Erdölerkundungsbohrung „Leopoldshafen 20“ wird verfüllt
Im Jahr 2003 wurde unter Speyer im bis dahin nicht als erdölhöffigen Buntsandstein im Oberrheingraben im Zuge einer Geothermiebohrung Erdöl angetroffen. Dieser Zufallsfund führte zum Aufschluss der Lagerstätte „Römerberg“, die nach heutiger Einschätzung mit 7-8 Millionen Tonnen die bedeutendste im deutschen Teil des Oberrheingrabens darstellt. In der Folge wurde die Erkundung auf weitere Gebiete im Oberrheingraben ausgedehnt. So sollte die Bohrung „Leopoldshafen 20“ eine vermutete Erdöllagerstätte nachweisen.
Aus einer 2010/2011 durchgeführten Seismikkampagne konnte eine Hochlage im Buntsandstein bei Leopoldshafen, wenige Kilometer nördlich von Karlsruhe, interpretiert werden, die als potenzielle Erdöllagerstätte angesehen wurde. Um nachweisen zu können, dass in der erdölhöffigen Struktur tatsächlich der begehrte Rohstoff vorhanden ist und das auch noch in wirtschaftlich nennenswerten Mengen, muss eine Erkundungsbohrung, fachlich korrekt als „Aufschlussbohrung“ bezeichnet, abgeteuft werden.
Dies erfolgte ab dem 5. August 2013 mittels der Bohrung „Leopoldshafen 20“. Die Bohrarbeiten dauerten insgesamt 108 Tage an und somit mehr als die zunächst veranschlagten 84 Tage. Das war darauf zurückzuführen, dass der Zielhorizont tiefer lag als prognostiziert. Leider schloss die Bohrung kein neues Erdölvorkommen auf, erbrachte aber wichtige neue geologische Erkenntnisse über die Formationen im Untergrund der Region. zudem konnten Tests, die nach Abschluss der Bohrarbeiten durchgeführt wurden, Kohlenwasserstoffvorkommen in verschiedenen Formationen bestätigen. U.a. konnte auch eine Ölführung in den höher liegenden Schichten des bereits 1987 aufgegebenen Erdölfeldes „Leopoldshafen“ nachgewiesen werden.
Doch der eigentliche Zielhorizont der „Leopoldshafen 20“ erwies sich als trocken und wies laut aktueller Pressemitteilung der GDF SUEZ E&P Deutschland GmbH (GDF-Suez) „eine geringere Eignung als Speichergestein für Erdöl auf als erwartet.“ Dementsprechend entschieden die Konsortionalpartner Dyas, Rhein Petroleum und Palatina GeoCon sowie GDF-Suez als Betriebsführer, den unteren Teil der Bohrung zu verfüllen. offen gehalten wurden die höheren Abschnitte, in denen Ölführung nachgewisen werden konnte.
Doch die angetroffenen Mengen an Kohlenwasserstoffen wurden als zu gering eingeschätzt, um eine wirtschaftliche Förderung zu ermöglichen. Deshalb wurde entschieden, auch den noch offenen Teil der Bohrung durch Verfüllung sicher zu verwahren. Dazu wird ab dem 12.10.2015 eine Bohranlage des Unternehmens ITAG aufgebaut. Nach Erteilung der behördlichen Genehmigungen kann mit den Verfüllarbeiten, die sich über 20 Tage erstrecken werden, begonnen werden. Das Vorhaben steht unter der Aufsicht des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg in Freiburg (LGRB).
Kleine Zusatzinformation: Bei Leopoldshafen wurde bereits zwischen 1957 und 1988 Erdöl aus flacheren und erdgeschichtlich erheblich jüngeren Schichten als dem Buntsandstein Erdöl gefördert. Es wurde dabei eine kumulative Fördermenge von fast 190.000 Tonnen erzielt (LBEG 2013). Die Lagerstätte wurde damals von 14 fündigen Bohrungen erschlossen. Bereits 1961 erreichte die Jahresproduktion mit 13.000 Tonnen ihren Höchststand. Die Förderung erfolgte aus verschiedenen Schichten des Rupel und des Chatt. (Boigk 1981).
Literatur: Boigk, H.: Erdöl und Erdölgas in der Bundesrepublik Deutschland, Enke, Stuttgart 1981
Artikelfoto: Erdölförderbohrung „Römerberg 1“ in Speyer, Copyright WEG e.V.