Bayerngas führt in Südost-Brandenburg Erdgas-Aufschlussbohrung durch

Brandenburg beherbergt einige Lagerstätten von Erdöl und Erdgas. Dabei sind die Erdöllagerstätten dadurch gekennzeichnet, dass sie selbst für deutsche Verhältnisse recht klein sind. Das trifft teilweise auch auf die Erdgaslagerstätten zu, die zudem teilweise sehr hohe Anteile nicht brennbarer Gase, insbesondere Stickstoff, führen. Dennoch möchte die Bayerngas GmbH in der Nähe von Beeskow im Südosten Erdgaspotenziale erkunden.

Damit steht das Unternehmen nicht allein da. Denn in der Nähe von Märkisch-Buchholz untersucht gegenwärtig (Arbeiten sind aus Umweltschutzgründen bis in den Herbst ausgesetzt) die GDF SUEZ E&P Deutschland GmbH (GDF Suez), ob eine wirtschaftliche Förderung des Erdgases aus der an das Staßfurtkarbonats des Zechstein gebundene Lagerstätte, die bereits 1986 entdeckt wurde, möglich ist. Laut eines Artikels der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“ handelt es sich um ein:

niederkalorisches Stickstoffgas, dessen Methan-Anteil weniger als zehn Prozent beträgt. Der Stickstoff-Anteil ist mit 90 Prozent hoch. Außerdem sind flüssige Kohlenwasserstoffe enthalten.

Das wird durch einen Artikel in „Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge“ aus dem Jahr 2004 bestätigt.

Die geologische Situation beim Vorhaben der Bayerngas GmbH ist jedoch eine andere. Dort wird die potenzielle Lagerstätte in Sandsteinen des Rotliegend vermutet, die über das nach Osten ansteigende Grundgebirge transgredieren und auskeilen. Interessant ist, dass die Bayerngas GmbH bereits vor Aufschluss der möglichen Lagerstätte Angaben über die Zusammensetzung des Lagerstättenmediums bekannt gibt. So ist in der Quelle zu lesen:

Das förderbare Gasvolumen könnte sich nach ersten Schätzungen auf mehr als 10 Milliarden Kubikmeter belaufen, wobei sich das Gas aus Methan, Stickstoff und Helium zusammensetzt

An dieser Stelle ist die kritische Frage erlaubt, wie solche Angaben möglich sind, ohne das potenzielle Vorkommen angefahren zu haben. Denn im Gegensatz zur Lagerstätte „Märkisch-Buchholz“ gibt es keine Hinweise in der Fachliteratur darauf, dass bei Beeskow in der Vergangenheit ein Gasfund erzielt worden ist. Die Angabe kann also nur auf Erfahrungswerten aus anderen ostdeutschen Erdgaslagerstätten im „Rotliegend“ beruhen. So ist z.B. für die 1992 aufgegebene „Rotliegend“-Lagerstätte „Rüdersdorf“ unmittelbar östlich von Berlin ein extrem hoher Stickstoffanteil von 93 % charakteristisch (Siehe dazu: Dietrich Franke: „Regionale Geologie von Ostdeutschland“, Seite 1136).

Wie aus den umfangreichen Informationen hervorgeht, sind bislang 2D-seismische Untersuchungen vorgenommen worden, die im Februar 2014 ergänzt worden sind, um:

die Ausdehnung des konventionellen Erdgasvorkommens Richtung Südosten und Süd-/Südwesten zu ermitteln sowie den optimalen Bohrstandort für eine mögliche zweite Nachweisbohrung festzulegen.

Erdgasförderbohrung "Mühlhasen 14" aus dem Jahr 1958 ©chef79

Erdgasförderbohrung „Mühlhausen 14“ aus dem Jahr 1958 ©chef79

Dieser optimale Standort ist nun offenbar gefunden worden, da der Bohrplatzbau kurz vor seiner Vollendung steht. Aus den Informationen geht hervor, dass bei Fündigkeit bis zu 10 Produktionsbohrungen abgeteuft werden sollen. In Anbetracht von geschätzten 10 Milliarden Kubikmetern gewinnbaren Erdgases ist das eine auch aus umweltschutzfachlicher Sicht akzeptable Anzahl.

Zu bezweifeln sind jedoch die angegeben Platzbedürfnisse für die Fördersonden von 20 m x 20 m. Realistischer sind 30 m x 70 m. Zwar existieren in Deutschland Fördersondenplätze von ca. 5 m x 5 m im Bereich der thüringeschen Lagerstätte „Mühlhausen“ (siehe Foto), jedoch bestehen diese seit den 1950er Jahren und sind in der Form heutzutage undenkbar.

Da vermutet wird, dass eine Lagerstätte angetroffen wird, die einen hohen Anteil Stickstoff führt, ist zudem geplant, bei Fündigkeit eine Aufbereitungsstation zu errichten, die den Stickstoff abscheidet:

Die Anlage wird in der Nähe der Erdgasförderstelle aufgebaut.

Die Fläche beträgt etwa 10.000 m² und ist damit in etwa so groß wie ein Fußballfeld.

Es werden circa 9800 Tonnen Stickstoff pro Tag abgetrennt, zum Vergleich: die Gesamtmasse der Erdhülle ist circa 5130 Billionen Tonnen.

Bohrkontraktor der Aufschlussbohrung „Reudnitz Z2“ wird das österreichische Unternehmen RAG sein. Das ist nicht überraschend, denn schließlich arbeiten die Bayerngas GmbH und die RAG bei der Ausförderung des kleinen Vorkommens „Assing“ in Bayern zusammen.

Zum Gelingen des Vorhabens ein bergmännisches „Glück Auf!“