Neuer Versuch, Erdgasindustrie mit Skandal zu belegen?

Abwasserversenkbohrung der Erdgasindustrie

Seit inzwischen fünf Jahren wird von altgedienten und neuen Umweltaktivisten versucht, wiederkehrend die inländische Erdöl-Erdgasindustrie mit Skandalen zu belegen. Trauriger Höhepunkt war bislang der angebliche „Säureregen von Söhlingen“ im April 2014. Die Angelegenheit stellte sich als frei erfunden heraus, die inländische Erdgasindustrie trug jedoch einen weiteren Imageschaden davon, da eine Richtigstellung in den diesen vermeintlichen Skandal sekundierenden Medien wie dem NDR weitestgehend ausblieb. Nun wird möglicherweise ein weiterer Skandalisierungsversuch, diese Mal durch den Umweltaktivisten und Wasserbauingenieur Bernd Ebeling, unternommen.

Im Zusammenhang mit Protesten gegen die inländische Erdgasindustrie fiel Ebeling vor etwas mehr als zwei Jahren auf, als er und eine Handvoll Mitstreiter die Zuwegung zur Bohrung „Dethlingen H1“ einige Kilometer östlich von Munster blockierten. Ziel dieser Aktion, über die u.a. auch der NDR mit dem nicht mehr abrufbaren Artikel „Bürger wollen kein giftiges Abwasser in Oerrel“ online berichtete, war es, Transporte von Lagerstättenwasser zur Versenkbohrung zu verhindern. Diesbezüglich wiesen wir dem NDR nach, die Öffentlichkeit zu desinformieren. Ob bewusst oder infolge oberflächlicher Recherche sei dahingestellt (NDR streut Falschinformationen zum Lagerstättenwasser).

Anschließend fiel Ebeling immer wieder damit auf, der Erdöl-Erdgasindustrie vors Schienbein zu treten. Er reiste nach Saal in Vorpommern, wo das dort tätige Unternehmen Central European Petroleum in der Erkundungsbohrung „E Barth 11“ Fracmaßnahmen zum Anschluss der Bohrung an die Erdöllagerstätte durchführen wollte. Ein weiteres Reiseziel war die Erdgaserkundungsbohrung „Reudnitz Z2“ im Südosten Brandenburgs. An diesen von seiner Uelzener Heimat hunderte Kilometer entfernten Orten versuchte Ebeling über die angebliche Gefährlichkeit der Erdöl- und Erdgasgewinnung aus seiner Umweltaktivistensicht zu informieren.

Erdgasförderbohrung "Söhlingen-Ost Z3" chef79

Erdgasförderbohrung „Söhlingen-Ost Z3“ ©chef79

Ein weiteres Betätigungsfeld Ebelings war die Beobachtung von Aktivitäten der Erdgasindustrie in den Landkreisen Uelzen, Heidekreis und Rotenburg/Wümme. Zuletzt engagierte er sich intensiv mit der Gefahrstoffdeponie Brüchau im Altmarkkreis Salzwedel. Hier mussten sich die Umweltaktivisten um Ebeling und den in der Altmark wohnenden Christfried Lenz vom Bergamt den Vorwurf über sich ergehen lassen, mit unlauteren Methoden Politik machen zu wollen. So haben die Aktivisten für die Beurteilung einer eventuellen Grundwasserschädigung im Umfeld der Deponie Grenzwerte der Trinkwasserverordnung hinzugezogen. Doch da es sich bei Grundwasser nicht um Trinkwasser handelt, gelten diese Werte nicht (Quelle: Altmarkzeitung).

Das ist kein Trinkwasser, deshalb gelten diese Werte nicht.Kurt Schnieber, Präsident des Landesamtes für Geologie und Bergwesen

Die Reisefreudigkeit Ebelings und dessen Engagement oftmals weit entfernt von seinem Wohnort führte in unserem losen Team zu der Frage, womit der studierte Wasserbauingenieur eigentlich sein Geld verdient? Doch das ist nebensächlich.

Erheblich interessanter ist die aktuelle Aktion des Wasserbauingenieurs, die sich wiederum um das Thema Erdgasgewinnung bzw. der Beseitigung von Abwässern aus dieser dreht.

Konkret handelt es sich um durch von Ebeling eigenhändig durchgeführte Schadstoffmessungen im Umfeld des Betriebsplatzes der Lagerstättenwasserversenkbohrung „Gilkenheide Z1“ im Landkreis Rotenburg/Wümme. Laut eines Artikels der Kreiszeitung vom 23.05.2016 hat Ebeling Proben von Wurzelmasse, die in einen Versickerungsschacht eingedrungen ist, entnommen und diese durch das akkreditierte Labor ALS untersuchen lassen.

Diese Beprobung ergab nach Aussagen des Wasserbauingenieurs, dass in der Trockensubstanz der Wurzelmasse 138 mg Quecksilber pro kg Trockenmasse ermittelt worden sind. Ebeling wird durch die Kreiszeitung indirekt dahingehend zitiert, dass für Industrieanlagen der Quecksilber-Grenzwert bei 80 mg/kg Trockensubstanz liegt. Dieser Grenzwert bezieht sich jedoch nicht auf die Trockensubstanz von Wurzelmasse, sondern auf die Trockensubstanz einer Bodenprobe, wie es der Bundesbodenschutzverordnung zu entnehmen ist. Erneut versucht der Umweltaktivist allem Anschein nach, die Öffentlichkeit mit unseriösen Aussagen hinter das Licht zu führen.

Brisanz hat Ebelings Vorgehen u.a. auch deshalb, da laut des Artikels der Kreiszeitung die Ergebnisse bereits seit knapp zwei Jahren bekannt seien, jedoch erst jetzt „an die Verwaltungsspitzen der Landkreise Rotenburg und Heidekreis“ verschickt worden ist. Der verzögerte Zeitpunkt der Verschickung wurde nach Aussage Ebelings deshalb gewählt, weil Untersuchungen des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) Überschreitungen von Vorsorgewerten der Bodenbelastung von Quecksilber, Arsen und Zink ergeben hätten.

hg gilkenheide

Messergebnisse von Schwermetallen im Umfeld der Bohrung Gilkenheide Z1, Quelle: Kartenserver des LBEG

Das ist zwar korrekt, jedoch sind die für die Beeinträchtigung der menschlichen Gesundheit maßgebenden Prüfwerte bei weitem unterschritten worden. Der niedrigste Prüfwert für Kinderspielplätze liegt laut Bundesbodenschutzverordnung bei 10 mg Quecksilber je kg Trockensubstanz Boden. Der maximal ermittelte Wert der LBEG-Untersuchungen lag hingegen bei 6,29 mg/kg (siehe nebenstehende Abbildung).

Ebelings Vorgehensweise, also die lange Zurückhaltung der Ergebnisse ist insofern erstaunlich, als dass von Gegnern der inländischen Erdgasgewinnung schnell gegenüber Behörden oder der Erdgasindustrie selbst der Vorwurf der Vertuschung vorgebracht wurde und wird, wenn deren im Regelfall unerheblichen Untersuchungsergebnisse nicht umgehend der Allgemeinheit publik gemacht wurden und werden. Somit werden an Behörden und Industrie höhere Maßstäbe angelegt als an sich selbst. Dementsprechend zeigt sich der Bürgermeister von Visselhövede verwundert über das Vorgehen des Umweltaktivisten.

Der Betreiber der Versenkbohrung, die ExonMobil Production Deutschland GmbH (EMPG), verweist in der Angelegenheit auf die Untersuchungsergbnisse des LBEG, nachdem zwar vereinzelt Vorsorgewerte überschritten, die für eine Gefährdungsabschätzung der Bevölkerung jedoch maßgeblichen Prüfwerte durchgehend weit unterschritten worden sind.

Es bleibt zunächst abzuwarten, ob Ebelings augenscheinlich geplanter Skandalisierungsversuch Wurzeln schlägt, oder ob sich die Angelegenheit im Heidesand verläuft. Für Letzteres spricht einerseits die Verwunderung der Bürgervertreter über die Vorgehensweise Ebelings und andereseits, dass sich der NDR, der sonst Gewehr bei Fuß steht, wenn die Erdgasindustrie mit einem Skandal belegt werden kann, sich bislang der Angelegenheit nicht angenommen hat.

Artikelfoto: Versenkbohrung Gilkenheide Z1, Bildquelle: GoogleMaps