Desinformation in Kreiszeitung zu Erdgaserkundung bei Bremen
Seit fast sechseinhalb Jahren existiert unsere Website, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, fundiert über die Erdöl- und Erdgaserkundung sowie insbesondere die Gewinnung dieser nach wie vor bedeutenden (Energie-) Rohstoffe zu berichten. Aber auch Kritik am Verhalten von Anti-„Gasbohr“-Initiativen sowie an schlecht recherchierten und nach unserem Eindruck teils bewusst Stimmung gegen den Erdöl-Erdgas-Industriezweig Medienbeiträgen ist ein Kern unserer uneigennützigen Arbeit. Ein am 06.11.2018 erschienener Artikel der Kreiszeitung für den Landkreis Verden bietet uns die Möglichkeit, alle drei Schwerpunkte in einem Beitrag zusammenzufügen.
DEA plant Erdgaserkundung bei Bremen
Doch worum geht es zunächst? Im September hat die Deutsche Erdöl AG (DEA) angekündigt, in den vier Landkreisen Verden/Aller, Osterholz, Rotenburg/Wümme und Diepholz seismische Messungen durchzuführen (Blicke in den Untergrund – DEA plant seismische Messungen).
.Diese sollen bereits in den letzten Jahrzehnten durchgeführte Messkampagnen ergänzen. Damit wied ein genaueres Abbild vom geologischen Untergrund erzeugt, wodurch Erdgaspotenziale besser bewertet, aber auch unnötige Bohrungen vermieden werden können.
Das Messgebiet befindet sich östlich von Bremen. Insgesamt sind acht Messlinien von je ca. 14 Kilometern Längen vorgesehen. Die Linien liegen überwiegend auf öffentlichen Straßen und Wegen. Auf diesen werden sich die Messfahrzeuge, sogenannte „Vibro Trucks“ sowie Begleifahrzeuge langsam fortbewegen. In definierten Abständen werden Stopps eingelegt. Dann werden die unter den Fahrzeugen angebrachten Metallplatten auf den Boden gelassen und über sie Rüttelbewegungen übertragen. Die dabei erzeugten Schallwellen dringen in die tieferen Erdschichten ein und werden an Gesteinsgrenzen reflektiert und mittels Geophonen aufgenommen. Aus den daraus gewonnenen Daten wird in monatelangen Rechen- und Bearbeitungsprozessen ein detailliertes Abbild des Untergrundes bis in mehrere Kilometer Tiefe generiert. Daraus lassen sich potenziell Erdgas enthaltene Strukturen interpretieren. Es kann jedoch auch sein, dass das Ergebnis negativ ausfällt.
Doch gegen dies ersten technischen Maßnahmen der Erdgaserkundung regt sich von Gegnern einer eventuellen Erdgasförderung organisierter Widerstand, der teilweise von Politikern unkritisch unterstützt wird. U.a. darüber berichtet der Kreiszeitung-Artikel „Rotes X warnt die Vibro-Trucks“, leider jedoch alles andere als fehlerfrei.
Erdgas lagert nicht in Blasen
Bereits in der Einleitung erlauben sich die Autoren einen groben Schnitzer. Sie schreiben, die Arbeiten dienten der Erkundung einer möglichen großen Erdgasblase. Dazu ist zu sagen, dass Erdgas nicht in Blasen im Untergrund lagert, sondern in porösen und/oder klüftigen Gesteinen gespeichert ist. Östlich von Bremen sind es mit Ausnahme der Erdgaslagerstätte „Hamwiede“ ausschließlich Sandsteine des unterpermischen „Rotliegend“. Ein kleinerer verzeihbarer Fehler ist es, dass die seismischen Arbeiten den Untergrund nach Gasvorkommen überprüfen sollen. Tatsächlich sollen jedoch eventuell gasführende Strukturen identifiziert werden. Ob in diesen tatsächlich Erdgas in wirtschaftlich förderbarer Menge enthalten ist, kann erst durch eine Erkundungsbohrung festgestellt werden.
Und schon kommen die Kritiker zu Wort. Sie weisen darauf hin, dass niemand verpflichtet sei, seismische Messungen auf seinem Grundeigentum zu erlauben. Das ist korrekt. Allerdings sollten die Personen, die solche Arbeiten nicht genehmigen wollen, selbst jedoch Erdgas direkt nutzen (zum Heizen und Kochen), ihren moralischen Doppelstandard gewissenhaft überprüfen. Im Übrigen nutzt jeder Bundesbürger, der sich nicht von der Zivilisation komplett entkoppelt hat, zumindest indirekt Erdgas.
Zudem sei die Erdgasförderung keine so saubere Sache, wie den Bürgern versucht wird zu erklären, warnte eine Lokalpolitkerin der Grünen aus Achim. Sie bezieht sich dabei laut Artikel auf Erdbeben im Gebiet des nahegelegenen, von DEA betriebenen Erdgasfeldes „Völkersen/-Nord“. Diese sollen auftreten, nachdem „seit dort verstärkt Gasförderung auch nach der Fracking-Methode betrieben wird“, heißt es im Artikel. Diese Darstellung widerspricht völlig der Faktenlage. Die letzte Maßnahme des eigentlich als Hydraulic Fracturing bezeichneten Verfahrens liegt dort bereits 8 Jahre zurück. Zudem ist seit einigen Jahren die Förderung aus der Lagerstätte leicht rückläufig. Im Übrigen handelt es sich bei dem Verfahren auch um keine Fördermethode, sondern um eine Maßnahme, mittels hydraulischem Drucks feine Frakturen im Speichergestein zu erzeugen und dadurch künstliche Fließwege für höhere und stabilere Förderraten zu schaffen.
Argumentation am Sachverhalt vorbei
Zudem stellt sich die Frage, was an den Erdbeben unsauber sein soll. Dabei soll das Problem an dieser Stelle nicht verharmlost werden, da es in der Region zu einigen leichten Gebäudeschäden kam. Es hat auch in der Vergangenheit am Transportsystem für aus dem Untergrund mitgefördertes Lagerstättenwasser (LaWa) Kontaminationen mit Benzol gegeben. Das geschah dort, wo die Leitungen aus Polyethylen direkt im oberflähennahen Grundwasser (nicht zu verwechseln mit Trinkwasser!) lagen. Das Problem wurde vor Jahren erkannt und behoben und wird sich auch nicht wiederholen, da das ungeeignete Leitungssystem zurückgebaut wurde. Aber das Unternehmen aus ihren Fehlern, wollen Kritiker nicht begreifen und die besonders engagierten in Interessengruppen (IG) oder Bürgerinitiativen (BI) verbreiten diese Geschichten aus der Vergangenheit gerne auf ihren „Informationsveranstaltungen, um Unentschlossene für ihr Anliegen zu gewinnen.
Völlig an den geplanten Arbeiten zur Erdgaserkundung östlich von Bremen geht dieser Satz aus dem Artikel: „Betrachte man die gesamte Prozesskette, sei zudem die Klimabilanz von Flüssigerdgas mindestens so schlecht wie bei der Braunkohle.“
Hier geht es anscheinend um Erdgas aus Übersee, das für den Transport per Schiff in Flüssiggas, englisch Liquified Natural Gas, allgemein als LNG bekannt, umgewandelt werden muss. Diese Aussage mag für Flüssiggas aus Übersee so zutreffen, ist aber für hiesiges Erdgas irrelevant, da dieses nicht energieintensiv verflüssigt, 1.000e Kilometer verschifft und anschließend wieder in gasförmigen Zustand überführt wird. Diese Argumentation geht völlig am Sachverhalt vorbei. Das ist aber nichts Neues, was die Agitation der gegen heimische Erdgasförderung ins Feld ziehenden IG oder BI betrifft. Doch was soll man schon von Gruppierungen erwarten, die bewusst Krebskranke für ihre Stimmungsmache instrumentalisieren?
FDP zeigt als einzige politische Kraft Vernunft in Sachen Erdgaserkundung
In der Stadt Achim, die laut Artikel „frackingfrei“ bleiben will, hat der Stadtrat beschlossen, die Entscheidung über einen Antrag der DEA auf Sondernutzung von öffentlichen Straßen und Grundstücken durch Messfahrzeuge an sich zu ziehen, allein mit dem Ziel, die Nutzung zu verhindern.
Hier zeigt die FDP als einzige politische Kraft Vernunft. Der Achimer Ratsherr und Bundestagsabgeordnete Gero Hocker bezwiefelt die rechtliche Zulässigkeit einer „Verhinderungsplanung“ hinsichtlich der seismischen Arbeiten zur Erdgaserkundung stark. Er gab zu bedenken, dass es keine „willkürlichen Straßenverbote“ für einzelne Nutzer geben dürfe.
Interessanterweise verwenden die Autoren des Artikels nicht den korrekten Terminus „seismische Erkundungen“, sondern verwenden das Wort „seismologische“. Sie haben sich hierbei offenbar an den IG/BI orientiert, die diesen Begriff auf selbsterstellten Verbotsschildchen verwenden und Grundeigentümer dazu aufrufen, diese an ihren Zäunen oder sonstwo anzbringen. Eine völlig überflüssige Aktion, da ohne ausdrückliche Erlaubnis entsprechende Arbeiten aus privatem Grund sowieso nicht vorgenommen werden dürfen.
Aber außer der FDP hätten laut Kreiszeitung-Artikel „Alle im Rat aber doch eine politische Haltung zum Thema, und neben der SPD-Landtagsabgeordneten Dörthe Liebetruth habe sich auch der CDU-Bundestagsabgeordnete und frühere Langwedeler Bürgermeister Andreas Mattfeldt stets klar gegen Fracking-Erdgasförderung ausgesprochen.“ Was auch immer „Fracking-Erdgasförderung“ (siehe oben) sein soll…
Denn Mattfeldt hat sich gegen Erdgasförderung allgemein in „verdichteten“ Räumen, also von wenigen Gebieten abgesehen, gegen Erdgasförderung in Deutschland ausgesprochen. Siehe dazu den entsprechenden Artikel bei uns: MdB Mattfeldt (CDU) fordert Quasi-Verbot von Erdgasförderung in Deutschland.
Mittlerweile hat in Deutschland die Heizperiode begonnen. Ca. die Hälfte der Haushalte hierzulande wird mit Erdgas beheizt, darunter sicherlich auch zahlreiche in Achim und Umgebung. Darüber sollten die Damen und Herren Politiker sowie Mitglieder der verschiedenen IG/BI mit ihrer „Nicht vor meiner Haustür“ – Attitüde einmal nachdenken und konsequent die Heizung abstellen und auch Herd und Backofen nicht verwenden, sofern diese Geräte mit Erdgas betrieben werden.
Artikelfoto: Von DEA betrieben Erdgasförderbohrung „Hemsbünde Z6“ bei Rotenburg/Wümme. Foto: Steven Arndt, 26.04.2017