Erkundungsbohrung „Hofwiese 1“ nicht fündig

Am 23. Juni 2016 begann auf dem Gemeindegebiet von Graben-Neudorf die Erdölerkundungsbohrung „Hofwiese 1“. Ziel der Bohrung im Norden von Baden-Württemberg waren Schichten des Unteren Tertiär in ca 1.800 Metern Tiefe. Vor wenigen Tagen wurden die Bohrarbeiten beendet. Mit einem leider ernüchternden Ergebnis.

Oberrheingraben klassische Erdölprovinz

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Erdölförderung in Speyer. Bildquelle: BVEG e.V.

Der Ansatzpunkt der „Hofwiese 1“ befindet sich im baden-württembergischen Teils des Oberrheingrabens östlich des Rheins. Der Oberrheingraben blickt auf eine bereits 500-jährige Erdölgeschichte zurück. Bereits im 15. Jahrhundert waren natürliche Austritte von zu Erdpech oxidiertem Erdöl nahe der elsässischen Ortschaft Pechelbronn bekannt. Erste Bohrungen auf das Pechelbronner Vorkommen, dass zuvor bereits im Bergbau gewonnen wurde, erfolgten erfolgreich ab 1880. Somit begann die planmäßige Erdölgewinnung mittels Bohrlochbergbaus im Oberrheingraben. 1)Erdöl und Erdölgas in Deutschland, Boigk 1981

Auf deutscher Seite begannen erste Bohrversuche, zunächst ohne Erfolg, im Jahr 1900 bei Bruchsal. Weitere Versuche mit flachen Boheungen, z.B. bei Landau, konnten ebenfalls keinen Nachweis von Erdöl erbringen. Erst 1921 gelang es bei Forst Erdöl in einer Tiefbohrung nachzuweisen. Allerdings waren die aufgeschlossenen Mengen für eine wirtschaftliche Gewinnung zu gering. Wirtschaftlich gewinnbare Vorkommen wurden erst im Zuge des Reichsbohrprogramms mit Forst (1934), Weiher sowie Weingarten (beide 1936) entdeckt. Wie die meisten Vorkommen im Oberrheingraben waren diese jedoch selbst für deutsche Verhältnisse sehr klein und erreichten eine kumulative Produktion von unter 100.000 Tonnen. 2)Erdöl und Erdölgas in Deutschland, Boigk 1981

Wirtschaftlich recht bedeutend erwies sich jedoch der Aufschluss der Lagerstätte Landau im deutschen Teil des Oberrheingrabens. Bis heute konnten hier über 4 Millionen Tonnen Erdöl produziert werden. Dieses Volumen wird lediglich durch die erst 2003 per Zufall entdeckte Lagerstätte Römerberg unter Speyer deutlich übertroffen. Diese im Zuge einer Geothermiebohrung aufgeschlossene Lagerstätte soll bis zu 8 Millionen Tonnen förderbares Erdöl enthalten.

Vorgeschichte der Bohrung Hofwiese 1

Erdölbohrung "Schwarzbach 1" bei Goddelau im Teststadium, Uderl

Erdölbohrung „Schwarzbach 1“ bei Goddelau im Teststadium, ©Uderl

Mit dem Zufallsfund von Speyer, begleitet durch hohe Weltmarktpreise für Rohöl sowie moderne Explorations- und Produktionstechniken, gewann die Erdölhöffigkeit des Oberrheingrabens wieder an Atraktivität, auch für neue, kleine Unternehmen wie Rhein Petroleum. So wurden großflächige seismische Arbeiten im hessischen, rheinland-pfälzischen sowie baden-württembergischen Teils des Oberhreingrabens durchgeführt. Ziel dieser Arbeiten ist es, geologische Strukturen zu finden, die als lagerstättenbildende Fallen für Erdöl dienen könnten. Aufgrund der besseren Darstellungsmöglichkeit der erhobenen Daten ist es heutzutage möglich Strukturen zu identifizieren, die in der Vergangenheit nicht ausgemacht werden konnten.

Rhein Petroleum konzentrierte sich dabei offenbar vorwiegend auf das Umfeld bekannter Erdölvorkommen bzw. -lagerstätten. Darauf lassen die ersten Bohrungen des Unternehmens im Oberrheingraben schließen. So sollte mit der Bohrung „Stockstadt 2001″geprüft werden, ob eine Wiederaufnahme der Erdölproduktion aus der 1994 aufgegebenen Lagerstätte wirtschaftlich vertretbar wäre. Die vom selben Bohrplatz abgeteufte „Allmend 1“ sollte hingegen eine erdölhöffige Struktur im näheren Umfeld der Lagerstätte „Stockstadt“ erkunden. Beide Bohrungen konnten zwar den Erwartungen entsprechend Erdöl nachweisen, jedoch nicht in den gewünschten Mengen. 3)Bohrung Stockstadt

Anders verhielt es sich mit der 2015 abgeteuften Bohrung „Schwarzbach 1“, ebenfalls unweit des Altfeldes „Stockstadt“ gelegen. Hier wurde 2016 eine lang angelegte Testförderung aufgenommen. Im Zuge der 12-monatigen Testarbeiten soll ermittelt werden, ob eine längerfristige Erdölgewinnung aus dem Vorkommen möglich ist. Das Testequipment ist hie zu sehen: 4)Bohrung Schwarzbach 1

Ebenso wie die vorgenannten Bohrvorhaben ist auch die „Hofwiese 1“ in der Nähe eines bekannten, längst aufgegebenen Erdölvorkommens angesetzt. Es handelt sich um den Erdölfund „Graben“. Hier konnten zwischen 1959 und 1965 aus zwei Bohrungen bescheidene 7.600 Tonnen Erdöl gewonnen werden. 5)Erdöl und Erdölgas in Deutschland, Boigk 1981

Bohrziel und Ergebnis der Hofwiese 1

Bohrziele der Explorationsbohrung sind nach Angaben von Rhein Petroleum 6)Bohrung Hofwiese potenziell erdölführende Schichten des Untertertiär in 1.200 bis 1.800 Metern Tiefe gewesen. Konkret handel es sich um die Bunten Niederröderner Schichten, Cyrenen-Mergel und Meletta-Schichten. Die beiden letztgenannten Schichten erwiesen sich bereits im historischen Erdölfund „Graben“ als ölführend. 7)Erdöl und Erdölgas in Deutschland, Boigk 1981

Leider blieb der Bohrung Hofwiese 1 laut aktueller Mitteilung vom 28.07.2016 von Rhein Petroleum 8)Newsticker Bohrung Hofwiese der Erfolg versagt. Das vermutete Erdölvorkommen erwies sich als zu klein für eine wirtschaftlich sinnvolle Förderung. Deshalb werden Maßnahmen zur Verfüllung der Bohrung sowie zur Rekultivierung des Bohrplatzes eingeleitet.

Trotz des Misserfolgs plant das Unternehmen weitere Bohrungen in Norbaden. Das geht aus einer Pressemitteilung 9)Keine Erdölförderung in Graben-Neudorfhervor. Wir wünschen den geplanten Vorhaben viel Erfolg und schließen mit einem bergmännischen „Glück Auf!“

Artikelfoto: Erkundungsbohrung „Schwarzbach 1“ von Rhein Petroleum, ©Valendis