Es gibt genug zu bohren – packen wir es an!

Nachdem bereits 2008 mit der technischen Erkundung potenzieller Schiefergas- sowie Kohleflözgaslagerstätten in Deutschland begonnen wurde, ruhen diese Aktivitäten seit nunmehr vier Jahren. Ursächlich verantwortlich dafür ist die zunächst unkritische Verbreitung des mit zahlreichen Falschbehauptungen gespickten Filmes „Gasland“ von Josh Fox.

Diese Falschbehauptungen, insbesondere die von verseuchtem Trinkwasser infolge des Hydraulic Fracturing-Verfahrens fielen in Deutschland auf fruchtbaren Boden. Umgehend gründeten sich in Gegenden, in denen nach bereits andernorts abgeschlossenen Erkundungsbohrungen auf die genannten potenziellen Vorkommen weitere geplant waren oder sich in der Durchführung befanden Bürgerinitiativen (BI), die gegen die Vorhaben opponieren.

Diese BI begründen ihren Aktionismus vorwiegend auf Basis der unrichtigen Darstellungen aus „Gasland“. Diese wurden zusätzlich durch unkritischen und effektheischenden Journalismus verbreitet und somit verstärkt. Hierzu gibt es mehrere Artikel auf dieser Website, die das belegen. Mehrfach wurde „Gasland“ sogar bei den öffentlich-rechtlichen Kultursendern 3sat und Arte ausgestrahlt, obwohl Josh Fox bereits 2011 in einem Interview mit dem investigativen Journalisten Phelim McAleer zugab, dass in seinem Film tatsachenwidrige Behauptungen enthalten sind (Gasland director hides full facts“). So waren die entflammbaren Wasserhähne, Symbol des Widerstandes gegen ein in anderen Gesteinen jahrzehntelang standardmäßig angewendetes Verfahen, Folge natürlicher Gaszutritte in Grundwasserleiter und keine Folge des Fracverfahrens.

Erst nachdem die NDR-Journalisten Thomas Berbner, Johannes Jolmes & Jasmin Klofta , mit dem Beitrag „Das schlechte Image von Fracking“ im September 2014 belegten, dass die „Fracking“-Ängste unbegründet sind und auf falschen Behauptungen beruhen, fühlten sich die genannten Sender dazu berufen, die Ausstrahlung von „Gasland“ einzustellen. Im Rahmen der kleinen NDR-Serie wurde dann auch endlich “Gasland” als das dargestellt, was der Film ist: Hochgradig unseriös.

Erdgasförderbohrung Buchhorst T12, bislang letzte in Niedersachen gefracte Erdgasbohrung

Erdgasförderbohrung Buchhorst T12, bislang letzte in Niedersachen gefracte Erdgasbohrung ©chef79

Vier Jahre zu spät, wie wir mit dem Artikel „Öffentlich-rechtliche Sender wollen „Gasland“ nicht mehr ausstrahlen – Entscheidung kommt vier Jahre zu spät“ erläutert haben. Diesen gibt es u.a. auch bei den Kollegen des ScienceSkeptikal-Blogs zu lesen und dank des Journalisten Dirk Maxeiner bei achgut.com (Fracking und die Öffentlich-rechtlichen: Erst diffamieren dann leise verdrücken) sowie bei EIKE. Von der Politik und insbesondere von den BI, die gegen die inländische Gewinnung von Erdgas opponieren, werden diese Erkenntnisse bezüglich „Gasland“ weiterhin konsequent ignoriert.

Fataler ist jedoch, dass die politischen Entscheidungsträger sogar die Ergebnisse eigens in Auftrag gegebener Studien ignorieren bzw. diese fehlinterpretieren. Auch das wurde in der NDR-Serie glasklar herausgestellt. Der Leiter des zweiten Gutachtens im Auftrag des (politisierten) Umweltbundesamtes (UBA) widersprach öffentlich der Misinterpretation seines Auftrgagebers. Das UBA unter seiner Präsidentin Maria Krautzberger (SPD) will im Hydraulic Fracturing eine „Risikotechnologie“ sehen, obwohl in der beauftragten Studie diese Einschätzung mit keinem Wort erwähnt wird. Der Geophysiker Prof. Dr. Horst Rüter äußerte diesbezüglich seinen Unmut in dem lesenswerten Beitrag „Fracking – kann die Politik noch sachbezogen handeln?“.

Es verhält sich anscheinend vielmehr so, dass die politischen Entscheidungsträger vor denjenigen einknicken, die phantasievoll-kreativ Stimmung gegen eine Standardmethode machen. Erschwerend kommt hinzu, dass inzwischen gegen die Erdöl- und Erdgasgewinnung im eigenen Land insgesamt vorgegangen wird. Vorgeschobenes Argument ist hierbei hauptsächlich die befürchtete, also nicht belegte Kontaminierung von zur Trinkwassergewinnung geeigneten Grundwasservorkommen.

Diese Befürchtung entbehrt jeglicher Grundlage, denn im Umfeld der gegenwärtig 1.500 aktiven Erdöl- und Erdgasbohrungen in Deutschland ist kein einziger Fall einer solchen Kontaminierung bekannt. Es verhält sich stattdessen sogar so, dass Trinkwassergewinnungsbrunnen unmittelbar neben existierenden Erdöl- oder Erdgasbohrungen eingerichtet worden sind. Das haben wir im Artikel „Einseitige Argumentationen und Debatten – Nur eine Sicht der Dinge?“ belegt. Dennoch wird von Opponenten stets die Mär verbreitet, dass durch Bohr- und Fracarbeiten Grundwasser verschmutzt werden könnte.

Das Einknicken der Politik vor den Protestlern mag legitim erscheinen, da in einer Demokratie der Wille des Volkes ausschlaggebend sein soll. Doch muss mit Bezug auf das hier diskutierte Thema hinterfragt werden, inwiefern die Meinung und Wille des Volkes relevant sind.

Denn es muss sich vergegenwärtigt werden, dass die phantasievoll-kreativ, also irrealen, vorgetragenen Ängste der Gegnerschaft vor der Erdöl- und Erdgasgewinnung, insbesondere unter Anwendung des Hydraulic Fracturing-Verfahrens, faktisch nicht begründet werden können. Die Ängste beruhen auf jahrelanger Desinformation seitens der Opponenten sowie, wie oben bereits beschrieben, meinungverstärkenden Medien und den Personen dahinter. Beispielhaft sei hier Jürgen Döschner vom WDR erwähnt, der keine Gelegenheit auslässt, mit abstrusen Behauptungen Stimmung gegen fossil-atomare Energiegewinnung zu machen. Seine Argumentation beruht dabei regelmäßig auf von grünen Lobbyverbänden, wie beispielsweise Greenpeace, in Auftrag gegebenen Studien.

Dafür bekam er den „Sonderpreis für persönliches Engagement für seine langjährige Berichterstattung zu Energiethemen“ vom Photovoltaik-Lobbyverband  Eurosolar. Dabei ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk zu einer neutralen Berichterstattung verpflichtet wobei kleinere Ausschläge nach politischem Gusto der Sendeanstalten tolerierbar sind.

Doch wie kann beim volksbewegenden Thema „Energie“ ein aus unserer Sicht inkompetenter Journalist einen Preis von einem Verein erhalten, der vom verstorbenen SPD-Politiker Dr. Herrmann Scheer gegründet wurde und dessen aktueller Vizepräsident Herr Stephan Grüger (SPD) ein Mitglied des hessischen Landtages ist? Hier wird eine Verquickung von Politik und öffentlich-rechtlichen Medien deutlich, die in einem demokratischen und freiheitlich verfassten Staat nicht vorkommen darf.

Wiedererschließungsbohrung Börger 7a der Edöllagerstätte Börger/Werlte  ©chef79

Wiedererschließungsbohrung Börger 7a der Erdöllagerstätte Börger/Werlte ©chef79

Fakt ist, dass Erdöl und Erdgas noch über Jahrzehnte benötigt werden, um die u.a. Energieversorgung Deutschlands darzustellen. Diskutabel ist in diesem Zusammenhang lediglich das Niveau. Langzeitprognosen, wie sie regelmäßig von Unternehmen oder anderen Interessenten mit konträrer Ansicht präsentiert werden, stehen wir skeptisch gegenüber. Es ist aus unserer Sicht nicht vorhersagbar, wie sich die Energieversorgung in 10, 20 oder gar 30 Jahren gestaltet.

Ferner sind die genannten Rohstoffe Erdöl und Erdgas Basis für zahlreiche Produkte, die alltäglich genutzt werden. So besteht der Laptop, auf dem diese Zeilen getippt werden, beispielsweise zu ca. 10 Litern aus Erdöl. Es verhält sich demnach so, dass Erdöl und Erdgas zur Energie- und Rohstoffversorgung zukünftig beitragen werden und dies auch müssen. Da diese (Energie-) Rohstoffe, in welchem Umfang auch immer, in den nächsten Jahrzehnten zur Verfügung stehen müssen, ist es absolut sinnvoll und erstrebenswert, eigene Potenziale zu nutzen.

Diese Potenziale sind vorhanden. Allein in Tongesteinen, die reich an organischem Material sind und deren Gasführung durch historisch sowie jüngere Bohrungen bekannt ist, wird von der Fachbehörde, der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) ein zurückhaltend geschätztes Potenzial von 700 bis 2.300 Milliarden Kubikmetern erwartet („Abschätzung des Erdgaspotenzials aus dichten Tongesteinen (Schiefergas) in Deutschland“).

Zum Vergleich: In den letzten sechs Jahrzehnten konnten aus den bekannten Erdgaslagerstätten in Sand- sowie Kalksteinen 1.000 Milliarden Kubikmeter gewonnen werden. Neben dem Schiefergaspotenzial werden weitere 400 Milliarden Kubikmeter gewinnbaren Erdgases in Flözen karbonzeitlicher Kohlevorkommen erwartet.

Fraglich ist, ob diese bekannten Vorkommen in eine wirtschaftlich vertretbare Produktion überführt werden können. Unternehmen der Erdöl-Erdgasindustrie haben diesbezüglich bereits 2008 mit Untersuchungen begonnen, wurden aber, wie weiter oben beschrieben, durch ungerechtfertigte Bedenken ausgebremst. Diese Bedenken haben mittlerweile dazu geführt, dass die Erdöl- und Erdgasgewinnung in Deutschland insgesamt in Frage gestellt wird.

Sofern irgendwo eine Aufsuchungserlaubnis, also eine Erkundungslizenz, erteilt wird, regt sich umgehend Widerstand. In extremen Fällen werden durch BI, häufig im engen Schulterschluss mit sogenannten Naturschutzverbänden sowie sekundiert durch Lokalmedien, verantwortungslos Horrorszenarien verbreitet. Diese Szenarien enthalten regelmäßig vermeintliche Gefährdungen des Grundwassers, obwohl in der deutschen Erdöl- und Erdgasgewinnungshistorie mit 10.000en Tiefbohrungen seit Beginn der Erkundung und Förderung seit den 1870er jahren kein einziger Fall dieser Art bekannt ist.

Tatsächlich ist hinter diesem Verhalten die sogenannte Not In My BackYard-Mentalität zu vermuten. Umweltschutzaspekte, die gerne in die Debatte eingebracht werden, erscheinen vorgeschoben. Denn schließlich werden Erdöl und Erdgas von den Kritikern ebenfalls genutzt und es wird von ihnen in Kauf genommen, dass diese Rohstoffe zum Teil über 1.000e Kilometer mittels Pipeline und Tankschiffen importiert werden. Dass die Produktion im Ausland zudem unter teilweise fragwürdigen Bedingungen vollzogen wird, worauf wir keinen Einfluss haben, scheint die Opponenten nicht zu stören. Für sie ist es nach vorbezeichneter Mentalität wichtig und entscheidend, dass Erdöl und Erdgas nicht vor der eigenen Haustür gewonnen werden.

Die aus unserer Sicht nicht nachvollziehbare Debatte um die inländische Erdöl- und Erdgasprodukrion hat mittlerweile  dramatische Folgen nach sich gezogen.

Seit nunmehr vier Jahren wird in Niedersachsen trotz ungeänderter Gesetzeslage keine Fracmaßnahme mehr genehmigt. Dabei waren über Jahrzehnte hinweg solche Maßnahmen genehmigungsfähig. Geltendes Recht wird also missachtet und das in einem Staat, der regelmäßig Rechtsstaatlichkeit für sich reklamiert. Was für ein Hohn!

Der Fachmann für Bergrecht der  TU Aachen, Professor Dr. Walter Frenz wurde diesbezüglich in einem Artikel der Wirtschaftswoche folgendermaßen zitiert: „Die Moratorien der Bundesländer gegen Fracking sind eindeutig rechtswidrig“. Den erdöl- und erdgasproduzierenden Unternehmen ist durch diese sehr wahrscheinlich rechtswidrige Moratorien die Planungssicherheit entzogen worden. Was über Jahrzehnte hinweg genehmigungsfähig war und aufgrund ungeänderter Gesetzeslage prinzipiell noch ist, wird zur Disposition gestellt.

Erdgasförderung seit über 40 Jahren: Erdgasbohrung PES 152 in der Altmark

Erdgasförderung seit über 40 Jahren: Erdgasbohrung PES 152 in der Altmark ©chef79

Auf diesen Umstand via Twitter hingewiesen wusste der SPD-Bundestagsabgeordnete Frank Schwabe nichts weiter zu erwidern als „Dann klagen Sie mal schön!“ (LINK). Als unabhängige, aber nicht neutrale Blogger sehen wir das nicht als unsere Aufgabe an, sondern als eine der betroffenen Unternehmen. Auch wenn man in Tweets, die maximal nur 120 Zeichen umfassen, nicht allzuviel hineininterpretieren sollte, ist diese zynische Aussage von Herrn Schwabe bezeichnend und hinterlässt eine befremdliche Wirkung. Ein Bundestagsmitglied heißt es offensichtlich für gut, dass geltendes Recht missachtet, gar mit Füßen getreten wird.

Aufgrund der Unsicherheit werden keine neuen Bohrprojekte mehr durchgeführt, insbesondere nicht auf Trägergesteine, die sich unter Umständen nur mithilfe de Hydraulic Fracturing erschließen lassen. Und wo nicht investiert wird, bleiben logischerweise Arbeitsplätze auf der Strecke. Es handelt sich hierbei um spezialisierte Arbeitsplätze, die zudem passabel entlohnt werden. Und diese lassen sich nicht ohne weiteres substituieren. Die immer wieder zu lesende Argumentation, dass die entlassenen Mitarbeiter ohne weiteres im Bereich der sogenannten Erneuerbaren Energien Fuß fassen können, ist klar und deutlich zurückzuweisen. Ein Fachmann für Tiefbohrungen wird nicht über Nacht zum Installateur von Solarpanelen auf Hausdächern, genausowenig wie ein Tischler plötzlich Malerarbeiten fachgerecht ausführen kann.

So hat eines der führenden deutschen Bohrunternehmen, die ITAG, bereits 2014 Kurzarbeit einführen und auch schon Mitarbeiter entlassen müssen. Aber auch andere Unternehmen der Branche sehen Anlass für derartige Schritte. Insbesondere ist die Stadt Celle, auch bekannt als das Klein Houston von Deutschland, betroffen. Das haben inzwischen auch lokale Politiker begriffen, zumindest teilweise. Laut uns vorliegenden Artikeln aus der Celler Lokalpresse haben Politiker der großen Parteien CDU und SPD erkannt, dass die nicht auf Fakten, sondern Emotionen basierende Diskussion Auswirkungen auf die örtliche Wirtschaft hat.

Doch anstatt klar Stellung zu beziehen und sich für die Mitarbeiter der verschiedenen Unternehmen einzusetzen wird sich in politischem Geplänkel mit gegenseitigen Schuldzuweisungen verrannt. Das führt dazu, dass die SPD-Bundestagsabgeordnete Kirsten Lühmann behauptet, dass „alle“ mit einem bis 2020 andauernden „Fracking“-Moratorium leben könnten. Die Wirtschaft widerspricht dieser verallgemeinerten Behauptung und macht deutlich, dass ein solches Moratorium einem K.O.-Schlag gegenüber der Explorations- und Produktionsindustrie gleichkommt.

Um zur Überschrift des Artikels zurückzukommen: Erdöl und Erdgas werden noch über Jahrzehnte zur (Energie-) Rohstoffversorgung Deutschlands benötigt. In welchem Umfang sei dahingestellt. Beide Rohstoffe sind im Inland gewinnbar und werden bereits seit weit über fünf Jahrzehnten produziert (Erdöl regelmäßig seit den 1870er Jahren). Im Laufe der Zeit wurden aufgrund der vergleichsweise komplizierten geologischen Bedingungen Verfahren implementiert, die eine zuverlässige, kontinuierliche und in Anbetracht der gewonnenen Energiemenge sichere Förderung gewährleisten.

über die inländische Förderung von Erdöl und Erdgas wird seit nunmehr vier Jahren intensiv und im Regelfall leider fachlich unfundiert diskutiert und von einigen Politikern sogar zur Disposition gestellt. Dabei sollte den Damen und Herren aus der Politik daran gelegen sein, die heimische Rohstoffproduktion vor allem aus volkswirtschaftlichen Gründen zu unterstützen. Leider lassen sie sich stattdessen von Bedenkenträgern treiben. Das ist aufgrund des Bedarfes und des gewinnbaren Potenzials besagter Rohstoffe nicht nachvollziehbar. Denn:

Es gibt genug zu Bohren – Packen wir es an!

Ein Kommentar zu Es gibt genug zu bohren – packen wir es an!

  • Dirk Weißenborn sagt:

    „Das führt dazu, dass die SPD-Bundestagsabgeordnete Kirsten Lühmann behauptet, dass „alle“ mit einem bis 2020 andauernden „Fracking“-Moratorium leben könnten.“

    Offensichtlich braucht Frau MdB Lühmann die Wählerstimmen von ca. 8000 Mitarbeitern der Erdöl- und Erdgasbranche in Celle und Umgebung nicht.

    Um es deutlicher auszudrücken: Wer Mitarbeiter der Branche ist oder war und diese Politikerin noch einmal wählt, ist selbst schuld.

    Man braucht noch nicht einmal die nächsten Bundestagswahlen abzuwarten. Frau Lühmann ist auch Kommunalpolitikerin und Mitglied des Celler Kreistages. Am 11. September 2016 finden in Niedersachsen Kommunalwahlen statt…

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