Bohrung „Steig 1“ wirtschaftlich ölfündig

Vor exakt einem Vierteljahr berichteten wir darüber, dass die Erkundungsbohrung „Steig 1“ im Oberrheingraben bei Weingarten auf Erdöl gestoßen ist. Ob wirtschaftlich ölfündig, stand zum damaligen Zeitpunkt noch nicht fest. Nun liegen erste Ergebnisse der Auswertungen des seit einigen Jahren in den in den Kohlenwasserstoffprovinzen „Oberrheingraben“ sowie „Alpenvorland“ aktiven Unternehmens Rhein Petroleum vor. Ferner möchten wir über ein anderes Ölprojekt unter Verantwortung von Neptune Energy in der Grafschaft Bentheim informieren.

„Steig 1“ wirtschaftlich ölfündig

MND-Bohranlage Rig 40 nach Abschluss der Bohrarbeiten der „Steig 1“. Foto: F. Müller, 2019.

Ziel der Bohrung war es, die ca. 900 Meter unter der Erdoberfläche liegenden „Pechelbronner Schichten“ auf Ölführung zu untersuchen. In diesen Schichten befinden sich im Oberrheingraben unregelmäßig verteilt meist kleine bis sehr kleine Erdöllagerstätten. Lediglich zwei Lagerstätten erzielten eine Gesamtförderung von über 1 Million Tonnen während die meisten anderen oftmals nicht einmal die 100.000-Tonnen-Marke überschritten. Zum Vergleich: In Deutschland werden jährlich ungefähr 100 Millionen Tonnen Erdöl verbraucht.

Mit der Bohrung „Steig 1“ sollte ein seit den 1950er Jahren bekanntes Ölvorkommen bestätigt werden, was seinerzeit wirtschaftlich nicht ausgefördert werden konnte. Es befindet sich im näheren Umfeld einer kleinen Öllagerstätte, die bereits in den frühen 1960er Jahren aufgegeben worden ist. Dass die Bohrung „Steig 1“ ölfündig wird, war demnach nicht unwahrscheinlich.

Am 09.07.2019 gab Rhein Petroleum bekannt, dass die Bohrung auf Öl gestoßen ist. Ob sie wirtschaftlich ölfündig ist, konnte erwartungsgemäß zu diesem Zeitpunkt noch nicht bestätigt werden. Dazu sind Testarbeiten und deren Auswertung erforderlich.

Am 15.10.2019 gab Rhein Petroleum in einer Pressemitteilung bekannt, dass mit der vorläufigen Auswertung der Daten eine Wirtschaftlichkeit des Ölfunds nachgewiesen werden konnte. In den Sandsteinen konnte eine Ölsäule von insgesamt 150 Metern nachgewiesen werden. Nun könne mit den Planungen zu möglichen weiteren Schritten begonnen werden. Unter anderem sind weitere Bohrungen angedacht, um die Lagerstätte mit seinen Ölreserven zu entwickeln.

Neptune Energy kündigt weitere Bohrung im Feld „Ringe“ an

Förderplatz Ringe mit den Bohrungen „Ringe Z1“ (Erdgas) sowie „Ringe 3“, „Ringe 4a“ und „Ringe 5“ (Erdöl). Quelle: NIBIS-Kartenserver des LBEG

1998 ist die Teilfeldsuchbohrung „Ringe Z1“ zur Untersuchung der westlichen Fortsetzung der Antiklinalstruktur „Adorf“, die dort die Bildung der dortigen Erdgaslagerstätte ermöglicht hat, niedergebracht worden. Zielhorizonte waren das Staßfurt-Karbonat im Zechstein sowie Sandsteine des Oberkarbon. Im Zuge der Bohrung ist auch der Bentheimer Sandstein durchörtert und ölführend angetroffen worden ( Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 1998). Die eigentlichen Bohrziele erwiesen sich wie erhofft als gasführend, wenngleich die inzwischen abgeförderten Reserven im Staßfurt-Karbonat mit ca. 2,6 Millionen Kubikmetern bescheiden ausfielen. Die Sandsteine des Karbon stehen hingegen auch heute noch in Produktion und haben bis Ende 2018 über 892 Mio. m³ erbracht ( Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2018). Zur Einordnung: Ein mit Erdgas beheizter Haushalt verbraucht pro Jahr ca. 4.000 m³.

Der Ölfund der Bohrung ist hingegen später durch eigenständige Bohrungen entwickelt worden. Den Auftakt machte die Bohrung „Ringe 3“, die im Jahr 2001 unweit der Fundbohrung vom selben Platz niedergebracht wurde und erwartungsgemäß ölfündig einkam. Es folgten 2004 die „Ringe 4/4a“ sowie 2012 die „Ringe 5“. Beide befinden sich ebenfalls auf dem selben, nunmehr erweiterten Platz wie die vorangegangenen Bohrungen.

Am 08.10.2019 gab Neptune Energy, Betreiber der Lagerstätte in einer Pressemitteilung bekannt, eine weitere Produktionsbohrung mit der Bezeichnung „Ringe 6“ abteufen zu wollen. Ziel der Bohrung ist der Bentheimer Sandstein in ca. 1.500 m vertikaler Teufe. Nach Errichtung des Bohrplatzes, wiederum eine Erweiterung des vorhandenen Förderplatzes, soll in einem zweiten Schritt ab Mitte November die Bohranlage errichtet werden. Sie soll dann bis Ende Dezember 2019 die neue Bohrung niederbringen. Zuständig für die Errichtung des Bohrplatzes und die Durchführung der Bohrung ist Wintershall Dea. Alle Maßnahmen setzen eine vorliegende Genehmigung durch die zuständige Landesbergbehörde voraus.

 

Artikelfoto: DrillTec-Bohranlage beim Niederbringen der Rhein Petroleum-Bohrung „Stockstadt 2001″ zur (nicht erfolgreichen“ Wiedererschließung der Öllagerstätte „Stockstadt“. Foto: R. Warlich