Halbstündige Desinformation zum „Fracking“ beim MDR Teil III
In einem sogenannten Feature versuchte der MDR-Kultursender „Figaro“ sich dem Thema „Fracking“ zu nähern (Fracking – Der zweifelhafte Weg zum Erdgas). Dass dieser Versuch misslungen ist, wurde in Teil I sowie Teil II einer ausführlichen Kritik am hier zu hörenden Feature erläutert. Denn inhaltlich wurde das Fracverfahren („Fracking“) kaum beleuchtet. Vielmehr enstand der Eindruck, dass die inländische Erdgasförderung diskreditiert werden sollte. Sämtliche Probleme der vergangenen vier Jahre, ob nun tatsächlich oder imaginär, die mit der Erdgasgewinnung zusammenhängen, wurden thematisiert.
Letztendlich enstand ein Beitrag der Autorin Heidi Mühlenberg, der an Desinformation und somit wahrheitswidrigen Behauptungen kaum zu überbieten ist. Das ist in den ausführlichen Teilen I und II der Kritik dargelegt worden. Damit sollte die kritische Beäugung des Features eigentlich beendet sein. Doch eine bis dato unbemerkte Darstellung des Features in Textform sowie auf der Seite zu sehende Verweise (Links) geben Anlass, noch einen dritten Teil anzufügen.
Wie bereits im Feature ist auch in der textlichen Zusammenfassung die mangelhafte Vorbereitung der Autorin erkennbar. Wurde im Hörbeitrag das Unternehmen ExxonMobil falsch mit „Exxon Mobail“ ausgesprochen (korrekte Aussprache hier zu hören), wird es in der Textform falsch mit „Exxon Mobile“ buchstabiert. Das ist sachlich allerdings nicht relevant, zeigt aber auf, dass sich Frau Mühlenberg mit dem Thema, für das sie ein halbstündiges Feature ers(p)onnen hat, nicht dezidiert befasst hat.
Das wird noch deutlicher in der textlichen Beschreibung des Features. So ist zu lesen:
Der neue Gesetzentwurf [Anm. SAR: zum „Fracking“, gemeint ist die Schiefergasgewinnung insgesamt] dürfte die Industrie freuen, denn er verleiht dem Verbot von Fracking „Hintertürchen zum Durchschlüpfen“.
Diese Behauptung ist, wie so viele des Features, der blühenden Phantasie von Frau Mühlenberg entsprungen. Die Industrie ist tatsächlich alles andere als begeistert von den geplanten Gesetzesverschärfungen, die jeglicher wissenschaftlichen Grundlage entbehren und die primär lediglich eine Folge des Protestes aufgrund des Lügenfilmes „Gasland“ sind. Der Dachverband der inländischen Erdöl-Erdgasindustrie (Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung e.V. (WEG)) äußert sich folgendermaßen:
„Die Sorgen der Menschen müssen wir ernst nehmen und arbeiten daher aktiv an der Weiterentwicklung der umwelt- und sicherheitsrelevanten Standards“, sagte Schmid. „Dies darf aber nicht dazu führen, dass eine bewährte Technik, die bereits seit Jahrzehnten in Deutschland problemlos eingesetzt wird, verteufelt wird.“
Im Feature wurden eingangs Fragen gestellt, die in dem halbstündigen Hörbeitrag nicht ansatzweise beantwortet worden sind. das lag daran, dass keine Fachleute gehört wurden, sondern fast ausschließlich die Meinungen/Ansichten von Gegnern wiedergegeben worden sind. Eine der Fragen, nämlich „Was verbirgt sich hinter dieser Methode zur Erdgasgewinnung?“ wird versucht zu antworten:
In bis zu fünf Kilometern Tiefe werden Horizontalbohrungen angelegt und dann die gasführenden Gesteine mit Hilfe von Wasser und Chemikalien aufgesprengt. Um das entstandene Gemisch an die Erdoberfläche zu fördern, muss es durch senkrechte Sammelrohre geleitet werden, die das Grundwasser bislang vor Verunreinigung schützten.
Das Gestein wir duch hydraulischen Druck „aufgesprengt“, also hydraulisch frakturiert. Dazu bedarf es außer einer Flüssigkeit, vorrangig Wasser, keiner Chemikalien. Die Chemikalien werden zu anderen Zwecken wie z.B. der Reibungsminderung die beigefügt.
Selbstverständlich wird das Grundwasser auch weiterhin und nicht nur bislang durch eine Mehrfachverrohrung der Bohrung geschützt. Das ist völlig unabhängig vom Fracprozess, der über eine Verrohrung im mehrfach verrohrten Bohrloch durchgeführt wird. Somit ist auch folgende Behauptung eine glatte Lüge, wie sich die Feature-Autorin auszudrücken pflegte:
Bohrtechnisch ist Fracking eine hohe Kunst. Tausend Bar Druck in kilometerlangem verschalten Röhren! In den USA wurden jedoch Fälle bekannt, bei denen die Bohrhülle dem Druck nicht standhielt. Giftiges Benzol und Methan traten durch die Risse aus und verseuchten das Trinkwasser.
Nun, der 1947 erstmals angewendete, 1949 patentierte und seitdem 2,5 millionenfach durchgeführte Fracprozess ist eine etablierte Standardmethode, wie z.B. Prof. Dr. Amro im Interwiew „Fracking? – Eine etablierte Standardtechnologie!“ bei Science Skeptical klarstellte. Es wurde zudem nirgendwo behauptet, dass die hohen Drücke beim Fracen, die mitnichten unbedingt 1.000 bar betragen, zu Brüchen der „verschalten Röhren“ geführt hätten. Eine Quellenangabe für diese Behauptung fehlt wieder einmal.
Währen all diese unwahren Behauptungen, ob nun im Feature selbst oder in der textlichen Einleitung nicht schon dreist genug, wird dem noch eins oben auf gesetzt:
Sie besichtigt Erdbebenschäden und verseuchte Äcker in Niedersachsen und sucht das Gespräch mit Vertretern Gas fördernder Unternehmen und Politikern.
Weder gibt es verifizierte Erdbebenschäden und schon gar keine verseuchten Äcker. Das ist aber nicht der springende Punkt. Dieser ist, dass Frau Mühlenberg angeblich versuchte, mit erdgasfördernden Unternehmen das Gespräch zu suchen. Das ist ihr nicht gelungen, denn im Feature kamen nur Gegner zu Wort, mit Ausnahme eines eingeschnittenen Interviewbeitrages mit Dr. Gernot Kalkoffen vo ExxonMobil Europe.
Abschließend ist anzumerken, dass die Linkliste rechts auf der MDR-Seite lediglich Verweise zu gegen-gasbohren.de, den Studien vom Umweltbundesamt sowie einer immerhin recht sachlichen Seite von „Spektrum der Wissenschaft“ (die Frau Mühlenber nicht gelesen hat) verlinkt sind. Hinzu kommt der grandiose Fauxpas, dass ein Link zu einer Karte mit der Bezeichnung „Google-Karte mit erlaubten Aufsuchungsgebieten für Schiefergas “ betitelt ist. Nach §7 Bundesberggesetz wird jedoch eine konkrete Bezeichnung des aufgesuchten Rohstoffes gefordert und somit dieser in Anträgen auch nicht benannt. Somit lässt sich für Aufsuchungerlaubnisse für Kohlenwasserstoffe nicht schließen, ob nun Erdöl oder Erdgas gesucht wird. Schon gar nicht ist es möglci, Rückschlüsse auf den lagerstättentyp zu ziehen.
Somit lässt sich feststellen, dass der MDR bzw. Frau Mühlenberg auch im Textbeitrag zum genannten Feature sich selbst treu geblieben ist. Fakten? Fehlanzeige! Ebenso Stellungnahmen von Fachleuten. Somit kam kein ausgewogener neutraler Beitrag, wie man ihn von einem öffentlich-rechtlichen Sender erwarten muss (!) zustande.