Gegner akzeptieren entlastende Untersuchungsergebnisse gegenüber Erdgasförderung nicht
Vor dem Hintergrund vereinzelter auch den Prüfwert von Industrieflächen übersteigender Quecksilberwerte im Umfeld von Erdgasförderanlagen, aber auch vor dem Hintergrund eines von Gegnern unterstellten Zusammenhangs zwischen Erdgasförderung und signifikant erhöhten Blutkrebsraten in der Samtgemeinde Bothel und der Stadt Rotenburg, erfolgten in den vergangenen zwei Jahren umfangreiche Schadstoffuntersuchungen. Diese an niedersachsenweit 200 Erdgasförderplätzen durchgeführten Untersuchungen fanden nun ihren Abschluss. Eine Gefährdung von Mensch und Umwelt konnte dabei nicht festgestellt werden. (Dazu folgt ein separater Beitrag).
Entlastende Ergebnisse werden von Gegnern der Erdgasförderung regelmäßig in Frage gestellt
Ob es die entlastenden Ergebnisse einer Langzeit-Luftuntersuchung im Auftrag des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) im Umfeld des zentralen Betriebsplatzes Söhlingen aus dem Jahr 2012 waren, oder eben auch aktuellere. Gegner der regionalen Erdgasförderung im Raum Rotenburg/Wümme (ROW) stellen diese regelmäßig in Frage bzw. weisen diese zurück. Begründet wird dieses Verhalten damit, dass die Untersuchungsmethoden, welche von zertifizierten Fachunternehmen durchgeführt werden, angeblich unzureichend wären. Es kann eben nicht sein, was nicht sein darf.
Stattdessen wird nicht bis wenig nachvollziehbaren Untersuchungsergebnissen irgendwelcher Umweltschutzaktivisten, die zudem häufig mit äußerst eigenwilligen Interpretationen ihrer Messergebnisse aufwarten, Glauben geschenkt. Das Fatale dabei: Während beispielsweise das entlastende Ergebnis der o.g. Langzeituntersuchung 2012 medial verschwiegen wurde (Das Verschweigen der Entwarnung), fanden die Untersuchungen von Umweltschützern breiten medialen Widerhall. Dem nicht genug: Die Interpretationen der Umweltschutzaktivisten wurden 1:1 übernommen (Grenzwertüberschreitende Quecksilberbelastungen angeblich vom LBEG verschwiegen. – Tatsachen sprechen eine andere Sprache).
Den bisherigen Gipfel bildete jedoch das öffentliche Anzweifeln der Ergebnisse einer zweiten Langzeitluftmessung ebenfalls im Auftrag des LBEG. Diese wurde in von Juli 2015 bis März 2016 durchgeführt und war umfassender gestaltet als die Messkampagne 2012. Wie in der 2012er Kampagne konnten auch mit der erweiterten Messung 2015/2016 keine außergewöhnlichen Schadstoffwerte ermittelt werden. Das Hauptaugenmerk lag dabei beim giftigen Schwermetall Quecksilber als natürlichem Bestandteil des in der Region gewonnenen Erdgases sowie den aromatischen Kohlenwasserstoffen Benzol, Toluol, Ethylbenzol und Xylole, kurz BTEX.
Entlastendes Ergebnis passt nicht? Dann muss weitere Kontrolle her!
Wie bereits im oberen Abschnitt erwähnt, werden entlastende Werte von Gegnern in Frage gestellt. Doch sei dem nicht genug, werden weitere Kontrollen gefordert. Wer die Kosten dafür tragen soll, findet in den Forderungen jedoch keine Erwähnung. Letzten Endes wird die öffentliche Hand belangt, also der Steuerzahler. Dass die Industrie nicht zur Kasse gebeten werden kann und darf ist insofern logisch, als dass es sich bei den angeführten Gefährdungen nicht etwa um reale handelt, sondern im Regelfall um unterstellte.
Jüngstes Beispuiel für die Nichtakzeptanz sowie im konkreten Fall auch eigenwillige Interpretation von Studienergebnissen ist die Reaktion einer Ärztegruppierung (Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Lokalgruppe ROW) um den Rotenburger Umweltmediziner Dr. Matthias Bantz.
Diese fordern aufgrund der Ergebnisse der Befragung der Bevölkerung zu erhöhten Blutkrebsraten in der Samtgemeinde Bothel laut Medienberichten (NDR sowie Kreiszeitung ROW) mehr bzw. stärkere Kontrollen der Erdgasindustrie. Dabei stellt sich die Frage: Warum? Schließlich hat die Befragung lediglich ergeben, dass es einen sehr schwachen Hinweis auf einen möglichen räumlichen Zusammenhang zu aktiven Erdgasförderungen gebe sowie einen deutlicheren zu (vermeintlichen) historischen Bohrschlammgruben auf bzw. am Rande des Samtgemeindegebiets (siehe dazu:Untersuchungsergebnisse zu erhöhten Blutkrebsraten in Bothel. Vermeintlich deshalb, weil sich inzwischen herausgestellt hat, dass 2 der 3 in die Bewertung einbezogenen Bohrschlammgruben keine sind. Sonstige Hinweise auf einen Zusammenhang zur aktiven Erdgasförderung (Arbeitsplatz) gab es laut Untersuchung nicht!
Dennoch fordert die Ärztegruppierung stärkere Kontrollen ausschließlich der Erdgasindustrie, nicht jedoch der Holzindustrie, bei der ein Zusammenhang zwischen Arbeitsplatz und zur erhöhten Erkrankungsrate erwiesen werden konnte, wenngleich nur ein Teil der Erhöhung damit erklärt werden kann. Hier ist eine eindeutige Voreingenommenheit und Vorverurteilung der Ärztegruppierung deutlich erkennbar. Dabei hat das Niedersächsische Landesgesundheitsamt bei der Präsentation mehrfach betont, dass es sich bezüglich der aktiven Erdgasförderung um schwache Hinweise handelt, welche im Bereich statistischer Unsicherheiten liegen. Diese Argumentation scheint die Ärzte nicht zu interessieren.
Stattdessen wird ein Forderungskatalog aufgestellt, der im zuvor verlinkten Artikel der Kreiszeitung nachgelesen werden kann. Dazu nur soviel: Die Forderung nach einer mindestens dreijährigen Messkampagne ist insofern absurd, als das bereits zwei mehrmonatige Kampagnen zu keinerlei negativem Ergebnis geführt haben. Eine Messkampagne über 36 Monate wird daran nichts ändern. Zur wiederholten Forderung eines „Fracking“-Moratoriums im Sinne des Vorsorgeprinzips fällt dem Verfasser nicht mehr ein als Folgendes: Dieses merkwürdige Prinzip konsequent angewendet, stünde weder eine Windkraftanlage noch eine Biogasanlage im Land. Anscheinend sind sogenannte „Erneuerbare Energien“ vom Vorsorgeprinzip ausgenommen.
Übliche Verdächtige abermals vor Mikrofon und Kamera
Im vorangegangenen Beitrag Untersuchungsergebnisse zu erhöhten Blutkrebsraten in Bothel schrieben wir:
Ferner ist zu erwarten, dass die Gegnerschaft die eher vagen Hinweise auf Bohrschlammgruben für ihre Zwecke benutzen wird, um weiterhin gegen die Erdgasförderindustrie ins Feld zu ziehen. Und: Bleibt die Rolle offizieller, teils öffentlich-rechtlicher Medien: Von diesen, insbesondere vom NDR, sind weitere skandalisierende Beiträge zu erwarten und das sehr wahrscheinlich im engen Schulterschluss mit den altbekannten Protagonisten wie Herrn Rathjens.
Es vergingen knapp zwei Wochen, und schon wurde unsere Vermutung bestätigt. Zwar war es nicht der NDR, sondern Radio Bremen (RB) und nicht etwa die übliche Verdächtige Alexa Höber vom NDR, sondern der für RB tätige Holger Baars. Vom Niveau her war also kein Unterschied zu erwarten und das liegt in der Berichterstattung der genannten Personen aus unserer Sicht unter der Erdoberfläche. Der Beitrag hat den vielsagenden Titel: Leben an der Bohrschlammgrube
Dieser Beitrag nimmt eindeutig Bezug auf die Untersuchungsergebnisse zu erhöhten Blutkrebsraten in der Samtgemeinde Bothel. Ort der ersten Szene ist die Fläche einer alten kommunalen Müllkippe, in die angeblich später auch Bohrschlamm eingebracht worden sein soll. Diese Müllkippe befindet sich am Ortsrand der Gemeinde Hemslingen. Bezeichnet wird sie in dem Beitrag nicht. Dabei war am 10.05.2017 bereits bekannt, welche angeblichen Bohrschlammgruben auf dem Gebiet der Samtgemeinde Bothel liegen.
Für den Ortsrand für Hemslingen kommt dabei nur die „Scheeßel Z1“ in Betracht. In diese wurde jedoch laut Angaben des Landkreises ROW überhaupt kein Bohrschlamm eingelagert. Diese Information kann mit einfacher Recherche anhand einer Pressemitteilung der ExxonMobil in Verbindung mit anderen Quellen jenseits der Erdgasindustrie leicht recherchiert werden. Hinzu kommt, dass in Hemslingen hinsichtlich einer Erhöhung der Blutkrebsrate keine Auffälligkeiten ermittelt werden konnten. Für das RB-Team um Holger Baars ist es jedoch einfacher, als Quelle Aktivisten der Bürgerinitiativen zu konsultieren. Oder es werden irgendwelche Bürger zu ihrer Meinung befragt, wie in Szene 2.
Diese zeigen sich besorgt anhand der Ergebnisse der Krebsuntersuchung. Diese würden einen möglichen Zusammenhang zwischen den Bohrschlammgruben aufzeigen und somit auch einen Zusammenhang zur Erdgasförderung durch „Exxon“. Nur diesen Zusammenhang zeigen diese Ergebnisse eben nicht auf und die historischen Bohrschlammgruben, so sie denn überhaupt welche sind, datieren aus den 1960er Jahren und haben mit der seit den frühen 1980er Jahren stattfindenden Erdgasproduktion rein gar nichts zu tun. Die seinerzeitigen Bohrungen waren 1. nicht fündig und zielten 2. auf ein anderes geologisches Stockwerk ab.
Gegen Erdgasförderung opponierende Ärztegruppierung unterstützt Vorverurteilungen
Dass der Normalbürger, der sich auf oberflächlich recherchierte und Aussagen verdrehende Medienberichte verlässt, sich besorgt zeigt, ist nachzuvollziehen. Dass aber Ärzte die teils offensichtlichen Fehldarstellungen unterstützen, lässt einen nur mit Erstaunen zurück.
In Szene 3 wird dann Vertreter der weiter oben bezeichneten Ärztegruppierung konsultiert. Darauf soll nicht weiter eingegangen werden, werden doch nur die aus Sicht des Verfassers völlig an den Untersuchungsergebnissen vorbeizielenden Forderungen wiederholt. In Bezug auf ein eingeblendetes Zitat aus einer Pressemitteilung von ExxonMobil zu den Untersuchungsergebnissen widerspricht der interviewte Kinderarzt Dr. Dembowski der Aussage und zielt in seiner Erwiderung am Zitat meilenweit vorbei. Weder wurde seitens ExxonMobil die Wissenschaftlichkeit der Studie in Frage gestellt, das Gegenteil dürfte der Fall sein, noch ist es richtig, dass aus der Studie ein wahrscheinlicher Zusammenhang zwischen aktiver Erdgasförderung und der erhöhten Krebserkrankungen abgeleitet werden kann.
Tatsächlich zeigte sich auf der letzten von vier Untersuchungsebenen diesbezüglich ein äußerst schwacher Hinweis. Das wurde, wie gesagt, bei der Präsentation mehrfach betont. Zumindest Holger Baars hätte an dieser Stelle stutzig werden müssen, war er doch auf der Veranstaltung zugegen. Doch vielleicht hat er nicht richtig zugehört und gedanklich schon an seinem Beitrag geschnitzt. Die vollständige Stellungnahme von ExxonMobil ohne des aus dem Zusammenhang gerissenen Zitates gibt es hier: Krebsfälle in der Samtgemeinde Bothel.
Zum anschließenden Intervie der RB-Moderatorin mit dem Landrat des Kreises ROW soll nicht weiter einngegangen werden. Dazu darf sich der Leser nach belieben ein eigenes Bild machen.
Abschließend soll auf den Artikel Rund um Erdgasförderplätze: „Gefahr ergibt sich bislang nicht“ der Rotenburger Kreiszeitung vom 11.05.2017 aufmerksam gemacht werden. Zu dessen Ende greift der Verfasser Michael Krüger ebenfalls die Nichtakzeptanz entlastender Ergebnisse seitens der Gegner der Erdgasförderung kurz auf.
Artikelfoto: Erdgasfördersonde “Preyersmühle-Süd Z1” in der Nähe von Rotenburg/Wümme, April 2017 © Steven Arndt