Keine Beeinträchtigung von Hausbrunnen durch Erdgasbohrung Weißenmoor Z2

Eine der größten von Kritikern unterstellten Risiken der Förderung von Erdöl und Erdgas ist die Kontaminierung von Grundwasser. Obwohl gegenwärtig in Deutschland ca. 1.000 Erdölförderbohrungen sowie ca. 500 Erdgasförderbohrungen in Betrieb sind, sind keine Fälle einer Beeinträchtigung des Grundwassers durch diese bekannt.

Dass dem so ist, ist relativ einfach schlüssig zu erklären. Bevor eine Tiefbohrung überhaupt beginnt, wird zunächst ein Stahlrohr, das sogenannte Standrohr, in die Lockersedimentgesteine gerammt. Das ist notwendig, da in Lockersedimente nicht einfach hineingebohrt werden kann. Spätestens bei Erreichen wassergesättigter Bereiche würde die Bohrung in sich zusammenfallen. Das wird durch das Standrohr verhindert. Gleichzeitig stellt es die erste von mehreren Barrieren des Bohrlochs gegenüber dem Grundwasser dar.

Nachdem das Innere des Standrohres beräumt und die Bohranlage aufgebaut ist, kann mit den eigentlichen Bohrarbeiten begonnen werden. Der Bohrmeißel wird auf die Bohrlochsohle gefahren und das Standroht mit Bohrspülung gefüllt. Da sich der Bohrabschnitt im Bereich von süßwasserführendem Grundwasser befindet, werden grundsätzlich keine wassergefährdenden Stoffe der Bohrspülung beigemengt. Das Standrohr ermöglicht einen Spülungskreislauf, so dass das erbohrte Gesteinsmaterial während des Bohrprozesses aus dem Bohrloch herauszirkuliert werden kann.

Nachdem die erste massive tragfähige Festgesteinsschicht erreicht ist, ist der erste Bohrungsabschnit abgeschlossen und die sogenannte Ankerrohrtour kann gesetzt werden. Diese befindet sich innerhalb des Standrohres. Der Zwischenraum zwischen dem Gebirge, also dem Gestein, und der Ankerrohrtour sowie im Bereich des Standrohres zwischen diesem und der Ankerrohrtour wird Spezialzement eingepumpt. Somit werden im Bereich des Grundwassers die Schutzbarrieren 2 und 3 geschaffen.

Tieferliegende Gesteinsschichten sind zwar fest, können aber Eigenschaften besitzen, die während des Bohrprozesses zu Problemen führen können. So sind Salze plastisch und können das Bohrloch zusammendrücken, Tone können aufquellen und das Bohrloch verschließen oder aber die Gesteine enthalten Klüfte, in die die Bohrspülung eindringt und verloren geht. Um diese probleme zu vermeiden, werden technische Rohrtouren innerhalb der Ankerrohrtour eingebaut und die Übergangsbereiche zementiert. Damit werden weitere Barrieren gegenüber dem Grundwasser geschaffen.

Schließlich wird bei Fündigkeit ein Produktionsrohrstrang eingebaut, also eine weitere Barriere. Damit ist es quasi ausgeschlossen, dass Erdöl, Erdgas oder mitgeförderte Tiefenwässer, das sogenannte Lagerstättenwasser (LaWa) aus der Bohrung in Grundwasserleiter übertertreten. Voraussetzung ist, dass die Bohrlochkonstruktion nach anerkannten und bewährten technischen Regularien erstellt wird. Dass dem in Deutschland so ist belegen die erwähnten 1.500 aktiven Erdöl- und Erdgasbohrungen sowie eine dem Verfasser unbekannte Anzahl von LaWa-Reinjektionsbohrungen (zur Druckrestauration in Erdöllagerstätten häufig notwendig) bzw. reinen LaWa-Entsorgungsbohrungen, die genauso konstruiert sind. Oftmals handelt es sich dabei um ehemalige Erdöl- oder Erdgasbohrungen.

Dennoch wird fortlaufend von den Gegnern und Kritikern behauptet, dass durch Erdöl-, Erdgas und insbesondere LaWa-Versenkbohrungen unkalkulierbare und unbeherrschbare Risiken ausgingen.

Um diesen unbegründeten Befürchtungen zu begegnen, haben die Unternehmen damit begonnen, freiwillig Grundwassermonitoring durchzuführen. So wurden z.B. im Umfeld der Bohrung „Bötersen Z11“ der ExxonMobil Production Deutschland GmbH (EMPG) Grundwassermessstellen im Anstrom- und Abstrombereich der Bohrung eingerichtet. Hintergrund dafür ist, dass in der Bohrung Fracarbeiten durchgeführt werden müssen, um eine wirtschaftliche Produktion zu ermöglichen (Information zum Grundwassergüte-Monitoring Bötersen Z11).

Und dem Hydraulic Fracturing-Verfahren, kurz „Fracking“, wird von Kritikern ein hohes Risikopotenzial unterstellt, Grundwasser zu „verseuchen“. Belege dafür, dass das Verfahren enorme Risiken in sich birgt, können die Kritiker und Gegner jedoch nicht liefern. Den Kritikern den Wind durch Monitoring aus den Segeln zu nehmen ist der Hintergrund der Einrichtung der Messstellen.

Ähnlich handelte die RWE-DEA, inzwischen in DEA Deutsche Erdoel AG (DEA) umfirmiert, die freiwillig das unabhängige Institut für Geologie und Umwelt (IGU) mit der Untersuchung privater Brunnen im Umfeld der Erdgasförderbohrung „Weißenmoor Z2“ beauftragte. Denn wie bereits oben erwähnt unterstellen Kritiker der Erdgasgewinnung Gefährdungen des Grundwassers durch Erdgasbohrungen. Das IGU hat nun Ergebnisse des Brunnenmonitorings vorgelegt, wie DEA im Beitrag „Brunnen in Odeweg sind sauber – nutzbares Grundwasser wird durch DEA-Bohrung nicht beeinträchtigt“ mitteilt.

Die IGU hatte bereits im August 2013 vor Beginn der Bohrarbeiten private Hausbrunnen in der Umgebung der Bohrung beprobt. Damit liegen sogenannte Blindproben vor. Diese sind notwendig, um bei späteren Beprobungen feststellen zu können, ob das Grundwasser durch Bohr- und anschließende Förderaktivitäten beeinträchtigt wurde.

Das ist offenbar nicht der Fall. Denn eine zweite im März 2015 und somit 11 Monate nach Fertigstellung durchgeführte Beprobung ergab, dass weder die Bohrarbeiten noch die seit einigen Monaten laufende Förderung zu Kontaminationen der Brunnen geführt haben. Die Integrität der Bohrung ist somit bis dato belegt:

In allen Wasserproben wurden durch ein Speziallabor in Ottersberg der Quecksilbergehalt und der Gehalt an BTEX-Aromaten (Benzol, Toluol, Xylol und Ethylbenzol) bestimmt“, so Dr. Hanno Paetsch, Geschäftsführer des IGU. „Insbesondere BTEX-Aromate sind Indikatoren für Lagerstättenwasser und erhöhte Gehalte dieser Stoffe im Grundwasser wären ein Indiz dafür, dass die Gasförderung Einfluss auf dieses Wasser hat. Sämtliche Werte liegen aber unter den so genannten Nachweisgrenzen.

Fraglich ist, ob sich die Kritiker von solchen Fakten beeindrucken lassen. Erfahrungen zeigen, dass es genügt, dass die Untersuchungen vom Produzenten beauftragt worden sind, um die Ergebnisse anzuzweifeln. Denn schließlich wurde die Beprobung vom Unternehmen bezahlt.  Deshalb können nach Ansicht der Kritiker die Ergebnisse nicht unabhängig und somit neutral sein.

Anmerkung: Die Abschnitte 1 bis 4 basieren im Wesentlichen auf dem Kapitel 6 „Wie entsteht eine Tiefbohrung“ aus dem empfehlenswerten, aber leider ausverkauften Buch „Auf Jagd im Untergrund“ von Professor Dr. Matthias Reich (TU Bergakademie Freiberg).

Vielen Dank an O. Czuprat für das Foto.