LBEG gibt Quecksilbermesswerte bekannt – NDR stellt Ergebnisse teilweise falsch dar

Ende Mai 2014 hatte der Naturschutzbund Deutschland e.V (NABU) im Erdgasfeld „Söhlingen“ Bodenproben entnommen, um diese auf Quecksilberbelastungen zu untersuchen (siehe verlinkten Artikel). In einem Graben sowie in einem Ackerrandstreifen wurden in zwei Proben Werte ermittelt, die knapp unter sowie wenig über den Maßnahmewerten von Ackerland lagen. Sämtliche Prüfwerte nach Bodenschutzverordnung wurden jedoch erheblich unterschritten.

Aufgrund dieser Ergebnisse führten sowohl der Betreiber des Feldes, die ExxonMobil Production Deutschland GmbH (EMPG) sowie das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) eigene Untersuchungen durch. In Proben der EMPG, die aus dem Sediment eines Grabens stammen, deran den Betriebsplatz „Söhlingen-Ost Z1“ grenzt, wurden teilweise hohe Quecksilberwerte festgestellt (LINK). Da auf dem Betriebsplatz ausgemusterte Anlagenteile gereinigt werden konnte nicht ausgeschlossen werden, dass durch diese Arbeiten das Quecksilber in den Graben gelangt ist. Deshalb wurde die Reinigung eingestellt und das Einleiten von Oberflächenwasser erheblich reduziert (LINK). Aufgrund dieser Messergebnisse hatte das LBEG kurz darauf Wasserproben sowie weitere Bodenproben entnommen (LINK).

Nun hat das LBEG die Ergebnisse der Beprobungen am Standort „Söhlingen-Ost Z1“ sowie weiterer am Betriebsplatz „Söhlingen Z6/Z11“ bekannt gegeben. Dazu ist zunächst anzumerken, dass auf dem Gelände der aufgegebenen und verfüllten Erdgasförderbohrung „Söhlingen Z6“ ebenfalls ausgemusterte Anlagenteile vor der Entsorgung gereinigt werden.

In den drei Bodenproben, die vom LBEG südlich des Betriebsplatzes „Söhlingen-Ost Z1“ genommen worden sind, wurden keine bedenklichen Quecksilberwerte festgestellt, wie die Bergbehörde schreibt:

Bei der Untersuchung der Proben wurden Quecksilbergehalte von 0,38 bis 0,52 mg/kg festgestellt. Diese Werte liegen zwar oberhalb des natürlichen Vorkommens von Quecksilber im Boden, jedoch unterhalb der einschlägigen Prüfwerte der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV). Das bedeutet, dass bislang noch keine Gefahren für Mensch und Umwelt festgestellt wurden.

Allerdings sind nach Ansicht des LBEG weitere Untersuchungen notwendig, um abschließend zu klären, ob eine Gefahrensituation vorliegt.

Anders stellt sich die Situation im Umfeld des Platzes  „Söhlingen Z6/Z11“ dar. Hier wurden insgesamt 14 Proben entnommen. Während in zwölf Proben 0,09 bis 2,4 mg Quecksilber je kg Boden festgestellt wurden und somit sämtliche Prüfwerte ebenfalls erheblich unterschritten wurden, wurden in den beiden weiteren Proben 40 mg/kg sowie 120 mg/kg festgestellt:

Zwölf dieser Proben unterschreiten mit 0,09 bis 2,4 mg/kg Quecksilber den empfindlichsten Prüfwert (Nutzung als Kinderspielfläche: 10 mg/kg) der BBodSchV. Zwei Bodenproben liegen mit 40 bzw. 120 mg/kg Quecksilber deutlich über diesem Prüfwert. Auch hier sind weitere Untersuchungen erforderlich.

Die letztgenannten Werte können durchaus für bedenklich angesehen werden, insbesondere der von 120 mg/kg. Denn dieser übertrifft sogar den Prüfwert für Gewerbe- und Industrieflächen. Insgesamt haben die Ergebnisse aber bislang erwiesen, dass eine großflächige Quecksilberkontamination, die Natur und Mensch gefährdet, nicht vorliegt.

Erdgasförderbohrung Söhlingen-Ost Z2 chef79

Erdgasförderbohrung Söhlingen-Ost Z2 ©chef79

Was die wahrscheinliche Ursache für die in einzelnen Proben sehr hohen Werte ist, wird vom EMPG-Chemiker Dr. Kassner in einem Beitrag des Nordwest-Radio (NDR und Radio Bremen) erläutert. Dr. Kassner ist der Ansicht, dass bei den Reinigungsarbeiten der ausgemusterten Anlagenteile quecksilberhaltige Spritzer in die unmittelbare Umgebung der Plätze gelangt sind. Das ist insofern plausibel, als dass die teils sehr hohen Werte in Gräben, die unmittelbar an die Reinigungsplätze grenzen, festgestellt worden sind. Selbst der NABU konnte im weiteren Umfeld keine Vorsorge-, Maßnahme- oder gar Prüfwerte überschreitenden Werte feststellen.

Auf den Radiobeitrag, in dem knapp 45 Minuten über die Quecksilberwerte (ausgeklammert die aktuellen vom LBEG) diskutiert wird, soll nicht weiter eingegangen werden. Es soll an dieser Stelle nur auf das Verhalten des Bürgerinitiativlers und Diskussionsteilnehmers sowie Wasserbauingenieurs  Bernd Ebeling hingewiesen werden, der nicht nur die Aussagen von Dr. Kassner als falsch bezeichnet, ohne einen Gegenbeweis zu liefern, sondern diesen persönlich attackiert und ihn am liebsten ins Bohrloch stecken würde. Dieses Verhalten ist symptomatisch für die Gegnerschaft inländischer Erdgasgewinnung, was auch an anderen Beispielen im Radio-Beitrag deutlich wird.

Näher eingegangen werden soll aber auf einen Bericht des NDR auf dessen Online-Portal. Dieser Sender fiel seit 2010 schon häufiger durch wenig sachlich-neutrale Berichterstattung bezüglich der Erdgasförderung auf, was hier auf dem Blog bereits oft Gegenstand kritischer Artikel war. Und auch im Zusammenhang mit den vom LBEG ermittelten Messergebnissen berichtet der Sender tendenziös bis falsch, in dem die Pressemitteilung des LBEG unvollständig sowie teilweise unkorrekt wiedergegeben wird.

Ob bewusst oder fahrlässig: Fakt ist, dass der NDR im Zusammenhang mit den 14 am Platz „Söhlingen Z6/Z11“ entnommenen Proben lediglich die zwei Proben mit sehr hohen Werten erwähnt und es folgendermaßen darstellt:

In der Umgebung der Stätte Söhlingen Z6/Z11 wurden 40 bis 120 Milligramm Quecksilber pro Kilogramm gemessen.

Wie bereits oben erwähnt ist das der LBEG-Pressemitteilung in der Form nicht zu entnehmen. Dort hieß es:

Im Umfeld des Förderplatzes Söhlingen Z6/Z11 wurden durch das LBEG insgesamt 14 Proben im Nahbereich der Einzäunung, im Bereich von Büschen und Gräben sowie auf Grünflächen entnommen. Dabei wurden Quecksilbergehalte von 0,09 bis 120 mg/kg festgestellt.

Der NDR hat also die unbedenklichen bis wenig bedenklichen Werte, die in über 85 Prozent der Proben festgestellt worden sind, einfach nicht erwähnt. Außerdem ist zu lesen:

Der Grenzwert liegt bei 10 mg/kg.

Auch diese Darstellung ist falsch! Bei dem genannten Wert handelt es sich um den empfindlichsten Prüfwert für Quecksilberbelastungen. Und dieser gilt laut Bundesbodenschutzverordnung für Kinderspielplätze! Das Umfeld von Erdgasförderstätten in der freien Landschaft ist sicherlich nicht als Kinderspielplatz anzusehen.

Vom NDR wird weiterhin unterschlagen, dass vom LBEG außerdem die Proben auch auf Polyzyklische Kohlenwasserstoffe (PAK) und BTEX (Benzol, Toluol, Ethylbenzol, Xylol) untersucht worden sind und das dabei die Gehalte unterhalb der Bestimmungsgrenzen des Labors liegen.

Vollständiger und korrekter als der NDR geben die beiden Lokalblätter „Kreiszeitung“ und „Rotenburger Rundschau“ die Pressemitteilung des LBEG wieder. Beide Blätter erwähnen, dass die Beprobungen hinsichtlich PAK und BTEX ohne Befund blieben und geben auch den Streubereich der Quecksilberwerte, die an der Station „Söhlingen Z6/Z11“ ermittelt worden sind, korrekt an. Das ist insofern erstaunlich, als dass eigentlich von einem öffentlich-rechtlichen Sender eher Sachlichkeit erwartet werden kann und muss als von privatrechtlichen Medien.

Deshalb bleibt nach wie vor die Frage bestehen, was den NDR antreibt, jede Möglichkeit zu nutzen, um die heimische Erdgasgewinnung mit tendenziöser bis unwahrer Berichterstattung in ein schlechtes Licht zu rücken. Aber auch der Schwestersender Radio Bremen, der ebenfalls gerne negativ über die niedersächsische Erdgasgewinnung berichtet und teilweise ungeprüft die Unterstellungen von BI übernimmt, wie z.B. den angeblichen Säureregen vom 1. April 2014, muss sich diese Frage gefallen lassen.

Auf der anderen Seite sind die Unternehmen selbstverständlich in die Pflicht zu nehmen, die bereits hohen Sicherheitsstandards weiter zu optimieren.

Fotos: ©chef79