Schleswig-Holstein strebt über den Bundesrat Verbot von Hydraulic Fracturing an

Wie der NDR auf seinem Online-Portal berichtet, strebt Schleswig-Holstein unter Federführung des grünen Umweltministers und Schriftstellers (!) Robert Habeck ein Verbot von Hydraulic Fracturing an. Nach dessen Ansicht muss im Bergrecht ein „klares Fracking-Verbot festgeschrieben werden“, sei seine Forderung laut Artikel. Dabei stellt sich die Frage, auf welcher wissenschaftlichen Basis diese kompromisslose Forderung beruhe, da keine der verschiedenen, bisher zum Hydraulic Fracturing erschienen Studien, die sich im wesentlichen mit Umweltauswirkungen befassen, ein generelles Verbot als notwendig erachtet.

Ganz offensichtlich hat sich der Minister also nicht umfassend mit der wissenschaftlichen Debatte auseinandergesetzt. Es stellt sich generell die Frage, warum ausgerechnet Schleswig-Holstein, in dessen Gebiet kein Potenzial für unkonventionelle Kohlenwasserstoffe nach derzeitigem Untersuchungsstand der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe ausgewiesen (Quelle), mit einer solchen Radikalforderung abseits jeglicher wissenschaftlicher Empfehlung vorprescht.

Die Antwort ist auf den Seiten des „Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume„(MELUR) zu finden: Dort wird zunächst rhetorisch gefragt, ob die Einbringung von „umwelttoxischen Frackfluiden“ Umwelt und Gesundheit gefährden könne. Hier wird abermals bewiesen, dass der Herr Minister sicht nicht ernsthaft und differenziert mit der Materie auseinandergesetzt hat, denn Fracfluide sind nicht als umweltgefährdend eingestuft. Es dient also als Basis der Diskussion eine Falschbehauptung! Als Auslöser für die Sorgen werden die Antragsstellungen verschiedener Firmen bezüglich Aufsuchungserlaubnissen oder Förderbewilligungen genannt. Weiter heißt es, dass damit noch keine technischen Maßnahmen, „weder Bohrungen oder gar Fracking-Maßnahmen“ verbunden seien, die Konzessionsanträge dennoch viele Menschen „alarmiert“ hätten. Das ist wenig verwunderlich bei dem häufig unseriösen Umgang mit dem Thema, angefangen bei Ministerien (s.o.), über Desinformationen in Medien (Quelle I; Quelle II) bis in zu den Bürgerinitiativen (Link), oftmals in Tateinheit mit zweitgenannten (Link). Und weil Risiken des angeblich „umweltoxischen“ Frackings“ nicht zu 100 Prozent und damit verbundenen „unumkehrbare“ Schäden ausgeschlossen werden können, müsse es verboten werden. Konsequenterweise müsste der Herr Minister sofort Windenergie sowie Biogasgewinnung verbieten, denn hier können nicht nur Gefährdungen von Mensch und Umwelt nicht ausgeschlossen werden, sie sind real.

Interessant ist der darauf Folgende FAQ-Katalog, der eigentlich Q & A (Frage und Antwort)-Katalog heißen müsste: Interessant ist zunächst dabei die Antwort auf Frage 2, die bestätigt, dass aufgrund hypothetischer Annahmen (Kontamination von Grundwasser über geologische Wirkpfade) aus genannten Studien sich die Landesregierung gegen Hydraulic Facturing, im Gegensatz zu den Studien selbst, ausspricht. Offensichtlich hält sch das Ministerium unter Leitung eines Schriftstellers für kompetenter als die Studienersteller, die zudem z.T. von Landes-Geologen sowie der BGR bezüglich geologischer Fragestellungen scharf kritisiert wurden (Quelle). Dabei bestätigt das Ministerium in der Antwort auf Frage 4, dass die bisher zwischen 1955 und 1994 auf dem Gebiet von Schleswig-Holstein durchgeführten Fracmaßnahmen zu keinem Umweltschaden geführt haben, was einmal mehr die Radikalforderung und das Vorpreschen fragwürdig macht, zumal auch keine Anträge für Fracmaßnahmen vorlägen (siehe Antwort auf Frage 3).

Zu den Ausführungen des MELUR: LINK

Zurück zum Artikel des NDR, der wie gewohnt inakkurat bis komplett falsch das Fracverfahren beschreibt. Zunächst heißt es, das Verfahren wäre eine „Gasfördermethode“, mit deren Hilfe Erdgas und Erdöl gefördert werden könne. Interessant! Mit einer „Gasfördermethode“ kann also auch Erdöl gefördert werden. Andere Anwendungbereiche außerhalb der Kohlenwasserstoffgewinnung lässt man gleich außen vor. Zudem wird behauptet, dass mit Hilfe von Chemikalien die genannten Stoffe aus dem „Meeresboden“ „gelöst“ würden. Also wer sich im Gegensatz zum Verfasser des NDR-Artikels mit Hydraulic Fracturing ein wenig anhand von zahlreichen verfügbaren Informationen befasst, der weiß, dass weder die Chemikalien die Aufgabe haben, die Stoffe zu lösen, noch dass das Verfahren ausschließlich im Meeresboden eingesetzt wird. Im Gegenteil: Hauptsächlich wird das Verfahren an Land eingesetzt und selbst bei Anwendung unter dem Meer handelt es sich nicht um „Meeresboden“.
Und der NDR schafft es sogar, der falschen Titulierung der Fracfluide als „umwelttoxisch“ dem Ganzen noch eins draufzusetzen und spricht sogar von „toxischem Fracking“ im Zusammenhang mit der Ablehnung des Hydraulic Fracturings aller Landtagspolitiker von Schleswig-Holstein. Offensichtlich setzt der Schreiberling Chemikalien mit „toxisch“ gleich, wie aus nachfolgendem Satz recht einfach interpretiert werden kann.

Hier zum NDR-Artikel: LINK