Erdgasproduktion in Deutschland weiter stark rückläufig

Reststoffbehandlung in place

Am 23.02.2016 fand in Hannover die Jahrespressekonferenz des Wirtschaftsverbandes Erdöl- und Erdgasgewinnung e.V. (WEG) statt. Während die inländische Erdölförderung auf stabilem Niveau gehalten werden konnte, ist die Erdgasproduktion erneut deutlich zurückgegangen. Um diesem Rückgang entgegenzuwirken, ist die Politik gefordert, überfällige Entscheidungen zum sogenannten „Fracking-Gesetz“ zu fällen.

Der Erdgasverbrauch in Deutschland betrug im Jahr 2015 ca. 85 Milliarden Kubikmeter. Mit einer Inlandsproduktion von ca. 8,5 Milliarden Kubikmeter konnte der Bedarf somit zu etwa 10 Prozent aus heimischen Quellen gedeckt werden (in der Präsentation zur Pressekonferenz sind sicherlich rundungsbedingt 9 Prozent angegeben). Zum Vergleich: Noch vor 10 Jahren lag der Eigenversorgungsanteil bei rund 20 Prozent.

Einerseits ist der Rückgang der natürlichen Erschöpfung der alten Lagerstätten geschuldet, andererseits ist für einen wesentlichen Anteil des Rückgangs die seit vier Jahren ohne Ergebnis geführte gesellschaftspolitische Debatte um das zuvor über 50 Jahre angewendete Hydraulic Fracturing mitverantwortlich. Durch die Nichtgenehmigung von Fracmaßnahmen trotz unveränderter Gesetzeslage können bekannte Erdgasvorkommen in Sandsteinlagerstätten nicht erschlossen werden.

Die Diskussion zeigt mitunter absurde Züge. Ich habe selten ein Thema erlebt, bei dem Fakten so offensichtlich verdreht und wissenschaftliche Erkenntnisse ignoriert werdenGernot Kalkoffen, Vorsitzender des WEG

Zahlreiche wissenschaftliche Studien, u.a. im Auftrag der Bundesregierung, sehen keinen Grund für ein Verbot des umgangssprachlich „Fracking“ bezeichneten Fracverfahrens. So seien Trinkwasserschutz und Hydraulic Fracturing grundsätzlich vereinbar, stellte zuletzt die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) noch einmal klar.

Die Folgen des seit Jahren anhaltenden Stillstandes seien dramatisch, so der WEG. Neben dem Rückgang der inländischen Erdgasproduktion sind innerhalb der letzten Jahre 1.000 Arbeitsplätze allein bei WEG-Mitgliedsfirmen verlorengegangen, wie es ein Diagramm der Präsentation verdeutlicht.

Es geht hier um hochqualifizierte Menschen, denen die Politik eine Antwort schuldig bleibt, warum sie mit immer weiteren Verzögerungen ihre Arbeitsplätze riskieren.Detlev Doering, Vorsitzender der WEG Tarifgemeinschaft Dienstleister

Betroffen sei hiervon insbesondere die Wirtschaftskraft in der Region Celle, auch bekannt als das Houston Deutschlands. Aber auch andere, vor allem ländliche Regionen wie der Raum Cloppenburg-Vechta mit mehreren Unternehmen der Serviceindustrie dürften unter der „politischen Hängepartie“(Doering) zu leiden haben. Sollten die Unternehmen nicht endlich wieder klare Rahmenbedingungen für ihre Aktivitäten haben, prognostiziert Doering ein baldiges Ende der Branche mit „all ihrer technologischen Exzellenz und Exportpotenzialen“. Kalkoffen fordert von der Politik ein Ende der Blockade.

Neben dem Rückgang der Erdgasproduktion und der Zahl der Beschäftigten ist ebenfalls ein deutlicher Rückgang der Bohrmeterleistung zu verzeichnen. Insbesondere die Leistung zur Aufsuchung under Erschließung von Erdgaslagerstätten ging erheblich zurück. Die Auslastung der vorhandnen Bohranlagen reduzierte sich dabei von knapp 60 prozent auf deutlich unter 40 Prozent. Im Gegensatz zur Erdgasproduktion blieb die Erdölförderung im Inland 2015 mit 2,4 Millionen Tonnen gegenüber 2014 stabil.

 Artikelfoto: Bohr- und Förderinsel Mittelplate vor der Westküste Schleswig-Holsteins, ©sukrams

Ein Kommentar zu Erdgasproduktion in Deutschland weiter stark rückläufig

  • Dirk Weißenborn sagt:

    Die Fracking-Debatte bietet ein schönes Beispiel, wie bestimmte gesellschaftliche Gruppen sowie willfährige und unkritische Medien ahnungs- und gewissenlose Politiker mit weit weniger als Ein-Prozent-Wahrheiten vor sich her treiben.

    In Celle jammern die SPD Genossen in diesem Zusammenhang nun über den Schwund an Arbeitsplätzen und Gewerbesteuern, während Genosse MdB Lars Klingbeil aus dem benachbarten Heidekreis das „Fracking“ weiterhin verteufelt.

    Es kann auch eine Strategie sein, einfach nicht zu verbindlichen gesetzlichen Regelungen zu kommen. Gewisse Kräfte aus dem „regenerativen“ Energiesektor, besonders die Windmühlenbetreiber, können sich zudem klamheimlich darüber freuen, dass in Celle auch der Sektor „Geothermie“ samt Zulieferern schaden nehmen wird. Um so eher kann nach deren Meinung das Windgas (Power-to-gas) an die Stelle des Erdgases treten.

    Das alles würde natürlich zur geplanten „Decarbonisierung“ passen.

    Jedoch hätte man sich dann wenigstens die Umstellung von L-Gas auf H-Gas, welche wiederum erhebliche Kosten verursacht, schenken können.

    Unter den gegenwärtigen Zuständen kann sich im Grunde kein Bereich des Energieerzeugungssektors mehr ganz sicher sein, weiterhin zu existieren.

    Die linientreuen Statements bestimmter Unternehmen der Erdgasbranche, man würde mit dem bei seiner Verbfrennung ach so CO2-armen Erdgas einen flankierenden Beitrag zur „Energiewende“ leisten, können auch nur als realitätsfremd bezeicnet werden.

    Zurück zur Holzheizung? Ach, da war doch was mit der Insolvenz von German Pellets.

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