Auswertung des Erdbebens von Völkersen

Im November 2012 ereignete sich im Bereich der Erdgaslagerstätte Völkersen ein Erdbeben mit der Magnitude 2,9 auf der Richterskala. Da es nicht das erste seismische Ereignis im Umfeld der Lagerstätte war und Erdbeben im Bereich von Erdöl- und Erdgaslagerstätten ein bekanntes Phänomen sind, befassten sich die BGR* sowie das LBEG** mit der Auswertung des Ereignisses und kommen zu dem Schluss, dass das letzte Beben sehr wahrscheinlich der Erdgasgewinnung zugeordnet werden kann.

Betrachtet wurde in der Auswertung zunächst die Seismizität in Norddeutschland, die deutlich herausstellte, dass vor allem die historischen Beben vor 1977 außerhalb der heute bekannten Erdgasfelder stattfanden, seit 1977 die meisten seismischen Ereignisse jedoch im unmittelbaren Umfeld von Erdgaslagerstätten registriert worden sind.

Letzten Endes kommen die verfasser zu dem Schluss, dass die seismischen Ereignisse im Umfeld der Erdgasfelder mit der Erdgasförderung wahrscheinlich (also nicht gesichert) zusammenhängen. Das wird zum einen damit begründet, dass die Mehrheit der Ereignisse (33 von 46) im unmittelbaren Umfeld von produzierenden Erdgaslagerstätten zu verorten sind. Hinzu kommt eine zeitliche Korrelation, da erst im Zuge mit der intensiven Erdgasförderung es zu einem Auftreten von Beben im Umfeld der Lagerstätten kam. Zusätzlich besteht bezüglich der Herdtiefe eine räumliche Korrelation. Zudem wäre unter Annahme einer natürlichen Ursache damit zu rechnen, dass im sogenannten Streichen (Ausrichtung) des Allertal-Lineamentes im weiten Bereich dieser geologische Struktur zu rechnen wäre. Dieses ist nicht der Fall.

Speziell auf das Feld „Völkersen“ bezogen erachten die Wissenschaftler die Erdgasförderung sogar für sehr wahrscheinlich. Sie begründen das mit der zeitlichen Häufung in den vergangenen Jahren. Insgesamt fanden zwischen 2008 und 2012 vier seismische Ereignisse mit einer Schwankungsbreite von 1,9 und 2,9 auf der Richterskala. Hinzu kommt zu der ztlichen auch noch eine räumlich Häufung, da die Epizentren nur wenige Kilometer auseinader liegen. Weiterhin wird herausgestellt, dass auch die ermittelten Herdtiefen den Fördertiefen entsprechen. Ein Zusammenhang mit der Rückverpressung von Lagerstättenwasser, wie von Vertretern der lokalen Bürgerinitiative ins Spiel gebracht, wird dagegen ausgeschlossen. Der Zusammenhang mit den seismischen Ereignissen und der Erdgasförderung wird damit erklärt, dass es durch die Druckentlastung durch die laufende Förderung zu Spannungsveränderungen im Untergrund kommen kann, die die Beben auslösen. Auf diese Möglichkeit verwies ich schon in einem Artikel vom November 2012 und wurde in der Folge von einem Vertreter der BI aus Völkersen attackiert (Link). Wichtig ist auch der Hinweis, dass Hydraulic Fracturing für das (die) Ereignis(se) nicht ursächlich ist, obwohl auch darüber in den Medien spekuliert wurde. Üblicherweise zeichnete sich mal wieder der NDR dafür verantwortlich, via Beitragsüberschrift dieses zu sggerieren, obwohl im Beitrag selbst das negiert wurde (Quelle).

Es bleibt auch festzuhalten, dass das Beben nach Ansicht der Verfasser nicht eindeutig für gemeldete Gebäudeschäden verantwortlich gemacht werden kann. Diese Erkenntnis wurde beim NDR wiederum in einem Artikel auf dem Online-Portal anders und insgesamt widersprüchlich dargestellt. Dort heißt es im ersten Satz eines Beitrages: „Die Bewohner von Langwedel im Landkreis Verden, deren Häuser bei einem Erdbeben im November 2012 beschädigt wurden[…]“ Das liest sich zunächst nach einer gesicherten Erkenntnis und widerspricht dem Bericht der Auswerter. Und selbst wenige Sätze später widerspricht sich der NDR selbst:“Der Nachweis, dass das Beben die Risse in vielen Häusern verursacht hat, blieb jedoch aus.“ Was soll man dazu noch sagen?

Zusammenfassend ist zu sagen, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit die Erdbeben im Umfeld produzierender Erdgaslagerstätten mit der Förderung des Rohstoffes in Verbindung stehen. Ausgeschlossen wird hingegen ein Zusammenhang mit der Verpressung von Lagerstättenwasser sowie mit dem Fracverfahren, was spekulativ von Bürgerinitiativen bzw. dem NDR in die Diskussion eingebracht wurde. Weiterhin konnten die gemeldeten Gebäudeschäden nicht dem Beben vom November 2012 zugeordnet werden. Stattdessen werden aufgrund der Schwinggeschwindigkeit diese als „kaum wahrscheinlich“ angesehen.

Vollständiger Bericht

* BGR=Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe

**LBEG=Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie

2 Kommentare zu Auswertung des Erdbebens von Völkersen

  • D.U.Merten sagt:

    also hat es mit den räumlichen gegebenheiten zu tun,wie wir schon immer sagten,dieses sollten die gegner mal vorher in betracht ziehen bevor unsachlich dieskutiert wird,glück auf

    1. istvanadler sagt:

      Also es hat wohl schon mit der Erdgasförderung zu tun. Bei uns vor der Haustür (Altmark) gab es ja auch schon ein paar Beben und bei den Niederländern im Feld Groningen regelmäßig. Nur ist es eben nicht richtig, das die Beben durch’s Fracen verursacht wurden und auch nicht durch Lagerstättenwasserversenkung, was ja teilweise behauptet wurde. Wir wissen, dass Bergbau mit gewissen Beeinträchtigungen verbunden sein kann und häufig auch ist. Nur sollte bei der Diskussion die Verhältnismäßigkeit beachtet werden. Andere Formen der Energiegewinnung, auch die sogenannten „Erneuerbaren“ sind mit Beeinträchtigungen für Mensch und Umwelt verbunden.

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