Abschluss von Wartungsarbeiten auf altmärkischer Erdgasbohrung wird von Bürgerinitiative als Erfolg gefeiert

In den vergangenen drei Wochen gab es im Zusammenhang mit standardmäßigen Wartungsarbeiten auf einer altmärkischen Erdgasbohrung viel Aufregung. Verantwortlich dafür war die Bürgeinitiative „Kein CO2-Endlager in der Altmark” (BI CO2 Altmark), die über Vorbereitungen für mögliche Fracarbeiten spekulierte und mit diesen Spekulationen an die Öffentlichkeit trat. Dadurch gelang es ihr, auch Anwohner der Bohrung zu verunsichern. Doch was ist der Hintergrund der Geschichte?

In der Altmark wurden seit Ende der 1960er Jahre mehrere sehr bedeutende Erdgasvorkommen entdeckt und in Förderung genommen. Insgesamt konnten von den ca. 400 abgeteuften Bohrungen ungefähr 320 in Förderung genommen werden. Davon standen Ende 2013 noch etwa 140 Sonden in Produktion. Diese Bohrungen müssen in Abständen von mehreren Jahren sogenannten „Workover“-Arbeiten unterzogen werden, bei denen der innerhalb des verrohrten Bohrloch befindliche Förderstrang aus verschiedenen Gründen (z.B. Verschleiß) ausgewechselt werden muss. Solche Arbeiten standen jüngst auf der Bohrung „Wenze 1“ an.

Im Juli 2014 wurde der Öffentlichkeit bekannt, dass  im Jahr 2013 die Aufsuchungserlaubnis „Kunrau“ an den Betreiber der Altmarklagerstätten, der GDF-Suez E&P GmbH (GDF-Suez) vergeben wurde. Es entsponnen sich umgehend dank eines Zeitungsartikels der Volksstimme wilde Spekulationen über riesige Erdgasvorkommen unter dem Gebiet, dass durch die Aufsuchungserlaubnis überdeckt wird und es machte sich umgehend Unmut, angestiftet durch die BI CO2 Altmark, breit.  Doch warum suchen, wenn bekannt ist, dass sich riesige Vorkommen dort befinden? Das genannte Gebiet umschließt die seit 1971 bekannte Lagerstätte „Wenze“, dem südlichsten Teilglied des Lagerstättenkomplexes „Altmark“  (wir berichteten HIER und HIER ausführlich darüber).

Nur vier Monate nachdem bekannt wurde, dass GDF-Suez auch um die bekannte Lagerstätte Erdgas suchen wolle, musste die aus dem Jahr 1971 stammende Fundbohrung der Lagerstätte, die „Wenze 1“ einem Förderstrangwechsel unterzogen werden. Dazu kommt eine eine Windenanlage auf selbstfahrendem Untergestell zum Einsatz.

Das führte dazu, dass durch die zuvor erwähnte Berichterstattung und durch die Agitation der BI CO2 Altmark Anwohner sich fragten, was auf dem Gelände vor sich gehe. Die BI CO2 Altmark bekam das natürlich mit und begann abermals mit unhaltbaren Spekulationen. Der Sprecher der BI, Christfried Lenz, vermutete sogar, dass die Bohrung für Fracarbeiten vorbereitet werden solle. Wie er darauf kam, konnte er nicht erklären. Die Spekulationen wurden von GDF-Suez umgehend zurückgewiesen und es wurde klargestellt, dass lediglich der Förderstrang der Bohrung ausgewechselt werden müsse. Wir berichteten HIER darüber. Diese Arbeiten sollten insgesamt vier bis sechs Wochen in Anspruch nehmen.

Offenbar wurde das von der Bürgerinitiative nicht geglaubt, so dass sie sich abermals dazu berufen fühlte, die Bevölkerung zu „informieren“, besser gesagt zu beunruhigen und zu verängstigen. Das ihr das offenbar gelungen ist, haben wir HIER ausführlich beschrieben. Es kamen durch verunsicherte Mitbürger sogar Forderungen auf, die Zufahrt zum Förderplatz zu blockieren.

Um den 13.12.2014 rückte dann schließlich die Firma Fangmann aus Salzwedel mit schwerer Ausrüstung an. Dieses Equipment dient dazu, die für den Rohrwechsel totgepumpte Bohrung wieder freizufördern, um nach Abschluss des Förderstrangwechsels die Erdgasproduktion wieder aufnehmen zu können. Wie kaum anders zu erwarten musste sich Christfried Lenz auch hierzu wieder unqualifiziert äußern, wie HIER dargelegt wurde. Die Arbeiten gingen somit ihrem Ende entgegen, dennoch kam es am 16.12.2014 zu einem Vor-Ort-Termin durch den Betreiber GDF-Suez, an dem auch Herr Lenz teilnahm. Zu dem Zeitpunkt war die Winde bereits abgebaut und ein Großteil des Test- und Freiförderequipments war bereits abgezogen.

Die Arbeiten waren also nach ca. drei Wochen statt der zunächst anberaumten vier bis sechs im großen und ganzen abgeschlossen (wobei es mich gewundert hat, dass für die Bohrung, die abgesehen von den beiden anderen Bohrungen im Feld Wenze geologisch bedingt nur ca. ein Drittel so tief ist wie die übrigen Altmarkbohrungen, so viel Zeit veranschlagt wurde). Dieser Umstand regte abermals Christfried Lenz zu erstaunlichen Gedankengängen an. Er interpretierte den Abzug der schweren Technik nach Beendigung der Arbeiten als einen Erfolg der BI-Informationspolitik. So titelt die Volksstimme:

„Bürgerinitiative sieht Beendigung von Arbeiten auf Wenze1 als Protesterfolg“

Nun, wenn Herr Lenz das so sieht. Vielmehr ist es so, dass die Arbeiten schlicht und einfach abgeschlossen sind. Das ist bei solchen Arbeiten nach drei Wochen ganz normal, zumal dies rund um die Uhr durchgeführt worden sind. Doch Lenz sieht das deshalb anders, weil ursprünglich vier bis sechs Wochen angekündigt waren und die Arbeiten über die Feirtage ruhen sollte:

Lenz bezweifelt in seiner Information an BI-Aktivisten, dass es sich dabei allein um Wartungsarbeiten am Bohrloch gehandelt habe. Nach seinen Erkenntnissen sollten die Arbeiten über Weihnachten ruhen, dann weitergeführt werden.

EEW-Workoveranlage T-44 auf Erdgasförderbohrung "Wenze1" Foto: D. U. Merten

EEW-Workoveranlage T-44 auf Erdgasförderbohrung „Wenze1“ Foto: D. U. Merten

Der Fotos nach zu urteilende ziemlich betagte Lenz kann es offenbar nicht verkraften, dass er einfach im Unrecht ist. Wie oben geschrieben, war es für mich als in der Altmark aufgewachsenen, der mehrfach in der Umgebung seines Elternhauses solche Arbeiten verfolgen konnte, erstaunlich, dass für die relativ flache Bohrung von ca. 1.100 Metern Teufe ein solch langer Zeitraum veranschlagt wurde. Denn für sonst etwa dreimal so tiefe Bohrungen in der Altmark genügten in den 1990er Jahren zwei bis drei Wochen, wobei im Gegensatz zu heute an den Wochenenden nicht gearbeitet wurde.

Die Volksstimme schreibt weiter:

Lenz sah sich nach dem Treffen bestätigt, dass bei den Arbeiten eine Freiförderung vorgenommen wurde, um die verschlissenen Förderrohre gegen neue auszuwechseln.

Nun, die Freiförderung geschah nach dem Wechsel des Förderstranges und nicht um ihn zu wechseln. Denn um solche Arbeiten sicher durchführen zu können, muss eine Bohrung mit einer Flüssigkeit „totgepumpt“ werden, so dass kein Gas aufsteigen kann. Diese Flüssigkeistsäule muss nach Beendigung des Workovers wieder aus der Bohrung entfernt werden, um die Förderung wieder aufzunehmen. Dieser Vorgang wird als Freiförderung bezeichnet.

Und es sei auch im Wege der Reinigung eine Abfackelung von Rohgas vorgenommen worden. Dabei handelt es sich um eine Reinigung, bei der es auch zur Abfackelung von belastetem Rohgas kommt.

Und auch das ist ein ganz normaler Vorgang. Denn mit der „Totpumpflüssigkeit“ strömt eben auch wieder Erdgas mit nach oben. Und da die Bohrung zu diesem Zeitpunkt nicht an eine Erdgasleitung angeschlossen ist, wird das anfallende Erdgas über eine Fackel verbrannt. Das Erdgas wird zuvor über Filtersystem, u.a. über einen Quecksilberabscheider geleitet, so dass die Schadstoffemmissionen auf ein umweltverträgliches Maß reduziert werden.

Auf die Nachfrage des Umweltaktivisten bestätigte der Projektleiter, dass die alten Rohre mit radioaktiven Stoffen und Quecksilber belastet waren. Alle Schadstoffe würden jedoch ordnungsgemäß entsorgt. Dies finde in Steinitz statt.

Da im Erdgas sowie in der Tiefe natürlicherweise Quecksilber und radioaktive Substanzen vorhanden sind, ist es logisch, dass diese an den Rohrinnenwandungen abgelagert wurden. Selbstverständlich werden diese Ablagerungen ordnungsgemäß entsorgt. Das findet jedoch nicht in Steinitz statt (das wüsste ich als einsitger Steinitzer). Dort werden lediglich ausgediente Anlagenteile von diesen Stoffen gereinigt.

Und Lenz bemängelt abschließend:

„Natürlich war nicht zu erwarten, dass GdF von sich aus all die prekären Seiten und Risiken der Gasförderung darlegt, sondern im Gegenteil alles im besten Licht versucht darzustellen.“ Dafür spreche auch, dass auf dem Areal keine Altreste lagerten.

Dass der Betreiber die vermeintlich prekären Seiten und Risiken nicht darlegt liegt offensichtlich daran, dass diese Einschätzung von Lenz und diversen Mitstreitern bundesweit nicht zutreffend ist. Sicherlich hat es auch im Zusammenhang mit der Erdgasförderung umweltrelevante Vorfälle gegeben. Das ist nicht von der Hand zu weisen. Doch haben diese bei weitem nicht das Ausmaß erreicht, wie von den verschiedenen Gasförderungskritikern und Gegnern behauptet. Umweltschäden, wie die von Herrn Lenz so geschätzten Biogasanlagen (aber nur wenn sie in Bürgerhand sind, HIER und HIER) hat die inländische Erdgasförderung glücklicherweise noch nie verursacht. Selbstverständlich lagern auf dem Areal, dass im Zustand der Förderung so aussieht wie auf dem Foto ganz oben, keine „Altreste“. Denn dafür ist es nicht ausgelegt.

Es ist schon seltsam, dass sich Lenz über einen ordnungsgemäßen Zustand des Betriebsgeländes mokiert. Anscheinend muss ein Umweltaktivist immer etwas suchen und finden, um etwas bemängeln, kritisieren oder anzweifeln zu können. Sei es nun der den gesetzlichen Bestimmungen und dem Zweck entsprechende Zustand eines Betriebsgeländes oder der ordnungsgemäße, entgegen den Ankündigungen jedoch etwas vorzeitige Abschluss von Routinearbeiten.

2 Kommentare zu Abschluss von Wartungsarbeiten auf altmärkischer Erdgasbohrung wird von Bürgerinitiative als Erfolg gefeiert

  • Willi Stock sagt:

    Herr Broder hat das einmal als „Gründeppentum“ bezeichnet…

    1. SAR sagt:

      Hallo Herr Stock,

      da hat Herr Boder sicherlich nicht unrecht. Es ist kaum zu begreifen, was in den Hirnen dieser Menschen vorgeht. Nichts kann ihnen recht gemacht werden.

      Im konkreten Fall kann vielleicht noch Altersstarrsinn als Entschuldigung gelten.

      Viele Grüße ins niederrheinische Revier.

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