BUND* kritisiert niedersächsische Landesregierung bezüglich „Fracking“

Seit 3 Jahren wird in Deutschland hitzig über das seit 1947 international eingesetzte Verfahren Hydraulic „Fracking“ Fracturing diskutiert. Ursache hierfür ist u.a. der Film „Gasland“, der mit Aufmerksamkeit erregenden, aber mit dem Verfahren nicht im Zusammenhang stehenden Bildern, Eindruck hinterlassen hat. Dass bei dem Verfahren auch noch Chemikalien, die in der breiten Öffentlichkeit als „giftig“ oder zumindest „schädlich“ angesehen werden, eingesetzt werden, führte zu einer Verschärfung der Debatte. 

Denn schließlich sollen die eingesetzten Chemikalien zu umfassenden Grundwasser- oder sogar Trinkwasserverunreinigungen geführt haben. Beweise dafür sind aber Fehlanzeige. Stattdessen ist in zahlreichen Medien dieses oder ähnliches zu lesen (Bsp. Artikel bei Stern-Online):

Kritiker fürchten, dass eingesetzte Chemikalien das Grundwasser verunreinigen.

„Kritiker (be)fürchten“ ist eine gern benutzte Floskel, die genau betrachtet nichts weiter aussagt als: „Eine richtige Vorstellung gibt es nicht von dem, was geschieht, aber es könnte ja die vermuteten Auswirkungen haben“. In Bezug auf das Hydraulic-Fracturing-Verfahren dienen dann „Dokumentationen“ wie der bereits eingangs erwähnte Film „Gasland“ als „Beweis“ für die angeblichen Kontaminationen, obwohl nahezu jede Passage des Films als unwahr enttarnt worden ist. Eine Übersicht hat der Autor „Tritium“ auf dem befreundeten Blog science-skeptical.de geliefert: „Fracking in den USA – ‘Gasland’ und die Fakten“.

Selbst der Macher von „Gasland“, Josh Fox, hat in einer Podiumsdiskussion gegenüber dem Journalisten Phellim McAleer zugegeben, dass er hinsichtlich der brennenden Wasserhähne, die durch Erdgaszutritte ins Trinkwasser infolge „Frackings“ angeblich entflammbar geworden sein sollen, sein Publikum getäuscht hat. Er gab zu, dass er wusste, dass die Gaszutritte natürlichen Urprungs seien und zudem schon lange vor Fracaktivitäten bekannt waren. Das beweist folgendes Video: Gasland director hides full facts . Nichtsdestotrotz haben sich diese Bilder, häufig mit Unterstützung unkritischer Medien, in die Köpfe zahlreicher Menschen nicht nur hierzulande eingebrannt. Die Wahrheit bleibt dabei auf der Strecke bzw. wird einfach ignoriert. Das maximale der Gefühle ist, dass „Gasland“ teilweise als „umstritten“ in einigen Medien bezeichnet wird. Das hinderte 3sat (öffentlich-rechtlich) aber nicht daran, diesen „umstrittenen“ Film völlig unkritisch auszustrahlen.

Obwohl sich der Film „Gasland“ ausschließlich auf die Schiefergasgewinnung bezog, für die Hydraulic Fracturing zwingend erforderlich ist, dehnte sich die Diskussion in Deutschland auf das gesamte Gebiet der Erdöl- und Erdgasgewinnung aus. Hierfür wiederum verantwortlich waren Medienberichte, u.a. beim NDR, die unschöne, aber letzten Endes für Menschen, Tiere, und Pflanzen folgenlose Vorkommnisse im Zusammenhang mit dem Transport von Lagerstättenwasser, das bei jeder Art von Erdgasförderung anfällt, dem Hydraulic Fracturing zuschoben. Neben „Gasland“ brannte sich dann auch diese dramatisierende, ja angstschürende „Berichterstattung“ in die Köpfe vieler Mitmenschen ein.

Letzten Endes ist es Stand der Dinge, dass Erdgasgewinnung im allgemeinen und das Hydraulic „Fracking“ Fracturing bei vielen Leuten als „gefährlich“ angesehen wird. Selbstverständlich ist auch der BUND davon nicht ausgenommen. Einer Pressemitteilung vom 17. Januar, in der die rot-grüne Landesregierung von Niedersachsen kritisiert wird, ist folgendes zu lesen:

Trotz fehlender Nachweise der langfristigen Sicherheit und Umweltverträglichkeit sollen Erdgaslagerstätten mit dem Fracking-Verfahren ausgebeutet werden. Lediglich die hoch riskanten Schiefergas-Vorkommen will man bis auf weiteres ausnehmen.

Hier stellt sich die Frage, was der BUND unter „langfristig“ versteht. Schließlich datiert die erste Fracbehandlung in einer Erdgaslagerstätte in Deutschland in das Jahr 1961. Es handelt sich hierbei um die Bohrung „Rehden T15“ (Quelle). Diese Maßnahme liegt also bereits mehr als 5 Jahrzehnte zurück, ohne das umweltrelevante Folgen bekannt sind. Genausowenig sind umweltrelevante Folgen durch nachfolgende Fracmaßnahmen bekannt. Das gleiche gilt für Fracmaßnahmen auf dem Gebiet der einstigen DDR. So sind in der Altmark nach Aussagen des ehemaligen Fracingenieurs Holger Markert (Quelle ab Min. 3:20) mind. 100 Fracarbeiten durchgeführt worden:

Und diese Fracarbeiten wurden also in Teufen zwischen 300 Metern, in der früheren Zeit, in Allmenhausen zum Beispiel, in Erdgasspeichern, und in 4.500 Metern in Sandsteinen realisiert…ohne dass da die Oberfläche irgendwie nur ’nen Hauch mitbekommen hat.

Der Beweis für die Sicherheit des Fracverfahrens ist hiermit eigentlich schon erbracht. Aber als Ergänzung sollte noch zum einen die Stellungnahme des Berufsverbandes deutscher Geowissenschaftler hinzugefügt werden (Quelle):

Die Hauptargumente der Fracking-Kritiker, die Verunreinigung des Trinkwassers und die Auffassung, Fracking könne Erdbeben auslösen, haben nach Auffassung des BDG wenig Bestand: Seit diese Technik in Deutschland eingesetzt wird, ist kein einziger Fall einer Grundwasserverunreinigung durch Fracking aufgetreten und die Auswirkungen des Frackings können zwar seismisch gemessen werden, sind aber in der Regel weit unter der Spürbarkeitsgrenze. In Deutschland ist es bei keiner der bisher durchgeführten Frackingmaßnahmen zu einem spürbaren Beben gekommen.

Wie oben erwähnt, fand die erste Fracmaßnahme in einer Erdgaslagerstätte bereits vor über 50 Jahren statt. Damit ist nach Ansicht des Verfassers die Langzeitsicherheit des Verfahrens erbracht. Das sind nun einmal die Fakten, die von den Gegnern einfach ignoriert werden. Es wird eine Gefährlichkeit unterstellt, die tatsächlich nicht gegeben ist.

Ähnliches gilt für die Gewinnung von Erdgas aus Tonsteinen, die einen hohen Gehalt an organischen Substanzen haben und Erdgas führen, die sogenannten Schiefergaslagerstätten. Wie im obigen Zitat hält der BUND diese für „hoch riskant“. Es bleibt dabei offen, was an Vorkommen, die seit vielen Millionen Jahren existieren, „hoch riskant“ sein soll. Hier zeigt sich offenbar die Anwendung von Auslassungen wichtiger Begriffe, wie sie bei Umweltgruppen bzw. -verbänden häufig zu finden sind. So ist z.B. im Zusammenhang von gentechnisch veränderten Organismen und daraus hergestellten Lebensmitteln häufig nur von „Gen-Lebensmitteln“ zu lesen. Dabei haben es Organismen und daraus gewonnene Lebensmittel naturgemäß an sich, Gene als Erbgutträger in sich zu tragen. Offenbar meint der BUND damit, dass die Erschließung von Schiefergaslagerstätten „hoch riskant“ sei. Warum das in Anbetracht der wenig riskanten Erschließung anderer Lagerstättentypen mittels Hydraulic Fracturing so sein soll, bleibt vom BUND unbeantwortet. Es gab seit 1947 weltweit mindestens 2 Millionen Fracanwendungen zur Erschließung von Erdöl- oder Erdgaslagerstätten. Und es gab lediglich einen Fall, in dem Grundwasser kontaminiert wurde. Aus der Quelle geht dabei nicht hervor, ob es sich um eine Fracmaßnahme in einer Schiefergaslagerstätte oder einem anderen Lagerstättentyp handelte. Im Übrigen ist ein Fall unter 2 Millionen ohne Verharmlosung rein sachlich gesehen ein gegen Null tendierendes Risiko. Dazu Brian Horsfield vom GeoForschungsZentrum Potsdam (Quelle):

Die Erfahrungen mit der Technologie zeigen, dass bei weltweit mehr als 100.000 Schiefergasbohrungen und mehr als zwei Millionen Hydraulic Fracturing Operationen (nicht nur bei der Schiefergasgewinnung) nur ein dokumentierter Fall von Grundwasserverschmutzung mit Fracturing Fluiden, die aus dem Untergrund in das Grundwasser gelangt sind, bekannt ist. Das ist sehr wenig.

Und sei dem nicht genug an Beweisen für die unbelehrbaren Gegner, sei diesen nur gesagt, dass zahlreiche US-Behörden ebenfalls keine Beweise für Grundwasser- oder gar Trinkwasserkontaminationen, die durch Fracarbeiten hervorgerufen worden sein sollen, vorweisen können. Das Gegenteil ist der Fall. Hier mehrere offizielle Aussagen von Behörden (Quelle):

Railroad Commission of Texas: “Though hydraulic fracturing has been used for over 60 years in Texas, our Railroad Commission records do not reflect a single documented surface or groundwater contamination case associated with hydraulic fracturing.”
Colorado Oil and Gas Conservation Commission: “There has been no verified instance of harm to groundwater caused by hydraulic fracturing.”
PA DEP: “Responding to recent concerns expressed by residents of Dimock Township, Susquehanna County, the Department of Environmental Protection has collected dozens of water supply samples in the Carter Road area and determined that nearby gas well hydro fracturing activity has not impacted local wells.”
Top Okla. Oil, Nat Gas Regulator: “We’ve used HF for some 60 years in Oklahoma, and we have no confirmed cases where it is responsible for drinking water contamination – nor do any of the other natural gas-producing states. … Maintaining regulation of oil and gas at the state level is essential. … We are committed to protecting our state resources and do not believe in a „one-size-fits-all“ federal approach as advocated by some.”

Sicherlich werden dem BUND diese zahlreichen angeführten Beweise nicht gefallen. Schließlich scheint man sich, wie nachgewiesen, in der Rolle der Dramatisierer und Tatsachenverdreher wohl zu fühlen. Das ist aber nichts neues. Im Zusammenhang mit der Wiedererschließungsbohrung „Stockstadt 2001“ malte der BUND Hessen ein Horroszenario an die Wand. Die Bohrung, die eine bekannte Struktur hinsichtlich verbliebener Erdölpotenziale erkunden sollte, befand sich in der Nähe des Erdgasspeichers „Stockstadt“. Dieser nutzt übrigens eine ehemalige Erdgaslagerstätte. Der BUND verbreitete, dass die Bohrung den Speicher treffen könnte und dadurch „hochgiftiges“ Erdgas austreten könnte (Quelle):

Wenn dabei der Speicher beschädigt wird, strömt hochgiftiges Erdgas aus und bildet ein hochexplosives und hochgiftiges Gemisch.

Zwischengelagertes, zur Nutzung vorgesehenes Erdgas, besteht aber fast ausschließlich aus Methan. Dieses ist weder giftig und schon gar nicht hochgiftig (Quelle). „Hochgiftige“ Bestandteile wären fatal zur Nutzung im Haushalt. Soviel zur Sachlichkeit des BUND zum Abschluss des Artikels. Es ist nicht nachvollziehbar, warum einem Verband, der solchen Unsinn, genaugenommen Unwahrheiten verbreitet, Verbandsklagerecht zusprochen wurde.

*BUND = Bund für Umwelt und Naturschutz e.V.