Erdgaserkundungsbohrung E Reudnitz 2: Die Fackel brennt!

Ende Juli 2014 hat die Bayerngas GmbH, ein kommunales Unternehmen, damit begonnen, in der Nähe des südostbrandenburgischen Städtchens Beeskow die Erdgaserkundungsbohrung mit der Bezeichnung „E Reudnitz 2“ abzuteufen. Ziel war eine potenzielle Erdgaslagerstätte in Sandsteinen des Rotliegenden.

Seit dem 10. Januar 2015 werden nach Angaben von Bayerngas Testarbeiten auf der Bohrung durchgeführt. Diese haben zum Ziel, Erkenntnisse über die Lagerstättenverhältnisse zu gewinnen. Präziser ausgedrückt geht es darum, Fließraten, Druckverhältnisse sowie die exakte Zusammensetzung des Lagerstättenmediums zu ermitteln.

Aus historischen Bohrungen zu DDR-Zeiten ist letzterer Parameter prinzipiell bekannt. Das in Bohrungen aus den Jahren 1964 sowie 1989 nachgewiesene Erdgas ist gekennzeichnet durch relativ geringe Anteile an brennbaren Kohlenwasserstoffen. Der überwiegende Teil des Erdgases von ca. 80 Prozent besteht aus  Stickstoff.

Deshalb ist es im Zuge der Testarbeiten notwendig, dem Erdgas sogenanntes Stützgas, das per Lastkraftwagen angeliefert wird, zuzufügen, damit das geförderte Lagerstättenmedium den Vorschriften entsprechend verbrannt werden kann. Aufgrund des hohen Anteils nicht brennbarer Komponenten wäre das nicht möglich. Letztlich hat der Test, der bis Ende Januar andauern soll, zum Ziel zu ermitteln, ob weitere Bohrungen zum Erkenntnisgewinn notwendig sind und ob sich das Vorhaben überhaupt rentiert.

Fracarbeiten sind für die eventuell künftige Produktionsphase nicht vorgesehen. Zu diesem Hinweis sehen sich mittlerweile sämtliche Unternehmen genötigt, die potenzielle konventionelle Lagerstätten erkunden wollen. Denn sobald ein neues Projekt angesetzt wird, wird umgehend darüber aus gewissen Kreisen (z.B. Umweltschutzgruppen oder Bürgerinitiativen) spekuliert. Dabei handelt es sich beim Fracverfahren um eine seit über 65 Jahren weltweit millionenfach angewendete und damit etablierte Standardtechnologie!

Diese Spekulationen haben z.B. dazu geführt, dass die Gemeinde Rietz-Neuendorf seismische Untersuchungen auf kommunalen Grundstücken und Wegen untersagt hat. Die abstrus anmutende Begründung laut eines Artikels der Märkischen Oderzeitung („Absage an Bayerngas“):

In der Gemeindevertretersitzung in Rietz-Neuendorf hatten sich insbesondere Angelika Hennig aus Herzberg und Claudia Schmidt aus Alt Golm gegen seismische Messungen auf Gemeindeland ausgesprochen. Sie hätten kein Vertrauen in derartige Unternehmen, denen „Gewinn über alles“ gehe. Keiner könne mit Sicherheit sagen, ob letztlich nicht doch in tiefen Bodenschichten gefrackt werde und die Bürger womöglich auf den Schäden sitzenblieben. „Wehret den Anfängen“, argumentierte Claudia Schmidt.

Dem Fachkundigen erschließt sich dabei nicht, was seismische Erkundungen mit Fracarbeiten gemein haben. Die Erkundungen sind einfach notwendig, um ein Abbild des Untergrundes zu gewinnen. Mehr steckt nicht dahinter.

Die Skepsis oder besser Ablehnung in Teilen der Kommunalpolitik sowie der Bevölkerung kann aber auch damit begründet werden, dass in der Region eine Bürgerinitiative (BI) aktiv ist, die sich gegen eine inzwischen aufgegebene Planung zur Versenkung von Kohlendioxid aus Braunkohlekraftwerken des schwedischen Staatsunternehmens Vattenfall engagiert.

Wie aus Schleswig-Holstein sowie der sachsen-anhaltinischen Altmark bekannt, engagieren sich gleichartige BI inzwischen gegen die Gewinnung von Erdöl und Erdgas in den jeweiligen Regionen, da ihnen ihr bisheriges Betätigungsfeld abhanden gekommen ist. Sie träumen dabei von einer Erdöl- und Erdgassubstitution von heute auf gleich durch sogenannte „Erneuerbare Energien“. Siehe dazu u.a. „Wartungsarbeiten auf altmärkischer Erdgasbohrung führen zu Fracking-Spekulation durch Bürgerinitiative“ hier auf dem Blog.

Weitere Informationen zum Thema:

BAYERNGAS – INFORMATIONEN ZUR ERDGASSUCHE UND -FÖRDERUNG IN BRANDENBURG

MOZ-Artikel „Das erste Licht brennt“

MOZ-Artikel „Langzeittest erst später“

Foto: ©chef79