Rückblick auf den Anti-Fracking-Tag – Der „Erfolg“ hielt sich in engen Grenzen

Am 31. August 2013 fand ein deutschlandweiter Anti-Fracking-Tag statt, bei dem gegen die inländische Erdgasförderung im Allgemeinen, wie Beispiele aufzeigen werden, demonstriert wurde. Aber vor allem auch gegen das seit Jahrzehnten bewährte Hydraulic „Fracking“ Fracturing im Speziellen wurde, wie aus dem Namen des Aktionstages hervorgeht, protestiert.

Obwohl auf breiter Front seit nunmehr zweieinhalb Jahren kontrovers und im Regelfall oberflächlich, dramatisierend bis falsch über das Thema berichtet wird, fiel die Resonanz auf den Aktionstag in den Medien sehr schwach aus. Lediglich einige wenige nahmen sich des Themas an. Darunter befanden sich, wie nicht anders zu erwarten, dabei aber insgesamt zurückhaltend, der NDR, die alles andere als neutrale „Kreiszeitung“ oder aber auch die dunkelrote Zeitung „Neues Deutschland“ Zunächst sollen die drei genannten Medienbeiträge kommentiert werden.

1) Berichterstattung beim NDR

Anhand diverser Beiträge hier auf dem Blog ist nachzuvollziehen, dass der NDR gerne rund um das Thema Erdgas- oder Erdölgewinnung dramatisierend und falsch berichtet. So wurden Aufsuchungsgebiete für Erdöl- und Erdgas zu „Frackinggebieten“ deklariert, obwohl die Erteilung einer Aufsuchungserlaubnis weder Aussagen über den Lagerstättentyp noch über eine spätere Förderung oder gar über das Gewinnungsverfahren trifft. Und insbesondre bei der Suche nach Erdgas oder Erdöl wird allgemein von Kohlenwasserstoffen gesprochen, da Erdgas und Erdöl häufig gemeinsam auftreten. Nach § 7 Nr. 2 Bundesberggesetz (BBergG) darf lediglich der benannte Rohstoff aufgesucht werden und nach Nr. 2 lediglich bei einer planmäßigen Aufsuchung gewonnen werden, wenn es notwendig ist. Die eigentliche wirtschaftliche Gewinnung bedarf einer Bewilligung nach § 8 BBergG. Dabei werden aber über die Fördertechniken oder Stimulationsverfahren, zu denen auch Hydraulic Fracturing zählt, keine Aussagen getroffen. Diese bedürfen wiederum eines Sonderbetriebsplanes. Das gilt auch, wenn im Rahmen einer planmäßigen Aufsuchung solche Stimulationsmaßnahmen durchgeführt werden sollen/müssen. Die Erteilung einer Aufsuchungserlaubnis ist kein Persilschein für den Antragsteller. Im Gegenteil: Dieser ist gemäß § 11 Nr. 3 BBergG verpflichtet , ein zu genehmigendes Arbeitsprogramm vorzulegen und dieses einzuhalten. Anonsten wird die Lizenz entzogen. Zudem ist es höchst unseriös über Fördermethoden zu spekulieren, solange keine Funde gemacht wurden. Denn schließlich wird ja nach Rohstoffen, wie aus der Bezeichnung „Aufsuchung“ hervorgeht, gesucht. Eine Fundgarantie gibt es nicht, selbst wenn in der näheren Umgebung Lagerstätten bekannt sind.

Nach dieser Abschweifung nun zur „Berichterstattung“ des NDR: Wie gesagt ist diese vergleichsweise zurückhaltend, was die Quantität betrifft. Die Qualität reiht sich allerdings in das bisherige unterirdische Niveua ein. Aus den Gebieten in Niedersachsen, wo seit über 50 Jahren gefract wird bzw. wo nach neuen Vorkommen gesucht werden soll, die sich nur durch Anwendung des Hydraulic Fracturing gewinnen lassen (Schiefergas in einem schmalen Streifen zwischen Emsland und Nienburg (Weser)) wurde überhaupt nicht berichtet. Stattdessen ist auf dem Online-Portal ein Video geschaltet worden, dass von einer in Bezug auf die angebliche Brisanz schwach besuchten Demo in Hamburg berichtet. Dieser Beitrag startet mit einem Barden, der, woher auch immer weiß, dass nach Schiefergas gesucht und dieses sogar gefunden wird: „Wir knacken das Gas aus dem Schiefergestein und pressen mit Hochdruck Chemiecocktails rein.“ singt dieser mit norddeutschem Dialekt. Und der Kommentator sekundiert unkritisch: „Der Liedtext bringt es ohne zu Übertreiben auf den Punkt. „Fracking“ macht den Menschen aus Bergedorf Angst.“ Die Frage ist, warum dieses seit 50 Jahren in deutschen Erdgaslagerstätten ohne Umweltbeeinträchtigungen durchgeführte Verfahren den Leuten Angst macht. Es liegt meiner Ansicht nach auch an der Berichterstattung des NDR, die in unverantwortlicher Weise diese Ängste schürt. U.a. auch indem räumlich eng begrenzte Vorfälle im Zusammenang mit dem Transport von Lagerstättenwasser dem Hydraulic Fracturing zugeschoben wurden. Das ist auch in diesem Beitrag erneut der Fall. Das wird bereits ab Minute 0:26 in einem Wortbeitrag eines Demonstranten deutlich, der auf die unseriöse und fachlich falsche Berichterstattung hereingefallen ist. Seine „Hauptsorge“ ist der Umgang mit dem Lagerstättenwasser, das bei jeder Erdgasgewinnung anfällt, egal ob gefract wird oder nicht. Er sorgt sich dabei um die langfristige Qualität des Trinkwassers durch „hochgiftige“ Stoffe, die mit der Erdgasförderung aus dem tiefen Untergrund mitgefördert werden und wieder in vom Grundwasser entkoppelte Horizonte verbracht werden, die  von Salzwasser erfüllt sind. dass diese Verpressung seit Jahrzehnten durchgeführt wird und keine Kontaminationen von zur Trinkwassergewinnung nutzbarem Grundwasser bekannt sind, interessiert weder ihn noch dieBerichterstatter vom NDR. Nach dieser auf das Lagerstättenwasser (LSW) bezogenen Wortmeldung wird dann eine dürftige Animation eingespielt, die das Fracverfahren erklären soll, um unmittelbar danach wieder auf LSW und dessen Entsorgung umzuchwenken. Nicht zum ersten Mal werden dabei Hydraulic Fracturing und LSW-Entsorgung in einen Hut geworfen, obwohl LSW eben auch ohne die Anwendung von Fracmaßnahmen anfällt. Und sei es bis hierhin an unseröser tendenziöser Berichterstattung nicht genug, werden wiederholt unbelegte Behauptungen getätigt. So hat angeblich ein Vorkommnis an einer LSW-Leitung bei Rotenburg/Wümme „ganze Felder verseucht“ und wurde angeblich verschwiegen. Da stellt sich dem kritischen Zuschauer schon die Frage, woher der NDR von einer „Verseuchung“ weiß, wenn die Panne doch angeblich verschwiegen wurde und zudem noch den präzisen Umfang kennt, nämlich „ganze Felder“ und auch den Ort „Bei Rotenburg“ (kennt jeder, haha) konkret bennent. Der „Beweis“ in Form von Bildern die bunte Wimpel auf einem Acker zeigen ist natürlich absolut überzeugend (ab Minute 1:02). Tatsächlich hat es dort im März 2012 eine kleinräumig begrenzte Leckage gegeben, die laut Bergbehörde wahrscheinlich durch einen unmittelbar zuvor erfolgten Drucktest verursacht wurde (Quelle). Ein Verschweigen ist zudem ausgeschlossen, da seit Anfang 2012 jeder noch so kleine Zwischenfall vom Bergamt veröffentlicht wird. Also hat der NDR hier mit an Sichereit grenzender Wahrscheinlichkeit gelogen! Anschließend wird dann auf die Erteilung einer Aufsuchungserlaubnis an ExxonMobil (verkürzt vom NDR  „Exxon“  genannt) in Bergedorf thematisiert. „Hier“ wird zur Zeit Erdöl gefördert, heißt es. Das ist schlichtweg falsch! Es wird zwar in Bergedorf Erdöl gefördert, dieses geschieht aber in einem benachbarten Bewilligungsfeld (siehe § 8 BBergG), dass der Firma Gaz de France Suez E&P Deutschland GmbH gehört.  ExxonMobil will auch nich mögliche Fördergebiete sondieren, wie es heißt, sondern Lagerstätten von Kohlenwaserstoffen suchen. Die Firmen wollen auch keine Fakten bezüglich „Fracking“ schaffen, wie die Demonstranten laut (parteiischen) Reprters wegen angeblich fehlender Gesetze befürchten. Das ist nicht möglich, denn Hydraulic Fracturing ist schon heute aufgrund geltender Gesetze, Verordnungen etc. streng reguliert. Es ist absolut nicht nachvollziehbar, wie ein zur Sachlichkeit verpflichtetes öffentlich-rechtliches Medium wie der NDR sich zu einer solchen Behauptung versteigen kann. Und das vor dem Hintergrund, dass z.T. seit zwei Jahren laufende Anträge für Fracmaßnahmen NICHT genehmigt wurden. Hierbei möchte ich es bezüglich diesen „Berichtes“ bewenden lassen. Es ist nur bezeichnend, dass die drei gezeigten Befragten am Ende des Videos nichts oder fast nichts über „Fracking“ wissen. Link zum Video

Um beim NDR zu bleiben: Dieser berichtete offenbar auch im Rahmen des „Schleswig-Holstein Magazin“ über eine Veranstaltung in Preetz. Das geht aus  dem Bericht auf dem Blog „Die Gedankenartistin“ hervor. Auf den gezeigten Bildern sind nur sehr wenige Aktivisten zu sehen. Umso erstaunlicher, dass der gebührenfinanzierte NDR über diese eher belanglose Aktion überhaupt berichtet. Neutralität sieht anders aus. Erschwerend kommt hinzu, dass das Gebiet um Preetz nach Untersuchungen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) überhaupt kein Potenzial für Erdöl oder Erdgas aufweist, das zwingend Hydraulic Fracturing erfordert. Tatsächlich soll in der Nähe von Preetz eine ehemalige Erdöllagerstätte wiedererschlossen werden. Dass überhaupt „Fracking“ ins Spiel gebracht wurde, ist u.a. dem NDR zu „verdanken“, der wie oben beschrieben gerne Aufsuchungsgebiete zu „Frackinggebieten“ erklärt. Auch in Schleswig-Holstein (Link). Link zum genannten Blog HIER.

Bericht aus der Kreiszeitung

Wenig Neutralität im Bezug auf die inländische Erdgasförderung  zeigt meiner Ansicht nach die „Kreiszeitung“. Der hier diskutierte Artikel ist allerdings neutral gehalten. Er verdeutlicht aber, dass es den Bürgerinitiativen (BI) (dank der umfangreichen dramatischen Berichterstattung rund um die Erdgasförderung) nicht um Hydraulic Fracturing und dessen Verhinderung geht, sondern um die Erdgasgewinnung in Deutschland als Ganzes. Allein die polemischen Zitate untermauern die Voreingenommenheit, provozieren z.T. aber auch neben erwartungsgemäßem Kopfschütteln ob der unsachlichen Argumente ein Schmunzeln. Thomas Vogel, seines Zeichens Landwirt und Sprecher der BI „No Fracking“ Völkersen wird folgendermaßen zitiert: „Die Umweltgefährdung durch die Gasförderung resultiert aus Maß- und Gewissenlosigkeit sowie aus Profitgier der Unternehmen“. Dieser Anwurf ist schon ein starkes Stück, wird doch der Landwirtschaft, der Vogel ja auch angehört, im Allgemeinen das Gesagte ebenso zum Vorwurf gemacht. Zudem unterstellt Vogel, dass die Unternehmen aus „Geldgier“ an Sicherheitsvorkehrungen sparen würden. Sicherlich kam es auch im Zusammenhang mit der inländischen Erdgasförderung zu Vorkommnissen, die besser nicht aufgetreten wären. Diese haben aber weder umfassend die Umwelt geschädigt, noch überhaupt Menschen, Pflanzen oder Tiere. Letzten Endes ist es schwer nachzuweisen, wer für die Geschehnisse verantwortlich ist. Schließlich gaben TÜV und Landesbergamt grünes Licht für den Betrieb der Leitungen, in denen das LSW transportiert wurde. Auch den Vorurf der Lobbyarbeit von „RWE, Exxon und Co.“ kann man nicht gelten lassen, denn schließlich hat sich nach Faktenlage eine kleine lautstarke, und wie Thomas Vogel selbst beweist, vor Polemik strotzende Minderheit momentan durchgesetzt. Selbst einen unqualifizierten Bezug zur „Asse“ kann er nicht vermeiden.  Warum sich die Völkerser BI überhaupt „No Fracking“ nannt, kann ich mir und den Interessierten nur so erklären, dass NDR und Co. die genannten Probleme im Zusammenhang mit LSW dem „Fracking“ zuschoben. Sich einzugestehen, dass „Fracking“ dafür nicht verantwortlich ist, liegt der BI offensichtlich fern.

Noch interessanter ist das Verhalten der benachbarten BI aus Intschede. Diese protestierte zusammen mit der BI „No Fracking“ gegen eine Erkundungsbohrung im Gemeindegebiet. Übertreibungen seitens BI sind bekannt, aber das, was der Sprecher Hinrich Osmers ablässt, ist kaum an Niveaulosigkeit zu überbieten: „Die RWE Dea will die schöne Marschlandschaft zerstören – mit einem Bohrturm, der hinter dem Deich aufgestellt werden soll.“, wird er zitiert. Ich streue ja gerne eigene Erfahrungen ein: Ich frage mich, wie die nordwestliche Altmark NICHT zerstört wurde, obwohl dort zwischen 1968 und 1991 ca. 400 Bohrungen nach DDR-Standards niedergebracht wurden. Es ist einfach nicht zu fassen, was NDR und Co. mit ihrer Berichterstattung inzwischen angerichtet haben. Zum konkreten Fall siehe HIER. Und sehr geehrter Herr Osmers: So ein Bohrturm ist nach wenigen Monaten wieder weg. Warum RWE-Dea die Bohranlage dort aufstellen will, wie z. Zt. geplant, wurde schlüssig durch das Unternehmen dargelegt: Geringere Einflüsse auf Umwelt und Mensch als an anderen Standorten (Quelle). Den vollständigen Artikel zur Meinungsbildung HIER. Interessant ist, dass laut Artikel maximal nur 150 Personen an der Demonstration teilnahmen.

Bericht im Neuen Deutschland

Zu den wenigen Berichten zum Anti-Fracking-Tag zählt auch ein Artikel im ehemaligen Zentralorgan der SED, der Zeitung „Neues Deutschland“. Die SED hatte ja damals in der DDR als alles bestimmende Partei kein Problem damit, die Volkseigenen Betriebe, die mit der Erdöl- und Erdgasgewinnung beschäftigt waren, Hydraulic Fracturing durchführen zu lassen. Allein in der Altmark wurden vor der politischen Wende 80 Fracmaßnahmen durchgeführt und weitere 20 danach. Allerdings ist zu sagen, dass das ND, wie es zu DDR-Zeiten abgekürzt wurde, äußerst unvoreingenommen berichtet, obwohl die nahestehnde Partei „Die Linke“ sich gegen Hydraulic Fracturing ausspricht. Es werden nicht nur Zahlen zu den Demonstrationen genannt, die unterstreichen, dass die Hysterie rund ums „Fracking“ oder auch die Erdgasförderung an sich völlig überzogen ist, sondern auch differenziert berichtet wird. Link zum Artikel.

Und was sagt „Gegen Gasbohren“ dazu?

Von der insgesamt recht spärlichen Berichterstattung zeigt sich die Gemeinschaft der BI gegen die Förderung von Kohlenwasserstoffen in Deutschland  ziemlich enttäuscht. Trotz der seit über zweieinhalb Jahren betriebenen Stimmungsmache, die häufig unkritisch von Medien wie z.B. dem NDR unterstützt wurde, gelang es den BI nicht, dass Thema umfassend in den Medien zur Sprache zu bringen. Dementsprechend zeigte man sich auf dem Portal der „Gegen-Gasbohren“-Gemeinschaft sehr enttäuscht und ließ sogar Unverständnis für die geringe Resonanz durchblicken. Das geht u.a. aus diesem Zitat hervor: „Im Übrigen war die Ini vom Frackingfreien Hessen mit ihrer Aktion in Kassel längere Zeit die einsame Print-Nachricht auch überregional, offenbar geschuldet einer dpa-Nachricht, derer sich viele Blätter quer durch die Republik bedienten.“ Die vielen Blätter waren allerdings trotz intensiver Recherche nicht auszumachen. Und folgende Aussage spricht aufgrund des Auseinaderpflückens des Berichtes ganz oben Bände: „Offenbar hat sich nur der NDR hat sich die Mühe gemacht und vor Ort recherchiert!“ Auf gar keinen Fall. Der NDR hat einmal mehr wieder desinformiert. Fairerweise LINK zum „Gegen Gasbohren“-Beitrag.

Allerdings haben sich die Aktivisten z.T. wirklich seltsame Ortschaften für ihre Veranstaltungen ausgesucht. Z.B. Pfullendorf in Baden-Würtemberg. Dort würde bis in die 1990er Jahre Erdöl und Erdölgas gefördert und es soll untersucht werden, ob sich eine Wiederaufnahme lohnt. Entsprechend wurde eine Aufsuchungserlaubnis beantragt und in gewissen Medien über „Fracking“ spekuliert. Das genügt heutzutage offensichtlich, wie ja auch das oben diskutierte Beispiel Preetz verdeutlicht. Und auch hierzu ein LINK

Via mündlicher Mitteilung wurde mir übrigens berichtet, dass das Aktionsbündnis „No Moor Fracking!“ auf dem Markt in Wagenfeld ungefähr 10-12 Jahre alte Kinder (!) dazu aufgefordert hat, gegen Hydraulic Fracturing zu unterschreiben. Aufgrund des Auftretens des Bündnisses in Schutzanzügen und auch aufgrund eines persönlichen Eindrucks im Rahmen einer Veranstaltung des Landkreises Diepholz erscheint mir die Info glaubwürdig. Ansonsten fände sie hier auch keine Erwähnung.

Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass die Diskussion rund ums Hydraulic Fracturing seitens der Gegnerschaft überbewertet wird und dementsprechend nicht den Niederschlag in den überregionalen Medien findet.

4 Kommentare zu Rückblick auf den Anti-Fracking-Tag – Der „Erfolg“ hielt sich in engen Grenzen

  • Detlef Merten sagt:

    Wieder einmal mit Fachwissen gekontert.
    Sehr schön

  • Dirk Weißenborn sagt:

    Es wären wohl einige Teilnehmer auf den Kundgebungen in Hamburg, Kassel und anderswo mehr gewesen, wenn nicht am gleichen Tage eine Großdemonstration zum Thema „industrielle Landwirtschaft“ (einschl. Biogasanlgen, Vermaisung, etc.) in Wietze, Landkreis Celle stattgefunden hätte. Die Teilnehmerzahl betrug nach Polizeiangaben 6500 Menschen.

    Ein nicht zu beziffernder Anteil dieser 6500 steht sicher auch den „Antifrackern“ und „Antigasbohrern“ nahe, so dass vermutet werden kann, die eine Bewegung habe der anderen einige Teilnehmer weggenommen. Beim BUND wurde das auch schon im Vorfeld beklagt.

    Nun ein Zitat aus dem obigen Text:

    „Thomas Vogel, seines Zeichens Landwirt und Sprecher der BI “No Fracking” Völkersen wird folgendermaßen zitiert: „Die Umweltgefährdung durch die Gasförderung resultiert aus Maß- und Gewissenlosigkeit sowie aus Profitgier der Unternehmen“.“

    Nun muss einem Landwirt generell erst einmal zugute gehalten werden, dass ihm die Qualität seiner landwirtschaftlichen Flächen, Böden, der Sickerwässer und der angebauten Nahrungsmittel bzw. des Viehfutters am Herzen liegt. Kontaminationen aller Art – gleich aus welcher Quelle – müssen ihn alarmieren. Zu recht würde er die Verwendung ungeeigneten Materials für Transportleitungen der Lagerstättenwässer kritisieren, besonders dann, wenn nachgewiesene Umweltschäden vorliegen. Dass diese Schäden mit „Fracking“ soviel zu tun haben, wie Rinder mit der Fliegerei, sei hier nur am Rande erwähnt.

    Wir wissen nichts darüber, wie Herr Vogel seine Landwirtschaft betreibt. Aber die allgemeine Frage, ob die Landwirtschaft, nicht durchaus in wesentlich höherem Ausmaß als die Erdgasindustrie an Boden und (Grund-)wasserbelastungen ursächlich beteiligt sein könnte, muss aufgeworfen werden. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sind prinzipiell zu nennen:

    1.) Pestizideinsatz mit ungeklärten Langzeitfolgen. Beispiel: Round-up „Glyphosat“ und sein Abbauprodukt. DIe Wasserversorger beobachten und messen Stoffe solcher Art.

    2.) Abbauprodukte aus dem veterinärmedizinischen Einsatz von Antibiotika

    3.) Überdüngung gegen die von der Düngeverordnung geforderte „gute fachliche Praxis“ mit daraus folgender Belastung von Böden, Sickerwässern, Grund- und Oberflächenwasser. Stichwort: „Nitratproblematik“.

    4.) Phosphatdüngung, Eutrophierung von Gewässern durch Phosphat, damit verbunden eine gewisse Freisetzung der Spurenelemente Cadmium und Uran

    5.) Ausbreitung von antibiotikaresistenten Keimen (MRSA und ESBL) durch hohen Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung

    6.) Freisetzung von Ammoniak (Tierhaltung)

    7.) Biogasanlagen: zahlreiche Störfälle (Brände, Verpuffungen: auslaufende giftige Gärreste, u.U. einschl. Antibiotika, Pestizide, resistente Keime und Schwermetalle), Formaldehydemissionen aus dem Betrieb von BHKW’s mit Biogas (40mg pro Kubikmeter Abgas wurden kürzlich von einer Genehmigungsbehörde „erlaubt“). Schließlich zerstören die als Dünger wieder ausgebrachten Gärreste die Böden wegen Ihres hohen N/C-Verhältnisses und tragen tendenziell zur Verschärfung der Nitratproblematik in offenen, oberflächennahen Grundwasserleitern bei.

    Die meisten dieser Vorgänge geschehen schon im landwirtschaftlichen Normalbetrieb.

    Es erscheint aberwitzig, angesichts dieser Tatsachen ausschließlich auf Umweltgefahren aus tausenden von Metern Teufe durch Erdgasförderung und „Fracking“ zu starren,

    1. istvanadler sagt:

      Hallo Herr Weißenborn,

      ich möchte mich an dieser Stelle für Ihre fundierten und prägnanten Kommentare bedanken. Gerade dieser stellt ein sehr informative Ergänzung des Artikels dar.
      Zum von Ihnen zitierten Zitat eine kurze Erläuterung: Damit wollte ich gewissermaßen den Kritikern und hier im konkreten Fall Herrn Vogel den Spiegel vorhalten. Seiner Branche wird mit z.T. sehr ähnlichen Methoden eben u.a. auch Gewissenlosigkeit im Umgang mit der Umwelt vorgeworfen und die Landwirtschaft insgesamt über einen Kamm geschoren. Und das tut Herr Vogel eben auch mit der E&P-Branche. Darauf wollte ich hinaus. Gegen Kritik ist prinzipiell nichts einzuwenden, doch sollte sie möglichst sachlich gehalten werden. Den Boden der Sachlichkeit hat Herr Vogel aber mit seinen Äußerungen verlassen.

      Ob die Demo in Wietze auch Teilnehmer angezogen hat, die eventuell auf Anti-Fracking-Demos gefahren wären, darüber habe ich mir auch Gedanken gemacht. Ich bin der Meinung, dass die Demo in Hamburg dadurch einige Teilnehmer eingebüßt hat. Ich gehe aber nicht davon aus, dass durch die Demo in Wietze den Anti-Fracking-Veranstaltungen umfangreich Teilnehmer entzogen worden sind.

      1. Dirk Weißenborn sagt:

        Hallo Herr Adler,

        durch die gleichzeitige Demo in Wietze sind den Antifrack-Veranstaltungen wohl nicht viele Teilnehmer abhanden gekommen. In dem Punkt sind wir uns erkennbar einig.

        Auch wenn die Agrarwende-Bewegung insgesamt deutlich mehr sachliches Fundament aufweist, als die Antifrack-Bewegung, so gebe ich Ihnen doch recht, dass die Pauschalverurteilung, ALLE Landwirte wären Umweltzerstörer und Tierquäler, nicht haltbar ist. Übrigens waren auch Landwirte bei der Demo in Wietze dabei.

        Der Landwirt Herr Vogel wird den Pauschalverdacht, ER sei gewissenloser Umweltzerstörer und Tierquäler aus Profitgier, sicher auch nicht gern hören. Er sollte angesichts der komplexen Dimensionen beider Themenkreise (Landwirtschaft und Erdöl/Erdgasgewinnung) in sich gehen und über das nachdenken, was er da in überzogenen-polemischer Weise von sich gegeben hat.

        mit freundlichem Gruss und Dank für Ihre anerkennenden Worte

        Dirk Weißenborn

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