Fündigkeit im Ölfeld Hankensbüttel
Eine der größten Erdöllagerstätten in Bezug auf das förderbare Gesamtvolumen befindet sich in Ostniedersachsen nahe der Ortschaft Hankensbüttel im Landkreis Gifhorn. Diese steht seit über sechs Jahrzehnten in Produktion und ist aufgrund von Konzessionsgrenzen in mehrere Teilfelder gegliedert. Seit über 20 Jahren fanden keine Bohraktivitäten im Ölfeld Hankensbüttel statt. Doch das änderte sich jüngst. Ob der Abschluss der Bohrung eine vorzeitige Weihnachtsbescherung für den Betreiber Deutsche Erdöl AG (DEA) mit Sitz in Hamburg ist, erfährt der Leser neben anderen Sachverhalten im folgenden Artikel.
Geschichte vom Ölfeld Hankensbüttel reicht ins Jahr 1954 zurück
Der Beginn der Ölförderung bei Hankensbüttel datiert in das Jahr 1954. Eine erste Fündigkeit ist mit der am 13.01.1954 abgeschlossenen Bohrung „Hankensbüttel-Mitte 1“ erzielt worden (Kartenserver des LBEG). Kurz darauf folgte die Entdeckung des Teilfeldes „Hankensbüttel-Süd“. Dieses wurde schließlich das produktionsstärkste der Teilfelder der an Dogger-beta-Sandsteine gebundenen Lagerstätte „Hankensbüttel“. Bis in die Gegenwart konnten aus dem Südfeld 12,5 Millionen Tonnen Erdöl gewonnen werden (DEA – Historie Hankensbüttel), aus dem gesamten Ölfeld Hankensbüttel mit den weiteren Teilfeldern „Mitte“, „Nord“ und „Ost“ waren es bis Ende 2017 ca. 15,1 Millionen Tonnen. Damit steht die Lagerstätte nach Rühle, Mittelplate/Dieksand, Bramberge sowie Georgsdorf an fünfter Stelle der kumulativen Produktion bezogen auf den Stichtag 31.12.2017 (Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2017).
Die Fündigkeit der Bohrung „Hankensbüttel-Süd 2“ war der Startschuss für die erfolgreiche bis heute anhaltende Ölförderung. Bereits im ersten Jahr konnten, bezogen auf das Ölfeld Hankensbüttel-Süd, 40.000 Tonnen aus 10 Bohrungen gewonnen werden. Bereits 1959 ist die 1-Millionen-Tonnen Marke überschritten worden. Es standen zu diesem Zeitpunkt 61 Bohrungen in Förderung. Die bisher letzten Bohrungen im Südfeld sind in den Jahren 1992 und 1993 niedergebracht worden. Es handelt sich hierbei um die „Hankensbüttel-Süd 94“ und „Hankensbüttel-Süd 95“. Beide befinden sich auf einem gemeinsamen Platz an der Südspitze der Lagerstätte gemeinsam mit einer anderen noch betriebsbereiten sowie weiteren verfüllten Bohrungen. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich nun ein neuer Bohrplatz. Die bislang letzte Bohrung im Gesamt-Ölfeld Hankensbüttel ist die „Hankensbüttel-Mitte 14“ aus dem Jahr 1996, die von ExxonMobil betrieben wird. Doch das hat sich jüngst geändert.
Zwei neue Bohrungen im Ölfeld Hankensbüttel-Süd
Anfang des Jahres 2018 gab die DEA bekannt, nach 25 Jahren zwei weitere Bohrungen im von ihr operierten Teilfeld „Hankensbüttel-Süd“ zwei weitere Bohrungen niederbringen zu wollen. Diese sollen einen Lagerstättenteil erschließen, der laut Ansicht des Unternehmens durch die bestehenden Bohrungen nicht optimal ausgefördert wird. Eine der neuen Bohrungen soll dabei als Producer (Förderer) fungieren, die andere, Fündigkeit vorausgesetzt, als Injektor, die mitgefördertes Wasser in die Lagerstätte zur Druckrestaurierung wieder einbringt und dabei das Öl zur Förderbohrung treibt. Detaillietere Informationen zum Vorhaben gibt es hier: Bohrung Hankensbüttel
Gegen das Vorhaben regte sich schnell Unmut, insbesondere als bekannt wurde, dass der Bohrplatz am inneren Rand des Wasserschutzgebietes Schönewörde errichtet wird. Insbesondere Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen strebten an, die Bohrungen zu verhindern. Dass seit mehr als 30 Jahren in unmittelbarer Nachbarschaft schadensfrei Erdöl gefördert wird, ist dabei geflissentlich ignoriert worden. Das soll an dieser Stelle nicht wieter ausgeführt werden. Wir verweisen in diesem Zusammenhang auf unseren Beitrag: Erdöl-Erdgasgewinnung und Trinkwasserschutz im Interessenkonflikt?
Inzwischen ist die Bohrung „Hankensbüttel-Süd 96“ fertiggestellt und ist auf das erwartete Öl gestoßen. Das berichtet AZ-Online in einem Artikel vom 12.12.2018. Obwohl der Lagerstättenbereich drucklos angetroffen wurde, ist die Bohrung dennoch sicherheitshalber mit einem Eruptionskreuz verschlossen worden. Grund sei die Förderung in der unmittelbaren Nachbarschaft. Deshalb favorisiere die DEA keine Tiefpumpe mit klassischem Pferdekopf-Tiefpumpenantrieb, sondern eine Tauchkreiselpumpe mit einer Tagesförderleistung von 100 Kubikmetern, so der AZ-Online-Bericht. Sowohl „Pferdekopfpumpen“ als auch Tauchkreiselpumpen werden gegenwärtig im Ölfeld Hankensbüttel eingesetzt, wobei letztere an der Erdoberfläche äußerst unauffällig sind.
Als nächster Projektschritt steht nun das Abteufen der Injektorbohrung an, die vom Bohrprofil aufwändiger sein wird. Anschließend wird der Erdölfund bewertet und es werden die Anlagen zur Erdölgewinnung installiert. Sollte alles wie gewünscht verlaufen, erhofft sich DEA eine Verdoppelung der gegenwärtigen Reinölproduktion von 45 Kubikmetern täglich auf etwas 100 Kubikmeter. Wir bleiben am Ball und wünschen dem Vorhaben ein bergmännisches Glück Auf!
Artikelfoto: ITAG-Rig 40 auf Lokation Hankensbüttel-Süd 96, Foto: D. U. Merten, bearbeitet von S.Arndt.