Rhein Petroleum beantragt dauerhafte Förderung aus Erdöllagerstätte Schwarzbach

Seit 2011 ist die Rhein Petroleum GmbH (Rhein Petroleum) mit Sitz in Heidelberg im Oberrheingraben auf der Suche nach Kohlenwasserstofflagerstätten aktiv. Zunächst wurden ab 2011 intensive Vorerkundungsmaßnahmen in Form von Seismikkampagnen durchgeführt. Deren Auswertungen ergaben neue erdölhöffige Strukturen. Die Wiedererschließungsbohrung „Stockstadt 2001“ sowie die Aufschlussbohrung „Allmend 1“ (Artikelfoto, © R. Warlich) vom selben Platz aus brachten laut 2014 durchgeführten Testarbeiten nicht den gewünschten Erfolg. Wir berichteten darüber im März 2016 (Hessische Erdölerkundungsbohrung „Schwarzbach 1“ nimmt Testförderung auf) In der nahegelegenen Bohrung „Schwarzbach 1“ begann hingegen am 13. März 2016 ein Langzeitfördertest, welcher jüngst abgeschlossen wurde.

Kleine Vorgeschichte zur Bohrung „Schwarzbach 1“

Die Bohrung „Schwarzbach 1“ in der Gemeinde Goddelau in der Nähe von Darmstadt ist bereits im Jahr 2015 niedergebracht worden. Bohrziel waren die „Pechelbronner Schichten“ , welche im Eozän und Oligozän (Paläogen) abgelagert worden sind. Die Schichten sind nach dem elsässischen Ort Pechelbronn („Pechbrunnen“) benannt. Die früheste nachweisbare Erwähnung der dortigen „Erdpech“-Vorkommen datiert ins ausgehende 15. Jahrhundert, genauer ins Jahr 1498.

Auch die oben erwähnte, von 1952 bis 1994 produktive Erdöllagerstätte „Stockstadt“ war an die „Pechelbronner Schichten“ geknüpft. Sie erbrachte immerhin kumulativ etwas über 1 Millionen Tonnen Erdöl und ist bis heute nach „Landau“ und „Römerberg“ bei Speyer, beide in Rheinland-Pfalz gelegen, die drittgrößte Erdöllagerstätte im deutschen Teil des Oberrheingrabens.  Diese Lagerstätten, insbesondere „Römerberg“, sind jedoch geologisch von den „Pechelbronner Schichten“ getrennt zu betrachten.

Neben „Stockstadt“ sind aus dem deutschen Teil des Oberrheingraben weitere (sehr kleine) Lagerstätten und Erdölfunde aus den „Pechelbronner Schichten“ bekannt. So ist es nur konsequent, dass allein schon aufgrund der räumlichen Nähe der Lagerstätte „Stockstadt“ das Bohrziel der „Schwarzbach 1“  die nach dem elsässischen Ort benannten Schichten waren.

Langzeittest erbringt den erhofften Erfolg

Erdölbohrung „Schwarzbach 1“ bei Goddelau im Teststadium. © U. Schumertl

Wie bereits eingangs erwähnt, begann der Langzeitfördertest Mitte März 2016. Am 14. Juni 2017 (auf der Website ist fälschlicherweise der 14. März angegeben) teilte Rhein Petroleum mit, dass in Riedstadt-Goggelau über einen längeren Zeitraum Erdöl produziert werden soll. Dazu will das Unternehmen einen Antrag auf eine Förderbewilligung bei der zuständigen Bergbehörde einreichen.

In den vergangenen Monaten konnten wöchentlich 2 bis 3 Tanklastzüge den Betriebsplatz „Schwarzbach 1“ verlassen und erstmals seit 1994 hessisches Erdöl zur Raffinerie transportieren. Dazu eine vorsichtige überschlägige Rechnung:

1 Tanklastzug entspricht ca. 25 m³ (25.000 Liter) Fassungsvermögen. Bei einer angenommenen Dichte von 0,9 g/cm³ entspricht dies einer Masse (umgangssprachlich „Gewicht“) von 22,5 Tonnen. Bei durchschnittlich 2,5 Tanklastzügen pro Woche sind das also 56,25 Tonnen/Woche. Aufs Jahr hochgerechnet, also 56,25 Tonnen/Woche x 52 Wochen entspricht das einem Jahresaufkommen, so die Produktion zunächst stabil bleibt, von 2.925 Tonnen. Wie gesagt, es ist eine überschlägige und gleichzeitig inoffizielle Rechnung unsererseits.

Nun mögen 3.000 Tonnen pro Jahr auch im nationalen Maßstab eine geringe Menge sein, dennoch hat die Produktion des Erdöls verschiedene Vorteile hinsichtlich von Umweltaspekten. Die Transportwege zur Raffinerie (wahrscheinlich Karlsruhe) sind vergleichsweise kurz und die Produktion erfolgt unter hohen Sicherheitsstandards. Hinzu kommt, dass das hessische Öl von ausgezeichneter Qualität ist. Es ist leicht und schwefelarm und eignet sich für die Herstellung von Medikamenten und Kunststoffen, so Rhein Petroleum.

Im Übrigen wird sich an der Fördereinrichtung auf dem Betriebsplatz der Bohrung „Schwarzbach 1“ (siehe Foto) nichts ändern. Das vorhandene Equipment hat seine Praxistauglichkeit im Zuge der mehr als einjährigen Testförderung unter Beweis gestellt. Glück Auf!