RAG will Wiedererschließung der Erdöllagerstätte Ampfing prüfen

Das Alpenvorland ist eine der Regionen in Deutschland, in der seit vielen Jahrzehnten ununterbrochen Erdöl und Erdgas gefördert wird. Zwar erreicht es bei weitem nicht die Bedeutung Nordwestdeutschlands, dennoch konnten immerhin über 10 Millionen Tonnen Erdöl (entspricht 40 Supertankerladungen) sowie 17,5 Mrd. Kubikmeter hochwertiges Erdgas bis Ende 2013 gewonnen werden (Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2013).

Der erste wirtschaftliche Erdölfund gelang 1954 mit dem Feld „Ampfing“ im östlichen Apenvorland. Es folgten zahlreiche weitere Funde von Erdöl-, Erdöl-Gaskondensat sowie reinen Erdgaslagerstätten sowohl im östlichen Alpenvorland als auch im westlichen. Davon wurden inzwischen bis auf die Erdöllagerstätten Aitingen und Herbertshausen sowie den wiederentwickelten Erdölfund Schwabmünchen und die Erdgaslagerstätte Inzenham-West alle anderen Lagerstätten wegen Erschöpfung oder aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben.

Die Einstellung der Erdölförderung in Ampfing erfolgte bereits 1987 nach einer Gesamtförderung von knapp 551.000 Tonnen (Erdölförderung 1951-1996 ), die von Erdgas, dass ebenfalls in der Lagerstätte vorkam, schon 1980 nach einer kumulativen Menge von 410,5 Millinen Kubikmetern. Nun plant die österreichische Rohöl Aufsuchungs AG, kurz RAG, zu prüfen, ob sich die in der Lagerstätte verbliebenen Mengen wirtschaftlich fördern lassen.

Seit 1997 ist die RAG Inhaberin der Aufsuchungserlaubnis Salzach-Inn und hat seitdem mehrere Aufschlussbohrungen zur Erkundung von Erdgaslagerstätten abgeteuft. Bis auf die Bohrung „Assing R1“ aus dem Jahr 2010 blieben alle weiteren Bohrungen leider erfolglos.

Im Jahr 2008 führte die RAG für das durch die Aufsuchungserlaubnis überdeckte Gebiet eine Studie zur Bewertung des verbliebenen Potenzials an Kohlenwasserstoffen (Erdöl und Erdgas) durch. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass sich mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Lagerstätte „Ampfing“ sowie aus der nahegelegenen, kleineren Lagerstätte „Mühldorf-Süd“ noch Kohlenwasserstoffe wirtschaftlich gewinnen lassen.

Sollte die Erkundungsbohrung, die für das Jahr 2015 geplant ist, ergeben, dass sich eine Wiedererschließung wirtschaftlich lohnt, ist eine 3-D-Seismik geplant, um ein genaues Untergrundbild zu erhalten. Anhand dessen können weitere optimale Bohrstandorte zur Wiedererschließung ermittelt werden.

Zur Durchführung der Bohrung mit der Bezeichnung „Ampfing-RAG-1“ wird eine etwa 40 Meter hohe Bohranlage des Tochterunternehmens RAG Energy Drilling (RED) zum Einsatz kommen (siehe Beispielbild). Die Tiefe der Bohrung wird ca. 1.900 Meter und die voraussichtliche Bohrzeit ca. 20 Tage betragen.

Mehr Informationen zum Projekt gibt es hier auf der RAG-Seite: Das Bohrprojekt in Ampfing

Erdöl-Erdgasfelder im deutschen AlpenvorlandQuelle:      Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2013

Erdöl-Erdgasfelder im deutschen Alpenvorland, markiert ist die Bohrung „Bedernau 1“ Quelle:
Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2013

Wie inzwischen kaum anders zu erwarten, regt sich gegen dieses Projekt Widerstand. Das ist damit zu begründen, dass z.B. der ÖDP-Kreisrat Reinhard Retzer befürchtet, dass Hydraulic Fracturing zum Einsatz kommen könnte. Dabei hatte die RAG bereits im Vorfeld klargestellt, dass aufgrund der geologischen Gegebenheiten eine Anwendung des Verfahrens nicht notwendig ist (Erdöl in Ampfing: Bohrung zur Erkundung geplant, chiemgau24.de, 05.12.2014).

Die RAG wird zu diesem Sachverhalt in einem weiteren chiemgau24.de-Artikel (ÖDP: „Wenn TTIP kommt, wird in Ampfing gefrackt“) folgendermaßen zitiert:

„Aufgrund der geologischen Gegebenheiten ist in Ampfing ausschließlich eine konventionelle Förderung sinnvoll – sogenanntes „Fracking“ kommt nicht zum Einsatz und wird von der RAG kategorisch ausgeschlossen.“

Doch geologische Gegebenheiten können Aussagen mit verschwörungstheoretischem Ansatz nicht aushebeln, wie ein Zitat von Herrn Retzer offenbart:

„Die konventionelle Erdölbohrung in Ampfing durch die RAG ist lediglich die Vorstufe für das Fracking. Wenn es tatsächlich zum Abschluss der Freihandelsabkommen CETA zwischen der EU und Kanada sowie von TTIP zwischen der EU und den USA kommt, dann ist das Fracking mittelfristig nicht mehr aufzuhalten“

Herr Retzer ist offenbar der Ansicht, dass Handelsabkommen in der Lage sind, geologisch wirksam zu sein, und zwar in der Art, dass aus bislang gut durchlässigen Speichergesteinen plötzlich geringpermeable werden, die eine Durchführung von Fracarbeiten erforden. Oder wie soll man Retzers hanebüchene Argumentation verstehen?

 Der RAG von dieser Stelle aus ein bergmännisches Glück Auf!