Es geht doch!…Recht sachlich das Thema Schiefergasförderung anzugehen

Die Vorschau ließ das Schlimmste an Fehlinformation befürchte, fielen doch wieder die Schlagworte „giftige Chemikalien“ in Verbindung mit „Fracking“. Doch überraschenderweise wurde das Thema unaufgeregt behandelt und vor allem von allen Seiten betrachtet. Es wurden sowohl die positiven Effekte als auch die Kritik, und das ohne die sonst übliche Dramatisierung, in die Berichterstattung einbezogen.

Bereits in der Anmoderation zum ersten Filmbeitrag heißt es, das Hydraulic „Fracking“ Fracturing lediglich im Verdacht stünde (Beweise also Fehlanzeige!), für Trinkwasserkontaminationen verantwortlich zu sein. Hervorgehoben wird im Weiteren die wirtschaftliche Bedeutung und es wird die Frage gestellt, ob Europa und speziell Deutschland (und deshalb überhaupt hier behandelt, denn es geht auf diesen Seiten um Erdöl und Erdgas aus Deutschland) nicht den Anschluss „im weltweiten Rohstoffmonopoly“ verpasse.

Zunächst wird aus dem Susquehanna-County in Pennsylvania berichtet, unter dem sich das gasführende Marcellus-Shale erstreckt. Anhand eines Farmers (George Laird) wird beispielhaft über den Nutzen der Erdgasförderung berichtet. Innerhalb von nur 3 Jahren nahm dieser 3 Mio. US $ an Lizenzgebühren ein. Es muss aber an dieser Stelle betont werden, dass in Deutschland aufgrund der Gesetzeslage im Regelfall nicht die Landeigentümer Nutznießer der Erdgasförderung sind, sondern die Länder (Förderabgabe) und die Kommunen (Gewerbesteuer). Landbesitzer erhalten lediglich Pachtgebühren. Andererseits ist der Flächenverbrauch für die Standorte zur Förderung im Vergleich zu Deutschland völlig überdimensioniert (Min. 4:46). Riesige Flächen, auf denen sich quasi nichts an technischen Einrichtungen befindet oder die merkwürdige Verlegung von Leitungen, die einfach in die Erde gewühlt werden (sofern ich das richtig erkannt habe), sind in der Form in Deutschland nicht möglich. Bedauerlich ist, dass im weiteren Verlauf des Filmes zwar dargestellt wird, wie Hydraulic Fracturing funktioniert (wenn auch sehr vereinfachend), dabei aber nicht erwähnt wird, welche Chemikalien verwendet werden und vor allem in welcher Konzentration sie im Fracfluid vorhanden sind. Schade eigentlich, denn die bloße Erwähnung von Chemikalien dürfte bei vielen die Alarmglocken schrillen lassen, da meines Erachtens Chemikalien allgemein gerne mit „giftig“, „schädlich“ etc. gleichgesetzt werden. Leider wird an deser Stelle auch der seriöse Pfad verlassen indem wieder einmal die Befürchtung der Grundwasserkontamination zur Sprache gebracht wird und im gleichen Atemzug diese angebliche Gefahr „im Eifer des Gefechts“ ignoriert würde (Min. 3:10). Weiter will ich auf diesen Beitrag nicht eingehen, weil er lediglich auf Deutschland nicht übertragbare Verhältnisse schildert.

Auf den zweiten Beitrag möchte ich nur insofern eingehen, dass hier abermals bestätigt wird, dass es keine nachgewiesenen Grundwasserkontaminationen gegeben hat. Das wird nach Sequenzen, die die z.T. berühmte Gegnerschaft (Yoko Ono, Witwe von Ex-Beatle John Lennon) darstellen, wobei Berühmtheit keinen Freifahrtschein für Fachwissen ausstellt, so von einem Farmer in Bezug auf entsprechende Verlautbarungen der Umweltschutzbehörde geäußert (Min 7:10) und ist auch anhand diverser Quellen im Internet zu finden (z.B. Hydraulic Fracturing).

Wesentlich interessanter ist dann der dritte Filmbeitrag, der die Debatte um die Erschließung von Schiefergas (und auch Kohleflözgas) thematisiert. „Wirtschaftlichkeit versus Umweltsorgen“ heißt es zunächst in der Anmoderation. Weiter heißt es, dass es bezüglich der vermuteten (!) Vorkommen verschiedene Ansichten gäbe. Das ist so sachlich richtig, denn bestätigte Reserven gibt es nicht, da selbst die Untersuchung derzeit mehr oder weniger unterbrochen worden ist. Hintergrund ist der Protest von Bürgerinitiativen, die sich gerne auf nicht belegte Risiken berufen  und: „Hinzukommt, dass hier die Bürgerproteste noch viel lauter sind als in den USA“. Nun, wie heißt es so schön: Wer schreit, ist im Unrecht. Schönen Gruß an dieser Stelle an die lautstarken Bürgerinitiativen gleichgültig welchen Themengebietes. Denn dieses Verhalten ist ihnen gemein!
Zum Einstieg wird ein Gebet gegen das „Fracking“ gezeigt, was untermauert, auf welchem Niveau wir uns in der Debatte in Deutschland bewegen. Glauben ersetzt Sachverstand! Insgesamt verlässt man in diesem Beitrag umgehend die Sachlichkeit und Ausgewogenheit der vorangegangenen Beiträge, denn es wird behauptet, dass regulierende Gesetze für das „Fracking“ fehlen würden. Mal wieder eine klassische Medienlüge, denn bezüglich Bergbau ist in Deutschland, angefangen von der Aufsuchung über die Gewinnung bishin zur Verwahrung nach Einstellung der Förderung alles strikt reguliert. Und das unter Beachtung von Gesetzen von potenziell anderen betroffenen Bereichen wie der Umwelt- oder wasserrechtlichen Gesetzgebung und somit des Umwelt- und Wasserschutzes. Und weiter wird behauptet, dass die USA das Heimatland „des unkontrollierten Frackings“ seien (ca. Min. 11:30). Medienlüge Nummer 2, denn auch in den USA gibt es entsprechende Kontrollmechanismen. Schade, dass die zunächst recht seriös begonnene Sendung diesen Pfad gerade bezüglich des Inlandes verlässt. Dann wird die harsch kritisierte Studie des UBA erwähnt (Quelle), die die nach Angaben der Industrie nicht vorhandenen oder als gering eingeschätzten Risiken als zumindest möglich ansieht. Angeblich weiß man zu wenig, was die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), die sich nachvollziehbarerweise schon seit Jahren mit dem Thema Erdgasgewinnung befasst, anders sieht. Die Risiken werden gut begründet in Bezug auf bisher durchgeführte Fracmaßnahmen in dichten Sandsteinen als beherrschbar angesehen. Kontaminationen sind infolge der über 300 Fracmaßnahmen in Deutschland nicht dokumentiert. Interessant ist, dass ca. bei Min. suggeriert wird, dass sich Deutschland durch Schiefergasgewinnung unabhängigmachen könne. Das behauptet nicht einmal die Industrie, die lediglich der Ansicht ist, dass die Gewinnung von Erdgas aus unkonventioellen Lagerstätten im Inland die Importabhängigkeit verringere, aber nicht beseitige. Somit ist die im Folgenden getätigte Äußerung, dass selbst die BGR-Geologen Importunabhängigkeit anzweifeln, substanzlos, weil niemand, abgesehen von misinterpretierenden Journalisten und darauf anspringende Protestler (schließlich heißt es bei „stopp frackingWir stoppen die Fracking-Industrie mit Argumenten, den Medien[…]“ Nur stellt sich die Frage, welche Argumente das sein sollen?), davon ausgeht, dass das vermutete Potenzial die gerne genannten 13 Jahre Unabhängigkeit leisten kann. Vielmehr könnten über Jahrzehnte vielleicht (oder auch nicht) die vermuteten Potenziale einen Teil zur inländischen Erdgasversorgung beitragen, wie es seit ca. 45 Jahren die konventionellen Erdgasvorkommen tun. Nur wenn schon die Erforschung der Potenziale aufgrund unbegründbarer Ängste unterbunden wird, ist es nicht möglich nachzuweisen, ob sich die Potenziale gewinnen lassen oder nicht. Etwas nebulös wird darauf sogar eingegangen. Allerdings wir dann anschließend wieder über vermeintliche Gefahren spekuliert, da sich Laaerstätten angeblich in Trinkwasserschutzgebieten befänden. Das ist falsch, da die Lagerstätten darunter liegen und ebenso ist es falsch und zudem unseriös zu behaupten, es gäbe keine Gesetze, die die Gewinnung von Erdgas reguliere. Bundesberggesetz und die Tiefbohrverordnungen der Länder regeln die Prozesse sehr detailliert. Offensichtlich hatte die Berichterstatterin keine Zeit, sich mit der komplizierten Materie auseinanderzusetzen. Anders sind die pauschalen und unwahren Behauptungen nicht zu erklären.

Das zwischengeschobene Interview mit Dr. Zittel kann man sich schenken, da dieser Herr nicht unbefangen ist. Schließlich arbeitet er für die Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH, die sich mit Energiegewinnung jenseits der fossilen Energieträger befasst. Interessant ist hingegen der vierte Filmbeitrag, in dem die Akteure des internationalen Gasgeschäftes zu Wort kommen. Kurios ist dabei zunächst die Auflistung der Gasexporteure, wo Deutschland als Exporteur angeführt wird. Das ist seltsam, da Deutschland einen Gasverbrauch von ca. 90 – 100 Mrd. m³ zu verzeichnen hat, dabei selbst zuletzt (2012) nur 11,7 Mrd. m³ förderte. Wie kann ein Land, dessen Bedarf die Förderung um ca. 900% übersteigt, Erdgas netto exportieren?  Weiter heißt es, dass durch „Fracking, also die Förderung von Schiefergas“ Russland Konkurrenz bekommen könne. Nun ist „Fracking“ zunächst nicht mit der Förderung von Schiefergas gleichzusetzen (da wurde wohl wieder bei Greenpeace abgekupfert), sondern ist lediglich eine begriffliche Verballhornung des Verfahrens Hydraulic Fracturing. Und dieses Vefahren wird auch schon seit den 1950er Jahren in der damaligen Sowjetunion angewendet und wird es bis heute noch, um u.a. Deutschland mit Erdöl und Erdgas zu versorgen (Hydraulic Fracturing). Mit den Zahlen ist man auch nicht auf dem aktuellen Stand. Es heißt, dass Deutschland über 0,2 Bio. m³ Erdgas in Schiefergesteinen verfüge und diese Menge ausreiche, um Deutschland 12 Jahre zu versorgen. Dass beißt sich in zweierlei Hinsicht.: Zum einen geht die BGR in einer aktuelleren Studie von 0,7 bis 2,3 Billionen m³ aus und das bei vorsichtiger Schätzung. Zum anderen beträgt der Verbrauch gegenwärtig knapp 0,1 Bio. m³, was also laut erstgenannter Potenzialschätzung gerade einmal 2 Jahre den Eigenbedarf decken würde.

Besonders interessant ist deshalb Filmbeitrag Nummer 5, der die Rolle Russlands als Erdgasexporteurs betrachtet. In einer Fragerunde wurde Präsident Wladimir Putin gefragt, ob Russland die Schiefergas“revolution“ verschlafen hätte. Dieser antwortet, dass die Gewinnung angeblich mit riesigen Umweltschäden verbunden sei und dass aus den Brunnen der Umgebung nur noch schwarze Brühe aus dem Wasserhahn komme. Da stellt sich die Frage, warum das nur auf Gebiete mit Schiefergasvorkommen zutreffen soll und nicht auf Gegenden in Russland, wo z.B. auch gefract wird. Als Beispiel fällt mir die Achimov-Fotmation ein (Quelle).

Soviel zum recht ausgewogenen Beitrag der 3sat-Sendung „makro“, den es hier zu sehen gibt. Erstaunlich, dass auch „stopp fracking“ die Sendung trotz positiver Darstellungen der Auswirkungen der Schiefergasgewinnung empfiehlt. Vielleicht hat man auch die Aussage des einen Farmers, der sich auf Bestätigungen der EPA beruft, dass es noch nie einen nachgewiesenen Fall von Grundwasser durch „Fracking“ gegeben hat, ignoriert. Oder aber, es wurde sich der Gegnerschaft der unsachliche Ausrutscher in Form des Beitrages zu Situation im Inland beachtet wurde.