Erdölförderung statt Erdgasspeicherung – GDF-Suez kauft Speicher Reitbrook von Unternehmenstochter Storengy

Im Südosten Hamburgs befinden sich die heute noch in Betrieb befindlichen Erdöllagerstätten Reitbrook-West und Reitbrook-Alt. Letztgenannte wird derzeit zum größten Teil von der Gaz de France-SUEZ-Tochter Storengy Deutschland GmbH (Storengy) als Erdgasspeicher betrieben und nur aus einem Teilbereich Erdöl gewonnen. Nun will die GDF SUEZ E&P Deutschland GmbH (GDF-Suez) den Erdgasspeicher vom Schwesterunternehmen Storngy kaufen, um verbliebene Erdölreserven zu produzieren.

Die Lagerstätte „Reitbrook-Alt“ wurde 1937 auf dem Scheitel des Salzstockes Reitbrook in 665-800 Metern Teufe entdeckt. Bereits 1940 wurde mit beachtlichen 350.000 Tonnen pro Jahr  der Höhepunkt der Förderung erreicht. Zwischen 1937 und 1942 waren dann fast 1 Mio. Tonnen Erdöl gefördert worden. Mit sekundären Fördermaßnahmen (Wasser- und Gasinjektion) und einer Drosselung der Förderrate musste aufgrund der verstärkten Inanspruchnahme der Lagerstätte während des 2. Weltkrieges im Jahr 1942 begonnen werden (Boigk 1981).

Aus dem Lagerstättenverhalten und dem Förderverlauf ließ sich ableiten, dass die vorhandenen Erdölvorräte von 36 Mio. Tonnen oil in place (OIP) nur zu einem sehr geringen Teil gewonnen werden können. Deshalb wurde entschieden, die Lagerstätte zur Untertagegasspeicherung umzurüsten. Dazu wurde die Förderrate abermals erhöht. Ziel war es, den Druck abzusenken, mehr Gas zu entlösen sowie das Volumen der freien Gaskappe zu reduzieren. So konnten 1965 noch einmal 80.000 Jahrestonnen gefördert werden (Boigk 1981), bevor die Produktion nach Angaben des Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) 1973 mit einer kumulativen Menge von 2.234.790 Tonnen eingestellt wurde. Das entsprach lediglich ca. 6,3 Prozent des geschätzten OIP (durchschnittlich sind in Deutschland ca. 35 Prozent des OIP gewinnbar).

Im Jahr 1976 wurde die Erdölförderung zunächst aus einer am Rand der Lagerstätte liegenden Förderbohrung wieder aufgenommen (Boigk 1981). Nach LBEG-Daten war die Rate zunächst recht gering. Sie konnte bis 1985 aber auf immerhin auf 29.615 Tonnen pro Jahr aus bis zu 29 Sonden gesteigert werden. Danach ging sie laut LBEG-Jahresbericht Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2013 mit schwankenden Mengen auf 7.532 Tonnen, die aus 3 Bohrungen gefördert wurden, zurück. Insgesamt wurden bis Ende 2013 2.589.787 Tonnen Erdöl gewonnen. Es sind also immer noch erhebliche Mengen Erdöl in der Lagerstätte vorhanden.

Die Übernahme des Gaspeichers vom Schwesterunternehmen und die Wiederaufnahme der Förderung der Vorhandenen Reserven begründet GDF-Suez mit einer Optimierung der Profitabilität des Standortes Reitbrook. Der Geschäftsführer von GDF-Suez, Dominique Bayen, wird in der entsprechenden  Mitteilung des Unternehmens wie folgt zitiert:

“Aus diesem Feld können wir jährlich rund 20.000 Tonnen Öl produzieren. Das ist nicht nur wirtschaftlich attraktiv, sondern intensiviert zudem die heimische Ölförderung und leistet damit einen Beitrag zur Versorgungssicherheit Deutschlands mit Erdöl.”

Der Transaktion muss noch das LBEG als zuständige Bergbehörde zustimmen.

Zusätzliche Literatur:

Boigk, H.: Erdöl und Erdölgas in der Bundesrepublik Deutschland, Enke, Stuttgart 1981