Erdöl aus Hessen – Rhein Petroleum erhält Förderbewilligung

Der Allgemeinheit dürfte es bekannt sein, dass Schleswig-Holstein sowie Niedersachsen Bundesländer sind, in denen Erdöl gefördert wird. Schon weniger bekannt dürfte sein, dass auch Rheinland-Pfalz, Bayern, Brandenburg, Hamburg sowie Brandenburg zur Erdölproduktion in Deutschland beitragen. Doch zwischen 1952 und 1994 kam kontinuierlich auch Erdöl aus Hessen. Hier vornehmlich aus der Lagerstätte Stockstadt bei Darmstadt im nördlichen Abschnitt des Oberrheingrabens. Im Jahr 2013 begann das Unternehmen Rhein Petroleum mit Erkundungsarbeiten zur Wiedererschließung der 1994 aufgegebenen Lagerstätte sowie mit der Exploration von Erdölvorkommen im näheren Umfeld.

Zunächst kein neues Erdöl aus Hessen – Wiedererschließungsbohrung „Stockstadt 2001“ nicht erfolgreich

Wiedererschließungsbohrung „Stockstadt 2001“. Bildquelle: R. Warlich

Die erste Bohrung zur Erkundung des verbliebenen Erdölpotenzials der Lagerstätte Stockstadt im hessischen Ried war leider nicht von Erfolg gekrönt. Das war relativ zeitnah nach Niederbringung der Bohrung im Sommer/Herbst 2013 klar. Zwar ist erwartungsgemäß Erdöl angetroffen, eine Erdöllagerstätte kann schließlich nie vollständig ausgefördert werden, jedoch erlaubten die aufgeschlossenen Mengen keine wirtschaftliche Produktion.

Deshalb wird gegenwärtig die Verfüllung der Bohrung bei der zuständigen Bergbehörde des Regierungspräsidiums Darmstadt beantragt. Parallel und unabhängig davon prüft Rhein Petroleum eine geothermale Nachnutzung der Bohrung mittels Erdwärmesonde. Die dabei gewonnene Wärme könnte lokalem Gemüseanbau dienlich sein (Rhein Petroleum -Bohrung Stockstadt).

Aber auch die vom selben Bohrplatz abgeteufte Bohrung „Allmend 1“, welche im Umfeld der bekannten Lagerstätte potenziell erdölführende Strukturen untersuchen sollte, erbrachte nicht den erhofften Erfolg. Zwar zeigten sich in den Pechelbronner Schichten ebenfalls starke Erdölanzeichen, doch Testarbeiten ließen ebenso wie bei der „Stockstadt 2001“ kein neues Erdöl aus Hessen erwarten. Analog zur Bohrung „Stockstadt 2001“ wird die Verfüllung der „Allmend 1“ beantragt und parallel dazu eine geothermale Nachnutzung geprüft (Rhein Petroleum – Bohrung Allmend).

Wieder Erdöl aus Hessen? – Dritter Versuch erfolgreich

Erdölbohrung „Schwarzbach 1“ bei Goddelau im Teststadium. Bildquelle: U. Schumertl

Anders als den zuvor diskutierten Bohrungen erging es der dritten Bohrung unter der Ägide von Rhein Petroleum im hessischen Ried, der „Schwarzbach 1“ nahe der Ortschaft Goddelau. Hier konnte das Heidelberger Unternehmen bereits vor knapp zwei Jahren im März 2016 verkünden, eine längerfristige Testförderung durchzuführen (Pressemitteilung). Dazu wurde umfangreiches Förder- und Aufbereitungsequipment auf dem Förderplatz „Schwarzbach 1“ installiert. Zum ersten Mal seit 1994 konnte Erdöl aus Hessen einer Raffinerie zugeführt werden.

Nach dieser euphorischen Pressemitteilung war es relativ lange still um das Vorhaben. Erst im August 2017 folgte die nächste Mitteilung. Aus dieser ging hervor, dass die Bohrung routinemäßigen Wartungsarbeiten unterzogen werden soll. Diese Arbeiten, bei der die installierte Pumpe ausgebaut, kontrolliert und wieder eingebaut wurde, sollten der Überführung der Bohrung in die dauerhafte Förderung dienen.

Seit März 2016 produziert Rhein Petroleum aus der Bohrung also zunächst testweise Erdöl. Laut eines aktuellen Artikels der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Jetzt wieder Öl aus Hessen) erfolgte nunmehr die bergrechtliche Bewilligung für eine reguläre Produktion. Die Bewilligung erstreckt sich über einen Zeitraum von 24 Jahren. Ob tatsächlich fast ein Vierteljahrhundert produziert werden kann, bleibt abzuwarten. Jedenfalls sind die laut FAZ-Bericht genannten 66 Tonnen pro Woche qualitativ hochwertigen Erdöls (über 3.000 Jahrestonnen bei zunächst stabiler Rate) positiv einzuschätzen.

Inwiefern und ob überhaupt Rhein Petroleum vorhat, das Vorkommen weiter zu erkunden, entzieht sich unserer Kenntnis. Wir wünschen viel Erfolg mit einem bergmännischen „Glück Auf!“.

 

Artikelfoto: Wiedererschließungsbohrung „Stockstadt 2001“. Bildquelle: R. Warlich