Erdöl- und Erdgasreserven in Deutschland gehen weiter zurück

Erdölfeld Kronsberg-Pattensen

Seit nunmehr 15 Jahren ist bezüglich der Erdöl- und Erdgasreserven in Deutschland zu konstatieren, dass diese kontinuierlich zurückgehen. Beim Erdöl ist es vorrangig mit der natürlichen Erschöpfung der bekannten Lagerstätten zu begründen. Beim Erdgas verhält es sich ebenso, nur dass bekannte Ressourcen aufgrund politischer Entscheidungen nicht erschlossen werden konnten und teilweise auch nicht erschlossen oder gar zunächst erkundet werden dürfen. Der aktuelle Bericht „Erdöl- und Erdgasreserven in der Bundesrepublik Deutschland am 01.01.2017“ gibt darüber einen Überblick, der im Folgenden kommentiert wird.

Reservensituation Erdöl

Beitrag zur Steigerung der deutschen Erdölreserven? Erdölbohrung im Feld Emlichheim Januar 2017 © Steven Arndt

Per Stichtag 01.01.2017 lagen die als sicher und wahrscheinlich angesehenen Erdölreserven in Deutschland bei 31,8 Mio. t Erdöl und liegen damit um 2,1 Mio. t oder 6,2 % unter denen des Vorjahres. Laut des Berichtes des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) werden die  Veränderungen der ausgewiesenen Reserven der einzelnen Felder wurden von den Unternehmen mit der entnommenen Fördermenge und dem anhaltend niedrigen Ölpreis begründet. Allerdings führten in einigen Feldern Neubewertungen aber auch zur Anhebung der Reserven.

Nach regionalen Kritierien verhält sich die Reservensituation gegnüber dem Vorjahr wie folgt:

  • Nördlich der Elbe: ⇑0,5 Mio. Tonnen oder 3,3 Prozent
  • Oberrheintal: ⇓1,2 Mio. t (-13,2 %).
  • Westlich der Ems: ⇓1,3 Mio. t (-26 %)
  • Weser-Ems: ⇓317.000 t (-12,8 %)

Ferner erhöhten sich die Reserven im Gebiet Oder/Neiße-Elbe, Alpenvorland sowie Nordsee. Hingegen wurde ein Rückgang der Reserven im traditionellen Fördergebiet „Elbe-Weser“ verzeichnet.

Nach Bundesländern stellt sich die Situation gegenüber dem Vorjahr folgendermaßen dar:

  • Bayern: ⇑43.000 Tonnen (16,2 %)
  • Brandenburg: ⇑180.000 Tonnen (200,5 %)
  • Hamburg: ⇓101.000 Tonnen (-19,3 %)
  • Mecklenburg-Vorpommern: ⇑8.000 Tonnen (29,6 %)
  • Niedersachsen: ⇓1.671.000 Tonnen (-19,9 %)
  • Rheinland-Pfalz: ⇓1.205.000 Tonnen (-13,2%)
  • Schleswig-Holstein: ⇑652.000 Tonnen (4,2 %)
  • Gesamt: ⇓2.100.000 Tonnen (-6,2 %)

Unter Berücksichtigung der Förderung 2016 ist ein Reservenzuwachs von ca. 300.000 Tonnen zu verzeichnen.

Reservensituation Erdgas

Darf bis heute nicht zur Erdgas-Reservensteigerung beitragen. Erdgasbohrung „Bötersen Z11“ die seit 2011 auf erforderliche Genehmigung zur standardmäßigen Fracbehandlung wartet.
© Steven Arndt

Bei den Erdgasreserven in Deutschland ist seit nunmehr 15 Jahren ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Hauptsächlich verantwortlich ist hierfür die Erschöpfung bekannter Lagerstätten bei gleichzeitigem Ausbleiben nennenswerte Neufunde. Der letzte bedeutende Fund gelang bereits 1992 mit Aufschluss der heute in Deutschland produktionsstärksten Lagerstätte „Völkersen/-Nord“.

Per 01.01.2017 betrugen die geschätztensicheren und wahrscheinlichen Erdgasreserven Deutschlands 70,1 Mrd. m3(Vn) Rohgas. Damit verringerten sich die Reserven gegenüber dem Vorjahr um 4,3 Mrd. m3(Vn) oder 5,8 %.

Die größten sicheren und wahrscheinlichen Reserven verteilen sich gegnüber 2016 wie folgt:

  • Weser-Ems: 35,8 Mrd. m3(Vn) = ⇓3,9Mrd. m3(Vn) (-9,8 %)
  • Elbe-Weser: 33,2 Mrd. m3(Vn) = ⇓0,1 Mrd. m3(Vn) (-0,3 %)

Nach Bundesländern gestaltet sich die Situation gegenüber dem Vorjahr wie folgt:

  • Bayern: ⇓17 Mio. m³ (-18,2 %)
  • Niedersachsen: ⇓4,306 Mrd. m³ (-5,9%)
  • Sachsen-Anhalt: ⇑128 Mio. m³ (13,7 %)
  • Schleswig-Holstein: ⇓71 Mio. m³ (-55,6 )
  • Thüringen: ⇓11 Mio. m³ (-12,5 )
  • Gesamt: ⇓4,3 Mrd. m³ (-5,8 %)

Unter Berücksichtigung der inländischen Erdgasproduktion 2016 zeigt sich, dass die Hälfteder in 2016 geförderten Rohgasmenge, also 4,3 Mrd. m³(Vn) durch zusätzliche Reserven ersetzt werden konnte.

Erdöl- und Erdgasreserven in Deutschland: Ein Ausblick

Förderanlagen im Ölfeld Rühlermoor. Aufgenommen während eines Abendspaziergangs im Juli 2016. © Steven Arndt

Nennenswerte Neufunde bezüglich Erdöl und Erdgas in konventionellen Lagerstätten sind nach geologischen Erkenntnissen nicht zu erwarten, so dass der seit 15 Jahren zu beobachtende kontinuierliche Erdöl- und Erdgasreserven-Rückgang höchstens verlangsamt, nicht jedoch gestoppt werden kann.

Jedoch werden dem Bemühen, den Rückgang zu verlangsamen, seitens der Politik aufgrund des Druckes von Interessengruppierungen kaum überwindbare Hürden in den Weg gestellt.

Insbesondere betroffen hiervon ist die Erschließung bekannter Erdgasressourcen mittels des Hydraulic-Fracturing-Verfahrens, womit eine Überführung von Ressourcen in Reserven behindert wird. Gravierender ist dabei die totale Blockade der Erkundung von Erdgasressourcen in unkonventionellen Lagerstätten wie Kohleflözen und vor allem  Tonsteinen mit hohem Erdgaspotenzial. Durch diese willkürliche Blockade ohne wissenschaftlich plausible Begründung könnten Deutschöland bis zu 2,1 Billionen Kubikmeter Erdgasressourcen entgehen. Das ist das Doppelte des bisher seit über 50 Jahren im Inland geförderten Volumens und mehr als das 20-fache des gegenwärtig jährlichen Erdgasbedarfes Deutschlands.

Artikelfoto: Erdölförderbohrung Höver direkt neben A7 bei Hannover © Steven Arndt