Wiedererschließung der Erdöllagerstätte Suderbruch – Bohrungen durch Bergbehörde genehmigt

Erdöllagerstätte Suderbruch

Bereits zu Beginn des Jahres berichteten wir darüber, dass auf Impuls der TU Clausthal die Wiedererschließung der 1994 aufgegebenen Erdöllagerstätte Suderbruch angestrebt wird (LINK). Ursprünglicher Kooperationspartner sollte die ExxonMobil Production Deutschland GmbH (EMPG) sein, die Rechtsnachfolger des einstigen Betreibers Brigitta Elwerath Betriebsführungsgesellschaft mbH (BEB) ist. Nachdem eine für das Jahr 2013/2014 anberaumte Bohrung nicht umgesetzt wurde und Informationen über den Fortgang des Projektes ausblieben, trat die Wintershall Deutschland (Wintershall) überraschend auf den Plan.

Nach Boigk (1981) verteilt sich die Ölführung in der Erdöllagerstätte Suderbruch auf mehrere produktive Horizonte, die sich über eine ca. 600 bis 900 m mächtige Folge vom Dogger bis zum Valangin. Dementsprechend reichen die vertikalen Förderteufen von 1.160 bis 2.080 m. Eine Bohrung produzierte sogar vorrübergehend aus dem dem Lias angehörenden Posidonienschiefer aus 2.340 m Teufe.

Ungefähr in diesen Teufenbereichen bewegen sich auch die beiden geplanten Wiedererschließungsbohrungen, die nun von der zuständigen Bergbehörde, dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) genehmigt worden sind (Pressemitteilung). Diese sind mit „Suderbruch 2001“ sowie „Suderbruch 2002“ bezeichnet. Das bedeutet jedoch nicht, dass es sich um die 2001. sowie 2002. Bohrung im Bereich der Lagerstätte handelt. Vielmehr beginnen Nummerierungen von Wiedererschließungsbohrungen in Deutschland mit „2001“ (Richtlinie zur Benennung und Zählung von Kohlenwasserstoff-Bohrungen in der Bundesrepublik Deutschland).

In Erwartung eines positiven Bescheides begann die Wintershall bereits am 10. August 2015 mit dem Bau des Bohrplatzes, von dem beide Bohrungen abgeteuft werden sollten. Wir berichteten darüber in dem Beitrag Geplante Wiedererschließung des Erdölfeldes Suderbruch – Bohrplatzbau beginnt. Laut eines Factsheets der Wintershall sollten die jeweiligen Bohrtiefen dabei 1.500 m bis 2.400 m betragen, während das LBEG für die Suderbruch „2001“ 2.500 m angibt und für die „Suderbruch 2002“ 1.600 m.

Geologischer Schnitt durch das Erdölfeld Suderbruch. Aus Boigk (1981)

Geologischer Schnitt durch die Erdöllagerstätte Suderbruch, Boigk (1981)

Nach Auskunft des LBEG wurden die Anträge zu den beiden Bohrungen sorgfältig überprüft. In bereits vorangegangenen Zulassungsverfahren für den Rahmenbetriebsplan und den Sonderbetriebsplan zur Errichtung des Bohrplatzes für die Bohrungen sind sowohl Sicherheitbelange als auch Umweltschutzaspekte (Natur-, Boden- und Grundwasserschutz) berücksichtigt worden. Zudem waren der Landkreis Nienburg und die Samtgemeinde Steimbke in die Genehmigungsverfahren eingebunden.

Die Erdöllagerstätte Suderbruch wurde 1949 entdeckt und wurde mit ca. 85 Bohrungen erschlossen. Im Jahr 1994 wurde sie bei relativ niedrigen Weltmarktpreisen für Erdöl aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben. In den viereinhalb Jahrzehnten des Betriebes konnten knapp 3,8 Millionen Tonnen Erdöl aus den verschiedenen Speicherhorizonten gewonnen werden.

Vor wenigen Wochen war die historische Erdölförderung in Suderbruch Thema beim „Verbraucherschutzmagazin“ „Markt“ des NDR. Unter der Rubrik „Markt deckt auf“ wurde im Beitrag „Giftiges Benzol: Leukämiefälle in Rodewald“ ein Zusammenhang zwischen Blutkrebserkrankungen und der Erdölgewinnung sowie -aufbereitung suggeriert. Inhaltlich war die Reportage ziemlich dürftig, wenngleich auch weniger reißerisch aufgemacht als andere, die sich mit (negativen) Auswirkungen der Erdöl- und Erdgasproduktion in Niedersachsen befassten.

Aufgedeckt hatte der Beitrag wenig bis nichts. Dass oberflächennahes Grundwasser (kein Trinkwasser!) sowie Bodenschichten im Bereich des ehemaligen Betriebsplatzes der BEB, auf dem bis 1994 das Erdöl aus der Lagerstätte gesammelt und aufbereitet wurde, mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen belastet ist, ist seit mehreren Jahren bekannt. Entsprechend erfolgt gegenwärtig eine Nachsanierung des einstigen Förderbetriebes.

Vielmehr ergaben sich aus dem Beitrag Fragen, die „investigative“ Journalisten hätten beantworten müssen, bzw. die sich bei einer seriös und unvoreingenommen angelegten journalistischen Recherche nicht hätten stellen dürfen. Dazu zählt z.B. die Frage, warum Leukämieerkrankungen bei zwei Kindern im Fokus standen, die zur Zeit der Einstellung der Erdölförderung und -aufbereitung noch gar nicht geboren waren. Seltsam ist zudem, dass die „Reportage“ zu einem Zeitpunkt ausgestrahlt wurde, der sich zwischen dem Beginn des Bohrplatzbaus und der nun erfolgten Genehmigung der Bohraktivitäten befindet.

Anders als in anderen Regionen blieb in der Folge des NDR-Berichtes bislang  ein breiter, oder aber zumindest ein schmaler, aber medienwirksamer  Protest aus. Erfreulich sind in diesem Zusammenhang auch die kritischen Kommentare zum NDR-Beitrag. Noch erfreulicher wäre es, wenn die Bohrungen zum erhofften Erfolg führten. Wir wünschen, wie immer, ein bergmännisches „Glück Auf!“.

Literatur: Boigk, H.: Erdöl und Erdölgas in der Bundesrepublik Deutschland, Enke, Stuttgart 1981