Brandenburg: Seeadlerpaar brütet in Nähe von Erdgasbohrung
Immer wieder wird von Umweltschützern behauptet, dass sich Erdgasgewinnung und Naturschutz nicht vereinbaren lassen. Dass sämtliche Vorhaben in der Gegenwart nur unter sehr strengen Umwelt- und Naturschutzauflagen erfolgen dürfen, wird dabei ignoriert. Stattdessen wird vom harten Kern der Gegner behauptet, dass die Förderfirmen machen können, was sie wollen.
Dass die Gegner im Unrecht sind, belegen nicht nur im Internet abrufbare, den Umwelt- und Naturschutz betreffende Antragsunterlagen der Firmen, die wiederum durch qualifizierte Umweltplanungsbüros erstellt werden (Bsp. Bohrung Lünne1, ExxonMobil). Ein die Kontroversen, aufzeigender Artikel der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ) (Onlineausgabe) vom 06.02.2014 belegt das recht deutlich.
Inhaltlich geht es dabei um ein Projekt von GDF-Suez E&P Deutschland GmbH bei Märkisch-Buchholz im Südosten von Berlin. Wie bereits hier bei Erdöl und Erdgas in Deutschland berichtet, soll die bereits 1986 entdeckte Lagerstätte hinsichtlich einer eventuellen Gewinnung neu bewertet werden. Da im Zusammenhang mit der Debatte um das bewährte Hydraulic Fracturing die Erdgasförderung in Deutschland insgesamt argwöhnisch beäugt wird, blieb auch dieses Projekt davon nicht verschont.
Im Vorfeld der Arbeiten zur Untersuchung, die klären soll, ob eine Gewinnung des Erdgases überhaupt möglich ist, stellten die Gemeinden, in denen sich die drei bestehenden Bohrungen befinden, einen Anforderungskatalog, da sie dem Projekt misstrauten. So ist im MAZ-Artikel zu lesen:
Mit dem Auflagen-Katalog wollte man das Schlimmste verhindern.
Nun ist die Frage, was daran „schlimm“ sein soll, wenn drei aus den 1980er Jahren stammende Bohrungen auf ihre Integrität untersucht, eventuell defekte Teile der untertägigen Ausrüstung ausgetauscht werden sollen und zwei der drei Sonden dahingehend geprüft werden, ob sich aus ihnen wirtschaftlich Erdgas gewinnen lässt? Solche sogenannten Workover- und Test-Arbeiten werden in der Altmark, wo der Autor aufgewachsen ist, regelmäßig und kontinuierlich durchgeführt.
Das Problem, was im MAZ-Artikel geschildert wird, ist, dass die Arbeiten an der Bohrung „Märkisch-Buchholz 2“ (siehe Foto) länger dauern, als ursprünglich geplant. Das bestätigte auch GDF-Suez in einer Pressemitteilung vom 20. März 2014. Deshalb ist der Bürgermeister der Gemeinde Münchehofe, auf deren Gebiet sich die Bohrung befindet, in Eintracht mit seiner Kollegin aus Märkisch-Buchholz der Ansicht, dass sich GDF-Suez nicht an die Auflagen hielt und wurde mit folgenden Worten zitiert:
Die Zeichen stehen auf Krieg
Ergänzung 25.03.2014: Herr Irmscher weist in einem unten stehendem Kommentar darauf hin, dass es sich bei dem Zitat um eine freie Erfindung der MAZ handelt.
Tatsächlich hat aber laut MAZ-Artikel GDF-Suez umgehend einen Antrag auf Verlängerung der Frist bei der Bergbehörde gestellt. Dieser ist unter Abstimmung mit dem Landesumweltamt und der Naturwacht genehmigt worden, was wiederum durch das Landesumweltamt-Süd in Cottbus bestätigt wurde. Weiter heißt es:
Da sich die Vögel bereits trotz der Arbeiten in dem in der Nähe befindlichen Horst niedergelassen hatten, war man davon ausgegangen, dass sie sich nicht gestört fühlen. „Selbstverständlich muss Gas des France Auflagen einhalten, was Lärm und Licht angeht“, so der Landesumwelt-Chef. Gas de France arbeitet rund um die Uhr. Die Baustelle darf nur unter Abblendlicht tätig sein.
Inzwischen sind die Workoverarbeiten auf der Bohrung „Märkisch-Buchholz 2“ abgeschlossen worden und das Seeadlerpaar hat mit der Brut begonnen, berichtet GDF-Suez in der oben genannten Pressemitteilung. Dort wird Herr Assmann von GDF-Suez zitiert:
Die Naturwacht geht deshalb davon aus, dass sich die Tiere durch die Arbeiten nicht gestört fühlen.
Dennoch wird GDF-Suez die Arbeiten an den noch zu untersuchenden und für eine eventuelle Förderung vorgesehenen Bohrungen „Märkisch-Buchholz 1“ sowie „Märkisch-Buchholz 3“ zunächst ruhen lassen und die Arbeiten mit Rücksicht auf die Brut- und Setzzeiten erst im Herbst 2014 wieder aufzunehmen.
Dementsprechend sollten sich die Ortsvertreter Ralf Irmscher (Münchehofe) sowie Bianca Urban (Märkisch-Buchholz) einmal über ihre Anschuldigungen, und was Irmscher betrifft, unangemessene Äußerungen Gedanken machen.
Dem Seeadlerpaar wünscht der Autor eine erfolgreiche Brut und Aufzucht des Nachwuchses, um den seit 20 Jahren zu beobachtenden Trend der Wiederausbreitung dieses beeindruckenden Vogels fortzusetzen. Erdöl- und Erdgasgewinnung ist das eine private Interesse des Verfassers, Vogelkunde ein weiteres. Und das hier geschilderte Beispiel beweist, dass sich beides nicht nur im privaten Bereich, sondern auch in der Realität vereinbaren lässt.