Erdgasaufbereitungsanlage Großenkneten: 200 Milliarden Kubikmeter Erdgas gereinigt

Erdöl und Erdgas werden in Wietigsmorr eng beieinander gewonnen

Seit 1972 wird in der Erdgasaufbereitungsanlage Großenkneten südlich von Oldenburg sogenanntes „Sauergas“ zu verkaufsfähigem Erdgas aufbereitet. Im April wurde die 200 Milliarden-Kubikmeter-Marke überschritten. Das berichtet aktuell der Betreiber der Anlage, die ExxonMobil Production Deutschland GmbH.

Als Sauergas wird Erdgas bezeichnet, das Anteile von über 1 Volumen-Prozent und in deutschen Lagerstätten bis zu 35 Volumen-Prozent Schwefelwasserstoff enthält. Da diese chemische Verbindung als „hochgiftig“ eingestuft ist und zudem korrosiv wirkt, muss sie aus dem Erdgas entfernt werden, bevor es an den Verbraucher abgegeben werden kann. Das geschieht in der Aufbereitungsanlage Großenkneten, wenige Kilometer südlich von Oldenburg gelegen.

In der Region zwischen Oldenburg, Cloppenburg, Vechta und Syke befinden sich zahlreiche Sauergaslagerstätten im sogenannten Staßfurtkarbonat, von denen das Erdgas nach Großenkneten geliefert wird. Aber auch zwischen Diepholz und Nienburg befinden sich mehrere bedeutende Sauergaslagerstätten. Das dort geförderte Sauergas wurde bis Ende letzten Jahres in der Erdgasaufbereitungsanlage „Voigtei“ bei Steyerberg verarbeitet.

Da sich der dortige Betrieb aufgrund natürlich bedingten Förderabfalls nicht mehr rentierte und die Anlage in Großenkneten mit einer Kapazität von 750.000 m³/h mit 450.000 m³/h nicht vollständig ausgelastet war, wurde die Anlage NEAG in Voigtei geschlossen und das bislang dort aufbereitete Erdgas mit einem Volumen von 150.000 m³/h nach Großenkneten transportiert, wie aus einem Bericht der „NWZonline“ hervorgeht.

In sogenannten Claus-Anlagen wird der Schwefelwasserstoff in einem physikalisch-chemischen Waschprozess vom Erdgas abgeschieden und dabei hochreiner Schwefel gewonnen. Ein Schema einer solchen Claus-Anlage wird HIER dargestellt. Dieser wird in zahlreichen Produkten wie z.B. Farben und Düngemitteln verwendet. Insgesamt fallen derzeit 650.000 Tonnen Schwefel an, von denen ca. 80 Prozent exportiert werden. In Spitzenzeiten wurde in großenkneten sowie in der NEAG sogar die doppelte Menge gewonnen. Mit der gereinigten Erdgasmenge von fast 170 Milliarden Kubikmetern könnte Deutschland bei aktuellem Verbrauch ca. 2 Jahre lang vollständig versorgt werden.

Neben den beiden genannten Aufbereitungsanlagen waren in Deutschland einst zwei weitere, deutlich kleinere Reinigungsanlagen bei Barnstorf im Landkreis Diepholz sowie in Rütenbrock (Emsland) in Betrieb. Beide Anlagen gehören aber bereits seit über 2 Jahrzehnten bzw. vielen Jahren der Vergangenheit an. Eine weitere, sehr kleine Aufbereitungsanlage ist im brandenburgischen Kietz (Märkisch-Oderland) an der polnischen Grenze in Betrieb. Hier wird bei der Erdölgewinnung anfallendes, schwefelwasserstoffhaltiges Erdölbegleitgas aufbereitet.