt und somit mit einem signifikanten Potenzial noch gewinnbaren Erdöls zu rechnen ist. Weitere Informationen zu diesem Vorhaben HIER.

Für beide Bohrvorhaben wird die Anlage T-48 des Unternehmens Erdöl-Erdgas-Workover aus dem sachsen-anhaltinischen Salzwedel eingesetzt.

weitere Literatur:

Boigk, H.: Erdöl und Erdölgas in der Bundesrepublik Deutschland, Enke, Stuttgart 1981