Wiederaufnahme der Erdölförderung im Feld „Stockstadt“ eventuell möglich

In der Nähe von Darmstadt wurde zwischen 1952 und 1994 Erdöl aus der Lagerstätte „Stockstadt“ gefördert. Die insgesamt geförderte Menge aus Hessens einziger wirtschaftlich bedeutender Erdöllagerstätte belief sich auf etwas mehr als 1 Mio. Tonnen (Quelle). Wie bereits hier berichtet, führte das Unternehmen Rhein Petroleum GmbH (RPG) eine Wiedererschließungsbohrung durch.

Diese ist nun abgeschlossen und „Echo“ titelt: „Probebohrungen im Ried erfolgreich“ (Quelle). Diese Jubelmeldung erfolgt meiner Meinung nach deutlich zu früh, denn wie aus dem Artikel hervorgeht wurde die Bohrung zwar abgeschlossen, aber sie befand sich im Teststadium, so dass über das Ergebnis, also erfolgreich oder nicht, noch gar keine Aussage getroffen werden kann. Laut Artikel wurden für das Projekt bisher 8 Millionen Euro investiert, die sich je zur Hälfte auf seismische Erkundungsarbeiten sowie die Bohrung selbst aufteilten. Um diese Kosten wieder einzuspielen, müssten nach Auskunft des Unternehmens immerhin 3 Millionen Barrel (159 Liter) Erdöl gefördert werden. Das entspräche einer Menge von über 390.000 Tonnen (eigene Berechnungen, basierend auf Dichteangaben von 0,82 g/cm³ in Boigk 1981*). Entsprechend noch nicht bekannter Testergebnisse (Teste wurden am 29.10.2013 laut Artikel abgeschlossen) sind Aussagen wie „Heute (29.10.2013) sollen die Untersuchungen so weit abgeschlossen sein, dass eine endgültige Entscheidung darüber fallen kann, ob an dieser Stelle bei Crumstadt (Kreis Groß-Gerau) bis zu 15 Jahre lang Öl gefördert werden kann. Nach Informationen des ECHO stehen die Chancen, wie bereits am vergangenen Samstag kurz berichtet, sehr gut.“ mit äußerster Vorsicht zu genießen. Und das erst recht vor dem Hintergrund, dass es sich bei RPG um eine Firma handelt, die externe Investoren umwirbt und somit auf positive Schlagzeilen angewiesen ist. Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Artikel bei ffh-online, wo zu lesen ist: „Anfang nächsten Jahres solle nun eine Ergiebigkeitsprüfung beginnen, die mehrere Monate dauern kann. Erst danach sei klar, wie viel Öl sich im Untergrund befinde und ob sich eine auf mehrere Jahre angelegte Förderung lohne.“  Von einem endgültigen Erfolg kann also noch keine Rede sein, auch wenn das wünschenswert wäre.

Auf der Internetpräsenz der Firma ist ähnliches zu lesen. Hier heißt es aber, dass vor dem Beginn mehrmonatiger Testarbeiten mit dem Abteufen einer zweiten Explorationsbohrung begonnen werden soll. Deren Ansatzpunkt befindet sich nur 7,5 m neben dem Ansatzpunkt der „Stockstadt 2001“ und trägt die Bezeichnung „Allmend 1“. Nach Abschluss der Bohrarbeiten der „Allmend 1“, die demnächst aufgenommen werden, erfolgen dann die Langzeitteste.

* Boigk, H.: Erdöl und Erdölgas in der Bundesrepublik Deutschland, Enke, Stuttgart 1981

8 Kommentare zu Wiederaufnahme der Erdölförderung im Feld „Stockstadt“ eventuell möglich

  • Dirk Weißenborn sagt:

    „Rhein Petroleum beschäftigt sich ausschließlich mit konventioneller Erdölförderung.“ ist auf der Webpräsenz des Unternehmens zu lesen. Ja, weit ist es gekommen. Offensichtlich will Rheinpetroleum nicht in den Verdacht geraten, ein „böser Fracker“ zu sein. Immerhin, das haben Herr Eishoff und seine Genossen schon geschafft.

    Das Öl ist sehr leicht und dürfte gegenüber fallenden Ölpreisen etwas robuster sein. Ich vermute, es ist eher gasreich. Aber ob es zur eruptiven Förderung mit Gastrieb reicht, weiß ich natürlich nicht. Auch nicht, ob es im hessischen Ried schon einmal diesen Fall für wenigstens eine gewisse Zeit gegeben hat. Vielleicht finden wir es noch heraus.

    Gut aufbereiteter Beitrag, Herr Adler!

    1. istvanadler sagt:

      Herr Weißenborn,

      die neuen kleinen fremdfinanzierten Unternehmen wie Rhein Petroleum, PRD Energy oder CEP erwähnen stets, dass sie nicht auf Vorkommen aus sind, wo das bewährte HF angewendet werden muss, um wirtschaftliche Förderraten zu erzielen. Das hängt sicherlich mit der Debatte darum und dem Firmenimage zusammen. herr Elshoff und seine Genossen haben schon mehr geschafft als das, was die Unternehmen meinen, rechtfertigenderweise kundzutun. Darüber hier kein Wort sondern per Mail.

      Die Erdöle in Stockstadt sind nach Boigk (1981) „relativ leicht“ (0,82-0,84 g/cm³) allerdings gasarm (Gas/Öl-Verhältnis 10 bis 12 : 1 vor Aufnahme der Förderung). Anfangs konnte aus dem oberen Speicher eruptiv (ob mit Gastrieb oder nicht wird nicht erwähnt) gefördert werden, aus dem unteren nur per Tiefpumpe mit deutlich geringeren Raten.

      Schade, dass diese Monographie von Boigk meines Wissens nach nie aktualisiert worden ist. Wäre nach über 30 Jahren der Veröffentlichung mehr als überfällig.

  • oildriller56 Merten sagt:

    wolln wa das beste hoffen.
    das is auch weil durch falschmeldungen den unternehmen schaden
    zugefügt wird

    1. istvanadler sagt:

      Oh ja. Siehe meine Kommentare zu Beiträgen bei NDR und Co. Da kommt heute noch was!

  • Barney Gumble sagt:

    Sind Explorationsbohrungen eigentlich der einzige Weg, um mit Gewissheit Öl nachzuweisen?
    Reichen Seismik und physikalische Spielereien nicht aus?
    Wäre doch super, wenn man eines Tages die Erdkruste in der Tiefe auf chemische Zusammensetzung scannen könnte, zum Beispiel über eine Wechselwirkung der Nuklei mit Neutrinos, oder noch nicht entdeckten physikalischen Prinzipien.
    Auf jeden Fall ist die verbreitete Meinung, die Erde sei vollständig erforscht, weit von der Wirklichkeit entfernt.

    1. istvanadler sagt:

      Hallo Barney,

      ja, Bohrungen sind die einzige Möglichkeit nachzuweisen, ob Öl/Gas vorhanden ist und dann auch in wirtschaftlich förderbaren Mengen. Die Reflexions-Seismik ist zwar inzwischen soweit, nicht nur Strukturen zu erfassen, die Öl oder Gas enthalten können, sondern auch aufgrund der reflektierten Signale eventuelle Gasführung darzustellen (sogenannte „bright spots“). Die Signale sind dann schwächer als die des umgebenden Gesteins. Eine Garantie liefert aber nur eine Bohrung. Beispiel: Aufgrund eines „Bright Spots“ wurde vor wenigen Jahren die Bohrung „Böstlingen Z1“ unter dem Truppenübungsplatzes Bergen angesetzt. Die Bohrung konnte zwar Gas nachweisen, allerdings waren selbst nach Fracmaßnahme die Förderraten zu gering und instabil, um eine wirtschaftliche Förderung zu ermöglichen. Lange Rede kurzer Sinn: Nur mittels Bohrung kann festgestellt werden, ob a) Öl oder Gas vorhanden ist und b) in Folge von Fördertests sich eine Förderung lohnt.

  • Barney Gumble sagt:

    Danke für die Auskunft. Umso absurder ist natürlich die im Internet oft zu lesende Behauptung, inländisches Schiefergas würde den einheimischen Gasbedarf „nur“ zehn Jahre decken, Als einer der wenigen habe ich die BGR-Studie, die dem zu Grunde liegt, tatsächlich gelesen und weiß, wie vorsichtig die Schätzungen bzgl. organischem Material in Gesteinen, Mächtigkeit der Schichten, Maturität usw. sind. Viele wissen nicht einmal, das der förderbare Anteil schon mit 10% angesetzt wurde und dann die 0,8-2,3 Billionen Kubikmeter zustande kamen.
    ( Alles aus dem Gedächtnis, kann sein dass es mich täuscht).

    1. istvanadler sagt:

      Passt schon im großen und ganzem. Die Spannbreite ist 0,7 Bio. m³ bis 2,3 Bio. m³. Und das ist eine vorsichtige Schätzung beruhend auf bisherigen Erkenntnissen. Dieses oft zu lesende „kann sich Dtl. 10 Jahre mit versorgen“ oder so ähnlich beruht auf dem Mittelwert der Schätzung (1,3 Bio. m³), die dem aktuellen Verbrauch von 0,09 Bio. m³ gegenübergestellt wird. Es sind also eigentlich mehr als 10 Jahre. Dieses „reicht für 10 Jahre“ wird gerne dem Umweltbundesamt zugeschrieben, obwohl eine Auftragsstudie lediglich die BGR-Erkenntnisse zitierte. Die BGR- Untersuchungen werden übrigens der Öffentlichkeit seitens der Medien vorenthalten. Hinzu kommt, dass kein Unternehmen behauptet, die 1,3 Bio. m³ wären innerhalb von 10 bis 15 Jahren abzufördern. Im Gegenteil: Die wissen, dass das technisch nicht möglich ist. Schließlich wurden die bisher in Dtl. gefördertem 1 Bio. m³ auch nicht in 10 Jahren gefördert, sondern in über 40! 1,3 Bio m³ zu 90 Mrd. m³ Eigenverbrauch ist lediglich eine vergleichende Gegüberstellung, die von den Medien falsch verbreitet wird und von Unbedarften genüsslich aufgenommen wird.

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