Keine neue Erdgasbohrung sondern Verfüllung der Stapel Z1

Vor etwas mehr als einem Jahr wurde bei der „Kreiszeitung Rotenburg“ ein Artikel veröffentlicht, in welchem darüber spekuliert wurde, ob neben der bestehenden, nicht fündigen Bohrung „Stapel Z1“ eine neue Bohrung angesetzt werden soll. In dem Artikel mit der Überschrift „Stochern im Dunkeln“ wurde aber auch erwähnt, dass der Betreiber, die ExxonMobil Production Deutschland GmbH (EMPG) plane, die Bohrung zu verfüllen.

Die einstige Teilfeldsuchbohrung “Stapel Z1″ wurde 1989/1990 am Nordwestrand des Erdgasfeldes Rotenburg/Taaken abgeteuft, konnte jedoch kein Erdgas nachweisen. Sie wurde im Anschluss lediglich teilverfüllt und als Versenkbohrung zur Lagerstättenwasserentsorgung getestet. Insgesamt wurden 43,5 m³ (entspricht zwei Tankwagen) versenkt. Quelle dieser Angaben ist die Seite der Bügerinitiative (BI) “Frack-loses Gasbohren im LK Rotenburg/Wümme”, die allerdings diese Menge unüblicherweise in Liter angibt, also mit einem 1.000-fach höheren Betrag.

Aufgrund der Tendenziösität des damaligen Artikels erschien dazu hier auf dem Blog der Beitrag „Kreiszeitung spekuliert über angeblich neue Erdgasbohrung“, in dem vor allem kritisiert wurde, dass der Autor Partei für die Gegner der Erdgasförderung ergreift. Das Auf-die-Seite-der Erdgasförderungsgegner-schlagen wurde vor allem im letzten Satz des Artikels deutlich:

Den Menschen in Stapel und Horstedt bleibt nur die bange Hoffnung, von weiteren Gasbohrungen (vorerst) verschont zu bleiben.

Seltsam, dass fast über 30 Jahre hinweg – bevor die Angstschürerei 2011 begann – die Menschen keinen Anstoß an der Erdgaserkundung sowie -förderung vor ihrer Haustür genommen haben. Doch plötzlich sollen Bohrungen auf Erdgas eine nichthinnehmbare Belastung darstellen? Sicherlich gab es an einigen Stellen im Zusammenhang mit der Erdgasgewinnung räumlich begrenzte Kontaminationen mit Schadstoffen, doch eine großflächige oder gar permanente Belastung konnten weder der Naturschutzbund Deutschland noch das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) nachweisen.

Doch jetzt nach etwa einem Jahr kommt Licht ins vermeintliche Dunkel und es wird klar, dass Redakteure besser beraten sind, sich auf offizielle Bekanntgaben zu stützen als auf Gerüchte, die sie aus der Bevölkerung aufschnappen und sich dabei schlimmstenfalls auf Aussagen von Anti-Erdgasförderungsaktivisten zu verlassen.

Denn inzwischen ist klar geworden, dass im damaligen Artikel einiges durcheinandergebracht wurde. So wurde seinerzeit der Bürgermeister Heinz Dieter Gebers des Ortes Horstedt folgendermaßen zitiert:

Ich habe von Exxon die Information bekommen, dass die alte Bohrstelle aufgegeben wird, weil sie nicht ergiebig ist. Und dass daneben eine neue Bohrstelle geplant ist.

Ins gleiche Horn stieß Klaus Dieter Szczesny, der für die Grünen im Horstedter Gemeinderat sitzt und offenbar als Sprecher der Bürgerinitiative Frackloses Gasbohren seit Jahren gegen die Erdgasgewinnung in der Region agiert:

Im Gemeinderat wurde bekanntgegeben, dass Exxon das Gasfeld durch eine zweite Bohrung erweitern will. Das ist nicht zu vermeiden. Die Industrie kann machen was sie will.

Dem widersprach die EMPG. Es sei geplant, die Bohrung aufzugeben, weil diese nicht fündig war, so deren Sprecher Klaus Torp im März 2014. Aber auch das LBEG hatte keine Kenntnis über eine geplante neue Bohrung. Es ist zudem fraglich, wie ein nichtexistentes Erdgasfeld um eine zweite Bohrung erweitert werden kann, wie von Herrn Szczesny behauptet.  Dessen Behauptung, dass die Industrie machen könne, wass sie wolle, ist schlichtweg unwahr und allein schon dadurch widerlegt, dass z.B. Anträge auf Fracmaßnahmen trotz unverändeter Gesetzeslage seit Jahren nicht genehmigt werden.

Sieben Monate nach dem Artikel bei der Rotenburger Kreiszeitung erschien ein weiterer, der sich dem Thema Erdgasförderung im Gebiet nordwestlich von Rotenburg/Wümme befasste. Dieser bekam die Überschrift „Wir wollen hier in Frieden leben“. Thematisiert wurde die anberaumte Aufgabe der Förderbohrung „Taaken Z1“, die ebenfalls von der EMPG betrieben wurde sowie eine eventuelle Neubohrung mit der Bezeichnung „Taaken Z3“ unmittelbar daneben.

Hier werden Parallelen zur Aussage des Bürgermeisters Gebers und von Herrn Szczesny deutlich. Doch beziehen sich diese auf eine vollkommen andere Lokation. Die Bohrung „Taaken Z1“ befindet sich zwar auch auf dem Gemeindegebiet von Horstedt, jedoch fast drei Kilometer südsüdöstlich der nichtfündigen Bohrung „Stapel Z1“. Wer letztenendes was durcheinandergebracht hat, ist unklar.

Damit bestätigt sich die zuvor getroffene Empfehlung, dass Redakteure besser beraten sind, sich auf offizielle Bekanntgaben zu stützen als auf Gerüchte, die sie aus der Bevölkerung aufschnappen und sich schlimmstenfalls dabei auf Aussagen von Aktivisten zu verlassen.

Denn als die Verfüllung der Bohrung „Taaken Z1“ anstand informierte die EMPG darüber (Verfüllung der Bohrung Taaken Z1), genauso wie über den Abschluss der Arbeiten (Bohrung Taaken Z1: Verfüllungsarbeiten abgeschlossen). Ebenso wurde über die inzwischen wohl abgeschlossene Verfüllung der Bohrung „Stapel Z1“ informiert (Verfüllung der Bohrung Stapel Z1).

Letzten Endes bestätigt sich wieder einmal, dass gegenwärtig Artikel/Beiträge in offiziellen Medien, die sich mit der Kohlenwasserstoffgewinnung, insbesondere Erdgas, befassen, mit äußerster Vorsicht zu genießen sind. Viel zu häufig wird spekuliert, anstatt sich an Fakten zu halten. Viel zu oft wird dabei die Meinung von Aktivisten für bare Münze genommen. Und quasi permanent werden vermeintliche „Experten“ konsultiert anstatt  die Expertise von Fachleuten einzuholen.