Neues Tanklager für Bohr- und Förderinsel Mittelplate

Bohr- und Förderinsel Mittelplate

Seit über 30 Jahren wird von der Bohr- und Förderinsel Mittelplate im schleswig-holsteinischen Wattenmeer erfolgreich Erdöl gefördert. Regelmäßig wurden Anlagen auf der Insel erhöhten Anforderungen an Technik, Umwelt und Mitarbeitern angepasst (siehe dazu unseren Beitrag: 30 Jahre Erdölförderung Mittelplate). Nun soll im naheliegenden Cuxhaven eine neue Anlage zur Aufbereitung von Abwässern und Bohrspülung errichtet werden. Dazu gehört auch ein Tanklager zur Aufbewahrung aufbereiteter Bohrspülung.

Lokaler Mittelständer setzt sich gegen Branchenriesen Schlumberger durch

Bohr- und Förderinsel Mittelplate

Die Bohr- und Förderinsel Mittelplate im schleswig-holsteinischen Wattenmeer.

Die geplante Anlage soll eine seit 12 Jahren vom Branchenriesen Schlumberger bzw. dessen Tochterunternehmen Mi Swaco ablösen. Jedoch wird der Betreiber ein neuer sein. Durchgesetzt hat sich ein in Cuxhaven angesiedeltes mittelständisches Unternehmen, die Peter Plambeck Umweltservice GmbH. Für den kommenden Sommer ist der Wechsel geplant. Dann soll die neue Anlage in Betrieb genommen werden. Dazu gehören 16 ca. 14 Meter hohe Silos mit jeweils 100 Kubikmeter Fassungsvermögen. Insgesamt sollen laut Firmenchef Peter Plambeck 10 Millionen Euro investiert sowie 10 neue Mitarbeiter eingestellt werden.

Das Vorhaben umfasst zwei Aufgaben. Zum einen betrifft es anfallende Schmutzwässer aus dem Küchen- sowie Wohnbereich der Bohr- und Förderinsel Mittelplate sowie dort gesammeltes Regen- und Spritzwasser. Denn alle anfallenden Abwässer werden auf Mittelplate gesammelt und per Schiff nach Cuxhaven transportiert. Dort werden die Schmutzwässer zunächst in die Tanks gepumpt. Vor der Weiterbehandlung und Zuführung an Entsorgungsunternehmen erfolgt vor Ort eine Analyse.

Komplizierter ist die zweite Aufgabe, bei der die beim Bohren eingesetzte Flüssigkeit, die Bohrspülung aufbereitet werden soll. Die Spülung dient im Wesentlichen dazu, den Bohrmeißel zu kühlen, das erbohrte Gestein (Bohrklein)an die Oberfläche zu befördern und das Bohrloch während des Bohrvorgangs zu stabilisieren. Die Zusammensetzung der rückgeförderten Bohrspülung kann je nach durchteufter Gesteinsschicht stark variieren und enthält bei Erreichen der ölführenden Schicht eben auch Erdöl. Dementsprechend aufwendig kann die Aufbereitung der umgangssprachlich und in vielen Medien so bezeichneten „Bohrabwässer“ sein.

In einer neben den Tanks befindlichen Halle wird die teilweise aufbereitete Flüssigkeit neu gemischt und in den Tanks bis zur Verwendng aufbewahrt. Das Bohrklein wird in einer neuen Anlage am Stammsitz der Firma Plambeck thermisch aufbereitet. Gestein, Öl und Spülung werden dabei separiert und letztere zum Tanklager transportiert.

Weitere Bohrungen von Bohr- und Förderinsel Mittelplate vorgesehen

KCA Deutag T-207 beim Workoverarbeiten auf einer Dieksand-Bohrung.

Von der künstlichen Insel im Wattenmeer sollen auch künftig weitere Bohrungen zur optimalen Ausförderung der größten deutschen Erdöllagerstätte niedergebracht werden. Diese werden jedoch immer aufwendiger, was mit ein Grund für die neue Anlage ist. Die Kapazität der alten reichte für Bohrvorhaben von bis zu 10 Kilometer Länge nicht mehr aus. Bereits heute haben die neuen Bohrungen Gesamtlängen von bis zu 8 Kilometern. Hintergrund ist, dass nur durch große Ablenkstrecken weiter entfernt von der Mittelplate gelegene Lagerstättenteile erreicht werden können. Längere Bohrstrecken bedeuten mehr Bohrklein und erfordern mehr Bohrspülung. Das sind die Gründe für die neue Anlage.

Bereits seit 1987 wird von der Bohr- und Förderinsel Mittelplate aus erfolgreich Erdöl produziert. Ein Teil der gleichnamigen Lagerstätte wird von Land aus durch extrem weit abgelenkte Bohrungen drainiert (Dieksand-Bohrungen). Bislang konnten 34 Millionen Tonnen des wertvollen Rohstoffes aus Sandsteinen des jurassischen Doggers entnommen werden. Nach Angaben des Betreibers der Lagerstätte, der Deutschen Erdöl AG (DEA) soll noch für weitere 20 Jahre Erdöl von der Mittelplate gefördert werden. In der bisherigen Geschichte gab es übrigens keinen einzigen umweltrelevanten Zwischenfall, was für das hohe Sicherheitsniveau der Bohr- und Förderinsel Mittelplate spricht.

 

Anmerkung: Dieser Beitrag basiert im Wesentlichen auf dem Artikel „Neues Tanklager für Bohrinsel“ der Cuxhavener Nachrichten vom 02.02.2018. Dieser verbirgt sich leider hinter einer Bezahlschranke. Für unsere Leser haben wir die essentiellen Informationen des Beitrags mit eigenen Worten zusammengestellt und um kleinere Anmerkungen ergänzt. Die Artikelfotos stammen sämtlichst von Markus Stahmann.