Neue Bohrung auf Erdöllagerstätte Aitingen hat begonnen

Im westlichen deutschen Alpenvorland sind seit den 1950er Jahren mehrere Erdöl- und kombinierte Erdöl-Erdgaslagerstätten aufgeschlossen worden. Diese Lagerstätten sind aufgrund zu geringer Kapazität, Erschöpfung oder Unwirtschaftlichkeit aufgegeben worden. Mit einer Ausnahme, der Erdöllagerstätte Aitingen auf dem Lechtfeld westlich von Augsburg.

Geschichte zu Aufschluss und Produktion der Erdöllagerstätte Aitingen

Der Nachweis der Erdöllagerstätte Aitingen im Jahr 1977 gelang mit der Bohrung Aitingen 2, die vormals als Schwabmünchen-Ost 2 bezeichnet worden ist (NIBIS-Kartenserver). Als ölführend erwiesen sich Sandsteine der oligozänen Bausteinschichten. Die vorangegangene, strukturtiefere Aufschlussbohrung Aitingen 1 (vormals Schwabmünchen-Ost 1) traf älteren Dogger-beta-Sandstein gasführend an. Nachdem in kurzer Folge vier Bohrungen als fündig eingestuft worden sind, wurde der Gesamtinhalt des Vorkommens auf 1 Millionen Tonnen Öl geschätzt. Davon wurden 30 bis 40 Prozent als gewinnbar angesehen.

Ab September 1979 erfolgte die regelmäßige Erdölproduktion aus der Lagerstätte mit zunächst drei Förderbohrungen (Erdölförderung 1932-1996). Scon ein Jahr später konnte mit etwas über 81.000 Jahrestonnen der Höhepunkt der Förderung erreicht werden. Dazu trugen lediglich vier Produktionsbohrungen bei. Zehn Jahre später konnte mit 40.443 Jahrestonnen nur noch die Hälfte erzielt werden. Bis dahin wurden insgesamt 710.595 Tonnen aus der Erdöllagerstätte Aitingen gewonnen, was in etwa einer Verdoppelung der ursprünglich geschätzten Menge entspricht.

Von da an ging die Jahresproduktion von einzelnen Schwankungen abgesehen kontinuierlich zurück. Mit 27.145 Tonnen erreichte sie ihren zwischenzeitlichen Tiefpunkt. Im selben Jahr erfolgte die Durchführung der ölfündigen Bohrung Aitingen 7. Im darauffolgenden Jahr wurden die Teilfeldsuchbohrungen Aitingen-Nordwest 1 sowie Aitingen-Süd 1 abgeteuft. Während erstgenannter leider kein Erfolg beschieden war, konnte mit der zweiten in einem neuen Lagerstättenteil Erdöl in wirtschaftlich förderbarer Menge nachgewiesen werden.

In der Folge konnte die Produktion auf 38.180 Tonnen im Jahr 2007 gesteigert werden. Danach ging sie wieder zurück und erreichte nur drei Jahre später mit 23.731 Tonnen den bislang niedrigsten Wert. Die erfolgreiche Produktionsbohrung Aitingen-Süd 2 aus dem Jahr 2011 sowie die ebenfalls fündige Teilfeldbohrung Aitingen-Nordost 1 verhalfen zu einem Wiederanstieg der Produktion auf 37.543 Tonnen. Im vergangenen Jahr konnten dagegen aus acht Bohrungen 30.582 Tonnen gewonnen werden. Bis dahin kamen über 1,5 Millionen Tonnen zusammen (Jahresberichte Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland).

Neubohrung zielt auf Teilfeld Aitingen-Süd ab

Erdölförderbohrung Aitingen 5 Uderl

Erdölförderbohrung Aitingen 5. ©Uderl

Die laut Medienberichten in der Nacht von 28.10. auf den 29.10.2016 begonnene Neubohrung mit der Bezeichnung Aitingen-Süd 3 wird auf das südöstlich von der Hauptlagerstätte gelegene Teilfeld der Erdöllagerstätte Aitingen abgeteuft. Ziel des laut Artikel der Augsburger Allgemeinen 2,5 Millionen Euro teuren Vorhabens sind poröse ölhaltige Sandsteine, also wie zu erwarten die Bausteinschichten. Nach ungefähr drei Wochen soll der Speicher, der sich in etwa 1.400 bis 1.500 Metern Tiefe befindet, erreicht sein.

Nach einem Bericht des Bayerischen Rundfunks erwartet der Betreiber Wintershall, dass die neue Bohrung 60.000 Tonnen Erdöl erschließen könnte. Diese Menge soll über einen Zeitraum von 20 Jahren gewonnen werden. Bei Bestätigung der Annahme würde die Aufnahme der Förderung noch im Dezember diesen Jahres erfolgen. Via Feldleitung erfolgt dann der Transport der Lagerstättenmedien (Erdöl, Erdölbegleitgas und Salzwasser) zur Aufbereitungsstation bei Großaitingen. Mit Eisenbahnkesselwagen erfolgt dann der Transport des Rohöls zur Raffinerie im emsländischen Lingen.

Während für die Bohrungen in der jüngeren Vergangenheit vornehmlich Anlagen des Salzwedeler Unternehmens Erdöl-Erdgas-Workover (EEW), jetzt MB Well Services, zum Einsatz kamen, werden die Bohrarbeiten durch die in Celle ansässige ITAG vorgenommen. Eingesetzt wird die in Modulbauweise konstruierte ITAG-Rig 40. Nach Ansicht des Verfassers eine Augenweide für Freunde/Fans/Kenner der Tiefbohrtechnik.

Wir wünschen dem Vorhaben mit einem bergmännischen Glück Auf! viel Erfolg!

 Artikelfoto: Erdölförderbohrung Aitingen Nordost 1, ©Uderl