Wintershall: Erdölerkundungsbohrungen im Allgäu beendet

Das Voralpenland ist wie viele andere sogenannte Molassezonen (Hochgebirgen vorgelagerte Becken, die mit Abtragungsschutt aufgefüllt sind) ein erdölhöffiges Gebiet. Tatsächlich sind dank intensiver Erkundung seit den 1950er Jahren zahlreiche Erdöl- und Erdgaslagerstätten aufgeschlossen worden. Nun prüft die Wintershall in zwei aufgegebenen Feldern, ob sich eine Wiederaufnahme der Erdölförderung lohnt.

Bereits 2009 wurde im Bereich der aufgegebenen Lagerstätte „Arlesried“ die Wiedererschließungsbohrung „Bedernau 1“ abgeteuft (LBEG Jahresbericht 2009). Sie sollte einen Bereich der Lagerstätte aufschließen, der laut einer Lagerstättensimulation als weniger entölt angesehen wurde als der Großteil der Lagerstätte. Entgegen den Erwartungen wurde das Speichergestein (Bausteinschichten) hochgradig verwässert angetroffen und somit die Bohrung im Jahr 2013 als nicht fündig eingestuft (LBEG Jahresbericht 2013).

Im Jahr 2011 wurde die Aufsuchungserlaubnis Mindelheim, die zu gleichen Anteilen der Wintershall Holding GmbH (WIHO) sowie der Rhein Petroleum GmbH (RPG) gehört, mit einer 3-D-Seismik überzogen. Die Betriebsführerschaft obliegt der WIHO. Die Interpretation der Kampagne ergab, dass sich die Struktur des Erdölfeldes „Lauben“ um ca. 500 Meter weiter nach Norden erstreckt als bisher angenommen. Dementsprechend wird angenommen, dass sich im Untergrund noch wesentliche Mengen an Erdöl befinden.

Aus der Lagerstätte „Lauben“ wurden in zwei Phasen (1958 bis 1964 sowie 1976 bis 1985) vom damaligen Betreiber Deutsche Schachtbau und Tiefbohr AG insgesamt selbst für deutsche Verhältnisse magere 13.400 Tonnen Erdöl gewonnen. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde die Förderung eingestellt, die obertägigen Anlagen abgebaut und die Bohrungen verfüllt.

Die inzwischen fertiggestellte Bohrung „Lauben 7“ soll nun zeigen, ob sich eine Wiederaufnahme der Förderung aus der Lagerstätte, die sich ungefähr in 1.500 Metern unter der Erdoberfläche in den Bausteinschichten befindet, lohnt. Weitere Informationen zum Vorhaben gibt es in einem Infoflyer der Wintershall.

Trotz des negativen Ergebnisses der Bohrung „Bedernau 1“ ist die Wiedererschließung des Feldes „Arlesried“ noch nicht zu den Akten gelegt worden. Im Gegenteil: Mit der ebenfalls inzwischen abgeschlossenen Bohrung „Bedernau 2“ soll das verbliebene Potenzial der Lagerstätte erkundet werden. Die Entscheidung dazu wurde aus einer 3D-Seismikkampagne sowie den Ergebnissen der Bohrung „Bedernau 1“ abgeleitet.

Die Lagerstätte „Arlesried“ stand von 1964 bis 1995 in Produktion und lieferte insgesamt über 1,97 Millionen Tonnen Erdöl (Erdölförderung 1951-1996). Sie war somit die bis heute bedeutendste Lagerstätte im deutschen Alpenvorland (Infoflyer der Wintershall). Ob sich hier eine Wiederaufnahme aus den Bausteinschichten in ca. 1.500 Metern Tiefe lohnt, bleibt wie im Fall der „Lauben 7“ abzuwarten.

Für die Bohrarbeiten zeichnete sich übrigens die Erdöl Erdgas Workover GmbH aus der Heimatstadt des Verfassers aus. Im Einsatz war die Bohranlage T-48.