Erdöl-Erdgas-News November und Dezember 2017

Liebe Leser, an dieser Stelle wollen wir aus den Monaten November und Dezember 2017 ein paar Neigkeiten zu Explorations- und Produktionsmaßnahmen der in Deutschland tätigen Erdöl-Erdgas-Industrie kurz und bündig vorstellen. Wir wünschen eine interessante und erkenntnisreiche Lektüre!

Seismikkampagne Emlichheim

Ausschnitt zentraler Betriebsplatz Emlichheim. Foto: Markus Stahmann

Der bedeutendste deutsche Erdöl-Erdgas-Produzent Wintershall hat für den Winter sowie das Frühjahr 2018 eine neue Seismikkampagne im Bereich des Erdölfeldes Emlichheim an der deutsch-niederländischen Grenze angekündigt (LINK). Die Lagerstätte ist eine der ältesten noch in Betrieb befindlichen Deutschlands und ist bereits 1944 entdeckt worden. 2016 sind aus 121 Fördersonden über 150.000 Tonnen Rohöl gewonnen worden.

Aktuelle Lagerstättensimualtionen haben ergeben, dass die Lagerstätte über weitere unerschlossene Reserven verfügt. Eine genaue Analyse ist jedoch nur mit neuen seismischen Daten möglich, da die letzte Seismikkampagne bereits 12 Jahre zurückliegt und nach heutigem Kenntnisstand die Lagerstätte nicht vollständig erfasst hat.

Die Kampagne wird grenzübergreifend, also  teilweise auch auf niederländischer Seite erfolgen, um die Lagerstätte vollständig abzudecken. Laut Beschreibung der Wintershall wird hierbei die Sprengseismik angewendet (Wintershall spricht selbst von „Impulsseismik“, wobei das ein übergeordneter Begriff ist). Dazu werden in hunderten von flachen Bohrlöchern kleine Sprengladungen als Impulsgeber gezündet. Die dabei erzeugten Schallwellen werden von den unterschiedlichen geologischen Schichten reflektiert und von sogenannten Geophonen aufgezeichnet. Aus den gewonnenen Daten lässt sich dann ein Abbild des Untergrundes erzeugen.

Die Arbeiten werden sich über eine Fläche von 37 km² erstrecken, von denen etwas weniger als zwei Drittel auf deutschem Gebiet liegen. Jahresübergreifend 2016/2017 hat die Wintershall in Emlichheim bereits 12 neue Bohrungen niedergebracht und dabei 30 Millionen € investiert.

Neuigkeiten des kleinen Erdöl-Erdgas-Unternehmens 5P Energy

Erdölförderbohrung im Feld Höver bei Hannover. Foto: Steven Arndt

Am 03.12.2017 berichtete die „Neue Presse“ (LINK) über das Vorhaben von 5P Energy, die in den 1990er Jahren aufgegebene Lagerstätte Kronsberg-Pattensen (Teilfeld der Feldergruppe „Lehrte“), erneut zu erschließen. Das Feld ist damals einerseits wegen geringer Produktivität, aber auch wegen der „Expo 2000“, deren Gelände sich über der Lagerstätte befand, stillgelegt worden, während das benachbarte Teilfeld „Höver“ bis heute auf niedrigem Niveau in Produktion steht. Insgesamt konnten zwischen 1953 und 1996 etwa 500.000 Tonnen gefördert werden.

5P Energy geht laut des Berichts davon aus, dass noch weitere 150.000 Tonnen (entspricht etwa 6.000 Tanklastzügen à 25 m³) aus der Lagerstätte herausgeholt werden können. Allerdings sollen dafür, anders als ursprünglich angedacht, keine alten Bohrungen wieder geöffnet werden. Diese liegen entweder in Waldflächen oder inzwischen zu nah an neuerer Wohnbebauung. Stattdessen sollen die verbliebenen Reserven mittels abgelenkter Bohrungen erschlossen werden. Klassische „Pferdekopfpumpen“, wie sie im benachbarten Teilfeld Höver noch zu sehen sind, werden voraussichtlich nicht zum Einsatz kommen.

2015 wiedergeöffnete Erdgasbohrung „Hildesheimer Wald Z2“ Foto: Steven Arndt (2017)

Dass sich 5P Energy auf die Wiedereröffnung bereits verschlossener Erdöl-Erdgasbohrungen versteht, haben das Unternehmen bereits mit dem Re-Entry in die Erdgasbohrung „Hildesheimer Wald Z2“ (Lagerstätte „Alfeld-Elze/Hildesheimer Wald“) im Jahr 2015 bewiesen. Die Produktion ist in den 1990er Jahren eingestellt und die vorhandenen Bohrungen verfüllt worden.

Doch der Re-Entry war erfolgreich, so dass die Förderung 2015 mit zunächst 17 Mio. m³ wieder aufgenommen werden konnte. Im Folgejahr betrug die Produktion bereits 29,8 Mio. m³. Das ist beachtlich für eine Bohrung, die bereits aufgegeben und verfüllt worden ist (Erdöl-Erdgas-Jahresberichte des LBEG).

Gegenwärtig wird eine weitere bereits verfüllte und rekultivierte Bohrung, die „Alfeld Elze Z4“, aufgewältigt, wie uns berichtet wurde. Dass 5P Energy dort einen Re-Entry anstrebte, war uns jedoch bereits über Informationen, die beim zuständigen Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) zu finden sind, bekannt. Auf eine direkte Verlinkung dorthin verzichten wir bewusst.

DEA zieht Antrag zur Ausdehnung der Förderung im Feld Völkersen zurück

Erdgasbohrung „Völkersen-Nord Z6“. Foto: Steven Arndt (März 2012)

Laut einer Pressemitteilung des LBEG vom 28.11.2017 zieht die Deutsche Erdöl AG (DEA) einen Antrag zurück, die Erdgasproduktion am Standort der Bohrungen „Völkersen Z3“ und „Völkersen Z11“ auf über 500.000 m³pro Tag auszudehnen, zurück. Der Antrag wurde bereits vier Jahre zuvor eingereicht (und offenbar nicht abschließend von der Genehmigungsbehörde bearbeitet). Aufgrund einer Analyse des Unternehmens kann das einst anvisierte Fördervolumen inzwischen nicht mehr erreicht werden (vermutlich wegen gesunkenem Lagerstättendruckes).

Gegen das Vorhaben regte sich seit Bekanntgabe vor vier Jahren massiver Widerstand der lokalen Anti-Gasförderungs-Bürgerinitiativen (BI). Diese befürchteten, dass die Erdbebenaktivität im Bereich der Lagerstätte infolge der Druckreduzierung zunehme. Obwohl „Völkersen“ aktuell zwar die förderstärkste, aber bei weitem nicht größte Erdgaslagerstätte Deutschlands ist, treten dort am häufigsten extrem leichte bis maximal sehr leichte Erdbeben auf. Aufgrund der geringen Herdtiefe von 5.000 Metern sind sie dennoch oftmals spürbar. Bei zwei oder drei Ereignissen seit November 2012 sind teilweise auch leichte Gebäudeschäden festgestellt worden. Zuletzt ereignete sich ein spürbares Beben am 11.12.2017 (Bericht dazu bei unseren Kollegen von Juskis Erdbebennews).

Aktuell wird im Feld „Völkersen/Völkersen-Nord“) die Ablenkungsbohrung „Völkersen-Nord Z4b“ abgeteuft. Zuvor erfolgte die Ablenkungsbohrung „Völkersen-Nord Z6a“ aus der erst im März 2012 fündigen, aber schnell verwässerten Stammbohrung „Völkersen-Nord Z6“. Mehr Informationen zu diesen beiden Vorhaben gibt es hier: www.ablenkbohrungen.de

Soweit zu unseren News zu Erkundungs- und Produktionsaktivitäten der im Inland tätigen Erdöl-Erdgasindustrie ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

 

Artikelfoto: Bohrarbeiten im Erdölfeld Emlichheim. Foto: Steven Arndt (Januar 2017)