Medien und Bürgerinitiativen = Das Gegenteil der Realität

Erneut ist im Netz ein Online-Zeitungsbericht aufgetaucht, der eine Allianz zwischen Anti-Erdgasförderungsinitiativen und Medien nicht nur erahnen lässt, sondern quasi nachweist. Eigene Recherchen wurden offensichtlich nicht angestellt, stattdessen bediente man sich der Aussagen der „Fracking“-Gegner. Wie üblich wurden Stellungnahmen bezüglich der Behauptungen von den Unternehmen nicht eingeholt. Ausgewogene Berichterstattung, Unabhängigkeit und Überparteiligkeit sieht anders aus.

Zunächst wird die übliche Unterstellung übernommen, dass Hydraulic Fracturing die Qualität von Grundwasser beeinträchtige. Anders ist die die Aussage „während eine Vielzahl von Eigenversorgern vom Gartenbesitzer bis hin zu Molkereien und Brauereien um ihr Wasser fürchten muss“ nicht zu erklären. Sowohl dem Autor des Artikels, als auch den „Fracking“-Gegnern ist offensichtlich nicht bekannt, dass es durch Hydraulic Fracturing zu keiner Grundwasserkontamination gekommen ist. In Deutschland nicht und auch nicht in den USA, wie offizielle Aussagen bestätigen, wie z.B. der Obersten US-Umweltschutzbehörde EPA: “In no case have we made a definitive determination that the fracking process has caused chemicals to enter groundwater.” (Quelle). Andererseits gibt der Betreiber von „Gegen Gasbohren“ und der Facebookseite „Stop Fracking“, der Bäckermeister aus Nordwalde, Mathias Elshoff, in diesem Blog per Kommentar kleinlaut zu (Quelle), dass er keine Kenntnisse von Verunreinigungen im Nachgang von Fracmaßnahmen hat.
Weiter heißt es im Artikel, dass der CDU-Wirtschaftsrat mit seiner angeblichen Argumentation „pro Fracking“ fundierten Boden verlasse und eine angeblich unsachliche Debatte anprangere. Als Begründung wird angeführt, dass der Wirtschaftsrat angeblich Schiefergas als klimafreundliche Energiequelle bewerbe. Das stimme angeblich nicht, weil, und hier wird sich ganz parteiisch an Aussagen der Gegner inländischer Erdgasförderung orientiert, die Schiefergasförderung und Nutzung mehr klimawirksame Gase freisetze als die Förderung und Verbrennung von Kohle. Als Belege werden die von ExxonMobil in Auftrag gegebene „Risikostudie Fracking“ sowie „neuere, sich bestätigende Studien aus den USA“ angeführt. Tatsächlich ist erstgenannter Studie zu entnehmen: „Bei der Stromerzeugung aus Schiefergas für die „lo“-Varianten liegen die THG-Emissionen leicht über denen von konventionellem Erdgas und auch die „hi“-Varianten sind nur noch wenig THG-intensiver.“ (Quelle) und ansonsten ist der aktuelle wissenschaftliche Stand dazu folgender: “ Die meisten aktuellen Studien zeigen dass die Gesamtemissionen von Treibhausgasen nur geringfügig höher sind als die Emissionen bei konventionellem Erdgas[…]“. Hier wurden also nachweislich falsche bis gelogene Aussagen der „Fracking“-Gegner ungeprüft übernommen und als Fakt präsentiert.

Nun kann in Folge dieser Falschdarstellungen angenommen werden, dass das Niveau kaum zu unterbieten sei, es geht aber dennoch. So wird behauptet, dass im Zusammenhang mit der wasserrechtlichen Einvernehmenserklärung, die bei Unbedenklichkeit zu erfolgen hat, bezüglich einer Fracmaßname im Landkreis Diepholz („Düste Z10“) bei Ablehnung des Einvernehmens „unverhohlen mit Schadensersatz gedroht“ wird, wie es angeblich im LK Diepholz geschehen sei. Nun habe ich weder Kosten noch Kilometer gescheut, um mir über die Debatte des Umweltausschusses des Kreistages Diepholz ein Bild zu machen. Tatsächlich wurde seitens des Landrates Bockhop gegenüber dem Umweltausschuss darauf hingewiesen, dass bei Vesagen des Einvernehmens RECHTSWIDRIG abgestimmt würde. Davon ließ sich der Ausschuss nicht irritieren und stimmte rechtswidrig gegen das Einvernehmen, dass aufgrund des Sachverhaltes, dass durch die seitens Wintershall geplante Fracmaßnahme mit keiner wasserrechtlichen Benutzung zu rechnen sei. Nach erzeitiger Rechtslage könnte der Antragsteller, in diesem Fall die Wintershall, gegen diese Entscheidung klagen. Eine Klage ist aber entgegen der Behauptung weder im Rahmen der Debatte im Umweltausschusses  noch in der späteren, ebenso rechtswidrigen Entscheidung des Kreistages seitens des Antragsstellers angedroht worden. In der Sitzung des Umweltausschusses wiesen Verteter des Bergamtes lediglich daraufhin, dass der Antragsteller das Recht auf Schadensersatzansprüche hätte, wenn ihm trotz vollständiger Erfüllung sämtlicher Auflagen die Genehmigung nicht zeitnah erteilt werde bzw. vollständig versagt würde. Hier wurde seitens der Bürgerinititiativen im Zusammenspiel mit den „Westfälischen Nachrichten“ versucht, demjenigen, dessen Rechte mit Füßen getreten werden, den Schwarzen Peter zuzuschieben.

Insgesamt beweist der Artikel (Quelle) wieder einmal, dass kontroverse Themen nicht sachlich und kaum neutral behandelt werden und medial sich lieber an der Meinung weniger lautstarker, jedoch wenig qualifizierter Personen orientiert wird , statt sich an die wissenschaftlichen und rechtlichen Fakten zu halten.

2 Kommentare zu Medien und Bürgerinitiativen = Das Gegenteil der Realität

  • Markus sagt:

    Aha, und dieser Artikel hier ist besser?

    “ “In no case have we made a definitive determination that the fracking process has caused chemicals to enter groundwater.” “ Es geht den besorgten Bürgern aber nicht nur um die Chemikalien, sondern auch um Verunreinigungen durch Methan und seinen Komponenten und hier wurden in den USA sehr wohl auch offiziell anerkannte Verunreinigungen ausgemacht [ODNR 2008]. Auch ansonsten ist dieses Zitat eher fragwürdig. Auch wenn die langfristige Migration der Fluide im Untergrund noch nicht ausreichend geklärt sind, kommt es an der Oberfläche durch Unfälle und Leckagen häufig zu Verunreinigungen und das auch sehr wohl mit den Chemikalien [COGCC 2007; Verweis in Witter 2008].

    Fast noch schlimmer finde ich allerdings: “ “Bei der Stromerzeugung aus Schiefergas für die „lo“-Varianten liegen die THG-Emissionen leicht über denen von konventionellem Erdgas und auch die „hi“-Varianten sind nur noch wenig THG-intensiver.” “ Dieses Zitat bezieht sich eindeutig auf das Szenario der Studie der Schiefergasförderung in 2030 unter der Annahme, dass bis dahin alle Dieselaggregate etc. mit elektrischen ausgetauscht sind, die bei dem zukünftigen Strommix einen großen Teil EE nutzen. Die ermittelten THGE für den heutigen Stand aus der Studie sehen viel schlechter aus.

    Allerunterste Schublade!

    1. istvanadler sagt:

      Hallo Markus,

      der Artikel, den Sie hier kommentieren, bezieht sich auf einen Artikel in den WN, der unreflektiert unhaltbare Behauptungen der BI übernimmt, wie z.B: „Der Bürger muss sich letztlich über die Wasserrechnung sein Lebenselixier vom Gaskonzern freikaufen.“ Um in Ihrem Jargon zu bleiben: Unterste Schublade!
      Vor allem geht es aber darum, dass behauptet wird, dass der Konzern „Wintershall“ auf einer Veranstaltung „unverhohlen“ mit Schadensersatz gedroht habe, stimme die Untere Wasserbehörde dem Vorhaben nicht zu. Genau das Gegenteil war der Fall, denn die Wintershall (es waren Herr Püchel und Projektleiter Herr Liermann anwesend) hat in Person von Herrn Püchel betont, dass das Unternehmen NICHT klagen werde. Und darauf bezieht sich im wesentlichen die Überschrift meines Artikels. Bei der Veranstaltung war ich übrigens vor Ort.

      Nun zu Ihren Ausführungen: Ja, mittlerweile geht es den Gegnern nicht mehr nur um die „Chemikalien“. Es geht Ihnen mittlerweile darum, gegen die inländische Erdgasgewinnung insgesamt zu agieren und dabei jeden noch so kleinen Vorfall auszuschlachten und dabei jegliche Verhältnismäßigkeit vermissen lassen. Dabei tut sich nach meiner Beobachtung v.a. der „AK Fracking Braunschweiger Land“ hervor, der sogar ein Brandereignis eines Aktivkohlefilters an der Anlage „Wittorf Z1“ hinzuzieht, um gegen „Fracking“ Stimmung zu machen. Als ob solche Vorfälle nicht auch an WKA vorkommen. Von Biogasanlagen ganz zu schweigen. Was bei Letzteren in den vergangenen 10 Jahren geschehen ist, dagegen steht, gerade in Anbetracht des energetischen Nutzens, die inländische Erdgasindustrie als Waisenknabe da. Denn abgesehen von dem recht großen Schaden am Lagerstättenwasserleitungssystem im Feld „Völkersen“ (ohne Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere, Menschen) beschränkten sich die meisten anderen Vorfälle auf Betriebsgelände bzw. recht kleine Flächen und wurden umgehend beseitigt. Dagegen haben Unfälle im Zusammenhang mit der Biogasgewinnung zu mehreren Todesopfern, der (mehrfachen) Verseuchung von Fließgewässern mit z.T. vollständiger Vernichtung der Fischfauna und Explosionen geführt.
      Ja, Sicherlich hat es auch Unfälle an der Oberfläche in den USA gegeben, ich bezog mich aber auf Verunreinigungen aus dem Untergrund heraus, denn das ist das gängigste Argument der Gegnerschaft. Und was ist unter „häufig“ zu verstehen? Oder anders, wieviel Ereignisse hat es auf 1000 Bohrungen gegeben und vor allem: Was waren die tatsächlichen Auswirkungen? Dabei wäre es hilfreich gewesen, Ihre Quellen zu verlinken; denn ich habe keine Lust, danach lange zu suchen. Und um es nochmal festzuhalten: Wir leben in Deutschland und nicht in den USA. Bei uns gibt es versiegelte Bohrplätze mit umlaufendem Auffangsystem und bei uns sind keine offenen Abwasserbecken für den Flowback erlaubt.
      Was die Migration der Fluide betrifft: Das, was im Untegrund verbleibt, ließ sich weder durch Druckentlastung nach Abstellen der Pumpen noch durch den Gasstrom zurückführen, was nichts anderes heißt als: Es lässt sich auch durch Zufuhr von kinetischer Energie (Gasstrom) nicht bewegen. Also wie soll es im Untergrund migrieren, erst recht in Gesteinsschichen, die außerhalb der Fracs absolut dicht sind, und zwar so dicht, dass ja nichtmal Gas fließt?
      Zu den THG-Bilanzen: Da im Inland gegenwärtig keine Schiefergasförderung stattfindet und auch in näherer Zukunft selbst ohne die Ausbremsung der Erkundung (!) stattgefunden hätte, halte ich es für legitim, das Szenario für 2030 heranzuziehen und nicht das Gegenwärtige. Schließlich steckt(e) die inländische Exploration noch ganz am Anfang und mit einem großtechnischen Einstz wäre frühestens ab 2020, selbst ohne Erkundungstopp, zu rechnen gewesen. Das ist aber typisches Verhalten von BI (nicht nur „Fracking“, sondern ganz allgemein), sich immer die negativen Extreme herauszupicken (siehe oben: Verhältnismäßigkeit). Hinzu kommt, dass eben der aktuelle internationale wissenschaftliche Stand derer ist, dass Schiefergasgewinnung NICHT wesentlich klimawirksamer sei als normale Erdgasgewinnung, im Gegensatz zu dem, was die BI und der WN-Artikel behaupten. Aber das haben Sie wohl in Ihrer Aufregung überlesen.

      Sehen Sie, ich betrachte das Thema inländische Erdgasförderung ganzheitlich (z.B. Verhältnismäßigkeit von Unfällen) und differenziert (keine 1:1-Übertragung von Vorkommnissen in den USA auf Deutschland) und nicht selektiv negativ wie es die Gegner tun.

      Und das nächste Mal bleiben Sie bitte sachlich, sonst schieße ich zurück. Das kann ich ganz gut, wenn man mich reizt 😉

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