Erdölerkundungsbohrung Barth 11 – Testarbeiten haben begonnen

Im Jahr 2011 wurde durch die CEP Central European Petroleum GmbH (CEP) die Erdölerkundugsbohrung „Barth 11“ zwischen den Städten Ribnitz-Damgarten und Barth in Vorpommern niedergebracht. Diese stieß in ca. 2.700 Meter Tiefe im Staßfurt-Karbonat des Zechstein (Ca2) auf Erdöl.

Bei der Bohrung handelte es sich nach Angaben von CEP um die erste horizontal geführte Bohrung. Nach der Ablenkung aus der Vertikalen wurden ca. 950 Meter des Ca2 aufgeschlossen, welches ölführend angetroffen wurde. Bereits 2012 wurde laut Jahresbericht Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2012 ein Kurzzeit-Fördertest durchgeführt, der 76 m³ leichtes, wasserfreies Erdöl erbrachte.

Am 10. März genehmigte das Bergamt Stralsund einen Sonderbetriebsplan, der laut CEP „zur technischen und wirtschaftlichen Bewertung der ölführenden Saal/Barth-Struktur“ beitragen soll. In den nächsten Wochen sollen Druckmessungen vorgenommen sowie Bohrlochsysteme und Sperreinrichtungen installiert werden. Danach sollen Fracmaßnahmen durchgeführt werden, um die bohrlochnahe Störungszone infolge der Bohrarbeiten zu durchbrechen (siehe dazu auch die allgemeine Beschreibung des Fracverfahrens der Firma Fangmann).

CEP vermeidet dabei bewusst den Begriff „Fracking“, da dieser in der deutschen Medienlandschaft mit der Schiefergasförderung gleichgesetzt wird. So sind dort solche bzw. ähnliche „Definitionen“ zu lesen (Bsp. FAZ, 28.03.2014):

Und über Fracking, also die Förderung von Schiefergas aus tiefen Gesteinsschichten.

Da das Projekt „Barth 11“ nun wirklich nichts mit der Gewinnung von Schiefergas zu tun hat sowie vor dem Hintergrund der „Fracking“-Debatte kann nachvollzogen werden, dass CEP sich deutlich distanziert und selbst den korrekten Begriff für die Maßnahme, nämlich Hydraulic Fracturing, nicht verwendet:

Die durch Bohrarbeiten verschlossenen Poren und Fugen im Speichergestein werden einmalig geöffnet, indem eine nichtwassergefährdende Flüssigkeit mit keramischem Stützmittel in das Bohrloch gepumpt wird.

Das Unternehmen weist zudem darauf hin, dass dieses Verfahren bereits zu DDR-Zeiten in Vorpommern durchgeführt wurde und ein Bohrung auf Usedom, die einer Fracmaßnahme unterzogen wurde, bis heute in Förderung steht:

Dieses Verfahren zur konventionellen Ölförderung wurde seit Ende der 60er Jahre viele hundert Mal sicher in ganz Deutschland eingesetzt, unter anderem auch im benachbarten Richtenberg-Feld oder im Lütow-Ölfeld auf Usedom, wo eine so angeschlossene Bohrung bis heute fördert.

Nachdem ein Fließtest durchgeführt worden ist, soll das Bohrloch wieder verschlossen und Druckaufbautests durchgeführt werden. Daraus lassen sich dann weitere Erkenntnisse über das Lagerstättenvolumen sowie das Förderverhalten gewinnen. Bei positivem Verlauf des Tests plant CEP einen mehrmonatigen Fließtest.

Das Projekt schaffte es sogar in den aktuellen SPIEGEL (15. KW) mit der Schlagzeile:

Fracking in Deutschland: Neue Testbohrung in Mecklenburg-Vorpommern geplant

Nun, die Bohrung existiert bereits seit ziemlich exakt drei Jahren und ist somit nicht „geplant“. Wenig informativ ist dann auch der Rest des kurzen Artikels. Interessant, im Regelfall erschreckend aufgrund der mangelhaften Sachkenntnis, sind die Kommentare dazu. Die meisten kommen über die gängigen Klischees über Trinkwasser/Grundwasserverseuchung und brennende Wasserhähne nicht hinaus. Aber auch ein ausgewiesener „Fractivist“ namens „gunnerson“ war darunter. Dieser tritt regelmäßig bei SpiegelOnline (SPON) in Erscheinung, wenn es ums Thema „Fracking“ geht und laut Profil kommentiert er (fast) auschließlich dazu . Hier ein Link zu einem Kommentar von ihm, um sich eine Meinung über sein Niveau bilden zu können.

Im übrigen sah sich CEP dazu veranlasst, eine Stellungnahme zum SPIEGEL-Artikel zu verfassen, die hier nicht weiter kommentiert werden soll.

Auch NDR-Online berichtet über den Beginn der Testförderung. Nachzulesen sind einige interessante Informationen, die es aber an anderer Stelle nach meiner Erinnerung bereits zu nachzulesen gab. So soll CEP das förderbare Volumen auf immerhin 5 Millionen Tonnen schätzen und das Erdöl qualitativ „sehr hochwertig“ sein. Aber wie beim NDR kaum anders zu erwarten, enthält der Artikel auch falsche Aussagen:

In Saal richten die Mitarbeiter des Erdölunternehmens derzeit das erste von drei möglichen Bohrlöchern ein.

Wie bereits oben erwähnt existiert die Bohrung seit fast drei Jahren und muss daher nicht eingerichtet werden. Das ist eigentlich auch logisch, da ja eine Testförderung durchgeführt wird. Und ob es zu weiteren Bohrungen kommen wird, ist u.a. von den Testergebnissen abhängig. Dazu noch einmal CEP:

In Abhängigkeit von den Testergebnissen plant CEP in der Region für 2014 und 2015 zusätzliche seismische Arbeiten und möglicherweise zwei weitere Testbohrungen. Nach Bewertung aller Aufsuchungsergebnisse könnte das Unternehmen in 2016 über die weitere Projektentwicklung entscheiden und einen Antrag auf Ölgewinnung stellen.

In diesem Sinne „Glück Auf!“ CEP und allen beteiligten Firmen, auf das die über 50-jährige Tradition der Erdölgewinnung in Vorpommern fortgesetzt werden kann. Und dass sich Tourismus und eine wunderschöne Landschaft allen Zweiflern zum Trotz miteinander vereinbaren lassen, beweist die seit 1966 ununterbrochen anhaltende Förderung bei Lütow auf der Halbinsel Gnitz auf der Ostseeinsel Usedom.