Seismik-Kampagne im Erdölfeld Landau für Januar 2017 vorgesehen

Nördlich der pfälzischen Stadt Landau befindet sich die gleichnamige Erdöllagerstätte. Bereits 1955 nach reflexionsseismischer Vorerkundung mit der Bohrung „Landau 2“ aufgeschlossen, wurde anschließend das Erdölfeld Landau mit 130 fündigen Bohrungen entwickelt (Boigk 1981). Um ein genaueres Abbild der geologisch kompliziert aufgebauten Lagerstätte zu gewinnen, plant der Betreiber Wintershall Holding GmbH (WIHO) für Januar 2017 eine Seismikkampagne.

Erdölfeld Landau – Kurze geschichtliche Übersicht

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Kabel zum Verbinden von Geophonen. Beispielbild von einer Vorführung der Wintershall in Barnstorf 2014. ©Steven Arndt

Wie bereits eingangs erwähnt wurde die Erdöllagerstätte Landau 1955, also bereits vor mehr als sechs Jahrzehnten, entdeckt. Noch im selben Jahr wurde die Förderung aufgenommen und erreichte bis zum Jahresende eine Gesamtmenge von 2.733 Tonnen. Fünf Jahre später erreichte die Förderung bereits über 122.000 Jahrestonnen aus 65 produzierenden Bohrungen (Erdölförderung 1932-1996).

Im Jahr 1971 wurde mit über 175.000 Tonnen aus 78 Förderbohrungen der Höhepunkt der Produktion erreicht. Bis zu diesem Zeitpunkt erbrachte das Erdölfeld Landau eine Gesamtleistung von etwas über 2 Millionen Tonnen. Es stellte damit seinerzeit das bedeutendste Erdölvorkommen im deutschen Teil des Oberrheingrabens dar (Erdölförderung 1932-1996).

Zum 25. Jubiläum sank die Jahresproduktion gegenüber 1971 um fast 100.000 Tonnen auf ca. 78.000 Tonnen, die aus 79 Bohrungen erbracht wurden (Erdölförderung 1932-1996). Im Jahr 50 nach Produktionsaufnahme sank die Produktion auf 26.376 Jahrestonnen aus 72 aktiven Bohrungen (Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2005) und verringerte sich bis Ende 2015 auf nur noch 18.303 Tonnen, welche aus 60 Bohrungen erbracht wurden. Kumulativ erreichte die Produktion etwas über 4,5 Millionen Tonnen (Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2015). Damit ist Landau weiterhin das bedeutendste Erdölvorkommen im Oberrheingraben und wird es bis auf Weiteres bleiben. Lediglich der noch junge Erdöl(zufalls)fund unter Speyer hat das Potenzial, Landau zu überflügeln.

Um dem Erdölfeld Landau eine Zukunft zu geben, will die WIHO als Betreiber nun zunächst mit einer seismischen Untersuchung erkunden, ob noch unentdecktes Ölpotenzial unter den Landauer Weinbergen steckt.

Darstellung des Vorhabens

Unsinniges Verbotsschild. Entworfen von Gegnern inländischer Erdöl- und Erdgasfördeung in Norddeutschland.

Unsinniges Verbotsschild. Entworfen von Gegnern inländischer Erdöl- und Erdgasfördeung in Norddeutschland.

Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich über eine Fläche von 58 km². Bevor die Messungen überhaupt beginnen können, ist es erforderlich, von den jeweiligen Grundstückseigentümern, Pächtern und Behörden eine Betretungserlaubnis einzuholen. Verbotsschilder mit falschem Begriff „seismologisch“, wie sie in Norddeutschland von Gegnern inländischer Kohlenwasserstoffgewinnung ers(p)onnen worden sind, sind gleichsam unsinnig wie überflüssig.

Bereits seit Herbst 2016 sind laut Factsheet zur Kampagne vorbereitende Arbeiten im Gange. Dazu zählen das Markieren von Messpunkten sowie das Auslegen von Geophonen. Ab Januar 2017, also gegenwärtig, sollen die Schallwellen auslösenden Vibrofahrzeuge im Untersuchungsgebiet unterwehgs sein. Im März 2017 finden die Feldarbeiten vorraussichtlich ihren Abschluss.

Bei den Arbeiten handelt es sich um ein 3D-Seismik, die im Zusammenwirken mit modernster Rechentechnik ein detailliertes Abbild des geologischen Untergrundes erzeugt. Dadurch können potenzielle Speicherstrukturen sicherer identifiziert und Bohransatzpunkte genauer bestimmt werden. Letzten Endes wird dadurch das Risiko nicht fündiger Bohrungen reduziert. Ob tatsächlich Erdöl in wirtschaftlich förderbarer Menge vorhanden ist, kann jedoch nur mittels Bohrungen und anschließender Fördertests nachgewiesen werden.

Je nach topographischer Situation werden verschiedene Vibroseismikfahrzeuge eingesetzt. Während im freien Gelände schwere Fahrzeuge eingesetzt werden, wird in Siedlungen auf leichtere zurückgegriffen. Zudem werden die Arbeiten durch Schwingungsmessungen an Gebäuden überwacht. Dadurch soll gewährleistet werden, dass maximal erlaubte Schwinggeschwindigkeiten nicht überschritten werden, um Gebäudeschäden zu vermeiden.

Das grundlegende Prinzip der Vibroseismik ist im zuvor genannten Factsheet der WIHO beschrieben. Wer sich tiefgründiger damit befassen möchte, sollte einschlägige Suchmaschinen mit den Begriffen „Vibroseismik“ oder „3D-Seismik“ füttern.

Wir wünschen dem Vorhaben Glück Auf!, so dass infolge die „Pferdeköpfe“ auch noch in der Zukunft inmitten der Landauer Weinberge nicken.

Artikelfoto: Vibroseismikfahrzeug, aufgenommen bei einer Vorführung der Wintershall in Barnstorf im Sommer 2014. ©Steven Arndt