Zwei Artikel zum „Fracking“ bei „Die Welt“

Innerhalb von knapp einer Woche erschienen auf dem Online-Portal von „Die Welt“ zwei Artikel zum Thema Hydraulic „Fracking“ Fracturing. In einem wird die (ablehnende) Haltung der deutschen Brauereien und Getränkehersteller dargestellt, im zweiten wird die befürwortende Haltung der Industrie sowie der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) thematisiert.

Zunächst zum am 19.04.2013 veröffentlichten Artikel bezüglich der Haltungen der Getränkeindustrie: Zunächst heißt es, diese „fürchten verseuchte Brunnen.“ So wird der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes (DBB), Peter Hahn, folgendermaßen zitiert. „Fracking gefährdet unser Brauwasser“. Inwiefern die Anwendung des Verfahrens die Brauwasser-Brunnen gefährden soll, wird nicht annähernd erläutert. Stattdessen werden im weiteren Verlauf des Artikels einige der üblichen Klischees aneinandergereihtund beweisen somit, dass sich weder DBB noch Autor tiefgründig mit der Materie beschäftigt haben. Teilweise werden in Ermangelung von basalem Fachwissen gar falsche Aussagen getroffen. Zunächst heißt es, man habe Verständnis für neue Technologien, doch dürften die Risiken nicht verharmlost werden. Offensichtlich ist Herrn Hahn nicht bekannt, das Hydraulic Fracturing bereits vor 65 Jahren erstmals angewendet und seitdem fortwährend weiterentwickelt wurde. Und was die Risiken betrifft, wird wieder einmal die „Fracking“-Studie des Umweltbundesamtes als Argumentationsgrundlage herangezogen. Dass diese  insbesondere in Bezug auf geowissenschaftliche Aspekte zu pauschalisierend erstellt und entsprechend harsche Kritik einstecken musste, ist offensichtlich weder dem Hauptgeschäftsführer des DBB noch dem Autor des Artikels bekannt. Wie denn auch? Denn im Gegensatz zur UBA-Studie, deren Ergebnisse z.T. sehr selektiv bezüglich der angeblichen Risiken öffentlich zur Sprache gebracht wurden, war über die Kritik der Studie medial so gut wie nichts zu lesen. Sie wurde quasi totgeschwiegen. Wenig verwunderlich, dass infolge im Regelfall einseitiger Berichterstattung aktuelle Entwicklungen der Allgemeinheit nicht bekannt sind. So wird von Peter Hahn u.a. Großbritannien als ein Land genannt, in dem ein befristetes Moratorium besteht. Tatsächlich wurde dieses Moratorium bereits am 13.12.2012 aufgehoben. Unter den Suchbegriffen „Fracking ban lifted“ können über Suchmaschinen zahlreiche Quellen dazu gefunden werden. Zudem wird wieder behauptet, dass durch den Einsatz von Chemikalien das Grundwasser „für alle Zeit verseucht werden“ könne. Dass es bisher KEINEN einzigen bewiesenen Fall gibt, dass durch Hydraulic Fracting jemals Chemikalien ins Gundwasser gelangten, wie von der Obersten US-Umweltbehörde EPA mehrmals bestätigt (siehe dazu Hydraulic Fracturing), ist der Allgemeinheit auch nicht bekannt, da permanent medial Gegenteiliges behauptet wird. Typisch sind zudem unpräzise bis falsch verwendete Begriffe. Im Artikel steht, dass „von den derzeit 80 existierenden Frack-Zubereitungen lediglich 27 als nicht gefährlich eingestuft.“ Hier wurden „Zubereitung“ mit „Zusätzen“ verwechselt. Grundsätzlich sind Fraczubereitungen aufgrund der geringen Anteile von Zusätzen als nicht giftig, nicht umweltgefährdend und nicht gefährlich eingestuft. Dass gilt insbesondere für Fracs in Schiefergaslagerstätten da hier aufgrund verschiedener Lagerstättenparameter weniger Zusätze (<0,5 % des Gesamtfluids darunter völlig harmlose Stoffe) als bei Fracs in tieferliegenden Sandsteinlagerstätten notwendig sind (siehe hierzu Verweise unter Hydraulic Fracturing). Erschreckend ist das Unwissen in Reihen der Politik . Angeblich werde laut Artikel das in NRW derzeitige Moratorium erst dann überprüft, wenn dasFracverfahren ohne „Chemieeinsatz“ möglich sei. Die NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) wird mit folgenden Worten zitiert: „“Die Methode mit Chemikalien erscheint uns zu gefährlich“. Demnach wird das Moratorium nie aufgehoben, da quasi alles in unserem Leben Chemie ist und genaugenommen JEDER Bestandteil der Fracflüssigkeit eine „Chemikalie“ ist, auch das Wassers, auch die häufig verwendete Essigsäure, auch er ständig verwendete Ethanol (sollte jedem Brauer bestens bekannt sein, zu 5 % und mehr ist diese gefährliche und zudem hepatoxische Chemikalie im Bier zu finden, zur Erinnerung: Fracfluide für Schiefergaslagerstätten enthalten mindestens 10 Mal weniger Zusätze). Ich denke, das genügt, um anhand dieses Artikels wieder einmal die weitverbreitete Unkenntnis zum Hydraulic Fracturing darzustellen. (Originalartikel)

Im Gegenstz zur Warnung vor den angeblichen Gefahren des Hydraulic Fracturings warnen der BDI sowie die IG BCE vor der Stigmatisierung oder gar vor einem Verbot des auch in Deutschland seit über 50 Jahren angewendeten Verfahrens. Durch den Schulterschluss von Arbeitgeber- und Arbeitnehmervereinigung sehen diese die Möglichkeit, ein stärkeres Signal in Richtung Politik aussenden zu können. In den Vordergrund wird der Nutzen für den Wirtschaftsstandort Deutschland in vielerlei Hinsicht gestellt. So wird zunächst der volkswirtschaftliche Wert von 1 Billionen Euro des vermuteten Schiefergaspotenzials erwähnt und wird durch folgendes Zitat aus einem Brief an die Länderchefs präzisiert: „Ein großer Teil davon könnte in Deutschland zu Wertschöpfung, Beschäftigung, Wohlstand und zum regionalen Steueraufkommen beitragen“. Im weiteren wird auf die Bedeutung für den Forschungs- und Entwicklungsstandort sowie Industriestandort Deutschland hingewiesen: „“Sollte eine Entwicklung dieser global wichtigen Technologie in Deutschland politisch ausgeschlossen werden, wäre dies ein hochproblematisches Signal für das Industrieland Deutschland, das deutlich über den Energiesektor hinaus Wirkung hätte.“ Letzteres wurde auch schon, nicht nur bezüglich des Hydraulic Fracturing, auch schon in einem „Der Spiegel“-Beitrag von drei Professoren thematisiert (siehe: Der tiefere deutsche Untergrund-Eine Tabuzone?). (Originalartikel)