Erdöl und Erdgas in Deutschland – Monatsrückblick März 2017

Erdöl und Erdgas in Deutschland: Bohrung Märkische Heide 1 im Dezember 2015

Im März 2017 gab es einige Aktivitäten rund ums Thema Erdöl und Erdgas in Deutschland. Behandelt werden ausschließließlich Tätigkeiten zur Aufsuchung und Gewinnung von Kohlenwasserstoffen. Dazu zählen geophysikalische Arbeiten, Bohrarbeiten oder auch die Genehmigung geplanter technischer Aktivitäten. Die Erteilungvon Erlaubnissen und Bewilligungen zur Aufsuchung und Produktion von Erdöl und Erdgas sind, von Ausnahmen abgesehen, nicht Gegenstand unserer Artikel. Über die vorgenannten, im März 2017 durchgeführten bzw. genehmigten Aktivitäten wird im Folgenden zusammenfassend berichtet.

Ablenkbohrung Märkische Heide 1a abgeteuft

ITAG-Rig 30 auf Erdölexplorationsbohrung „Märkische Heide 1“ im Dezember 2015. © Steven Arndt

Jahresübergreifend 2015/2016 wurde durch die CEP Central European Petroleum GmbH (CEP) im Südosten Brandenburgs, einige Kilometer nordöstlich des Spreewaldstädtchens Lübben die Erdölerkundungsbohrung „Märkische Heide 1“ abgeteuft. Diese Bohrung sollte eine zuvor durch seismische Arbeiten ermittelte potenziell ölführende Struktur untersuchen. Leider konnte keine Fündigkeit erzielt werden, da die Bohrung mit Zielgebiet westlich des Bohransatzpunktes neben der Struktur aufschlug.

Deshalb entschied sich CEP aus dem Stammloch eine abgelenkte Bohrung abzuteufen, deren Zielpunkt sich ca. 620 Meter in südwestlicher Richtung vom Ansatzpunkt entfernt liegt (Hintergrundpapier – Ablenkungsbohrung Märkische Heide 1a/2017 ).

Die Bohrarbeiten wurden im Wesentlichen im März 2017 durchgeführt bzw. fanden ihren Abschluss. Zum Einsatz kam wiederum die Bohranlage ITAG-Rig 30 (siehe Foto). Auch mit der Ablenkung konnte keine Fündigkeit erzielt werden, wie CEP am 23.03.2017 meldete. Die Bohrung ist inzwischen teilverfüllt und mit einem oberirdischen Absperrventil innerhalb eines Gitterkäfigs versehen. Wie bei jeder anderen Bohrung auch werden die gewonnen Daten im Nachgang ausgewertet.

Wintershall teuft weitere Bohrung im Ölfeld Bockstedt ab

ITAG-Rig 40 auf Edölbohrung „Bockstedt 89“ im Dezember 2016. © Steven Arndt

Einer der bedeutendsten Produzenten von Erdöl und Erdgas in Deutschland ist die Wintershall Holding GmbH (WiHo). Rund um den Förderbetrieb Barnstorf befinden sich mehrere von der WiHo betriebene Erdöl- und Erdgaslagerstätten. Dazu zählt auch das Erdölfeld „Bockstedt“ etwa 7 Kilometer nördlich von Barnstorf gelegen.

Nach einer Seismikkampagne im Jahr 2014 konnten im Bereich der bereits 1954 aufgeschlossenen Lagerstätte neue potenziell erdölführende Strukturen identifiziert werden.

Im Dezember 2016 wurden zur Erkundung dieser Strukturen bereits die Bohrungen „Bockstedt 89“ sowie „Bockstedt 90″niedergebracht. Am 03.03.2017  meldete WiHo, dass mit der „Bockstedt 91“ ein weiteres Loch vom selben Platz aus begonnen wurde. Diese bildet den Auftakt von fünf neuen Bohrungen im Feld. Diese werden nach Herrichtung der Plätze voraussichtlich ab Juni 2017 gebohrt. Laut Mitteilung wird die Kampagne Ende 2017 ihren Abschluss finden.

Kohleflözgasbohrung „Lüdersfeld II“ genehmigt

Eine Bohranlage der Angers & Söhne (Beispielfoto). © Markus Stahmann

Erdöl und Erdgas in Deutschland wurden und werden bislang vornehmlich aus Lagerstätten gewonnen, in die die Rohstoffe aus dem Bildungsgestein, dem Muttergestein, gewandert (migriert) sind. Eine Ausnahme bildet diesbezüglich die Gewinnung von Erdgas aus Steinkohlengruben im Ruhrgebiet, wo methanhaltige Gase abgesaugt und energetisch verwertet werden.

Im westlichen Niedersachsen plant die LauenhagenGas GmbH, eine Tochter der PVG GmbH – RESOURCES, SERVICES & MANAGEMENT (PVG) Erdgas aus dem Muttergestein, in diesem Fall Steinkohle aus der Kreidezeit, zu produzieren. Anders als im Ruhrgebiet soll dabei das Gas nicht aus alten Grubenbauen abgesaugt, sondern direkt aus dem Kohleflöz gewonnen werden.

Eine beantragte Explorationsbohrung mit der Bezeichnung „Lüdersfeld II“ ist laut Pressemitteilung des niedersächsischen Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) vom 24.03.2017 genehmigt worden. Diese hat nach Unternehmensangaben das Ziel, das „Flöz 3“ im „Wealden“ (Bückeberg-Formation) dar. Dieses wurde bis Anfang der 1960er Jahre weiträumig abgebaut. Die Lagerstätte wird in 450 m bis 500 m unter Normalnull erwartet. Zum Abteufen der Bohrung kommt voraussichtlich eine Bohranlage des Unternehmens Angers & Söhne zum Einsatz (siehe Beispielfoto).

Mehr Informationen zum Vorhaben gibt es hier: LauhenhagenGas

Engie beantragt Erdöl-Explorationsbohrung im Oberrheingraben

Betriebsplatz II der Erdöllagerstätte „Römerberg“ unter Speyer. Quelle: GoogleMaps

Im Nordosten der Gemeinde Schwegenheim bei Speyer plant das Konsortium aus ENGIE E&P Deutschland GmbH (Engie) und Palatina GeoCon GmbH & Co. KG (Palatina) das Niederbringen einer Erdölerkundungsbohrung. Das Konsortium fördert bereits seit 2008 Erdöl aus einer Lagerstätte, welche unter dem Stadtgebiet von Speyer liegt. Diese wurde per Zufall im Zuge einer 2003 durchgeführten Tiefengeothermiebohrung im bis dahin im Oberheingraben als nicht erdölhöffig geltenden Buntsandstein entdeckt. Für die Exploratiomsbohrung bei Schwegenheim hat das Konsortium laut Pressemitteilung vom 08.03.2017 die Anträge beim zuständigen Landesamt für Geologie und Bergbau in Mainz (LGB) eingereicht.

Mit der Bohrung bei Schwegenheim soll laut Angaben von Engie und Palatina ebenfalls der Buntsandstein auf Ölführung untersucht werden. Der Zielhorizont befindet sich bei etwa 2.600 Meter vertikaler Teufe.

Dem geplanten Vorhaben gingen seismische Arbeiten in den Jahren 2011/2012 voraus. Im Zuge der Auswertung dieser Arbeiten konnten Hinweise auf mögliche Erdölführung interpretiert werden. Um diesen Hinweisen nachzugehen, ist eine Aufschlussbohrung erforderlich. Nur dadurch kann nachgewiesen werden, ob die Hinweise zutreffend sind oder auch nicht.

Engie ist einer der bedeutenden Player hinsichtlich Erdöl und Erdgas in Deutschland.

DEA plant zwei Ablenkbohrungen

Langwedel-Erdbeben

Bohranlage T-160 auf Erdgasbohrung Völkersen Z2a. © Steven Arndt

Ein weiterer wichtiger Produzent von Erdöl und Erdgas in Deutschland ist die DEA Deutsche Erdoel AG (DEA) mit Sitz in Hamburg. DEA betreibt u.a. das gegenwärtig produktionsstärkste Erdgasfeld Deutschlands, Völkersen/-Nord bei Verden.

Am 28.03.2017 gab DEA bekannt, dass aus zwei bestehenden Bohrungen Ablenkungen durchgeführt werden sollen, um weitere Erdgasreserven in ca. 5.000 Metern Tiefe zu erschließen. Es handelt sich hierbei um die Bohrungen „Völkersen Nord Z4/Z4a“ sowie „Völkersen Nord Z6“.

Das kleine „a“ bei erstgenannter Bohrung weist darauf hin, dass bereits eine Ablenkung aus dem Stammloch „Völkersen Nord Z4“ erfolgt ist. Die Stammbohrung wurde bereits 1998 niedergebracht und jahresübergreifend 2013/2014 erstmalig abgelenkt. Da mit der damaligen Ablenkung nicht das gewünschte Ergebnis erzielt weden konnte, entschied sich das Unternehmen für eine weitere Ablenkung in Lagerstättenbereiche, die bessere Produktionseigenschaften aufweisen. Ursprünglich wurde das Vorhaben „Völkersen Nord Z4b“ für das Frühjahr 2016 anberaumt (siehe unseren Beitrag DEA stellt neues Bohrprojekt Völkersen-Nord Z4b vor), jedoch zwischenzeitlich auf Eis gelegt. Nun wird es wieder aufgegriffen.

Zudem soll aus der erst im März 2012, also vor etwa fünf Jahren, abgeschlossenen Bohrung „Völkersen Nord Z6“ eine Ablenkung zur „Völkersen Nord Z6a“ erfolgen. Dieses Vorhaben führt vor Augen, über welch unterschiedliche Zeiträume Erdgasbohrungen selbst in ein und demselben Lagerstättenkomplex produktiv sein können. Während manche Bohrungen 30; 40 oder sogar 60 Jahre produzieren, sind andere bereits nach wenigen Jahren erschöpft.

Damit soll der Monatsrückblick März 2017 zu Erkundungs- und Produktionsvorhaben von Erdöl und Erdgas in Deutschland seinen Abschluss finden.

Artikelfoto: Bohranlage ITAG-Rig 30 auf Erdölbohrung „Märkische Heide 1“ im Dezember 2015. © Steven Arndt