Erdölförderung in Bockstedt wird weiter ausgebaut

Seit den 1950er Jahren wird im Landkreis Diepholz, insbesondere in und um den Flecken Barnstorf, intensiv nach Erdöl und Erdgas gesucht. Die Erkundungsaktivitäten führten zügig zum Erfolg mit dem Aufschluss mehrerer Erdöl- und Erdgaslagerstätten. Auch in der Gemarkung Bockstedt wurde man vor über 60 Jahren fündig. Erdölförderung in Bockstedt hat somit Tradition.

Um diese Tradition aufrecht zu erhalten, widmet sich der Betreiber Wintershall Holding GmbH (WIHO) mit Forschungsvorhaben, technischen Maßnahmen sowie Nacherkundung und Neuinterpretation mit modernster Technik der Lagerstätte. Darüber haben wir u.a. in den Artikeln Erdölförderung unterstützt durch einen Pilz – Ein spannendes Projekt der Wintershall, Elektromagnetische Messungen im Erdölfeld Bockstedt sowie  Seismische Untersuchungen im Gebiet Bockstedt ausführlich berichtet.

Fünf weitere Bohrungen zur Erdölförderung in Bockstedt geplant

bockstedt-neu

Bohranlage ITAG-Rig 40 auf Bohrung „Bockstedt 89“, Dezember 2016, © Steven Arndt

Zuletzt wurden zwei neue Bohrungen infolge der Seismikkampagne aus dem Jahr 2014 abgeteuft, in deren Ergebnis bislang unbekannte, potenziell ölführende Strukturen identifiziert wurden. Die beiden im Dezember 2016 begonnenen Bohrungen „Bockstedt 89“ und „Bockstedt 90“ sind inzwischen beendet, wie der Betreiber WIHO mitteilt (LINK).Eine der beiden steht bereits in Förderung und wird demnächst an das Leitungsnetz angeschlossen. Ein gutes Zeichen für die Fortsetzung der Erdölförderung in Bockstedt.

Die Schlagzeile der Mitteilung ist jedoch etwas irritierend, denn nach Beobachtungen unsererseits ist die vorgesehene dritte Bohrung bereits mit den beiden jüngst fertiggestellten im Herbst 2016 vorbereitet worden. Der damals errichtete Bohrplatz verfügte eindeutig über drei Bohrkeller und Fundamente für die Bohranlage.

Obwohl die nächste Bohrung „Bockstedt 91“ erst im März starten soll, wird die Bohranlage „RIG 40“ der ITAG nicht demontiert. Begründet wird dies seitens der Wintershall mit der Vermeidung von Transportverkehr beim Ab- und Aufbau der Anlage. Wer die Wegverhältnisse (schmale Straßen) kennt, kann diese Entscheidung gut nachvollziehen, sofern die Bohranlage nicht andernorts benötigt wird.

Aus der Pressemitteilung geht zudem hervor, dass die neue Bohrung nur der Auftakt einer Serie sei. Ihr sollen noch vier weitere folgen. Doch genau genommen begann die Serie doch schon mit den Dezemberbohrungen. Schließlich folgt die „Bockstedt 91“ nur nach kurzer, nicht unüblicher Unterbrechung. Wieviele neue Bohrungen zur Fortsetzung der Erdölförderung in Bockstedt es tatsächlich werden, bleibt abzuwarten.

Ebenso bleibt abzuwarten, wie sich das Schizophyllan-„Biopolymer“-Projekt entwickelt. Informationen zum Entwicklungsstand dieses Vorhabens hat es seit geraumer Zeit nicht mehr gegeben. Nach eigenen Beobachtungen sind die zum Projekt gehörenden Bohrungen aber noch in Betrieb. Leider erfolgt die Förderung aus diesen nicht traditionell mittels „Pferdekopf“-Tiefpumpenantrieb. Stattdessen werden aus industrieromantischer Sicht wenig fotogene Excenterschneckenpumpen verwendet.

Artikelfoto: Erdölförderbohrung „Bockstedt 69“ mit traditionellem Tiefpumpenantrieb, aufgenommen im März 2012, © Steven Arndt